Ein bewegender Moment für die Eintracht : Trainer Niko Kovac setzt seine Unterschrift in das goldene Buch der Stadt Frankfurt!

Als Deniz Aytekin nach 94 hart umkämpften Minuten die Pfeife in den Mund nahm und die Begegnung zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund beendete, fielen die Spieler auf den Rasen – müde, kraftlos und mit der Erkenntnis, den großen Traum nicht erreicht zu haben. Der BVB hatte mit 2:1 gewonnen, die Reise nach Berlin endete mit einer großen Enttäuschung, wie auch Marco Russ beim Bankett spät am Abend gegenüber dem „hr-sport“ zugab: „Das ist einfach bitter. Ich bin gerade leer im Kopf.“ Doch erst in der Niederlage zeigt sich die wahre Größe einer Mannschaft – und vor allem die, des Anhangs. Ãœber 20.000 Fans erhoben sich von ihren Plätzen und spendeten dem Team zunächst aufmuternden Applaus. Als die Mannschaft dann die noch immer prall gefüllte Ostkurve erreichte, zückten die Fans ihre Schals oder Fahnen und feierten das großartige Erlebnis zusammen mit den Spielern. „Im Herzen von Europa“ schallte es aus den kräftigen Kehlen in das weite Rund hinein, der „Eintracht-Walzer“ wurde ebenfalls angestimmt, die Akteure ließen sich anstecken und schunkelten mit.

Es waren bewegende und emotionale Szenen, die Trainer Niko Kovac mit großem Stolz zurückließen. „Wenn unsere Fans nach dem Spiel den Verlierer feiern, dann zeigt das, was die Mannschaft in dieser Saison geleistet hat und die Symbiose zwischen Mannschaft und Fans groß ist. Ich hoffe, dass das so weitergeht“, sagte der sichtlich berührte Kroate. Timothy Chandler zollte ebenfalls großes Lob: „Die Fans haben auf den Rängen gegen Borussia Dortmund gewonnen!“ Von Beginn an gaben die Anhänger – lautstark angeheizt von Tankards Kultsong „Schwarz Weiß wie Schee“ (oder doch Schnee? – Ein noch immer ungelüftetes Geheimnis) – Vollgas, die Choreographie, für die eigens T-Shirts und Fahnen hergestellt und an alle verteilt wurden, sorgte für große Faszination bei eigenen, gegnerischen und neutralen Zuschauern. Kapitän Alex Meier bedankte sich dafür: „Die Unterstützung war einfach nur Wahnsinn!“

Stolz schwingt überall mit

Egal, wer nach der Niederlage auch befragt wurde – das so starke Wort „Stolz“ schwang überall mit. Vorstandsmitglied Axel Hellmann, Sportvorstand Fredi Bobic oder Linksverteidiger Bastian Oczipka – sie alle konnten ihre Enttäuschung zwar nicht verbergen, dennoch wurde das Erreichte in den Gesprächen hervorgehoben. Wie viel der Einzug in das Endspiel und der Auftritt der Stadt und Region bedeutet haben, zeigte sich am Sonntagnachmittag auf dem Frankfurter Römer. 5.000 Anhänger fanden bei großer Hitze den Weg in die Innenstadt und feierten das Team stundenlang. Die eine oder andere Träne wurde freilich vergossen, überwogen haben allerdings Freude und – da ist es wieder, das so starke Wort – der Stolz. Ministerpräsident Volker Bouffier, der vom Friedenskongress aus Kolumbien zurückkam und das Spiel im TV verfolgte, unterstrich die Leistung: „Der Auftritt der Eintracht war großartig! Diese Mannschaft hat alles gegeben – und das muss für die Zukunft mitgenommen werden. Und ich möchte auch die Fans loben: Das, was ich im Fernsehen gesehen habe, war grandios. Die Eintracht hat viele Freunde gefunden und deshalb ist es ein Anlass für die Stadt Frankfurt am Main – und auch das Land Hessen – Stolz zu sein.“

Nachdem die Mannschaft auf dem Rathausbalkon kräftig gefeiert wurde, durfte sie sich zur großen Ãœberraschung aller in das goldene Buch der Stadt, in welches sich sich seit 1903 Ehrengäste der Stadt während eines Besuchs, eintragen – wobei die kritische Frage hier erlaubt sein darf: Ist dieser symbolische Schritt für die unumstritten großartige Leistung, Vize-Pokal-Sieger zu werden, tatsächlich angemessen? Spieler und Verantwortliche selbst wirkten zumindest leicht verwundert.

