Eine Szene mit Folgen: Ioannis Amanatidis musste nach einer Tätlichkeit mit Rot vom Platz.
Eine Szene mit Folgen: Ioannis Amanatidis musste nach einer Tätlichkeit mit Rot vom Platz.

Es ist die Bundesliga-Saison 2003/2004. Nach ihrem Sensationaufstieg im Vorjahr (6:3 gegen Reutlingen) geht die finanzschwache Frankfurter Eintracht als Abstiegskandidat Nummer eins in die Serie und versucht – unter anderem mit der Reaktivierung Andreas Möllers – den Ligaverbleib zu realisieren. Das Jahr verläuft trotz aller Mühen wie von den Experten vorhergesagt und sieht die Eintracht permanent im Tabellenkeller. Im Herbst 2003 übernimmt Heribert Bruchhagen das Amt des Vorstandsvorsitzenden, an der schwachen Hinrundenbilanz mit nur zwölf Zählern kann allerdings auch der neue Chef nichts ändern. In die Rückrunde startet die Mannschaft von Trainer Willi Reimann mit den Neuzugängen Ioannis Amanatidis und Ingo Hertzsch dann jedoch optimal und sammelt zunächst elf Punkte aus fünf Spielen. Diese Konstanz bekommt die Eintracht in der Folge allerdings nicht mehr auf den Platz und verliert beim Auswärtsspiel in Dortmund (0:2) sogar ihren Trainer, nachdem dieser gegen den vierten Offiziellen handgreiflich geworden war. Es war die Geburtsstunde des bis heute noch legendären „Container-Willis“. Bei den Fans wegen seiner äußerst defensiven Spielweise ohnehin schon in Ungnade gefallen, verlor Reimann durch seinen Aussetzer im Westfalenstadion auch bei seinen Spielern zusehends an Ansehen. Am 28. Spieltag reist mit dem SV Werder Bremen die überragende Mannschaft der Saison ins erst zur Hälfte fertiggestellte neue Waldstadion. Für beide Teams zählt im Vorfeld nur ein Sieg: Die Eintracht braucht dringend Zähler gegen den Abstieg und Bremen will auf dem Weg zum Titel weiter punkten.

Ingo Hertzsch musste gegen Bremen verletzt vom Feld.
Ingo Hertzsch verließ gegen Bremen verletzt das Feld.

Die Bilanz im Vorfeld sprach nicht für die Gastgeber. Drei Niederlagen in Serie ohne eigenes Tor machten die Hessen gegen die Hanseaten zum krassen Außenseiter. Dennoch stellte Reimann, der in dieser Partie letztmals vom Baucontainer aus zusehen musste, seine Elf etwas offensiver als sonst auf. Zu Beginn der Begegnung lauerte die Eintracht auf Konter und fuhr damit zunächst ganz gut. Bremen fand kein Mittel, Frankfurt setzte Nadelstiche. Vor allem Henning Bürger auf der linken Außenbahn wusste in den ersten 45 Minuten zu gefallen. Den ersten richtigen Aufreger in einem umkämpften Spiel gab es dann kurz vor der Pause. In der 42. Spielminute grätschte Bremens Ümit Davala Amanatidis rüde an der Außenlinie um, was eine Rudelbildung zur Folge hatte. Beide Streithähne tauschten leichte Kopfstöße aus, woraufhin Davala theatralisch zu Boden ging und so einen Platzverweis für Frankfurts besten Stürmer provozierte. Der Türke selbst wurde von Schiedsrichter Jürgen Jansen nach dieser Szene ebenfalls zum Duschen geschickt. Als sich die Szenerie nach Wiederbeginn beruhigt hatte, erwischte die SGE den besseren Start. Der wieder einmal als Stürmer aufgebotene Du-Ri Cha unterstrich mit zwei kläglich vergebenen Chancen jedoch abermals, dass er in vorderster Reihe falsch aufgehoben war. Gut 20 Minuten vor Schluss verlor Frankfurt mit Ingo Hertzsch nach Amanatidis auch die zweite der beiden bärenstarken Winterverpflichtungen. Der Verteidiger prallte unglücklich mit Ailton zusammen und musste mit einem doppelten Nasenbeinbruch vom Platz. Für ihn kam Routinier Uwe Bindewald, der bei einem Konter in der 79. Minute Nelson Valdez nicht folgen konnte. Kurz vor dem Strafraum zog schließlich Alexander Schur die leichte Textilbremse. Valdez nahm das Angebot an, stürzte spektakulär in den Sechzehner und ergaunerte den Gästen somit einen Strafstoß. Valerien Ismael trat an und versenkte trocken zum 0:1 (80.).

