Oliver Frankenbach regelt bei der Eintracht die Finanzen.
Oliver Frankenbach regelt bei der Eintracht die Finanzen.

Elf Millionen Euro einnehmen um 5,5 Millionen Euro ausgeben zu können. Oliver Frankenbachs Bestätigung der Zahlen, über die wochenlang spekuliert wurde, sorgte für Ernüchterung im Umfeld der Eintracht. Die Hessen, so viel ist definitiv sicher, müssen noch viel Geld einnehmen, um dem Kader das gewünschte neue Gesicht verpassen zu können. Sechs, sieben oder acht Neuzugänge sollen noch folgen – Sportvorstand Fredi Bobic, Sportdirektor Bruno Hübner und Trainer Niko Kovac müssen bei der Auswahl neuer Akteure viel Geduld und Kreativität beweisen müssen. Die Liste der Baustellen im Kader ist lang – bis auf im Tor braucht der Klub auf jeder Position Verstärkungen.

Frankenbach arbeitet seit fast zwei Jahrzehnten für die Eintracht und hat schon einiges miterlebt. Als der 48-Jährige bei den Hessen anfing, ging es damals im wahrsten Sinne des Wortes Schlag auf Schlag – von Octagon, über finanzielle Probleme hin zu dem Krimi um die Lizenz im Jahr 2002. Es waren die wohl härtesten und prägensten Stunden, die Verantwortliche und Fans in der Vereingsgeschichte miterleben mussten. 14 Jahre später atmen noch immer viele durch, wenn es im April unspektakulär heißt: „Eintracht Frankfurt erhält die Lizenz ohne Auflagen!“

Heribert Bruchhagen führte den Klub mit ruhiger Hand und scheute das ganz große Risiko auf dem Transfermarkt. Der Etat wurde peu á peu erhöht, der Umsatz steigerte sich und Eigenkapital wurde angespart. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende hinterließ einen kerngesunden Verein, der sich aber vergangenen Winter streckte, um doch noch neue Spieler für die Mission Klassenerhalt zu holen. Marco Fabián, Szabolcs Huszti, Yanni Regäsel, Änis Ben-Hatira und Kaan Ayhan – das Quintett kam als Vorgriff auf die neue Saison, weshalb in diesem Sommer Transferüberschüsse erzielt und Personalkosten eingespart werden müssen. Folgt man diesen Worten, wird bewusst, wie weit ein Abstieg den Klub – auch mit Blick auf den neuen TV-Geld-Vertrag – zurückgeworfen hätte.

Einen Spieler wie – überspitzt von Frankenbach in der Frankfurter Rundschau formuliert – Cristiano Ronaldo wird sich die Eintracht allerdings auch trotz geglücktem Klassenerhalts nicht leisten können. Der Begriff des Ausbildungsvereins, den Bobic bei seiner Vorstellung erstmals offen aussprach, wird inzwischen mit Ideen und Leben gefüllt. Mijat Gacinovic, der langsam herangeführt wurde und zum Schluss mit seinen wichtigen Aktionen die Relegation gegen den 1. FC Nürnberg entschied, gilt hierbei als das Musterbeispiel. Die Idee: Ein junger Spieler wird für eine verhältnismäßig etwas höhere Ablösesumme geholt, verdient dann allerdings über den längeren Zeitraum gesehen weniger Geld. Sollte er sich wie gewünscht entwickeln, so der Finanzchef der Eintracht, „könnte man ihn für relativ viel Geld verkaufen. Das ist ein Geschäftsmodell, das für Eintracht Frankfurt gelten muss. Wir sind noch ein Ausbildungsverein. Man muss ja nicht immer den ablösefreien Spieler nehmen, der die Entwicklung vielleicht schon abgeschlossen hat, aber ein hohes Grundgehalt einstreicht.“

Die Hessen haben in den letzten Jahren das Gehaltsniveau im Kader nach oben geschoben, es gibt nur noch wenige Spieler mit einem geringen Grundgehalt. Hier möchten die Verantwortlichen ansetzen und den Weg nicht mehr fortsetzen. Dadurch wurde mit Spielern, die jahrelang mit neuen Verträgen ausgestattet wurden, nicht mehr verlängert. Auch Leistungsträger werden sich neu beweisen müssen – einige Akteure verloren mit ihrem neuen Kontrakt ihre Form und damit mächtig an Wert: Bastian Oczipka, Stefan Aigner oder – wenn auch verletzungsbedingt – Bamba Anderson. Die kritische Frage, wie ein Transfer von Jefferson Farfán in dieses Bild passt, müsste hier gestellt werden – dafür sind allerdings andere Personen bei der Eintracht verantwortlich.

Wenn vom neuen Gesicht der SGE geredet wird, fällt immer häufiger der Name Mijat Gacinovic.
Wenn vom neuen Gesicht der SGE geredet wird, fällt immer häufiger der Name Mijat Gacinovic.

Frankenbach, der im Verein „ZDF“ – was für Zahlen, Daten, Fakten und nicht „Zweites Deutsches Fernsehen“ steht – genannt wird, sah diese Entscheidungen in der Aufbauphase als die richtigen an. Spieler sollten so langfristig gebunden werden und für den sportlichen Erfolg sorgen. Die letzte Spielzeit hat gelehrt, dass dieser Weg überdacht gehört. Langfristige Verträge ja – aber an dem Akteur festhalten, bis dieser ausläuft nein! Das Beispiel Kevin Trapp zeigte vergangenen Sommer, dass sich die Eintracht in diesem Bereich neu aufgestellt hat: „Er hatte bei uns einen Fünfjahresvertrag unterschrieben. In der Vergangenheit waren wir nicht so offensiv dabei, Spieler abzugeben. Es kam ein Angebot, und dann haben wir reagiert. Vielleicht ist das ein Weg, in der Zukunft selbst aktiv zu werden, Spieler im Markt zu platzieren.“