Der Blick richtet sich nach vorne

Diese Frage sollte nach einer emotionalen Spielzeit keine weitere Rolle mehr spielen. Für Kovac und das Team schloss sich fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem Sieg in der Relegation gegen den 1. FC Nürnberg ein Kreis. Die Krönung, einen Titel zu holen und in Europa mitwirken zu dürfen, wurde zwar verpasst. Womöglich wird auch bei den Verantwortlichen irgendwann die Ãœberschrift „Saison der verpassten Möglichkeiten“ über die Spielzeit 2016/17 gesetzt werden. Dennoch: Der Schritt, den der Klub innerhalb von zwölf Monaten gemacht hat, erscheint gewaltig. Mit Sebastien Haller wurde bereits ein millionenschwerer Rekordtransfer getätigt, die nächsten Sprünge in Richtung Hauptsponsor, verbesserte Jugendarbeit, Ausbau der Infrastruktur und weitere Neuzugänge sind angepeilt.

Allerdings müssen nach intensiven Wochen und Monaten auch Momente des Durchatmens gestattet sein. Der Eintracht ist es trotz einer verkorkst verlaufenden Rückserie mit nur 13 Zählern in der Bundesliga gelungen, Symphatien für sich zu gewinnen. Steuermann Kovac hat dem Verein in enger Zusammenarbeit mit Bobic und Sportdirektor Bruno Hübner einen neuen Anstrich verpasst. Der Coach ist trotz vieler Niederlagen nie in die Kritik geraten und hat weiterhin Souveränität ausgestrahlt. Auch dafür gab es den Applaus der Zuschauer. Sie spüren: Es entwickelt sich etwas. Und nicht nur sie, träumen davon, dass Hellmanns Worte in Erfüllung gehen: „Wir werden uns in Berlin wiedersehen, um das zu vollenden, was wir nicht erreicht haben.“

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3 Kommentare

  1. Ich finde, der Stolz sollte überwiegen.
    Unser Saisonziel war der Klassenerhalt, bzw nichts mit dem Abstieg zu tun haben wollen.
    Das haben wir eben in der Hinrunde schon klargemacht. So kann und sollte man das sehen….
    Dann sind wir nach Berlin gekommen, wo alle immer hin wollen.
    Dann sind wir noch Rhein-Main-Meister. 🙂
    (Dieser Titel wurde von den Mainzern eingeführt, existiert bei denen aber nur dann, wenn die in der Tabelle
    vor uns abschließen. Komisch….)

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  2. Die Saison 2016/2017 wird wohl eine der schwierigsten für 10 bis 12 Mannschaften die wie wir erst mal gegen den Abstieg spielen. Vielleicht sind wir froh, wenn wir nicht Europa spielen müssen, auch wenn die Donnerstagsspiele nicht so schlauchen werden, da man mehr auf Sonntag und ja vor allem auch auf Montag ausweichen kann. Trotzdem bleiben immer Spuren, da Mannschaft wie wir, Berlin, Freiburg und auch Köln es nicht gewohnt sind Euro zu spielen. bin gespannt wie gerade der FC, der mit den Modeste Millionen wohl richtig aufrüsten kann, von Euro-Euphorie auf den Bundesligaalltag umstellen kann. Also, wenn wir im DFB-Pokal wieder weit kommen und in der Bundesliga so gut wie nichts mit dem Abstieg zu tun haben und wieder ein paar Highligts mit Spielen gegen die Großen, dann unterschreibe ich sofort.

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  3. VIELEN HERZLICHEN DANK
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    an Christopher, Laura, Nadine, Benjamin, Kal, Alexander, Florian, Benny, Julian und André !!

    Die Redakteure von SGE4EVER sind die Eintracht !
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    Ihr habt in Hin- und Rückrunde eine Top-Profi-Leistung abgegeben
    und es ist toll, von Euch stets viel aktuellere und bessere Informationen
    zu erhalten als vom Verein selbst ;-D
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    Ihr habt wieder ein Spitzenjahr hingelegt und spielt regelmäßig in der Champions-League.

    Euer Verehrer von Willi Neuberger und Dr. Hammer Nickel 🙂

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