Einen wirklichen Kampf um das Tor der Frankfurter Eintracht dürfte es auch in der kommenden Saison nicht geben. Zu klar ist, dass Kevin Trapp unumstrittener Stammkeeper ist. Er wird – wenn er sich nicht verletzt – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Tor stehen und hier versuchen, die Leistungen der letzten Jahre zu bestätigen. Auch die SGE4EVER.de-Leser sehen den 34-Jährigen als klare Nummer 1, wie sie in der SGE4EVER.de-Leser-Elf klargemacht haben.
Hinter Trapp streiten sich dann aber gleich zwei Generationen. Da ist zum Einen Jens Grahl, mit 35 Jahren ein sehr erfahrener Keeper, der in der letzten Saison einige Male zum Einsatz kam, als Trapp verletzt war und seine Sache hier sehr gut machte. Es gibt aber auch Kaua Santos – der 21-jährige Brasilianer gilt als großes Talent und soll in Frankfurt aufgebaut werden, damit er in Zukunft das Tor hüten kann.
Nachdem zu Beginn der Transferperiode einige Spieler aus der zweiten Reihe bei der Eintracht verliehen wurden, damit sie Spielpraxis sammeln, ist das beim Brasilianer nicht angedacht, wie Torwarttrainer Jan „Zimbo“ Zimmermann im „Kicker“ erklärte: „Das Trainingsniveau bei Eintracht Frankfurt ist so hoch, dass es mehr bringt als Spielpraxis in einer unterklassigen Liga.“ Dabei gab er seltene Einblicke in die Entscheidungsfindung und Probleme einer solchen Leihe: „Wohin könntest du den Spieler verleihen? Und hat dieser Verein die Courage, den jungen Torhüter spielen zu lassen? Viele Vereine haben nicht den Mut dazu.“ Daher bleibe Santos in Frankfurt, um hier mit Kevin Trapp und Jens Grahl zu trainieren. „Körperlich, athletisch, da ist der deutsche Fußball und vor allem meine Torwart-Philosophie fordernder als das, was er aus Brasilien kennt. Wir haben im letzten Jahr extrem daran gearbeitet, die brasilianische Mentalität auf Bundesliga-Seriosität zu bringen“, erklärt er.
Wichtige Aspekte im Training
Hier gehe es für das Torwart-Talent um zwei Dinge, die im Training immer wieder angesprochen und bearbeitet werden: „Zum einen, müssen die technisch-taktischen Fähigkeiten so ausgebildet werden, dass sie dem Bundesliga-Niveau entsprechen. Dementsprechend hoch müssen wir die Anforderungen im Training setzen.“ Hier setze er bewusst auf hohe Anforderungen an sein Torwart-Trio und das Training der Keeper: „Es muss vor allem die Klarheit, das Vorhersehbare, rausgenommen werden. Torwarttraining ist für mein Empfinden häufig zu leicht, weil die Ecken angesagt werden. Das sieht zwar schön aus, weil viele Elemente aufgebaut sind. Aber es entspricht nicht den Anforderungen, die gebraucht werden.“ Aber auch das Psychische sei ein wichtiger Bestandteil. Hier gebe es das Problem, dass sich dies schwer simulieren lasse: „Aber zumindest diesen Druck, die Konsequenz eines Fehlers, musst du so hoch setzen, wie es das Training zulässt“, erklärte Zimmermann, der seine Keeper auch auf die Spielsituation vorbereite: „Vor allem musst du ihm das Vertrauen geben, dass du ihn auf die Bundesliga vorbereitest.“
Ein direkter Bundesliga-Konkurrent der SGE, der SC Freiburg, setzt dabei seit der vergangenen Saison mit Noah Atubolu auf einen ganz jungen Keeper – und stand auch zu ihm, als der Torwart einige kleinere Fehler machte: „Ich finde es gut, wie sie Noah Atubolu aufgebaut, ihm das Vertrauen geschenkt haben und nicht beim ersten Gegenwind umgekippt sind. Das ist für mich ganz, ganz wichtig in der Entwicklung des Torwarts.“ Der Freiburger Torwart ist mit seinen 22 Jahren nur ein Jahr älter als Kaua Santos, der hinter Trapp in der kommenden Saison die Nummer zwei sein könnte, und damit auch auf Einsätze hoffen könnte – dann kann er zeigen, dass die Entscheidung der SGE ihn nicht zu verleihen die richtige war.
9 Kommentare
Es wäre wirklich ein entscheidender Schritt, einen Torwart selbst zu schulen und eben nicht einen fertigen einkaufen zu müssen, wie bisher. Eventuell kann Santos auch mal im DFB-Pokal Wettbewerbsluft schnuppern?
