Gehen mit großem Respekt in die Relegation gegen Nürnberg. Hübner (li.) und Kovac (re.).
Gehen mit großem Respekt in die Relegation gegen Nürnberg. Hübner (li.) und Kovac (re.).

Jetzt heißt es also am Donnerstag und Montag Nachsitzen für die Spieler von Eintracht Frankfurt. Der späte Gegentreffer vom Bremer Papy Djilobodji hielt die Hessen auf ihrem Weg zum Wunder direkter Klassenerhalt auf. „Es ist natürlich eine Enttäuschung“, gab Lukas Hradecky am Sonntag zu. Die Mannschaft – so die Forderung des Torhüters – müsse sich jetzt zügig sammeln und die Enttäuschung abschütteln. Mit dem 1. FC Nürnberg wartet ein unangenehmer Gegner, der am 34. Spieltag noch einmal seine Kräfte mobilisierte, gegen den SC Paderborn mit 1:0 gewann und sich so nicht nachsagen lassen kann, negativ in den Abstiegskampf der 2. Bundesliga eingegriffen zu haben. Doch wer ist diese Mannschaft, die vom Schweizer René Weiler trainert wird, überhaupt?

Der Club zeigte sich nach wackeligem Saisonstart extrem stabil und startete plötzlich durch, sammelte in 14 Partien 38 von 42 Zählern und träumten kurzzeitig sogar vom direkten Marsch in die 1. Bundesliga. Eine bittere 1:2-Niederlage im heimischen Grundig Stadion am 29. Spieltag gegen den damals in der Tabelle noch abgeschlagenen Letzten, den MSV Duisburg, brachte die Mannschaft dann etwas aus der Spur. Nürnberg holte nur noch neun Zähler aus den letzten sechs Partien, konnte allerdings die letzten beiden Begegnungen siegreich gestalten. Dennoch sieht Weiler seine Mannschaft ganz klar in der Position des „Underdog“, die Rollen seien klar verteilt vor dem Aufeinandertreffen der beiden Traditionsmannschaften.

Die Hessen müssen allerdings aufpassen. Die Nürnberger stellen eine physisch starke Mannschaft, die sich auch von hohen Rückständen in dieser Spielzeit nicht aus der Ruhe bringen ließ. Mit Even Hovland (1,90 m), Dave Bulthuis (1,90) und Georg Margreitter (1,86 m) hat Weiler vor dem erfahrenen Torhüter Raphael Schäfer drei große und durchaus zweikampfstarke Innenverteidiger zur Verfügung. Komplettiert wird die mit 41 Gegentreffern nicht immer stabil wirkende Viererkette vom Ex-Kölner Miso Brecko auf rechts und dem vierfachen rumänischen Nationalspieler Laszlo Sepsi auf links. Die beiden Akteure stehen vor allem für defensive Stabilität und schalten sich nur sehr dosiert (zusammen kommen die beiden Außenverteidiger auf fünf Vorlagen) nach vorne ein.

Die große Stärke der Clubberer liegt in der flexiblen Offensivabteilung. Guido Burgstaller kommt mit viel Tempo häufig über den Flügel und überzeugt – trotz gelegentlicher fußballerischer Schwächen – mit seiner großen Treffsicherheit. Der Österreicher erzielte 13 Tore und bereitete neun weitere vor. Nicklas Füllkrug war der Mann, der häufig von den Assists seines Kollegen profitierte. Der Goalgetter mit der markanten Zahnlücke durfte 14mal jubeln und zeigte sich sechsmal mannschaftsdienlich als Vorbereiter. Komplettiert wird das Team, das insgesamt 68mal traf, von den Flügelspielern Tim Leibold (4 Tore, 2 Assists), Danny Blum (4 Tore, 8 Vorlagen) und den zentralen defensiven Mittelfeldakteuren Hanno Behrens (5 Tore) und Kevin Möhwald (1 Tor). Bitter ist vor allem der langzeitige Ausfall von Eigengewächs Patrick Erras. Der 1,96 Hüne führte 16 Spiele lang Regie, traf fünfmal – und verletzte sich dann im März schwer, fällt seitdem mit einem Kreuzbandriss aus.

Können die Frankfurter ihre bislang so positive Serie in Relegationsspielen weiter ausbauen? 1983/84 mussten die Hessen erstmals in den „Alles-oder-Nichts-Spielen“ gegen den MSV Duisburg antreten. Nach einem souveränen 5:0-Hinspielerfolg im Wedaustadion langte fünf Tage später ein diskreter Auftritt vor heimischem Publikum zu einem 1:1. Etwas knapper sollte es 1988/89 werden. Nach dem im Juni 88 erreichten Pokalsieg wollte die Eintracht auch in der Bundesliga durchstarten. Doch Starspieler Lajos Detari, der den Klub gegen den VfL Bochum noch zum bislang letzten Titel der Vereinsgeschichte schoss, verließ kurz vor knapp noch den Verein für rund 10 Millionen Mark (ca. 5 Millionen Euro) in Richtung Olympiakos Piräus.

