Am gestrigen Abend waren mit Jesús Vallejo und Alexander Schur ein aktueller und ein ehemaliger Defensivspieler der Frankfurter Eintracht im “hr-heimspiel!”. Während Vallejo die Verteidigung der SGE zusammen mit seinen Partnern zusammenhält, steht Schur mittlerweile an der Seitenlinie bei der U19 der Hessen. Während der Sendung gingen beide auf die neue Strafe des DFB, das vergangene Spiel gegen Hertha BSC und die aktuellen Trainerdiskussionen in der Bundesliga ein.
Man könnte meinen, dass Jesús Vallejo schon seit Jahren Stammspieler in der Bundesliga und ein gestandener Bundesligaspieler ist. Der Spanier, der für eine Saison von Real Madrid ausgeliehen wurde, spielt seit dem Spiel gegen den SV Darmstadt 98 einen konstant starken Part in der Innenverteidigung der Hessen. In jedem Spiel hatte der 19-Jährige eine positive Passquote und überzeugte mit starkem Zweikampfverhalten: Trotz vieler direkter Duelle gewann er 62 Prozent und beging dabei kein einziges Foul.
Es läuft gut – sowohl für ihn persönlich, als auch bei der gesamten Mannschaft: Mit den bisher eingefahrenen zehn Punkte aus den ersten fünf Spielen und Siegen über vermeintliche Spitzenteams Schalke 04 und Bayer 04 Leverkusen hätten wohl die kühnsten Optimisten nicht gerechnet. Ein Grund hierfür sieht er in der Unterstützung der Anhänger: “Die Fans helfen uns bei unserer Arbeit auf dem Platz. Ohne Fans ist es nicht dasselbe. Es ist eine Motivationshilfe und ein Schub vor 50.000 Zuschauern zu spielen.” Selbst nach dem 2:3-Führungstreffer der Hertha am Wochenende hätten die Fans durch ihre weitere Unterstützung einen großen Anteil am Ausgleichstreffer gehabt, so der Defensivmann. Umso schlimmer dürfte für die Mannschaft der Eintracht die neuerliche Strafe des DFB gegen die Hessen sein. Sowohl mit der Sperrung des 40er Blocks gegen den FC Bayern München als auch mit der gesamten Sperrung der Nordwestkurve im DFB-Pokal gegen den FC Ingolstadt wurden große und wichtige Teile der Fans ausgeschlossen. Außerdem werden ab der Rückrunde die Auswärtstickets für die Anhänger personalisiert – die Eintracht muss bis Ende Oktober ein Konzept ausarbeiten. Ferner muss der Klub ab dem neuen Jahr für Spiele in der Fremde 50 eigene Ordner mitschicken. Die Strafe war Folge von Ausschreitungen während der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den 1. FC Magdeburg.
Trotz der harten Strafe zeigte sich Schur erleichtert, dass die Hessen weiterhin im DFB-Pokal dabei sein dürfen. “Meine Strafe war eigentlich: Die SGE fliegt aus dem Pokal.” Allgemein verstehe er das harte Durchgreifen des DFB und habe kein Verständnis für die sogenannten Fans: “Es kann doch nicht sein, dass es schon wieder Ausschreitungen gab. Man hofft immer, dass solche Sachen nicht mehr passieren.” Auch auf Anfeindungen aus den angrenzenden Blöcken dürfe man sich nicht so provozieren lassen, wie es beim Spiel in Magdeburg geschehen sei.
Nachdem der “Nordwestkurve-Rat” sich zur Strafe geäußert hatte und vor allem die Personalisierung der Tickets und die Kollektivstrafe kritisiert hatte, bezog Schur auch hier deutlich Stellung. Seiner Meinung nach würden die Taten auch den ganzen Klub und die ganze Fanszene in die Tiefe reißen. Er erwarte daher, dass sich die Täter stellen würden, um das Unheil fernzuhalten. Eine klare Meinung hat die ehemalige Nummer 24 zum Thema der “Kollektivstrafen”: “Natürlich werden viele bestaft, die dafür nichts können. Aber ich sehe den Sinn der Kollektivstrafe darin, dass sich die Gemeinschaft der Fans reagieren und mal sagt: “Mach den Pyrostab aus!” Man könne sich nicht beschweren, dass man bestraft wird, wenn niemand etwas dagegen tue, so Schur. Er gab aber auch an, dass sich die SGE stets gegen Kollektivstrafen und Personalisierung der Auswärtskarten eingesetzt habe. Seine Hoffnung sei nun, dass die Strafe eine gewisse Wirkung zeige und Randale in den kommenden Spielen ausbleiben würden, auch wenn es dafür niemals eine hundertprozentige Gewissheit gäbe.
