160mal ließ Bernd Hölzenbein in seiner Zeit von 1967 bis 1981 bei Eintracht Frankfurt das Netz der Gegner wackeln. Auf Platz 2 folgt mit 141 Toren Bernd Nickel, auf dem 3. Rang Kultspieler Jürgen Grabowski mit 109 Treffern – und dann kommt schon der “Torzopf”, wie ihn die BILD in dieser Saison getauft hat, Alex Meier. Der Goalgetter der Frankfurter hat das, was man einen Lauf nennt. 19 Treffer in 24 Partien, wovon er nur 22 von Beginn an bestritt, sind Rekord in der Geschichte der Eintracht. Und ein Ende ist nach dem 75. Bundesligator in der Partie gegen den SC Paderon (4:0) nicht in Sicht. Auch wenn sich Meier nicht zutraut, die Kanone zu gewinnen – der Rekord von Hölzenbein, in der Saison 1976/77 26mal erfolgreich, wackelt erheblich. Behält der Fußballgott den aktuellen Schnitt (0,87 Tore pro Spiel) bei, landet er letztendlich bei insgesamt 27 Saisontoren.
Es wäre die Krönung für den Mann, den im Sommer 2011 viele Fans am liebsten noch vom Hof gejagt hätten. Die Hessen waren nach einer schlimmen Rückrunde, mit sieben Treffern und acht Punkten, in Dortmund endgültig abgestiegen, der Club lag in Trümmern und Meier war für viele – zusammen mit Patrick Ochs und Benny Köhler – das Gesicht für diesen Niedergang. Doch statt einer Flucht, gab es die unerwartete und nie für möglich gehaltene Auferstehung. Knapp zwei Monate nach dem Abstieg begann die Saison der Adler in der 2. Bundesliga bei der SpVgg Greuther Fürth. Am Ronhof lag die Eintracht zur Pause mit 0:2 zurück, dann aber fing für den Mann mit der Nummer 14 die neue Spielzeit an. Dank eines Doppelpacks und einer Vorlage für Karim Matmour wurde das fast verloren geglaubte Spiel noch gedreht (3:2). Mit 17 Treffern und 8 Vorlagen sorgte der Torjäger mit vielen tollen Leistungen dafür, dass im Mai 2012 der Wiederaufstieg gefeiert werden durfte. Seit diesem Moment läuft es bei Meier und der Eintracht wieder rund: 43mal jubelte der “Lange” in seinen letzten 77 Bundesligaspielen (31mal “nur” in den vorangegangenen 150 Bundesligapartien). Es ist ein absoluter Topwert, für einen Spieler, dessen Position auf dem Feld bis heute noch nicht richtig definiert werden kann. Ist er ein Stoßstürmer? Ein hängender Angreifer? Oder doch ein offensiver Mittelfeldspieler? Bei einer Sache hingegen sind sich alle einig: Er weiß, wie er die “Murmel” über die Linie zu drücken hat.
Nicht umsonst nahm Meier die Entwicklung vom “Buh-Mann” zum “Fußballgott” innerhalb weniger Jahre – so etwas gab es, wenn überhaupt, noch in München bei der Personalie Arjen Robben. Dem Holländer wurde 2012 das verlorene Champions-League-Finale “dahoam” angekreidet, ein Abgang erschien nicht mehr ausgeschlossen. Nur ein Jahr später war er mit seinem 2:1 Siegtreffer im “deutschen Champions-League-Finale” in Wembley der Held schlechthin. Meier weiß, wie es sich anfühlt, wenn man ausgepfiffen wird, sich unerwünscht fühlt. Nur die wenigsten erinnern sich aktuell noch an diese Zeit – und das ist auch gut so. Heute fiebern lieber alle mit dem “Torzopf” mit. Gewinnt ausgerechnet der, der sich nach eigener Aussage keine großen persönlichen Ziele setzt, die Kanone? Wird der Amerikafan der erste Torschützenkönig nach Anthony Yeboah im Jahr 1994? Und fällt die Rekordmarke von “Holz”? “Ich bin guter Dinge, dass Alex meinen Rekord packt. Und ich gönne es ihm. Denn er ist ein Super-Typ! Und mit jedem Tor hilft er ja der Eintracht“, hätte der Scout, der sich bei BILD äußert, keine Probleme mit dem Verlust dieser Bestmarke. An der vereinsinternen Rekordtorjägerliste aber wird der “Fußballgott”, altersbedingt, nicht mehr rütteln können. “Das wird schwierig. Aber die 26 in dieser Saison sind machbar. Er hätte ja mit etwas Glück gegen Paderborn sogar ein zweites machen können.”
