steubingIm Rahmen einer Pressekonferenz im Anschluss an die konstituierende Sitzung des neuen Aufsichtsrates der Eintracht Frankfurt Fußball AG gab der neue Vorsitzende des Kontrollgremiums Wolfgang Steubing erste Hinweise, in welche Richtung sich die SGE in der nahen Zukunft entwickeln wird. Dabei präsentierte sich der Wertpapierhändler zwar betont sachlich und zurückhaltend, konnte an der einen oder anderen Stelle aber nicht verhindern, dass der Fußballromantiker und Träumer in ihm zum Vorschein kam.

In dieser Stunde des Neuanfangs wollte sich keiner mit der Vergangenheit, schon gar nicht mit den unrühmlichen Vorgängen in den letzten zwei Wochen aufhalten. An zwei Stellen – während und nach der Pressekonferenz – sahen sich Eintracht-Präsident Peter Fischer und Wolfgang Steubing dennoch um Klarstellung bemüht. Während Fischer die Vereinskultur bemühte („Da ist in den letzten zwei Wochen etwas verrutscht„) und Selbstkritik übte („Da haben wir im Prozess ein paar Fehler gemacht„), ging Steubing explizit und ohne Not nochmals auf den Rücktritt von Thomas Schaaf ein. „Er hat erklärt, es gibt unüberbrückbare Differenzen mit der Mannschaft„, erklärte er gegenüber EintrachtTV. „Das war eine sehr unschöne Situation für den Verein.“ Damit bestätigte der neue Aufsichtsratschef die seit längerem kursierenden Spekulationen über ein Zerwürfnis zwischen Mannschaft und Trainer. Schaaf selbst hatte die Medien und ihre Berichterstattung für seine Demission verantwortlich gemacht.

16.12.2014, Vortrag Peter Fischer vor dem Marketing Club FrankfurtHauptthema der Pressekonferenz war allerdings der neue starke Mann bei der Eintracht und sein Verständnis von der neuen Aufgabe. Es wurde schnell deutlich, dass Steubing keine Angst vor der Verantwortung („Wer bei Eintracht Frankfurt ist, spürt permanent die Verantwortung„) hat und auch keine Eingewöhnungszeit benötigt („Ich hatte in der Vergangenheit genug Übungszeit, um mich daran zu gewöhnen„). Dabei versteht er sich keineswegs als Einzelkämpfer, mit dessen Inthronisierung nun die Uhren anders laufen werden. Steubing war es wichtig, darauf hinzuweisen: „Ich allein werde keine Pflöcke einschlagen, wenn dann machen wir das als Gremium – mit dem Vorstand. Ich bin ein Teamarbeiter, und ich bin es gewohnt, gemeinsame Ideen zu entwickeln und gemeinsam umzusetzen.“

Welche Aufgaben sieht der Frankfurter Börsenguru denn als vordringlich an? Steubing nennt sechs Themen, die der Verein angehen müsse, um „eine tragfähige und nachhaltige Geschäftspolitik zu betreiben“: Zunächst geht es um die die sportliche Strategie, um dem aufkommenden Wettbewerb zu begegnen. „Wir wissen ja, dass in den nächsten Jahren die TV-Gelder explodieren werden. Dabei kommt es sehr darauf an, welche Positionierung man in dem Bundesligajahr einnimmt. Es geht um die werthaltige Weiterentwicklung des Kaders.“ (Zur aktuellen TV-Tabelle) Zum zweiten gehe es um die Einbindung des Nachwuchsbereiches. Außerdem müsse die Kapitalbasis gestärkt werden – Stichwort: Genussscheinmodell: „Wir arbeiten seit Jahren an einer tragfähigen Kapitalheraufsetzung. Diese Heraufsetzung ist kein Spleen von uns und keine unseriöse Geschichte, es ist kein Fremdkapital, es wird Eigenkapital sein. Das ist übrigens vom alten Aufsichtsrat mit in die Wiege gelegt worden. Der Vorstand wird eine ganze Zeit brauchen, um das umzusetzen, denn die technischen Voraussetzungen, um eine solche Kapitalerhöhung in Form eines Genussscheinkapitals zu machen, bedarf etlicher Schritte.“ Als vierten Punkt nannte Steubing die Stadionfrage und kündigte an, demnächst mal ins Rathaus zu gehen und nachfragen zu wollen, wie es ab 2020 aussieht und „ob man nicht ein bisschen was vorher machen kann, denn es stehen auch Wahlen an und bei Wahlen sind Politiker gesprächsbereiter„. Als Punkt fünf wurden die Wachstumschancen des Vereins genannt, Stichwort: Internationalisierung und Digitalisierung („Das haben wir noch nicht so richtig drin„) und schließlich Vermarktungsthemen („Sind die Logen noch up to date oder müssen wir etwas ändern.“)