Trotz der harten Strafe wird das Team der SGE in den nächsten Spielen natürlich versuchen den guten Saisonstart zu bestätigen und weiter Zähler einzufahren. Vallejo wird dabei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der Startelf stehen. Nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden von David Abraham im Spiel gegen den Hauptstadtklub wird er dies wohl an der Seite von Michael Hector tun. Für den Jamaikaner, der den Last-Minute-Ausgleich gegen Berlin erzielte, hatte Vallejo ein Lob parat: “Michael hat das nach den zwei Platzverweisen verdient. Er hat superstark trainiert, obwohl er zuvor nicht dabei war. Der Fußball gibt dir einiges. Es ist toll, dass wir den Punkt geholt haben.” Von der Technik beim Kopfball zeigte sich auch Schur begeistert: “Das war ein Bilderbuchtor – er steigt hoch und überspringt alle Spieler. So an Höhe zu gewinnen, dass er einen Kopf über den Gegnern ist und ihn so zu erwischen – das war sehr stark.”
Allgemein zeigte sich der 45-Jährige begeistert vom Spiel der Eintracht und hob dabei auch den perfekten Konter zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich heraus: “Ich war auch fast erschrocken, dass so schnell gekontert werden kann. Das war perfektes Umschaltspiel. Danny Blum hat einen sehr guten Ball auf Fabián gespielt und dieser hat ihn sehr zielstrebig verarbeitet.”
Was der SGE nach den starken Leistungen in den ersten Spielen erspart blieb, ist bei manchen, nicht optimal gestarteten, Teams schon nach dem fünften Spieltag an der Tagesordnung: Die Trainerdiskussion. Hier wurde oft kritisiert, dass der Fokus nur noch auf den Trainern liege und sie zu schnell in die Schussbahn geraten. Alex Schur, der aktuell Trainererfahrung an der Seitenlinie des U19-Leistungsteams sucht, ging auch auf diese Entwicklung ein und sprach sich für eine größere Geduld mit den Übungsleitern aus: “Man lernt in der Trainerausbildung, dass man gepackten Koffer dabei haben soll. Je länger ein Trainer irgendwo bleibt, desto erfolgreicher ist der Klub.” Laut Schur müssen man aber einberechnen, dass man nur für eine “gewisse Zeit” bei einem Verein sein könnte.
Vallejo, der seinen ersten Auftritt in der Öffentlichkeit hatte und diesen souverän absolvierte, sprang seinem Vorredner zur Seite: “Die Arbeit des Trainers ist sehr kompliziert. Man muss den Kader bei Laune halten und Gegner beobachten, Mansnchaft aufstellen – viele Dinge berücksichtigen.”
Trotzdem betonte Schur, dass er irgendwann den Job am Riederwald gegen einen Cheftrainerjob bei einem großen Verein eintauschen wolle. Er gab zu, dass es generell so sei, dass man irgendwann im Fokus stehen wolle. “Es ist erstrebenswert, irgendwann auf dem Chefsessel zu sitzen”, so der 45-Jährige. Eine besonders reizvolle Aufgabe, auch schon im Jugendbereich, sei die Arbeit mit dem Druck und den Medien: “Du wirst in den Fokus der Medien gerückt – das Leben wird schwieriger.” Darin liege auch die Kunst des Trainerberufs. Der Trainer, so Schur, soll eine schützende Instanz für sein Team sein und müsse versuchen den Druck von seinen Spielern zu nehmen. Der Fokus müsse “in negativen Phasen auf sich lenken und in positiven Phasen das Team in den Fokus zu rücken. Das Wichtigste ist, dass die Spieler locker sind und unverkrampft Fußball spielen können.”
Das Gefühl der Unverkrampft- und Lockerheit hat man aktuell bei Vallejo. Der 19-Jährige Spanier betonte, dass dies auch an der guten und schnellen Eingewöhnung liege. “Ich war sofort bereit, das alles aufzusaugen – auch dank des Trainers und der Teamgefährten. Mir geht es hier gut. Ich möchte weiter hart trainieren und mich für weitere Spiele empfehlen. Ich möchte die deutsche Sprache lernen, damit ich noch mehr kommunizieren kann.” Auch die unterschiedliche Ernährung, vor der Vallejo gewarnt wurde, sei kein Problem für ihn. Er fügte jedoch lächelnd hinzu, dass die Lebensform etwas anders sei, er diese aber auch problemlos bewältige. Natürlich vermisse er seine Freundin und Familie, das Wichtigste sei aber das Geschehen hier in Deutschland und bei Eintracht Frankfurt: “Es ist innerhalb Deutschlands und Europas ein wichtiger Klub. Der Verein setzt auf einen und man ist ihm verpflichtet.” In seiner Tätigkeit bei der Eintracht sieht der Innenverteidiger einen weiteren Karriereschritt, der auch von Real Madrid so vorgesehen war: “Man musste die beste Lösung sehen – ich habe das mit der Leihe sehr gut wahrgenommen. Real hat diesen Karriereschritt – auch in Absprache mit Eintracht Frankfurt – so geplant und ich hoffe auf ein gutes Jahr – sowohl mit dem Team als auch persönlich.”