Reimann ordnete nun vom Container aus zwei Wechsel an, brachte aber weder Markus Beierle noch Nico Frommer. So versuchte die Eintracht in der Schlussphase ohne gelernten Stürmer gegen den Spitzenreiter die Wende zu schaffen, was trotz dreier guter Freistoßchancen von Erwin Skela nicht mehr gelang. Für die Frankfurter war die vierte torlose Pleite in Folge perfekt. Amanatidis wurde zwei Spiele gesperrt, Hertzsch fiel verletzt gleich vier Wochen aus. Am Ende waren das in der entscheidenden Phase der Saison zu viele Rückschläge. Mit einer 1:2-Niederlage am 34. Spieltag beim Hamburger SV war der dritte Frankfurter Bundesliga-Abstieg besiegelt. Reimann musste gehen und Frankfurt startete einen erfolgreichen Neuanfang in Liga zwei. Es begann die Ära Friedhelm Funkel, der gleich in seinem ersten Spiel ein Tor eines gewissen Alexander Meiers bejubeln durfte …

Tor: 0:1 Valerien Ismael (80./FE).
Besondere Vorkommnisse: Rote Karten gegen Ioannis Amanatidis (42./Frankfurt) und Ümit Davala (42./Bremen).

Eintracht Frankfurt: Nikolov – Günther, Hertzsch (73. Bindewald), Chris, Bürger, Preuß, Schur, Kreuz (83. Dragusha), Skela, Cha (81. Lexa), Amanatidis.

Werder Bremen: Reinke – Davala, Ismael, Krstajic, Stalteri, Baumann, Lisztes, Ernst, Micoud (55. Borowski), Ailton (71. Charisteas), Klasnic (55. Valdez).

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5 Kommentare

  1. HalloTobias, kannst du bitte auch mal auf motivierendere Ereignisse zurückschauen? Erst ‚Debakel in Dortmund leitet den ersten Abstieg ein‘ und jetzt wieder eine verlorene Partie aus einer Abstiegssaison.

    Glauben und Siegen!

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  2. Dunkle Wolken ziehen über Frankfurt auf, dichter Nebel (the fog) wabbert über der Commerzbank-Arena….kein Entrinnen. 😀
    Wenn ich das so lese haben wir das Spiel gegen Werder bereits schon verloren und steigen dannach sofort in die 2. Liga ab. Morgen ist nur ein Fussballspiel, zugegeben ein sehr Wichtiges, und das beginnt mit 0:0. Möge der Bessere gewinnen…Forza Eintracht!

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  3. @wutzespeck

    Das habe ich mir auch gedacht, aufbauend ist das wirklich nicht. Negative Stimmung eben 🙁

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  4. Dann hier nochmal was Positives:
    Von den letzten 10 Spielen gegen Bremen konnten wir 5 mal gewinnen. Außerdem 4mal unentschieden spielen und haben nur ein einziges Duell verloren.
    Außerdem konnte die Eintracht ihren zweithöchsten Bundesliga-Sieg der Vereinsgeschichte gegen Bremen einfahren (14.11.1981; 9:2). Torschützen: 3 x Borchers; Nachtweih, Nickel und Cha je 2x
    Die Wettanbieter trauen der Eintracht ausnahmslos eher den Sieg zu als den Bremern. Quoten im Schnitt: 2,2 auf Eintracht zu 3,2 auf Bremen.
    Gegen keinen anderen Verein gewann die Eintracht in der Bundesliga häufiger als gegen Bremen.
    Frankfurt verlor die letzten vier Spiele – Armin Veh verlor noch nie mit einem Bundesliga-Team fünf Mal hintereinander.

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