Viel Regen und ab und zu mal wieder ein kleiner Hoffnungsschimmer, wenn der Himmel aufreißt und die Sonne durchkommt – die Gemütslage des Umfelds der Frankfurter Eintracht präsentiert sich ähnlich wechselhaft wie das Wetter im April. Ein Protagonist ist in diesen schwierigen Wochen erstmals in seiner Amtszeit in das Zentrum der Kritik geraten – Bruno Hübner. Der Sportdirektor wirkt angeschlagen, wehrte sich aber im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau und verwies auf den tollen Saisonstart mit 6:2 gegen den 1. FC Köln und dem eigentlich sinnvoll ergänzten Kader. Allerdings seien die Hessen durch Verletzungen, Formschwächen von Leistungsträgern und viele enge Entscheidungen in den Spielen, „die oft gegen uns fielen, in diese Negativespirale hineingeraten.“
Der 55-Jährige, der seit 2011 die Geschicke bei der Eintracht lenkt, beruft sich dabei vor allem auf das Thema Verletzungspech. Nach dem grandiosen Sieg gegen Köln seien Luc Castaignos, Haris Seferovic und Alex Meier bereits als magisches Dreieck bezeichnet worden: „Seitdem haben diese Drei nicht mehr miteinander auf dem Platz gestanden. Erst verletzte sich Seferovic, dann Castaignos, nun Alex Meier.“ Ferner fielen Leistungsträger wie Stefan Reinartz und Carlos Zambrano aus – und vorne fehlte die Torgefahr von Stefan Aigner, Seferovic und in den letzten Wochen freilich auch die vom verletzten Toptorjäger Meier.
Im Umfeld finden diese Begründungen allerdings wenig Anklang – zu groß ist der Ärger über divserse Entscheidungen der Führungsriege. So wird neben der Kaderzusammenstellung auch die Rückholaktion von Armin Veh bemängelt. Hübner will diese Entscheidung nicht als falsch verstanden wissen, er und die Bosse unterschätzten allerdings die Eigendynamik, die bei Misserfolg hätte eintreten – und dann tatsächlich eintraf – können. Alle Beteiligten seien im Juni der Meinung gewesen, dass die Installierung von Veh die beste Lösung für den Klub gewesen sei. Die Skepsis waren, wie auch die Vorurteile, gewaltig: „All die Dinge, die in die Welt gesetzt wurden, wie Rotweinrunde oder er sei kaum da und nur in Augsburg, sind alle aus der Luft gegriffen. Ebenso das Vorurteil, dass er in schwierigen Zeiten hinschmeißen würde.“
Dennoch: „Am Ende war die Anti-Stimmung im Umfeld gegen Veh so groß, dass wir mit einem Trainerwechsel einen neuen Schub und ein besseres Klima für die Mannschaft schaffen wollten.“ Tatsächlich war die Atmosphäre rund um den ehemaligen Coach vergiftet – Veh schaffte es nicht mehr, den Anhang auf seine Seite zu ziehen, der größte Teil sah seine Zweifel bestätigt und trat diese Meinung vor allem in den sozialen Netzwerken breit. Auch im Stadion wurden die Unmutsbekundungen lauter, die Pfiffe häuften sich von Spiel zu Spiel – gegen den FC Ingolstadt schließlich in einer Lautstärke, die Veh nicht mehr aus seiner Trainerbox herauskommen ließ.
Nach dem 1:1 gegen die Oberbayern wurde am 6. März schließlich die Reißleine gezogen und zwei Tage später das Trainerduo Niko und Robert Kovac vorgestellt. Die Brüder mussten schnell erkennen, welche Herkulesaufgabe sie am Main übernommen haben und zunächst einmal die „Basics“ aufarbeiten. Pässe über kurze Distanz, kompakt stehen, verschieben, nicht ins Abseits rennen – im Schnelldurchlauf müssen die Versäumnisse eines ganzen Jahres aufgeholt werden. Hübner gibt deshalb noch nicht auf und hofft: „Die akribische Arbeit des Trainergespanns Niko und Robert Kovac und die Einstellung der Mannschaft. Der Zusammenhalt stimmt, die Unterstützung der Fans und der Region ist ungebrochen.“
Der Sportdirektor ist von der Arbeit der beiden Kroaten überzeugt. Die Einstellung, die sie bereits zu erfolgreichen Bundesligaspielern werden ließen, die Siegermentalität und der Wille, „wird der Mannschaft auch die nötige Kraft im Kampf um den Klassenerhalt mitgeben.“ Kam die Neuinstallierung womöglich zu spät? „Wann ist es zu früh, wann zu spät? Das kann man erst am Ende der Saison beurteilen. Wir haben bis zum Schluss daran geglaubt, dass wir den Klassenerhalt mit Armin Veh schaffen„, wehrte Hübner diesen Vorwurf entschieden ab.