In dieser Einstellung ähnelt der Spanier Alex Schur aber nicht, wie dieser angab: “Ich hätte mir nicht vorstellen können, mit 19 wegzugehen. Ich bin hier sehr verwurzelt. Es kommt auch darauf an, ob man hier aufwächst. Das hat sich bei mir nie ergeben – im Gegenteil, die Wurzeln sind immer fester geworden.”
9 Kommentare
Es ist echt Wahnsinn was für einen Klasse IV wir da an Land gezogen haben. Schade nur dass wir uns Jesus niemals wirklich werden leisten können. Allerdings kann ich mir nach den paar Spielen tatsächlich vorstellen dass er es bei Real packt. Und wenn wir Glück haben darf er noch ein Jahr länger bei uns bleiben. Allerdings finde ich tatsächlich auch Hector nicht schlecht, der hat zwar sicher noch mehr Luft nach oben aber den können wir ganz vielleicht sogar an die Eintracht binden.
Vollkommen richtig. Vallejo mit 19 schon verdammt gut. Und mit Glück ( die Wahrscheinlichkeit würde mit der Euroleage nächstes jahr sicher steigen ) noch ein Jahr länger da. Hector sehe ich wie du, nicht ganz auf dem Niveau wie Vallejo, aber der Junge ist nicht schlecht und kann noch besser werden. Da haben wir auch eher ne Chance dass, sein Verein ihn abgibt. Die kaufen ja, als gäbe es kein Morgen. Und irgendwann müssen die auch mal einen loswerden.
In der Tat Dr.
Und sehr sympathisch noch dazu.
Um ihn herum könnte man eine attraktive Anleihe Konstrukt machen wo alle finanziell Spaß daran hätten.Irgendwann wird Jesus sehr wertvoll.Für mich Champions League Perspektive.Da stimme ich Zidane 100% zu.
Bin gespannt ob wir irgendwann kreativer werden was unsere Finanzen angeht.Talent haben wir jetzt geholt.
Oliver "over to you"
VG Paul
Wenn es klappen sollte,das Jesus noch eine weitere Saison bei uns "geparkt" wird, hätten die Verantwortlichen alles richtig gemacht. Das wird natürlich nicht leichter,wenn der Bub so weiter spielt,denn das ist schon eine Hausnummer wie abgekocht und übersichtlich der spielt!!!
Wenn es bei Big-Hec die Möglichkeit gäbe wäre mir aber auch alles andere als bange,denn mit Vadder Abraham und Big-Hec hätten wir ne Klasse IV mit Russ als Backup im günstigsten Fall...
Warten wir es ab und hoffen das Beste ...
Forza SGE
Andererseits, mit ner Top-RUnde und einem Euroleague-Platz, hätten wir ein gutes Argument. Dann könnte er sogar internationale Erfahrung bei uns bekommen. Und für die Stammelf von Real , da hat er noch 1-2 Jahre Zeit.
Und Big Hec würde ich versuchen zu behalten. Bin gespannt, im Hinergrund arbeiten sie ja schon an diesen Themen ;-)
"Mach den Pyrostab aus" Zitat Schur.
Er weiß aber, dass wenn diese Fackel, die für die Schifffahrt gedacht ist nicht einfach mal mit zwei feuchten Fingern ausgedrückt werden ;-)
Ansonsten stimme ich ihm in weiten Teilen zu.
Kollektivstrafen sind aber aus dem Mittelalter.
Hector behalten? Russ kommt doch bald wieder. Zudem Jesus u Vadder. Meint ihr nicht über diese Saison hinaus, wäre, falls Russ zu alter Stärke findet, Jesus ein weiteres Jahr bleibt u vadder nicht genug IV?
Trainiert bamba schon wieder mit?
Was ist mit Flum? Sollte man sich bei ihn keine Hoffnung machen, dass er ein Spiel für uns bestreitet?
Bei Bamba bin ich relativ sicher, dass er nicht zurückkommt. Leider. Und du hast recht, falls Russ wieder zu alter stärke zurückfindet und falls Vallejo noch ein jahr bleibt.....sind also schon mal zwei unbekannte. Und 4 statt 3 gute IV,s fined ich gar nicht schlecht. Man hat es ja vor dieser Saison gesehen. Plötzlich werden aus 3 IV´s ( Abraham, Russ und Vallejo ) einer und Chandler spielt IV. Daher finde ich das nicht so viel . Ist aber auch abzuwarten wie sich die IV´s aus dem U-Bereich so machen. Gegebenenfalls kann da ja auch einer aufrücken.
..Und am Samstag wird Abraham fehlen und damit stellt sich die Abwehr schon von selber auf.
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