Andere Möglichkeiten, die Einnahmeseite bei den Hessen zu erhöhren, erkennt der Familienvater nicht. Drei Millionen wurden letztes Jahr eingespart, weil der Personaletat durch die schwache Spielzeit und die ausbleibenden Prämienzahlungen bei 36 statt der kalkulierten 39 Millionen Euro lag. Der Gewinn des Klubs wird sich auf etwa drei Millionen Euro einpendeln und der Umsatz beläuft sich auf 103 Millionen Euro. Der neue TV-Vertrag, so Frankenbach, sei zwar lukrativer, aber da sich die Einnahmen für alle erhöhen, ändert sich in diesem Bereich im Haifischbecken Bundesliga weniger. In der Vermarktung gibt es auch nur noch wenig Spielraum, hier wäre vielleicht noch ein Spielraum von bis zu 1,5 Millionen Euro: „Der Weg kann nur über die Internationalisierung oder Digitalisierung gehen. Aber an den klassischen Themen des Marketings oder Ticketings sind wir ausgereizt.“

Und dann sind da noch die Verträge, die den Verein bremsen – Stichwort: Stadion- und Vermarktungsvertrag bis 2020. Es gehe nicht mal darum, die Stadionmiete von etwa neun Millionen Euro zu drücken, sondern vielmehr um die Tatsache, dass die Eintracht zu wenig an den Erlösen im Stadion partizipieren. Frankenbach erklärt: „Wenn es uns gelingt, uns an der Stadionbetreibergesellschaft zu beteiligen oder sie gar selbst zu führen, könnten wir einiges bewegen.“ Ein neuer Investor hingegen sei keine Option, um neue Mittel freizuschaufeln. Die Aktionärsstruktur im Verein ist manifestiert, der Hauptgesellschafter Eintracht e.V. hält 62 Prozent der Aktien, der Rest verteilt sich auf die Freunde der Eintracht, die BHF-Bank und den Aufsichtsratschef Wolfgang Steubing.

Sollte der Verein seine Anteile verkaufen, würde das der Fußball-AG nicht helfen, andererseits könne der Verein aktuell eine Kapitalerhöhung nicht mitgehen. Im Klartext: Die Aktionärsstruktur müsste verändert werden, was wiederum problematisch ist. Statt eines Investors bräuchten die Frankfurter Anteilseigner in der AG, „die mit dieser Beteiligung eine gewisse Strategie verfolgen. Wir bräuchten also Partner, die sich über die Beteiligung Absatzmärkte sichern, etwa in China.“ Ein strategischer Partner also, der sich mit der Marke „Eintracht Frankfurt“ gute Geschäfte erhofft. Alle anderen Wege, so betont es Frankenbach noch einmal mit Nachdruck, sind nicht möglich: „Da können wir kurzfristig wenig ändern.“

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4 Kommentare

  1. So und jetzt Rahmen wir uns alle den Artikel ein, und holen ihn immer wieder raus, wenn wir von Stars träumen, oder sauer sind, weil ein „Lieblingsspieler “ verkauft wird. Durch den Brexit werden ja jetzt vermutlich auch nicht mehr so viele Durchschnittskicker auf die Insel wechseln können, da brauchen wir uns wohl keine Sorge machen, oder sollte es besser heißen keine Hoffnungen mehr machen 🙂

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  2. Der Brexit wird außer für uns Otto-Normal-Bürger keine Veränderungen bringen. EU und GB werden schon Freihandelsabkommen etc. aushandeln, die so aussehen, dass die EU den Diener der Briten spielt.
    Weil die EU einfach nicht die Traute hat die Briten am langen Arm verhungern zu lassen. Sie spüren zu lassen, was der Brexit für Konsequenzen hat.
    Den Fußballvereinen der Insel werden schon genügend Schlupflöcher geboten

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  3. Brexit…in 2 Jahren passiert noch viel.Heut haben die Briten sich erstmal auf Google erkundigt, was der Brexit für Konsequenzen hat.

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  4. Es sollte niemand glauben, dass der Brexit auch nur irgendeine Auswirkung auf Transfers haben wird. Wenn ein Ibrahimovic bei ManU im Gespräch ist, dann werden die ihn holen – völlig wurst ob sie in der EU sind oder nicht. Er muss dann auch nicht bei irgendwelchen Behörden in der Schlange stehen und sich seine Arbeitserlaubnis erbetteln – das wird schon alles organisiert. Wenn er zig Millionen an Steuern an den Englischen Staat zahlt werdet ihr sehen wie schnell und einfach manch Bürokratiehürde zu nehmen ist. Und auch ne Nummer kleiner wird das alles kein Problem werden und so ist das auch bei den diversen Stars die in der MLS oder in China und AbuDhabi kicken. Das mag für den Dänischen Dachdecker oder den Französischen Flaschner ein wenig komplizierter sein, wenn er nen Auftrag in England annimmt aber sonst bleibt alles cool….und generell brauchen wir uns da eh erst in 2-3 Jahre Gedanken machen. Gut für uns ist, dass wir bei Euro League Spielen für die Übernachtung in Englischen Hotels ein bisschen weniger zahlen. Durch die Abwertung des Britischen Pfundes werden die Spieler für englische Clubs auch wieder ein wenig teurer oder andersherum „günstiger“ aber zum einen wird sich das Pfund auch wieder erholen, zum Anderen wären 10% Wertverfall der Währung Peanuts wenn man 100-200% mehr TV Gelder bekommt als der Rest von Europa. Panik machen nur die Banken und die EU Politiker, die Ihre Felle davonschwimmen sehen und uns daher den Weltuntergang prophezeien.

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