Das war's für Heribert Bruchhagen. Er übergibt an Fredi Bobic.
Das war’s für Heribert Bruchhagen. Er übergibt an Fredi Bobic.

Juni: Weichenstellung für die neue Saison

Der Juni begann bei der Eintracht gleich mit einem wichtigen Ereignis: Trotz massiver Proteste aus der Fanszene und dem Umfeld wurde Fredi Bobic als neuer Sportvorstand der SGE vorgestellt. Das Findungskomitee, bestehend aus dem Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Steubing, Präsident Peter Fischer und Aufsichtsratsmitglied Philipp Holzer, hatte im halben Jahr zuvor eine Art Casting durchgeführt und mit einigen Kandidaten gesprochen. Bobic wusste mit seinem Konzept und seinem sehr großen Netzwerk dabei von Anfang an zu überzeugen. „Es würde allen gut zu Gesicht stehen, nicht aus der Distanz zu urteilen, sondern die geleistete Arbeit zu bewerten. Der Aufsichtsrat ist geschlossen der Überzeugung, dass er der richtige Mann ist“, sagte Steubing auf der Pressekonferenz zu den Kritikern Bobics. Die Verpflichtung des ehemaligen Bundesligaspielers barg natürlich Chancen und Gefahren zugleich.

Nichtsdestotrotz wurde schnell klar, was sich der ehemalige Stürmer bei der SGE vorgenommen hatte. Er betonte, dass er die Eintracht nach vorne bringen und dabei auch nicht vor Veränderungen zurückschrecken wolle. Der Plan: Die Eintracht will mit gezielt getätigten Transfers zum Ausbildungsverein werden und Spieler mit möglichst hohem Gewinn weiterverkaufen. Mit diesem Vorhaben begann der 45-Jährige Bobic zusammen mit Trainer Niko Kovac und Sportdirektor Bruno Hübner seine Amtszeit bei den Hessen.

Also machte sich das Trio auf nach Österreich und traf sich in einem Hotel in Salzburg, um die Vergangenheit zu analysieren und die Zukunft der Eintracht zu besprechen. Dort wurde beschlossen dem Verein ein neues Gesicht zu verpassen und neue Strukturen aufzubauen. Also wurde jeder Stein umgedreht, wenn es sein musste auch zweimal. Nicht nur gab es Veränderungen im Kraftraum oder innerhalb des Spielerkaders, sondern in erster Linie auch im Funktionsteam. In Zuge dessen musste Chefscout Bernd Legien seinen Hut ziehen. Ersetzt wurde er durch den vorher beim Hamburger SV tätigen Ben Manga, der bei der Eintracht neben seiner Scouttätigkeit auch Kaderplaner wurde. Zudem musste der bisherige Konditionstrainer Christian Kolodziej weichen. Dafür eingestellt wurde erst Athletik-Trainer Klaus Luisser, der von Mönchengladbach kam, später folgte mit Martin Spohrer ein zweiter Athletik-Trainer, der vorher die Spieler der Dortmunder U23 auf Trab hielt. Der bisherige Reha-Trainer Michael Fabacher wurde daraufhin an den Riederwald versetzt, um die U19-Spieler gezielt auf die Bundesliga vorzubereiten. Außerdem bekam Kovac einen weiteren Co-Trainer zur Seite gestellt. Rückkehrer Armin Reutershahn sollte die Kovac-Brüder unterstützen. Vorher war der neue Co-Trainer für ein gutes halbes Jahr in Diensten der TSG Hoffenheim, bei denen er Jung-Coach Julian Nagelsmann unter die Arme griff und ihn bei seinen ersten Schritten als Bundesliga-Trainer unterstützte. Auch im weiteren Betreuerstab gab es Veränderungen. In der medizinischen Abteilung kam Akupunkteur Koichi Kurokawa hinzu und in der Videoanalyse bekam Marcel Daum mit Sebastian Zelichowski Verstärkung, der vorher die Gegner des VfB Stuttgart genauer unter die Lupe nahm.

Bei der Neuausrichtung des Funktionsteams wurde Bobic vorgehalten, dass er eine Art Vetternwirtschaft betreibe, da er sich vornehmlich Personal ins Boot holte, mit denen er schon vorher vertrauensvoll zusammengearbeitet hatte. Doch den Weg, den die Eintracht in den Folgemonaten nehmen sollte, gab dem neuen Sportvorstand recht und ließ die Kritiker verstummen. Doch im Sommer waren diese dafür bei der Zusammenstellung der Mannschaft umso lauter. Denn natürlich gab es auch Veränderungen innerhalb des Teams und Spieler kamen und gingen. Vor allem die Abwehr und die Flügelpositionen der Mannschaft wurden kräftig durchgewirbelt und mit schnellen, jungen Spielern besetzt, von denen sich die Verantwortlichen Entwicklungspotenzial versprachen. Auffällig waren aber auch viele Leihgeschäfte, denn von Anfang an war klar, dass die Verantwortlichen einen Transferüberschuss von circa 5 Millionen Euro erwirtschaften müssen.

Dafür war es nötig, den einen oder anderen Spieler von der Gehaltsliste zu streichen. Dabei erwischte es auch einen Spieler, der in seiner Jugend lange für die Eintracht spielte, dem der Durchbruch bei den Profis aber aufgrund vieler Verletzungen verwehrt blieb: Mittelfeldspieler Sonny Kittel musste den Verein verlassen. Zunächst war er vereinslos, mittlerweile steht er beim FC Ingolstadt in Lohn und Brot. Auch die Verträge mit Linksverteidiger Constant Djakpa (vereinslos), Mittelfeldspieler Änis Ben-Hatira (Darmstadt 98) und Ersatztorwart Emil Balayev (vereinslos) wurden nicht verlängert. Zugleich endete die Leihe von Verteidiger Kaan Ayhan, der sich erst wieder seinem Heimatverein Schalke 04 anschloss und später von dort nach Düsseldorf transferiert wurde. Der defensive Mittelfeldspieler Stefan Reinartz beendete überraschend seine Karriere aufgrund seiner vielen Verletzungen. Alexander Ignjovski sollte der erste Abgang des Sommers sein, der ein wenig Geld in die klammen Taschen der Eintracht spülte. Für geschätzte 750.000 Euro schloss sich der defensive Mittelfeldspieler dem SC Freiburg an. Ein wenig mehr brachte Sturm-Talent Luca Waldschmidt ein. Für 1,3 Mio Euro wechselte er in den Norden der Republik zum Hamburger SV.

Besonders die Abgänge von Kittel und Waldschmidt sorgten für Aufsehen bei den Fans. Kritik wurde laut, dass die Eintracht ihr Tafelsilber verscherbele. Noch mochte der Beobachter nicht an eine erfolgreiche Strategie seitens des neuen Sportvorstandes Bobic denken. Doch dieser arbeitete weiter geräuschlos in seinem stillen Kämmerlein. So standen die ersten zwei Neuzugänge schon vor der frühstmöglichen Wechselfrist am 1. Juli fest. Branimir Hrgota kam ablösefrei vom Bundesligarivalen Borussia Mönchengladbach und auch Danny Blum, der vom Gegner der Relegationsspiele, dem 1. FC Nürnberg, kam, kostete keine Ablöse. Hier wurde gleich die neue Taktik, junge Spieler zu verpflichten, die sich weiterentwickeln können, sichtbar. Zudem kehrte Mittelfeldspieler Joel Gerezgiher vom Bornheimer Hang in den Stadtwald zurück und U19-Torwart Leon Bätge wurde mit einem Lizenzspielervertrag ausgestattet.

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