Die Lufthansa AG musste aufgrund der finanziellen Schieflage die Partnerschaft beenden.
Die Lufthansa AG musste aufgrund der finanziellen Schieflage die Partnerschaft mit der SGE beenden.

Es wurde als großer Coup verkauft, als die Lufthansa AG im Sommer 2014 bei Eintracht Frankfurt als „Premium Partner“ einstieg und ein Sponsoring bis 2019 vertraglich fixiert wurde. Die Eintracht bildete damit nach dem FC Bayern München und dem Deutschen Fußball-Bund den dritten Verein im Fußball-Sponsoring der Lufthansa Group. Etwa 1,1 Millionen Euro pro Saison, also insgesamt fünfeinhalb Millionen Euro, sollte den Hessen diese Partnerschaft einbringen. Neben Geld kamen dem Vernehmen nach auch Sachleistungen hinzu, beispielsweise Freiflüge zu Auswärtsspielen oder ins Trainingslager, die das Reisekostenbudget entlasten sollten. Nur zwei Jahre später ist die Partnerschaft begraben. Wie die Lufthansa AG bestätigte, wird das Engagement mit sofortiger Wirkung beendet.

Der Rückzug von Lufthansa ist nicht auf einen Streit mit dem Verein zurückzuführen. Das Management hat den Kurs klar festgelegt: Die Airline muss auf allen Ebenen sparen. Dabei sollte mit dem 2012 eingesetzten Sparprogramm „Score“ alles besser werden. Allerdings konnten die hochgesteckten Ziele, trotz Entlassung von 3.500 Mitarbeitern in diesem Zeitraum, nicht erreicht werden. Im Sommer 2015 teilte Projekt-Manager Jörg Beißel in der Mitarbeiterzeitung „Lufthanseat“ mit, dass man wegen starker „Gegenläufer“ – etwa bei Treibstoffpreisen und Ticketerlösen – das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) für 2015 voraussichtlich nur um rund 800 Millionen Euro statt der kalkulierten 1,5 Milliarden Euro steigern konnte. Die Premium-Partnerschaft mit der Eintracht konnte so nicht mehr aufrecht erhalten werden.

Die hohen Werbekosten teilte die Lufthansa daher auf ihre an diesem Sponsoring teilnehmenden Töchter, wie beispielsweise die LSG Sky Chefs oder die Lufthansa Cargo, auf. In den vergangenen Jahren zahlten die entsprechenden Tochteruntehmen somit einen bestimmten Preis an die Lufthansa AG und erhielten dafür im Gegenzug u.a. Freikarten. Mittlerweile müssen diese jedoch ebenfalls sparen und massiv Stellen abbauen. Gründe für die verschärfte Lage sind veränderte Airline-Konzepte und ein verändertes Einkaufsverhalten der Fluggesellschaften aufgrund des Kostendrucks durch Airlines im Niedrigpreissektor. Nicht umsonst werden zum Beispiel bei der Catering-Tochter LSG Sky Chefs die Standorte in Dresden und Bremen bis zum Ende des nächsten Jahres geschlossen und gibt es Überlegungen, im Zuge dessen einen Betrieb in Tschechien zu installieren. Die Produktionsstandorte in Europa sollen von 23 auf sieben reduziert werden, europaweit stehen über 2.000 Jobs auf der Kippe. Christine Behle, ver.di Bundesvorstand, kritisierte diese Pläne bereits im Juni: „Das ist Tarifflucht und hat mit sozialer Verantwortung nichts zu tun.“

Kurzfristige Trennung: Das Logo der Lufthansa AG erscheint noch auf den aktuellen Dauerkarten.
Zu spät für den Ausstieg entschieden: Das Logo der Lufthansa AG erscheint noch auf den aktuellen Dauerkarten.

Nach Abwägung all dieser Punkte war es dem am Frankfurter Flughafen beheimateten Luftfahrtkonzern nicht mehr möglich, jährlich weiterhin die veranschlagten 1,1 Millionen Euro in die Kassen der Eintracht fließen zu lassen. Der Ausstieg kam dennoch sehr überraschend und kurzfristig, sodass über eine Abstandszahlung verhandelt wird, weil die eigentliche Vereinbarung von einer Vertragspartei nicht eingehalten werden konnte und seitens des Bundesligisten bereits Werbeleistungen für die laufende Spielzeit erbracht wurden. Der hessische Traditionsverein bedauere die Trennung von der Lufthansa AG sehr, wie Vorstandsmitglied Axel Hellmann auf Nachfrage von SGE4EVER.de mitteilte, und unterstrich gleichfalls, dass diese im Guten verlaufen sei: „Wir führen jedoch bereits Verhandlungen mit möglichen Airline-Partnern noch für die laufende Saison, aber natürlich auch schon strategisch mit Blick auf 2017/18.“ Denn eine Einigung in der noch am Anfang stehenden Saison 2016/17 könnte sich schwierig gestalten, da das Lufthansa-Logo längst auf den Dauerkarten abgedruckt und an die Dauerkarteninhaber ausgeliefert wurde – was zudem die Kurzfristigkeit der Vertragsauflösung wiederspiegelt. In der Regel ist es üblich, dass die Lufthansa AG solche Verträge jährlich erneut in puncto Wirtschaftlichkeit überprüft. Fraglich ist, weshalb dies zu einem so späten Zeitpunkt geschehen ist.

