Patrick Falk in der Saison 1999/00. Foto: imago/Alfred Harder

„Hau rein, was willst du wissen?“ Wer bei Patrick Falk anruft, der muss gleich zur Sache kommen, aber darf sich dann auf jede Menge spannende Anekdoten und Fußball-Sachverstand freuen. Wenn am Samstag Bayer Leverkusen im Frankfurter Stadtwald aufschlägt, ist das für das einstige „Jahrhunderttalent“ ein durchaus besonderes Spiel. Der 37-Jährige hat schließlich für beide Teams gekickt. Mit acht Jahren kam er vom FSV Lieblos zur Eintracht, durchlief hier bis zur A-Jugend alle Juniorenteams. Mit der Eintracht gehörte er zu einem bärenstarken Jahrgang: „Wir haben eineinhalb Jahre kein Spiel verloren, waren gefühlt unschlagbar.“ Erst im Finale eines Turniers mussten sie sich dem FC Barcelona beugen – mit keinen geringeren als Xavi, Puyol und Co.

Duelle mit Gerrard, Owen und Simeone
Wäre es nach Patrick Falk gegangen, der große Barca-Fan wäre gleich mit nach Barcelona. Tatsächlich waren die Katalanen auf den Edeltechniker aufmerksam geworden: „Aber mein Papa meinte: ‚Nix Cruyff, sondern Grabowski. Nickel. Körbel!'“ Also blieb er in Frankfurt und machte auch in den Junioren-Nationalteams von sich Reden. 32 Tore in 39 Einsätzen – mit den DFB-Junioren duellierte er sich mit Steve Gerrard, Michael Owen oder Diego Simeone. Bei der U16-EM wurde er zum besten Spieler des Turniers, bei der U20-WM in Nigeria zum besten Mittelfeldspieler gewählt. In Frankfurt dagegen geriet seine Karriere nach dem Abgang von Charly Körbel zu den Profs ins Stocken. „Unter Armin Kraaz bin ich nicht mehr zurechtgekommen.“ Es folgte der Wechsel im ersten A-Jugendjahr nach Leverkusen. Hier wurde er zunächst A-Jugend-Meister und kickte später in der Regionalliga. 1999 dann die Rückkehr an den Main. „Reinhold Fanz, mein alter Auswahltrainer in der Jugend, war Trainer bei der SGE. Er hat mich verpflichtet – und bis ich kam da war, war er schon entlassen.“ Nach nur neun Spielen wurde Fanz von Jörg Berger abgelöst – der rettete ja bekanntlich die „Titanic Eintracht Frankfurt“. Und im August 1999 kam Falk dann zu seinem Bundesliga-Debüt gegen Unterhaching. Nach einem guten Saisonstart und drei Jokereinsätzen setzte es Niederlagen gegen 1860 München, Bayern München und den BVB. Im Westfalenstadion durfte der damals 19-Jährige erstmals von Beginn ran. „Hätte ich damals schon geraucht, hätte ich wohl vor dem Spiel zwei Schachteln geraucht – so Muffensausen hatte ich.“ Am Endes des Jahres war die Eintracht Letzter, Berger musste seinen Hut nehmen – und Felix Magath übernahm. Unter „Quälix“ kam Falk kaum noch zum Zug, nur noch zwei Partien standen in der Rückrunde zu Buche. „Er wusste, ich mag ihn nicht, ich wusste, er mag mich nicht. Aber wir hatten zwölf Punkte im Winter, da war kein Platz für Junge, es braucht Erfahrene. Heute, wo ich selbst Trainer bin, verstehe ich das, damals habe ich es nicht verstanden.“ Die Eintracht schaffte tatsächlich noch den Klassenerhalt. Falk ging dennoch – nach Braunschweig, wo mittlerweile Ex-Trainer Fanz tätig war. Nach Stationen beim Zweitligist RW Oberhausen, Kickers Offenbach, Sachsen Leipzig und Buchonia Flieden war mit 24 Jahren Schluss mit der Profikarriere.

Gemeinsam mit Charly Körbel arbeitet Falk bei der Eintracht Frankfurt Fußballschule.

