Wieder mal wird der Fußball nach dem Spiel fast schon zur Nebensache. Die Eintracht gewann ihr wichtiges Auswärtsspiel in Bochum mit 1:3 und kann so beruhigt in die Länderspielpause gehen. Doch nach dem Spiel wird im Umfeld beinahe mehr über eine andere Thematik diskutiert.
Denn das Spiel wurde rund 50 Minuten nach dem geplanten Beginn erst angepfiffen. Schuld daran war eine Zaunfahne des Frankfurter Anhangs, die an Fluchttoren des Gästefanblocks hing. Der Stadionsprecher an der Castroper Straße sagte mehrmals durch: „Liebe Eintracht-Fans, solange die Rettungstore verhangen sind, kann das Spiel nicht angepfiffen werden.“ Als die Fanszene nicht reagierte, traten Stadionordner, Fanbeauftragte der Eintracht, die Vorstandsmitglieder Philipp Reschke, Timmo Hardung und Markus Krösche sowie Kapitän Robin Koch vor die Kurve, um in den Dialog zu gehen. Nach ungefähr 34 Minuten Diskussion, hingen die Anhänger um Ultras Frankfurt alle Zaunfahnen ab und verließen das Stadion.
Altbekanntes Problem in Bochum
Laut übereinstimmenden Medienberichten stand vorher sogar ein Abbruch des Spiels zur Diskussion. Danach wären die drei Punkte wohl im Ruhrpott geblieben. Schiedsrichter Felix Zwayer schickte die Mannschaften, die bereits auf dem Platz standen, nochmal in die Katakomben. Daher mussten sie sich vor dem verspäteten Anpfiff erneut aufwärmen. Keine leichte Situation für die Spieler, bilanzierte Cheftrainer Dino Toppmöller nach der Partie: „Wir bauen vor dem Anpfiff eine brutale Spannung auf. Dann machst du die letzte Ansprache, gehst raus und bist bereit, um zu kämpfen. Dann musst du nochmal in die Kabine, das war ein bisschen nervig.“ Denn die Akteure stellen sich auf den Anpfiff ein, sind fokussiert und werden durch außerplanmäßige Verzögerungen aus dem Tunnel geworfen.
In einer Stellungnahme des VfL Bochum schildert der Verein den Hergang. In der Vergangenheit gab es bei Heimspielen gegen den VfB Stuttgart und Borussia Mönchengladbach bereits ähnliche Probleme. Gegen die Stuttgarter konnte das Spiel nach der Halbzeit für knapp 40 Minuten nicht mehr angepfiffen werden. Auch hier das Problem, dass eine Zaunfahne regelwidrig aufgehangen wurde. Allerdings lenkten die Stuttgarter aus der Cannstatter Kurve ein, das Spiel wurde fortgesetzt. Seitdem informiere der Ruhrpott-Club im Vorfeld ausführlicher, wie die Fahnen aufzuhängen sind.
Verein informierte im Vorfeld umfassend
Indes gebe es keine andere Möglichkeit die Sicherheit der Fans zu gewährleisten, stellte VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig klar: „Nach dem letzten ähnlichen Fall gegen den VfB Stuttgart haben wir informiert, dass es leider baulich nicht veränderbar ist. Solange nicht neu gebaut wird, sind wir auf die Kompromissbereitschaft der Gästefans angewesen.“ Demnach müsste das altehrwürdige Ruhrstadion erst modernisiert werden und für neuste Sicherheitsstandards fit gemacht wird.
In einem auf der Webseite des Vereins bereitgestellten Flyer heißt es: „Alle orangefarbenen Fluchttore im Steh- und Sitzplatzbereich müssen zu jeder Zeit ohne Probleme geöffnet werden können und gangbar bleiben. Sollten Fluchttore überhängt sein oder werden, führt dies zu einem Nichtanpfiff bzw. einer Unterbrechung oder sogar zum Abbruch des Spiels. Das Anbringen von Zaunfahnen an den orangefarbenen Fluchttoren selbst ist möglich, sofern die Tore oberhalb nicht überdeckt sind und die mechanischen Öffnungseinrichtungen frei bleiben. Zaunfahnen müssen daher an der oberen Kante der Fluchttore und an der seitlichen Öffnung enden, sodass sich die Zaunfahnen mit einer Öffnung der Tore mit bewegen.“ Die Vorgaben waren also eigentlich klar. Das bestätigte die Eintracht ihrerseits in einer Stellungnahme. Der hessische Verein entschuldigte sich in diesem Zuge auch.