Die derzeitige Schieflage der Fluggesellschaft, die daraus resultierenden radikalen Sparmaßnahmen und der kurzfristige Ausstieg bei den Hessen dürfte auch den Liga-Konkurrenten FC Bayern München hellhörig gemacht haben. Zwischen der Lufthansa und dem Rekordmeister existiert eine „Platin-Partnerschaft“, die noch bis 2018 Bestand haben soll, aber nach SGE4EVER.de-Informationen kurz vor dem Aus steht. Die Münchener befinden sich bereits in intensiven Verhandlungen mit Qatar Airways und wollen sich von der Lufthansa trennen. Inwieweit die Eintracht mit dem Unternehmen aus Katar ebenfalls Gespräche als Nachfolger führt oder geführt hat, ist nicht bekannt. Klar ist hingegen, dass mit Turkish Airlines keine Einigung auf ein Engagement erzielt werden konnte.

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10 Kommentare

  1. Über 3 Millionen Euro sowie Sachleistungen gehen der Eintracht damit auf dem Papier verloren? Dann kann man nur hoffen, dass es die Abstandszahlung in sich hat und man nicht wieder die Wohlfahrt spielt.

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  2. Hab das schon erwartet. Mein Bruder arbeitet am Flughafen und hat vom Sparkurs bei Lufthansa erzählt. Das geht knackig ab. Dann suchen wir uns einen neuen Partner und kassieren ne Abfindung , auch okay.

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  3. Wie war das nochmal mit Pacta sunt servanda???

    Eine sehr unschöne Entwicklung. Lufthansa und Eintracht Frankfurt; beides Betriebe, die einmal eine Erfolgsgeschichte waren. Gute Namen, deren Glanz allmählich verblasst. Die Ursachen dafür sind beinahe ähnlich. Übermächtige Konkurenz wobei schon lange keine „Waffengleichheit“ mehr herrscht. Unterschiedliche Rahmenbedingungen (Geldgeber). Vielleicht auch ein wenig die Entwicklung verschlafen? Und jetzt müssen alternativlose (!!!) Wege eingeschlagen werden. Gewisse Parallelen gibt es auch beim Personal. Die einen werden von Piloten „erpresst“ die anderen von gut dotierten Kickern. 🙂

    Turkish Airlines? Hallo? Selbst wenn wir mit der einen Vertrag hätten, würde dieser seit den jüngsten Ereignissen wohl keinen Bestand haben. Dazu müsste man nicht mal Herrn Hellmann einbestellen.
    Die Dönerbude in Bonames könnte ich mir als (kleinen) Premiumpartner vorstellen. Die ist verlässlich und scheint auch nicht unter staatlichem Einfluss zu stehen. – Mahlzeit!

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  4. Mir fällt gerade ein, wie das wohl wäre, wenn VW mitbekommt, was Lufthansa in Not so alles anstellen kann. Vielleicht bekommt man in WOB demnächst auch den Gürtel enger geschnallt …

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  5. Turkish Airlines als potentieller Partner? Hab mir von der Eintracht eine etwas höhere moralische Gesinnung erhofft. Ja, auch wenn man etwas weniger Geld einnimmt.

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  6. Treibstoffpreise als Gegenläufer….klar. War nie so günstig, wie in den letzten Jahren

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  7. Das wirkt schon fast ein wenig aktionistisch bei der LH (wie auf Gebäck bei Besprechungen zu verzichten)…

    Eigentlich fehlt ja auch wieder ein Automobilhersteller nach dem Abgang von Alfa, mag vielleicht nicht wieder Euler/BMW tätig warden? Opel würde sich ja räumlich anbieten, doch die sind bei M! aktiv. Wenn wir den japanischen Markt als wichtig erachten, dann könnte sich doch auch gerne hier mal eine Firma aktiv werden.

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  8. Sehe das nicht so tragisch. Wenn man bei der Abstandszahlung gut verhandelt und zeitig einen vernünftigen Ersatz findet, dürfte es kaum Einbußen geben. Mal schauen was Hellmann hier auf die Beine stellen kann.

    @7 informier dich mal über die Luftverkehrabgabe, die gibts erst seit 2011 😉 Außerdem kommt die Konkurrenz ja zum Großteil aus dem nahen Osten, da sieht das mit Steuern und Nachtflugzeiten auch ein bisschen anders aus.

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  9. Zu @4
    Das mit der verlässlichen Dönerbude ist gut!

    Tja. schade mit der Frankfurter Lufthansa. Dachte der Ausstieg läge auch an dem negativem Image, hervorgerufen durch unsere Pyro-Eintrachtgegner.

    Also soviel Moral sollte in unserer Vereinsführung doch sein, dass wir nicht Geld von Organisationen annehmen, die zu Ländern gehören die Menschenrechte mit Füßen treten. Dazu zählt Katar und wohl auch die Rechtsauslegung der autokratischen Führung der Türkei.
    Bitte weiter im Rhein-Main Gebiet suchen. Vielleicht schafft es ja mal die Eintracht wieder, durch tolle Choreos, Fahne schwingenden Fans und mitreißende Spiele sympathisch ‚rüber‘ zu kommen. Dann können sich auch große Firmen wieder für die Eintracht als Werbeträger interessieren.

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