Stolzer Peter Fischer: „Jeder ist ein Stück Pokalsieger!“

Als Mijat Gacinovic am heutigen Samstag vor genau einer Woche auf das leere Tor des FC Bayern München vor der Berliner Ostkurve, in der die Eintracht-Fans standen, zulief und den Ball zum 3:1-Entstand im DFB-Pokalfinale einschob, brachen nicht nur in der Fankurve der Hessen alle Dämme. Auch auf dem Platz, der Bank und der Ehrentribüne lagen sich wildfremde Menschen in den Armen und feierten gemeinsam den ersten Frankfurter Titelgewinn seit 30 Jahren. Doch nicht nur im Berliner Olympiastadion, sondern auch auf den Straßen der Hauptstadt und der Mainmetropole wurden kurzerhand tagelang Feierlichkeiten angesetzt. Den Höhepunkt fanden diese bei der Rückkehr der Pokalgewinner aus Berlin, als die Straßen Frankfurts mit Fans gesäumt waren und die Spieler und Verantwortlichen den Pokal erst in den Straßen und dann auf dem Balkon des Römers präsentierten.

Unter den Feiernden war auch Peter Fischer, Präsident der Eintracht. Im Gespräch mit der „Bild“ blickte er nun auf die Feierlichkeiten der letzten Woche zurück und betonte, dass die ganze Stadt sich förmlich verändert habe: „Dieser Stolz der Stadt, es fühlt sich jetzt anders an, es riecht anders, es schmeckt anders.“

Besonders gerne denke Fischer an den Autokorso und die Party auf dem Römer zurück. Hier saß er – gewollt – im letzten Auto des Korsos, um gemeinsam mit Axel Hellmann und den Vorstandskollegen zu feiern. Die Stimmung während diesem 20. Mai werde er dabei nicht so schnell vergessen: „Was wir erlebt haben, ist emotional nicht zu übertreffen. Mir wurde gefühlt 1.000 mal der Lippenstift abgewischt. Und viele Bilder vom Empfang gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Jeder wollte uns und den Pokal berühren. 100.000 Menschen zum Anfassen ohne Polizei und Absperrung und alle friedlich glücklich – ein Traum!“ Die Begeisterung der Menschen zeigt auch, wie groß die Sehnsucht nach einem Titel in Frankfurt gewesen sei: „Dieser Vulkan-Ausbruch kollektiver Freude zeigt die Sehnsucht von allen nach etwas Großem.“

Seitdem sei die Begeisterung rund um die Eintracht aber auf keinen Fall abgeebbt, sondern noch immer unglaublich groß, wie er jeden Tag sehe – egal ob ihm Supermarkt, im Feierabendverkehr oder auf dem Weg zur Arbeit. Alle seien positiv verrückt und glückselig: „Jeder ist ein Stück Pokalsieger! Auf der Kennedy-Allee hielt mich eine sehr alte Dame an, die auf dem Mittelstreifen lächelte und so leise sprach, dass ich ihre Worte nur von den Lippen ablesen konnte: ‚Ach, ich freu‘ mich‘. Und ein paar Meter weiter eine Familie aus Südeuropa, der Vater, der seine Tochter auf den Schultern trug. Oder herumtanzende Japaner. Ob klein, groß, dick, dünn, weiß, schwarz, arm, reich – alle mit diesem Gefühl: Wir Frankfurter sind Pokal-Gewinner.“

Er gab zu, dass er nach dem Pokalsieg auch einige sentimentale Momente gehabt habe, in dem ihm auch die schweren Zeiten, die er gemeinsam mit seiner Eintracht durchstehen habe müssen, durch den Kopf gegangen seien: „Mein erster Tag als Präsident. Oder als wir die Lizenz nicht bekommen sollten und in nur einer Woche die Rettung stemmen mussten. Und viele Versuche, mich vom Verein weg zu mobben.“

Stolz sei er auch noch immer auf seine klaren Äußerungen gegen die Partei „Alternative für Deutschland“, mit der Fischer wochenlang im Clinch gelegen hatte. Im Nachhinein würde er aber nichts anders machen, so der 62-Jährige: „Mittlerweile treten Leute in den Verein ein wegen mir, sagen: ‚Herr Fischer, Ihre politische Haltung gefällt mir. Deshalb werde ich Mitglied.‘ Oder: ‚Ich bin stolz, dass der Verein sich so positioniert. Durch diese Haltung hat Eintracht mehr Gesicht bekommen. In dieser lebendigen, bunten Stadt mit unserer bunten Fan-Kurve.‘ Innerlich gibt das verdammt viel!“