Reschke: „Gilt, in kommenden Tagen darüber zu sprechen.“
Die SGE informierte in einer Vorabinfo am 15. März über die einzuhaltenden Vorgaben. Darin heißt es: „Fluchttore müssen frei bleiben, beziehungsweise alle orangenen Fluchttore im Steh- und Sitzplatzbereich müssen sich jederzeit und vollumfänglich öffnen lassen.“ Auslöser war nach Angaben des Vereins aus NRW ein Banner, das diesen Vorgaben nicht entsprach. Demnach informierte der Ruhrverein die Anhänger bereits 15 Minuten vor dem geplanten Anpfiff, dass das Spiel unter diesen Voraussetzungen nicht angepfiffen wird.
Adler-Vorstandsmitglied Philipp Reschke, verantwortlich für Spieltagsorganisation, Fanbetreuung und Sicherheit, kündigte nach dem Spiel eine Aufarbeitung an: „Es gilt jetzt, in den kommenden Tagen darüber zu sprechen. Klar, daraus entsteht schnell eine Debatte, wie weit dürfen Fans gehen? Das bestimmt auch ein Teil der Fragen, über die wir reden werden. Es gilt darüber zu sprechen, wie wir in kommenden vergleichbaren Situationen verfahren und schneller eine Lösung finden.“ So erinnert die Thematik etwa an die landauf, landab stattfindenden Proteste der Fans gegen den geplanten Investoreneinstieg der DFL. Auch dort diskutierte man, wie viel Macht autonom agierende Fangruppierungen haben.
Willkür gegenüber Fußballfans?
Auf der anderen Seite müssen vor allem Auswärtsfans immer mehr Beschränkungen hinnehmen. Prominente Beispiele sind die Auswärtsfahrt-Verbote gegen SGE-Fans beim Champions League-Spiel in Neapel oder eingeschränkte Anreiseoptionen bei der Königsklassen-Partie in Marseille. Auch im Waldstadion geriet die aktive Fanszene bereits mit Ordnungskräften aneinander, etwa mit der Feuerwehr Frankfurt. Laut der Szene waren die Brandbekämpfer schuld an Verboten von Choreographien in der Nordwestkurve. In diesem Zuge beklagen Anhänger immer wieder die Willkür von Ordnungskräften im Umgang mit Fußballfans.
Im Netz kursieren Fotos von Spielen gegen Dortmund oder den FC Bayern, wonach deren Fans ebenfalls Banner über die Fluchttore hängten. Offenbar störte dies damals niemanden. Hier sehen nicht wenige willkürliche Repressalien, gegen die sich Fußballanhänger wehren sollten, um Freiheitsrechte zu wahren. Abschließend fällt es schwer diese Fälle miteinander zu vergleichen. Im Einzelfall ist es schwer nachzuvollziehen, inwieweit die Banner regelkonform angebracht wurden. Auch ist nicht bekannt, welche Absprachen in diesen Fällen im Vorfeld getroffen wurden.
„Plan von Anfang an, Spiel zu verzögern.“
„Wenn der Plan von Anfang an ist, das Spiel durch solche Aktionen zu verzögern, kann man nichts machen. In dem Moment, wo die Banner aufgehangen werden, gibt es ungeschriebene Regeln der aktiven Fanszenen, dass wir das Banner nicht einfach runterreißen können“, vermutete Kaenzig nach dem Spiel, die Frankfurter hätten die Störung des Ablaufs provoziert. Demnach ist ein vorsichtiger Umgang mit Zaunfahnen geboten. Falls Außenstehende die Fahnen einfach entfernen, ist mit Ausschreitungen zu rechnen. Ähnlich wie beim SGE-Heimspiel gegen Stuttgart, als es zu massiven Auseinandersetzungen mit der Polizei kam. Laut der „Bild“-Zeitung gehe man an der Castroper Straße sogar davon aus, die Eintracht-Fans wollten die Verzögerungen der Gladbacher und Stuttgarter übertreffen.
Nun werde man in Bochum diskutieren müssen, wie man in Zukunft mit möglichen Nachahmern umgeht. So stellte Kaenzig in Aussicht: „Ein Zaunfahnen-Verbot wäre die nächste Eskalationsstufe, auch wenn es nicht die trifft, die es jetzt verschuldet haben. Wir dachten, das wäre ein Ding der Vergangenheit und werden uns jetzt besprechen und alle Szenarien durchspielen müssen.“ Das Thema scheint also weiterhin nicht vom Tisch zu sein. Eine Äußerung von Seiten der Frankfurter Szene steht aktuell noch aus.
20 Kommentare
Ich wünsche mir hier eine sachliche Diskussion im gemäßigten Ton.