Nach eine schwierigen Spielzeit standen zwei unangenehme Spiele gegen den 1. FC Saarbrücken auf dem Programm. Die Frankfurter legten dank Treffer von Jörn Andersen und Manfred Binz vor rund 40.000 Zuschauern im Waldstadion vor. Der hart umkämpfte Heimsieg musste wenige Tage später mit allen Mitteln im Ludwigspark verteidigt werden. Ein Spieler schoss sich dabei ins Blickfeld der Eintracht: Anthony Yeboah. Der Ghanaer, der anschließend an den Main wechselte und dort noch immer Kultstatus besitzt, traf zweimal und ließ die Hessen mächtig zittern – jedoch langte es dank eines Freistoßtreffers von Frank Schulz zu einer Niederlage, die dem Klub nicht mehr weh tat. Mit einem blauen Auge davon gekommen – es wäre eine Schlagzeile, die die Eintracht auch gerne als Aufmacher in den Medien am Montagabend lesen würde. Doch vorsicht: Auch der Club hat gute Erfahrungen in der Relegation gemacht und seit der Wiedereinführung 2008 alle vier Begegnungen – gegen Energie Cottbus (3:0/2:0) und den FC Augsburg (1:0/2:0) – ohne Gegentor gewonnen. Die Frankfurter sind gewarnt und auf zwei schwierige Partien eingestellt!

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6 Kommentare

  1. Starker Kommentar Chris, schreibe nachher nochmal ausführlicher. Einen Spieler bei Nürnberg würde ich noch erwähnen und zwar Kerk. Sauschneller Mann, Typ Heller, der auf der Aussenbahn mächtig Betrieb macht. Für ihn gilt im Grunde genommen dasselbe wie für Heller im Darmstadt Spiel (was man leider nicht gut gemacht hatte), ihm darf man keinen Raum geben, sonst wird es schwer ihn wieder einzuholen.

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  2. @olga: Das stimmt – es ist allerdings noch unsicher, ob er gegen uns spielen wird, er hat noch immer Achillessehnenprobleme. Wäre gut für die Eintracht, wenn er nicht auf unsere – ich nenne es mal netterweise – „hüftsteifen“ Außenbahnspieler zurennen würde…

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  3. „Hüftsteif“ ist ein viel zu selten gebrauchter Begriff in der Beschreibung von Spielern, dabei zählt es zu meinen erklärten Lieblingsphrasen, ähnlich wie „sein Freund ist nicht aus Leder“. Kannst Du ja auch mal wieder einstreuen, Christopher 😉

    An das Gruselspiel in Saarbrücken habe ich irgendwie ganz ungute Erinnerungen. War der Freistoß von Schulz nicht die unsere einzige Torchance im Spiel? Ich meine ja…. Ähnliches gelang ihm bekanntlich im Pokalhalbfinale in Bremen 1988, wo wir genau einmal in der gegnerischen Hälfte vorstellig wurden, nämlich beim 0:1 – Siegtor. Ist übrigens m.E. die letzte Heimniederlage von Bremen im Pokal bis heute(!).

    Schade, dass es Samstag nicht gereicht hat. Jetzt müssen wir aufpassen, dass wir nicht den vom FSV „freigemachten“ Platz einnehmen.

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  4. Wie schon gesagt, dass wird eine superenge Kiste. Entscheidend ist, dass wir mit einer anderen Mentalität in das Spiel gehen und entscheidend hier vor allem sein, ob wir den Hebel von „nur nicht verlieren“ auf „gewinnen wollen“ einfach so umstellen können.

    Denke wir haben uns mit der Spielweise der letzten beiden Partien keinen Gefallen getan und der Sieg gegen Dortmund wurde nicht aufgrund der „starken Defensive“ erzielt, sondern durch den Faktor Zufall.

    Gegen Nürnberg müssen wir nun den Hebel umstellen und das wird nötig sein, denn die Nürnberger sind so schlecht nicht. Das ist eine kampfstarke Truppe, die zudem über einige gute (nicht überragende) Fußballer verfügt. Weiler hat es geschafft, das Maximum aus den vorhandenen Mitteln zu holen und hiermit viel erreicht. Er ist ein cleverer Trainer und wir müssen definitiv ans Maximum gehen.

    Was Meier angeht, so würde ich ihn bringen wenn der Gegner müde ist, also in der zweiten Halbzeit.

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  5. Schöner Clip… der Typ mit der 9 bei den Blau-Schwarzen, den würd ich holen. Scheint mir zu wissen, wo die Bude steht… 😉

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  6. @Olga: Der Schlüssel ist in der Tat, von Defensive auf Offensive umzuschalten. Die Spieler dafür haben wir. Und ich hoff und denke, das Kovac das auch tun wird. Auch wenn er sicher nicht die Defensive vernachlässigen wird.

    Bei Meier bin ich mir nicht sicher. Normalerweise würde ich ihn auch später bringen, wenn die schon müde werden. Auf der anderen Seite ist er als Anspielstation wichtig ( für mich einer wenn nicht sogar der ballsicherste bei uns ) und tut sich nach Einwechslungen schwer.

    Schnelle Spieler auf außen sind nicht gut für uns, da wir da am ehesten verwundbar sind. Ich hoffe mal, das es da keine Probleme gibt. Im Mittelblock finde ich es beruhigend, das wir die Qual der Wahl haben ( Russ, Abraham, Zambrano ) .

    Ich brenn auch schon auf Donnerstag

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