Lukas Hradecky vor dem Ort, den er vermisst: Die Nordwestkurve im Frankfurter Waldstadion.

Du hast eben angesprochen, dass du dir sogar die Videos mit Danny da Costa anschaust. Das heißt, du verfolgst die Eintracht nach wie vor sehr intensiv?
„Na, klar. Ich bin auch immer noch in Kontakt mit vielen Leuten. Jan Zimmermann ist ein guter Freund von mir, mit der balkanischen Abteilung mache ich immer viel Späßchen über Whatsapp und die sozialen Medien. Das sind alles gute Jungs. Und es ist cool zu verfolgen, was da in Europa geleistet wird. Das ist der Wahnsinn und ich bin stolz, dass ich die Jungs kenne und ich einmal Teil dieses Vereins war. Ich hoffe zwar nicht, dass die Eintracht am Sonntag gewinnt, aber ich kann mir gut vorstellen, dass beide Teams nächstes Jahr wieder europäisch spielen.“

Musstest du dir denn von deinen ehemaligen Teamkollegen schon ein paar provokative Sprüche anhören, weil es bei dir in Leverkusen noch nicht so ganz rund läuft wie bei der Eintracht?
„Sie haben sich sehr gut benommen (lacht). Vielleicht kommt dann im Spielertunnel noch was. Wir sind jetzt aber auch wieder recht nah dran. Ihr habt auch ganz unglücklich in Berlin verloren, gegen Wolfsburg eigentlich auch. Das wird ein ganz, ganz interessantes Spiel. Hoffentlich mit viel Angriffsfußball. Was hinterher dann für Kommentare auf dem Platz abgegeben werden, da braucht ihr vielleicht mal einen Lippenleser (lacht). Aber die Jungs halten bestimmt die Hand vor den Mund. Die haben Angst (lacht).“

Was würdest du sagen, vermisst du nach einem halben Jahr Leverkusen, einer ganz anderen Stadt, ein anderes Umfeld, an Frankfurt am meisten? Und wo sind die größten Unterschiede?
„Da gibt es nicht so viele Unterschiede. Klar, Frankfurt hat mehr Einwohner und die Eintracht auch mehr Fans. Aber die gleiche Liebe, die gleiche Leidenschaft für den Club sehe ich auch hier. Das sind zwei Supervereine, die ich repräsentieren durfte und darf. Für mich persönlich ist es einfach gut, mal was anderes zu sehen. Das muss nicht heißen, dass es besser oder schlechter ist.“

Aber gibt es etwas, das du speziell vermisst an der Eintracht?
„Mein Viertel, in dem ich gewohnt habe. Da gab es gute Restaurants. Natürlich auch die spezielle Heimstimmung. Vor der Nordwestkurve. Das ist schon geil als Heimtorwart. Wenn du da einen Guten gehalten hast, wie die gejubelt haben. Das sind besondere Momente. Aber das machen die Fans auch hier.“

Fühlst du dich in Leverkusen schon automatisch deshalb wohler, weil es für dich als Bierliebhaber dort mehr Kölsch als Äppler zu trinken gibt?
„Ich wohne in Düsseldorf. Und ganz ehrlich? Das Altbier schmeckt katastrophal. Das Kölsch ist aber mein Getränk! Das gibt es hier im Stadion. Das war dann der letzte Grund für die Entscheidung, hier zu unterschreiben (lacht).“

Eine dieser lustigen Geschichte, die der Fußball schreibt, ist, dass in Frankfurt mit Frederik Rönnow wieder einmal dein Nachfolger dein Nachfolger wurde. Beziehungsweise er sollte es werden. Du hast die Entwicklung im Sommer bestimmt mitverfolgt und womöglich auch mitgelitten?
„Auf jeden Fall. Mir hat der Junge leid getan. Er kommt zu einem neuen Verein und hat gleich Verletzungsprobleme. Dann wird immer darüber diskutiert, dass er mein Nachfolger ist und Kevin Trapp womöglich zurückkommt. Das war schon belastend und sicher nicht einfach für ihn. Ich kann ihm nur raten, immer weiterzumachen. Er wird seine Chance sicher bekommen. Er ist ein guter Junge und ein guter Torwart. Ich wünsche ihm nur das Beste.“

Wie schwer ist es für einen Torhüter, wenn zum Ende der Transferperiode noch ein Hochkaräter wie Kevin Trapp geholt wird und eigentlich klar ist: Der spielt die ganze Saison?
„Sehr schwer! Gott sei Dank habe ich so etwas noch nicht erlebt. Aber das hätte hier auch passieren können, dass Leverkusen nach meiner Kiefer-OP noch jemanden holt. Ich wäre sauer gewesen. Das gehört dazu. Es ist Leistungssport auf einem sehr hohen Niveau. Wenn du aus Dänemark kommst mit großen Ambitionen zu spielen und es nicht klappt, dann ist das eine sehr unangenehme Situation.“

In Rom, als die Eintracht mit knapp 10000 Fans vor Ort war, durfte er spielen. Sind das die Momente, wo bei dir doch nochmal etwas Wehmut aufkommt, den Verein verlassen zu haben? In Deutschland ist es ja nicht selbstverständlich, dass die Klubs in der Europa League eine solche Euphorie mitbringen.
„Das können die Eintrachtfans einfach. Auch was sie in Berlin die zwei Jahre geleistet haben. Jetzt in Europa. Das sind Gänsehautmomente, die jeder Junge, der gerade bei der Eintracht spielt, genießen soll. Das ist gute Werbung für den deutschen Fußball und die Fußballfans.“