SteubingSteubing betonte: „Ich möchte alles geben, um mit der Eintracht erfolgreich zu sein„, aber was bedeutet dies konkret? Der Börsenexperte weiß, dass die Wahrheit auf dem Platz liegt. Ziel müsse eine Geschäftspolitik sein, „die es erlaubt, sportlich einen Platz einzunehmen und uns ein bisschen besser zu bewegen als wir das bisher können, auch im Transfermarkt. Wir brauchen einen besseren Platz, denn 2016/17 gibt es neue TV-Gelder und da wollen wir dabei sein. Wenn uns das nicht gelingt, müssen wir wieder andere Möglichkeiten suchen, damit wir das ausgleichen. Vielleicht sind wir mal so gut wie Augsburg. Würde doch schon langen, oder?“ Und dann – urplötzlich – verwandelt sich der erfolgsverwöhnte Wirtschaftsfachmann auf dem Podium der Pressekonferenz in einen Fan, in einen Fußballromantiker, der seinen Visionen nachhängt: „Nochmal Euroleague zu spielen … (zu den Pressevertretern) So ein paar von Ihnen waren ja dabei … Bordeaux und Porto – das war schon ein Ding, das war schon nicht schlecht. Das sind natürlich Wunschträume von mir, aber träumen darf man ja noch in der Region.“

Aber lange hält der Traum nicht an, schnell erwacht der seriöse Geschäftsmann in ihm, der klarstellt: „Wir werden keine Rechnung offen lassen, wir werden nichts überziehen, wir werden unsere Etatmöglichkeiten nicht überstrapazieren, wir werden weiter so solide bleiben, wie wir es bislang waren. Wer was anderes sagt, meint es nicht gut mit uns.“

Fans und Medienvertreter waren natürlich besonders an Neuigkeiten zur Trainerfrage und zur Neubesetzung der Stelle des Vorstandsvorsitzenden interessiert. Während Letzteres gar nicht zur Sprache gekommen sein soll,  habe man sich – so Peter Fischer – im Hinblick auf die Schaaf-Nachfolge immerhin auf ein „Zeitfenster“ geeinigt. Dem Vernehmen nach soll bis spätestens Anfang nächster Woche eine Lösung gefunden werden.

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9 Kommentare

  1. Verständnisfrage:
    Was heißt den „Dem Vernehmen nach…“ im letzten Satz?
    Wurde das so gesagt? Hab bisher noch keine Quelle gefunden, die das Zeitfenster für die Trainerentscheidung „bis spätestens Anfang nächster Woche“ konkret benennt, außer hier.

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  2. @ Atoron:

    Der Satz wurde bewusst vorsichtig formuliert, da hierzu keine Quelle vorliegt, aber mehrere Berichte darauf hinweisen, z.B. hr-sport: „Bei der Suche nach einem Nachfolger kündigte Steubing eine rasche Entscheidung an: ´Wir haben keine Warm-up-Phase.` Anfang kommender Woche könnte der Neue da sein.“

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  3. natürlich wurde in der AR-Sitzung bereits über den neuen (oder den möglichen neuen) Trainer gesprochen, alles andere wäre ja unnormal.
    Gott sei Dank hat man aber offensichtlich wieder zu einem Arbeitsstil und zu einem öffentlichen Auftritt zurückgefunden, der der Eintracht würdig ist. So soll es bleiben.
    Von den ersten Erklärungen von P. Fischer und W. Steubing war ich angetan, das hört sich sehr vernünftig an und ist auf Leistungszuwachs ausgerichtet. Das wollen wir Fans doch auch und schöne Stunden im Wald-Stadion.

    dann also, auf geht’s Eintracht !

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  4. Ralf

    Wann fiel der Satz unueberbrueckbare Differenzen!
    Du sagts Steubing hat dies gegenueber Eintracht TV geaeussert.
    Es gibt aber keine Belege hierfuer!

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  5. Wow, da bin ich mal gespannt, ob sich Schaaf das gefallen läßt. Er hat ja bisher geschwiegen, was die Gründe angeht, um den Verein zu schützen, aber das würde ich mir nicht gefallen lassen. Damit wird Schaaf schön der scharze Peter zugeschoben …

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  6. @koppweh, darf ich fragen wie alt du bist.

    ich verfolge in letzter zeit einen trend, der darin besteht Ü,Ö,Ä altdeustch auszuschreiben als aeu,oeu, und ue,…was mich sehr ärgert, denn durch die erschwerte lesbarkeit mancher buchstaben wird es unerträglich den gerade gelesenen satz richtig zu interpretieren. mich stört es ungemein wenn dann zB wörter wie „unueberbrueckbare…“ dabei heraus kommen.

    verstehe mich nicht falsch, ich möchte gerne wissen aus welchem klientel der trend kommt, sind das rentner , schüler, normale erwachsene. und ist es eine bestimmte gruppe die sich daraus einen scherz macht oder machten es durch die bank alle, so hip mässig ? interressiert mich wirklich, ich kann es nähmlich nicht verstehen wieso man sie das schreiben erschwert, es sei denn du hast eine tastatur ohne ü,ö,ä. das würde einiges erklären, danke 😀 lg

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