Und doch: Die verkorkst verlaufende Spielzeit geht auch am Sportdirektor nicht spurlos vorbei. Im Umfeld wird der Ruf nach einem Neubeginn auf allen Ebenen immer lauter. Hübner lässt sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen und verweist auf seine Erfolge: „Ich bin im fünften Jahr bei der Eintracht, habe im ersten schwierigen Jahr nach dem Abstieg mit dazu beigetragen, dass die Eintracht wieder erstklassig wurde, danach sind wir als Aufsteiger überraschend Sechster geworden. Im dritten Jahr haben wir eine unvergessliche Europapokalsaison gespielt, und zuletzt sind wir Neunter geworden.“ Die aktuell so prekäre Situation, da ist er sicher, werde die Mannschaft noch meistern.
Hübner plant trotz dieser Grundüberzeugung freilich zweigleisig und kündigt bereits an, dass sich das Gesicht der Mannschaft im Falle des Abstiegs zwangsläufig ändern wird: „Unsere Überlegungen sind schon weit fortgeschritten.“ Mit Kovac, dessen Kontrakt nur für die Bundesliga gilt, wollen sich die Verantwortlichen nach der Saison hinsetzen und diskutieren, ob eine weitere Zusammenarbeit Sinn macht: „Mit seiner Arbeit sind wir sehr zufrieden.“ Der Sportdirektor möchte dieses düstere Szenario allerdings noch nicht zu Ende malen: „Wir sind optimistisch, dass wir die Klasse halten werden.“
12 Kommentare
Erst leichtfertig mit Inui die Kernkompetenz im Aufbauspiel gen Süden transferieren und die Folgen dann auf das Verletzungspech schieben? Absurd. Jenes magisches Dreieck stand zuletzt zu 2/3 auf dem Rasen und konnte trotz massig Angriffsbemühungen nichts reißen.
Ich möchte auch von den Pillen haben, die BH nimmt, um täglich in ausweglosen Situationen ebenso optimistisch zu sein ;-)
Im Ernst: da ist viel Schönfärberei mit dabei, gg sollte er mal die Tabelle (das schlechte Torverhältnis ist fast ein weiterer Punkt weniger) genauer anschauen.....
Verletzungen haben alle Mannschaften, die Ausrede ist zu einfach.
Letztlich will BH seinen Rauswurf bei Abstieg verhindern, indem er auf seine (unstreitigen) Erfolge verweist.
Fehlt eigentlich nur noch die Feststellung, dass wir erst kein Glück hatten und dann auch noch Pech dazu kam. Sorry, dieses "unverschuldete" Hineingleiten in die Negativspirale ist mir einfach zu billig. Veh zu holen, war ein Kardinalfehler. Ich war von Anfang an dagegen. Dessen jüngste Äußerungen sprechen für sich. Die Strahlkraft des 6 : 2 ist noch immer nicht verblasst. Wie kann man sich nur von 1-2 Ergebnissen so blenden lassen? Auch die Siege hätte man durchaus kritisch betrachten dürfen. Die unterlegenen Mannschaften waren allesamt nicht chancenlos. Jetzt noch immer daran zu glauben, dass die Mannschaft die aktuell so prekäre Situation noch meistert, hat m.E. was mit Realitätsverlust zu tun. Die Situation ist nicht aktuell prekär, sondern seit langem. Worauf stützen er und seine Mitstreiter diese Hoffnung? Etwa an den zuletzt gezeigten Leistungen gegen H96 und Hoffenheim, die keine Top-Mannschaften sind? Oder an der offensiven Durchschlagskraft und dem Umschaltspiel? Ein Hoffenheimer Einwechslungsspieler hat es vorgemacht wie es geht. Haben wir einen Spieler in der Mannschaft, der nach Ballgewinn den schnellen und direkten Weg Richtung gegnerisches Tor sucht? Ohne Cojones kein Klassenerhalt. Herr Hübner, es tut mir leid. Es gibt keinen wirklichen Grund noch an den Verbleib in Liga 1 zu glauben.