Während Meier von allen Seiten gefeiert wird, bleibt er, wie gewohnt, bescheiden. Nach der bitteren 2:4 Niederlage in Köln vor einer Woche hob der gebürtige Niedersachse mahnend den Finger, sagte dem drohenden Abstiegskampf noch nicht “adieu”. Nach bald 11 Jahren Eintracht Frankfurt weiß Meier nämlich, dass sich der Verein durch eine konstante Unkonstanz auszeichnet. 20 von 42 möglichen Zählern holten die Hessen gegen die Vereine ab Rang 10 – 14 davon zuhause. Vor allem in der Fremde krankt es immer wieder, brechen die Hessen regelmääßig ein. Nicht umsonst warnt der Torjäger auch vor der Partie am kommenden Samstag beim Tabellenletzten, dem VfB Stuttgart: „Nach den letzten Erfahrungen wäre ich da schon mit einem Punkt zufrieden.” Es wäre zumindest nach den schlimmen Pleiten in Freiburg, Mainz und Köln (0 Punkte, 4:11 Tore) ein kleines Zeichen. Und vielleicht auch ein erster Schritt hin zu einer gewissen Konstanz.
5 Kommentare
Ich würde mal behaupten, als erstes war mal M.Skibbe das Gesicht diese Niedergangs 2011, mit seinem sturen Festhalten an seiner Einstürmertaktik mit dem griechischen Egoisten.
Ich fand damals, AMFG konnte am wenigsten dafür. Ähnlich sah ich das bei Benny Köhler.
AMFG ist trotzdem geblieben um den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen.
P. Ochs hat es damals ja vorgezogen, des Geldes wegen seinen Karierekarren in den Dreck zu fahren. Hauptsache die Kohle stimmt.
Irgendwie seltsam, AMFG hat uns da unten wieder rausgeschossen, nach Europa geschossen, letzte Saison in der 1. Liga gehalten und diese Saison schenkt er uns evtl den ersten Frankfurter Torschützenkönig seit über 20 Jahren.
Trotzdem motzen immer noch so viele über ihn rum, wenn er mal ein "weniger auffälliges" Spiel macht oder kein Tor schießt. Unfassbar!
Dafür soll vielleicht der Ochs mit 30 wiederkommen, nachdem er sich damals in einer der schwärzesten Stunden vom Acker gemacht hat...ich weiß nicht.
Der eine wurde zum Depp, der andere zum Gott.
Alex Meier ist Eintracht.
AMFG !!!
"Reden ist Silber - Schweigen ist Gold ! " und wir genießen !
Danke und weiterhin Alles Gute, Alex !
Für Dich, Für die SGE, für uns.
@Redaktion: Kleiner Hinweis: Bernd Nickel hat 141 Tore, und Grabowski hat 109 Tore geschossen. Nur so als Hinweis. ;) Ansonsten weitermachen wie bisher auf dieser Seite. :)
Ich denke, und hoffe, daß Meier den Torrekord schafft, auf jeden Fall hat er gute Chancen, Torschützenkönig zu werden, auch wenn er das selbst nicht so sieht.
Kaum ein Spieler hat es so sehr verdient wir er...hoffentlich kann er sich die super Saison mit dem "Titel" krönen :-)
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