Die Wortwahl und Tiraden, die manche Forum-User in den vergangenen Tagen hier von sich gegeben haben war absolut niveaulos.
Genauso niveaulos war das Verhalten der Ultras, mögen mir nun vielleicht manche Kontern. Mag sein, nur wenn die Debatte fruchten soll, benötigen wir eine vernünftige Diskussionskultur ohne dabei despektierlich zu werden.
Genau letzteres wird es seitens der Ultras niemals geben...
Heute singkt für Sie: "Das Niveau"
Man muss mit jedem so reden, dass er es versteht!
Eine sachliche Diskussion mit wohlfeiler Wortwahl wird von den Ultras bestenfalls als eine Kapitulation betrachtet.
„In dem Moment, wo die Banner aufgehangen werden, gibt es ungeschriebene Regeln der aktiven Fanszenen, dass wir das Banner nicht einfach runterreißen können … Demnach ist ein vorsichtiger Umgang mit Zaunfahnen geboten. Falls Außenstehende die Fahnen einfach entfernen, ist mit Ausschreitungen zu rechnen.“
Wo leben wir denn? Ausschreitungen wegen ein paar „Lappen“? Wenn Ehrlose Ehre einfordern läuft grundsätzlich etwas falsch!
„ Hier sehen nicht wenige willkürliche Repressalien, gegen die sich Fußballanhänger wehren sollten, um Freiheitsrechte zu wahren. “
Da ist der erste Denkfehler, denn es gilt hier das Hausrecht, denn ein Stadion ist nun mal Privat Gelände und kein öffentlicher Ort auch wenn es viele Menschen dort gibt
Sachlich: unbedingt,
gemäßigter Ton: na logo,
diskutieren: gerne und jederzeit.
Aber worüber???
Es geht denen doch nicht mehr darum den Verein zu unterstützen. Sie denken das Stadion ist eine Bühne und sie sind die Hauptdarsteller. Wenn es um den Verein gehen würde, würde sie sich nicht wie ein trotziges Kind aus dem Stadion verpissen, wenn man ihnen ihr Spielzeug wegnimmt....und der Verein lässt sich auf der Nase herumtanzen. "Randalemeister" und "Ehre der Gruppe Stadionverbot"...die können sich echt auf die Schulter klopfen. Sich wie ein asoziales Pack verhalten ist nicht Ehrenhaft. Den Verein tausende Euro pro Jahr kosten und friedliche Fans wegen Teilausschlüsse ebensowenig. Eine Säuberung innerhalb der Szene wird nicht angestrebt. Für mich gehört Technik ins Stadium jeden einzelnen identifizieren zu können. Macht eure geilen Choreos und ihr werdet deutschland- und europaweit respektiert, aber hört auf Stadien als rechtsfreie Räume und als euer Spielzimmer zu sehen.
"...tausende Euro pro Jahr..."
Aus welchem Jahrhundert sendest du?
Ich hoffe, dass "Kindergarten" nicht zu unsachlich ist. Im Grunde hätte man wohl nur wenige Fahnen umhängen oder abhängen müssen. Eine Kleinigkeit. Und statt es nach 30 Minuten wegen so einer Kleinigkeit gut sein zu lassen und einen kleinen Kompromiss (der eh keiner Sau aufgefallen wäre) einzugehen, wird das eigentliche Ziel, die Mannschaft zu unterstützen, aufgegeben. Oder ist das gar nicht das eigentliche Ziel?
Bei so einem Vorgehen kann man sich grob vorstellen, wie Diskussionen mit der Frankfurter Polizei und Feuerwehr laufen. Es wurden keine kleinen Kinder gefressen und jeder hat das Recht, so lange im Block zu bleiben, wie man das für richtig hält. Aber ich habe den Eindruck, in unserer Fanszene läuft richtig was schief und der nächste Aussetzer kommt bestimmt. Ich habe mich jedenfalls entfremdet.
Also sobald die Ultras bzw. die Verursacher Argumente vorbringen, die erklären, weshalb ihr Fahneninteresse nach vorheriger und ausführlicher Ankündigung der Problematik schwerer wiegt also Gesetze und Vorschriften der Feuerwehr, kann man natürlich darüber diskutieren.
Aber bisher habe ich nichts gehört. Und Vorkehrungen für eine theoretische Panik zu treffen, dagegen ist nichts einzuwenden. Problem bei solchen Maßnahmen ist leider häufig, dass deren Wert erst sichtbar wird, sobald sie nicht eingehalten werden und es dann schief geht.