Bitte keine " Die Hoffnung stirbt zu letzt " und ähnliche " Führerbunkerphrasen " .
Selbstkritik=Fehlanzeige
Die Faz schreibt das Hübner nur noch bis 2017 dableibt.
Schon bei Verhandlungen mit den Kandidaten für den demnächst vakanten Vorstandsposten wurde den Gesprächspartnern signalisiert, dass, sofern sie als Sportvorstand zusagen sollten, ein Ende der Zusammenarbeit mit Hübner spätestens im Juni 2017 denkbar ist.
http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/eintracht-frankfurt-zukunft-steht-auf-dem-spiel-14179059-p2.html
Die dfl prüft die eingereichten Unterlagen von Frankenbach für die zweite Liga.
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Lizenz für die zweite Liga gefährdet.....dfl pocht auf zweistellige Transfereinnahmen....
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Geht gut los..........danke Herr Veh ....vielen vielen Dank
Au mann, das tut langsam soooo weh....... die Lizenz war und ist nicht gefährdet!!! Immer wieder so einen Mist hier lesen zu müssen ist echt langsam nicht mehr zu ertragen!!!
reg dich nicht auf und überlese es einfach unnötig sich das reinzuziehen Du wirst es nicht ändern können ...
Bevor einer auf den Artikel verweist; ich habe den von der FAZ auch gelesen, und das sind nur normalste Aussagen die man zuletzt bei jedem Absteiger lesen konnte (damals beim FC Köln, der Hertha damals, auch damals bei uns, usw.)
Daraus sofort die Lizenz in Gefahr zu sehen ist schon sehr hanebüchen.....
Hertha wäre ohne die Finanzspritze 2014 60 Millionen von der KKR pleite.
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BH hatte gute griffe aber es waren zu 2/3 schrott oder sagen wir spieler für die breite dabei. Natürlich braucht man spieler für die breite aber die frage ist immer in welcher masse. Die wintereinkäufe waren katastrophal meiner meinung nach. Es war keiner dabei der uns dauerhaft geholfen hätte oder auf anhieb hätte weiterbringen können. Wären die transfers im sommer zustande gekommem ok da kann man von perspektivspielern sprechen aber nicht in der situation in der wir uns befunden haben und auch noch befinden. Ja es ist leicht jetzt zu sagen ich habs gewusst. Auch ich war zuerst angetan von fabian und ben hatira aber letztendlich hätten wir andere spielertypen gebraucht und nit dem vorhandenen geld sicherlich kaufen können. Und tatsächlich fehlt mir in den aussagen die selbstkritik. Es waren natürlich auch enttäuschungen dabei wie reinartz. Aber letztendlich muss man wie in den vorhergehenden beiträgen festgestellt wurde sagen dass uns die philosophie abhanden gekommen ist. Das fiel vielen schon vor 2 jahren auf nur damals hatte es noch nicht das gewicht das jetzt in der summe zusammenkommt. Ich bin sehr hoffnungsvoll aber denke nicht das wir es noch irgendwie schaffen. Ich würde mich riesig freuen wenn es doch klappen würde am ende der saison aber wenn man ehrlich ist haben wir noch lev und dortmund vor uns.
Aus der FNP:
Nach einer bislang höchst unbefriedigenden Saison muss auch Bruno Hübner um seine Zukunft bei der Eintracht fürchten. Der Sportdirektor wird vom Aufsichtsrat immer stärker zur Verantwortung für die sportliche Talfahrt der Frankfurter gezogen. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, hat bei einer Probeabstimmung über seine Person niemand aus dem neunköpfigen Gremium für Hübner gestimmt. Der Funktionär steht schon länger vor allem aufgrund seiner Transferpolitik in der Kritik, auch die Rückholaktion des erfolglosen Veh wird ihm zur Last gelegt.
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