Ein bisschen wehmütig schaue ich bei Olympia auf die Spielintelligenz von Ann-Kathrin Berger (das Gegentor gestern mal ausgenommen). Die macht das Spiel schnell, schlägt punktgenau in den Lauf der Stürmerin ab und man hat mit 2 Balkontakten einen Torabschluss. Wer bei Gotham spielt, hat halt Fähigkeiten, die andere nicht haben.
Gruß SCOPE
Gegen die USA hatte sie auch noch ein Bock aber das nur am Rande.
Sehe immer noch einige Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Fußball,
insbesondere was die Schnelligkeit der Akteure und des Spiels angeht, bei den Männern kann man manche " Moves" daher gar nicht bringen. Natürlich ist Trapp nicht gerade für das schnelle Spiel berühmt, aber manche Sachen kommen bei den Männern nicht mehr so oft wie früher . Der Typ Abwehrspieler hat sich ja von der 100kg -Kante gewandelt zum athletischem und vor allem schnellen Spieler. Daher kommen so 2-3 Kontakttore eher weniger mehr vor. Habe Respekt vorm Frauenfußball aber sehe trotzdem noch Unterschiede zu den Männern, insbesondere bei der o.a. Schnelligkeit und auch der Härte von Schüssen etc.
Bei der Technik und Taktik haben die Frauen auf jeden Fall deutlich aufgeholt.
Mit Grahl und Santos haben wir doch ne gute Mischung finde ich. Trapp muss auf jeden Fall diese Saison etwas mehr liefern, abschreiben würde ich ihn aber noch lange bicht.
Ist das wirklich so klar das Trapp Stammtorhüter bleiben wird?
Ich kann Kauas Santos Leistungen natürlich nicht seriös bewerten, was ich jedoch in den Zusammenfassungen aus dem Trainingslager gesehen habe ist, dass er eine richtig gute Ballbehandlung hat, feine Technik und insgesamt ein guter bis sehr guter Torwart ist, oder es noch werden kann. Er hat eine Chance verdient, und was ich mir für ihn wünschen würde, wäre ein System, welches Xavi Alonso in Leverkusen praktiziert. Trapp für die Liga und EL und Santos bekommt die Spiele im Pokal. Wäre eine perfekte Heranführung an die Mannschaft mit Spielpraxis im KO Modus. Xabi hat es vorgemacht, wie man erfolgreich seine Leute in der zweiten Reihe bei Laune hält und der Konkurrenzkampf hätte eine gesunde Härte, welche auch dem Trappo gut tun würde.
Wie gut der Junge ist, das beurteilt das Trainerteam. Wenn sie ihn für gut genug halten, wäre das mit den EInsätzen bei den Pokalspielen okay.
Aber wenn er spielt, dann bitte wie bei den Freiburgern , nicht bei Fehlern von ihm ungeduldig werden. Atubolu ( oder so ähnlich) wäre bei den meisten Teams nach 4-5 Spielemn wieder auf der Bank gewesen. Wenn du ihn ins Tor stellst dann bitte wie bei Freibug´den Rücken stärken.
mal vollkommen abgesehen vom sportlichen: die frage ist, ob trapp sich tatsächlich einfach so auf die bank setzt - denke sein ego wird das nicht gefallen.
ein ramaj ist leider auch schon gegangen, wegen mangelnder spielzeit/perspektive. hätte man letzte saison einen ramaj in beiden pokalwettberwerben eingesetz, hätte uns das sportlich nicht geschadet - vorsichtig ausgedrückt.
dennoch gut zu sehen, dass wir auch auf der position des keepers ein grundsätzliches gespür für talente haben.
@ Ostwestfalen-Adler
Im Profifußball sollte niemals das Ego eines Spielers den Interessen des Vereins im Vordergrund gestellt werden. Schließlich ist Fußball Leistungsorientiert und die Leistung muss fair und unabhängig vom Status oder Egos einzelner Spieler bewertet werden. Und bei der Idee, Santos die Pokalspiele als Nr.1 in Aussicht zu stellen, wäre auch für Trapp vom Vorteil. Den in dem Fall könnte er die Pokalspiele zur Regeneration nutzen und Santos würde unglaublich wichtige Spielzeit samt Erfahrung sammeln. Und ich könnte mir sogar vorstellen, dass dieses System Kaua extrem motivieren würde, was wiederum zu starken Leistungen führen würde.
@4, Xabi Alonso hat dieses System übrigens nicht erfunden, in Spanien und England ist das die Normalität. Man muss das Rad ja nicht immer gleich neu erfinden, aber mal über die Landesgrenzen hinaus zu schauen, kann ja nicht schaden und da funktioniert es ja.
@ Boris
Das stimmt. Habe jedoch Xabi als Beispiel hervorgehoben, da er damit einen Riesen Erfolg hatte. Und beide Leverkusener Torleute haben in ihren Wettbewerben überdurchschnittlich gut performt.
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