Es war ein Befreiungsschlag, an diesem 22. Oktober 2008, der Eintracht Frankfurt auch am Freitagabend gegen den Hamburger SV gut getan hätte. Die Stimmung im Stadion war frostig, laute „Funkel raus“-Rufe hallten durch das Oval, nachdem Maik Franz, der später ebenfalls das Adler-Trikot tragen sollte, in der 82. Minute den Karlsruher SC in Führung brachte. Doch dann gelang Benjamin Köhler zwei Zeigerumdrehungen der Ausgleich. Anfeuerungsrufe? Fehlanzeige! Im Pressebereich wurde schon alles vorbereitet, die Entlassung Funkels stand kurz bevor – und dann kam Ioannis Amanatidis. Der Grieche wurde wenige Minuten zuvor eingewechselt, tankte sich irgendwie durch die gegnerische Abwehrreihe durch und stocherte den Ball in der Nachspielzeit am perplexen Gäste-Keeper Markus Miller vorbei. Der Treffer ließ das Stadion wackeln – und tragischerweise auch das Knie des Angreifers. Ein Knorpelschaden, der ihm immer wieder zusetzen sollte, und eine lange Ausfallzeit waren die Folge.
Amanatidis, bekannt für seine langen Haare, den gepflegten Vollbart und einen unbändigen Willen, erlebte im Jahr 2011 ein trauriges und unwürdiges Ende bei den Hessen. Die „Rückrunde der Schande“ war auch ganz eng mit dem Namen des heute 34-jährigen und dem damaligen Coach Michael Skibbe verbunden. Die beiden Protagonisten fanden nur schwer zusammen – es ging im Sommer 2009 los, als der neue Trainer dem stolzen Hellenen die Kapitänsbinde abnahm und damit im Umfeld für große Verwunderung sorgte. Für Amanatidis war es der Beginn eines schleichenden Abstiegs vom Publikumsliebling zur unerwünschten Person. Der ehemalige Angreifer sagte im Gespräch mit dem Kicker: „Das war eine ganz komische Geschichte, die sich mir bis heute nicht erschließt. Urplötzlich kam der Verein auf mich zu und wollte meinen bis 2012 laufenden Vertrag auflösen.“ Der Grund? „Ich habe bis heute keine Ahnung.“
Amanatidis erlebte keinen schönen Abgang bei der Eintracht, für die er in 140 Bundesligapartien 42 Treffer erzielte und 13 vorbereitete. Ein Weiterspielen kam trotz diverser Angebote, zum Beispiel von PAOK Saloniki, nicht mehr in Frage. Die getroffene Entscheidung bereut Amanatidis, der nach seiner Karriere Geld in Mode (iam-exposure) und Gastronomie investiert hat, nicht. Im Gegenteil: Der nächste ambitionierte Plan ist bereits geschmiedet: „Ich wollte schon immer Trainer werden. Jetzt geht es in die heiße Phase.“ Den A-Schein habe er bereits erworben, „zudem bei ein paar Vereinen hospitiert. Im Sommer gehe ich dann die Fußballlehrerlizenz an.“ Seinen Lebensmittelpunkt Thessaloniki wird er dafür nicht verlassen. Köln habe zwar weltweit einen besonderen Ruf zu bieten, was die Ausbildung angehe. Dennoch gebe es keinen großen Unterschied, „die Inhalte sind ja von der UEFA vorgegeben.“
Der ehemalige Stürmer verfolgt die Bundesliga weiterhin sehr genau. Er hat die Zeit bei den Hessen nicht vergessen – es war die intensivste und spannendste Phase, die der Ex-Profi erlebte. Der VfB Stuttgart galt als Heimatklub freilich auch als etwas Besonderes, aber emotionaler war die Bindung zur Mannschaft am Main. Amanatidis konnte nach dem unglücklichen Ende in Frankfurt vor zwei Jahren Frieden schließen, da traf er sich mit Heribert Bruchhagen: „Wir haben uns ausgesprochen – es ist alles okay.“ Kehrt er in ferner Zukunft womöglich sogar als Trainer zurück? Er möchte nichts ausschließen: „Wer weiß… Jetzt muss ich erst einmal meine Lizenz erwerben, dann bin ich offen für alles.“
5 Kommentare
Es wird ja immer besser..... :D
Darüber kann ich doch nur herzlich schmunzeln.
Prima für AMA , doch im Moment haben wir grössere Probleme
Hallo,
eine kurze berichtigung das war am 22. Oktober 2008.
MfG
Klar ist Ama eine Alternative, besser als Veh zu sein ist leicht, einfach mal die schnauze halten und Nummer 9 muss immer spielen.
@adler1899: Vielen Dank, das stimmt natürlich und wurde korrigiert! :)
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