Aber nach Vorankündigung und mehrfacher Aufforderung ein Fußballspiel mit aufwändiger Logistik und 30.000 wartenden Fans bewusst um 40min zu verzögern - das erscheint mir wenig konstruktiv und sachlich.
Und dieses Beleidigt-Ego-Schema sehen wir ja nun nicht zum ersten Mal.
Warum hat Neapel ein Fan Verbot verlangt.
Bei allen war vorher irgendwas... Verhaltet euch mal 2-3 Jahre gesittet dann sind die Fans auch willkommen.
Ich habe schon mit dem ein oder anderen auswärts Fan ein Bierchen getrunken.
Warum sollte ich ihn was böses er liebt seinen Verein und ich meinen.
Und klar ist mein Wochenende gelaufen wenn die eintracht verlieren sollte.
Ich bin damals mit meinem Bruder von 100 - 200 Rotterdam Fans bis nach neu Isenburg gejagt worden weil sie unseren Schal Mütze anzünden wollten.
Das ist keine Fans
Fuck arround and find out..auf mehreren Ebenen.
1.) Es halten sich hartnäckige Gerüchte das von Anfang an mit der Intention den "Stuttgart-Rekord" zu schlagen an die Sache rangegangen wurde. Das Problem hier... es ist nich abwegig...
2.) Die Ereignisse der letzten Jahr(zehnt)e haben auch dafür gesorgt das die SGE-Fanschaft immer ein wenig unter gesonderter Beobachtung steht. Das ist keine Willkür sondern "hart" erarbeitet...
Das nun mit einer Nulltoleranz gegen "uns" vorgegangen wird, ist genauso falsch wie das Verhalten einiger im Block.
Du fragst nach dem Ziel?
Unsere Genies wollten die 42min der Gladbacher Einsteins toppen, also das Zeit-Limit für den finalen Spielabbruch verlängern. Bissi so, wie bei manchen Milchbubis, die zeigen wollen, wer den "längsten" Schniedel hat.
Warum die dann abgezogen sind? Na, doch wohl um die Restwelt in Trauer und Verzweiflung zu stürzen - in Verkennung der Tatsache, dass es niemanden gibt, der diese *** je wiedersehen möchte.
***) Platzhalter für ne Auswahl von Begriffen, die weitab verkehrsfähiger Sachlichkeit und Mäßigung rangieren, die übrigens auch ich hier ungern lesen will.
Wohl eher hunderttausende...
😉😅
Was sind Tausende?
eine Kardinalzahl, 10 mal 100. ein Symbol für diese Zahl, wie 1000 oder M. Tausende. die Zahlen zwischen 1000 und 999.999, beispielsweise in Bezug auf einen Geldbetrag: Der Sachschaden lag bei mehreren Tausend.
Keine Ahnung, was genau ihr beiden da auskaspert.
Die letzte Rechnung, bezogen auf Saison 2023/24, für den Spezial-Support unserer Edelfans belief sich auf rund 1.000.000 [Eine Million!] Euro.
Nicht mitgekriegt oder ignoriert?
Meine Güte....können wir uns nicht auf einen Batzen Kohle einigen? In der Tat hab ich die einzelnen Beträge nicht zusammengerechnet. Ich hatte immer nur mehrerer tausender im Kopf. Im Grunde ist es doch egal, denn wir sind uns ja einige, dass jeder Euro, der durch diese Deppen als Strafzahlungen, verhängt wird, einer zu viel ist. Oder?
Hab bei 700 000 aufgehört zu zählen...🤬
Nachdem ich jetzt alles gelesen und gehört habe , wie, was, wann kommuniziert wurde seitens Bochum lange im Vorfeld und auch 15 Minuten vor Anpfiff , was übrigens ja jetzt von der Eintracht offiziell bestätigt wurde , gibt es abgekürzt einfach kein einziges noch so kleines Argument für das Verhalten der Ultras, selbst erfinden kann man nichts.
Das Pippi Langstrumpf Prinzip" Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt " kommt hier höchstens zum Tragen.
@derbue + sge66
Niemand musste mitzählen, die Sache war Ende letzten Jahre superprominent in allen Medien. Schon deshalb, weil es sich um einen Rekord handeln soll:
Höchste Summe pro Spielzeit im dt. Fußball bis dato:
SGERANDALEMEISTER4EVER
Klar ('n Batzen) Geld ist von je her relativ.
Eintracht Frankfurt preist die Spezialoperationen ihrer "Wahren Fans" vermutlich in ihr Promotion-Budget ein - die besagte Million ist wohl mindestens 2 Drittel davon.
Nicht zuletzt hier erahnt man die außerordentliche Wertschätzung der Edelfanklientel.
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