„Hätte gerne im neuen Waldstadion gespielt!“
Verletzungsprobleme und seine direkte Art, darin sieht er rückblickend die Gründe, dass es „nur“ zu 13 Bundesliga- und 13 Zweitliga-Spielen gereicht hat: „Ich war manchmal zu ehrlich und hätte vielleicht mehr lügen müssen. Wen manche Trainer gefragt haben, ob noch was ist, bin ich aufgestanden und habe gesagt, was mir nicht gepasst hat.“ Das kam nicht immer gut an. „Aber ich bereue eigentlich nur, dass ich nicht im neuen Frankfurter Waldstadion gespielt habe. Ich habe schon mit meinem Vater geschimpft, dass ich 15 Jahre zu früh dran war.“ Bei Heimspielen ist Falk noch immer regelmäßig in der Arena im Stadtwald: „Gegen Dortmund habe ich die letzten fünf Minuten gedacht, dass Dach bricht ein, so geil war die Stimmung.“ Dem Fußball ist Falk auch nach seiner aktiven Karriere erhalten geblieben: Als Trainer eines Kreisoberligisten, Spielerberater und die letzten Jahre auch als Übungsleiter von zwei Damen-Mannschaften. Eine Erfahrung, die er jedem seiner Kollegen nur raten kann: „Die Frauen verstehen viel schneller. Wenn ich ihnen gesagt habe, macht diesen Fehler nicht nochmal, haben sie ihn nicht mehr gemacht, bei den Herren ist das anders“, lacht er. „An den Umgang musste ich mich erstmal gewöhnen. Ich war in mancher Kabinenansprache nicht so zimperlich und habe gesprochen wie bei den Herren – dann habe ich in die Runde geschaut und gemerkt: ‚Ups‘, jetzt hast du was Falsches gesagt!“

Falk mit Ex-Barca-Coach Luis Enrique (li.) bei seiner Hospitation in Barcelona.

Leuchtende Kinderaugen und Bierchen mit Kollegen von einst
Auch der Eintracht ist er stets treu geblieben. Als Coach in der Eintracht Frankfurt Fußballschule bringt er gemeinsam mit den Kumpels von einst Kinderaugen zum Leuchten. „Das macht Riesen-Spaß“, erzählt Falk. Mindestens genauso viel Spaß macht das Kicken in der Traditionself der Eintracht und das Bierchen danach: „Bei der dritten Halbzeit bin ich unschlagbar.“ Seine Zukunft sieht der durch und durch positiv Fußball-Verrückte in seiner Spielerberateragentur „FAS Sportmanagement“, für die er ständig auf Achse ist – immer auf der Suche nach neuen Talenten. Aber auch ein Management-Posten bei einem Fußball-Klub würde ihn reizen. „Ich bin weltweit vernetzt, mich rufen nachts die Jungs aus Nigeria an, weil ich dort bei der U20-WM gespielt habe und sie einen Spieler für mich haben.“ Vor einigen Jahren durfte er schon bei seinem Herzensverein FC Barcelona hospitieren – inklusive Mannschaftsansprache des damaligen Barca-Coach Pep Guardiola. Am Samstag wird Falk wohl nicht im Stadion sein. Trotzdem drückt er den Adlern die Daumen. Sein Tipp: ein 2:1. „Abraham und Haller treffen – nach Standards“, sprach er und war dann mal weg.

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3 Kommentare

  1. Immer wieder Interessant so Geschichten um und mit Ehemaligen. Und dann tippt er auch noch richtig! Denn Abraham ist wirklich mal dran mit einem Standard. Na ja, eigentlich halte ich aber die Leverkusener momentan zu schnell und damit zu gut für uns. Hoffe nur darauf, dass es dabei bleibt und wir gegen offensivere Mannschaften besser aussehen. Mit Punkt wäre ich hoch zufrieden, damit die Hürde 20 geknackt ist.

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  2. „Reinhold Fanz, mein alter Auswahltrainer in der Jugend, war Trainer bei der SGE. Er hat mich verpflichtet – und bis ich kam da war, war er schon entlassen.“

    ja. mit ihm und mir hätte die Eintracht eine gaaaanz andere Entwicklung genommen

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