In Leverkusen ist man es ja auch mehr gewöhnt, Champions League zu spielen. Da ist die Europa League eher das kleinere Los.
„Ja, hier ist man es gewohnt, dass europäische Top-Vereine zu Gast sind. Aber das darf keine Ausrede sein. Wir nehmen den Wettbewerb sehr ernst.“

Mitgetragen wird die Euphorie bei der Eintracht auch vom Erfolg. Hast du eine solche Entwicklung bei dem Umbruch im Sommer erwartet?
„Mich hat das nicht überrascht. Weil das Fundament und alles passt. Die Eintracht wird sehr gut geführt. Das fängt ganz oben an. Fredi, Bruno – sie alle machen eine gute Arbeit. Sie haben, wie man sieht, den richtigen Trainer gefunden, ein Stamm an Spielern ist geblieben, obwohl viele Führungsspieler gegangen sind. Der Kern passt, die Stimmung passt. In dieser Mannschaft ist etwas, das richtig gut ist. Das ist der Grund, warum es funktioniert.“

Zu dem angesprochenen Kern gehören auch die drei Stürmer vorne, die nochmal einen Riesenschritt gemacht haben. Was ist bei Jovic, Haller und Rebic im Sommer passiert?
„Vielleicht machen sie jetzt mehr Tore im Training und haben mehr Selbstbewusstsein, weil ich nicht mehr alle Bälle halte (lacht). Sie haben wohl noch mal eine Extramotivation gefunden, dass sie noch mehr erreichen wollen mit der Eintracht als den Pokalsieg. Es ist Wahnsinn, was Luka, Ante und Sepp da vorne leisten. Auch Filip Kostic ist dazu gekommen. Die Eintracht hat richtig gefährliche Angriffswaffen momentan.“

Wenn du dich entscheiden müsstest – wer von den dreien ist der beste Stürmer?„Puh, alle drei haben ihre Qualität. Und Ante würde ich nicht als klassischen Stürmer nennen. Das ist schwierig. Das kann ich nicht.“

Und wenn du nur einen in deinem Team haben könntest?
„Luka Jovic.“

Warum?
„Der ist jung, hat so viel Potenzial. Der haut die Dinger einfach rein. Sowas habe ich noch nie gesehen.“

Eine Frage noch zum Schluss, die ich mir in all den Jahren schon immer gestellt habe. Was wäre Lukas Hradecky eigentlich geworden, wenn nicht Fußballprofi?
„(lacht) Das habe ich mich auch schon mehrmals gefragt. Ich hoffe, dass ich, mit egal was, Erfolg gehabt hätte. Aber wenn ich richtig überlege, vermutlich etwas in Richtung BWL-Studium.“

Da hast du ja schon wieder was mit Danny da Costa gemeinsam, der dieselbe Richtung eingeschlagen hätte.
„Dann hätten wir jetzt eine gute Firma zusammen (lacht).“

 

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9 Kommentare

  1. Zuerst mal ein lieben Gruß an alle. Lese hier schon seit knapp 10 Jahren „heimlich“ mit und dachte mir gerade, ich könnte ja mal ein wenig aktiv einsteigen 🙂 Für meinen ersten Kommentar suche ich mir mal einen Artikel raus, zu dem es wohl fast keine zwei Meinungen geben sollte 🙂

    Cooler Typ und ein richtig sympathisches Interview. Schade das er weg ist…
    Zum Glück haben wir guten Ersatz bekommen….

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  2. Ich muss sagen, dank der super transferpolitik unseres Vereins, vermisse ich ihn nicht.

    Er war ein sympathischer Kerl und ein super Publikumsliebling. Der Wechsel nach Leverkusen ist mMn.dennoch dem großen Geld geschuldet. (Evtl. Gier des Vaters ?)

    Naja wir haben ihn mit Rönnow (gutes Spiel gegen Lazio) schon gut ersetzt. Mit Trapp noch besser.
    Ich hoffe das Trapp über die Saison weiterhin bei uns bleibt, denn er ist auch ein Typ den wir brauchen.

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  3. Kurios :
    Alle 3 Torhüter haben eins gemeinsam,sie sind jeweils der Nachfolger des anderen und jetzt alle 3 am Sonntag zusammen.

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  4. Hrady ist ein guter TW und ein sympathischer Mensch. Ihm hätte gutgestanden von Anfang an, d. h. ab Jan.-Feb. mit offenen Karten bei den Fans zu spielen. Ich denke der Vorstand wusste Bescheid.
    Er hat gute Leistungen gebracht und spielte konstant gut. Jeder Fan hätte ihm das verziehen, zu gehen. Er hat einfach zu lange damit gezögert und hätte offen seinen Abgang kommunizieren sollen. Schwamm drüber. Ich bin froh, dass wir Trapp wieder verpflichten konnten, denn ich halte Kevin für den besseren TW und ist genauso ein toller Typ. Außerdem ist er auch Nationaltorwart 🙂 . Ich hoffe Kevin bleibt uns erhalten.

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  5. zu lange gewartet kann mit der Kommunikation kann man sicherlich so sehen.

    Ich sehe das größere Problem in den Medien, Kommentatoren vor Ort etc.
    Nach jedem Spiel, bei jedem Interview, bei jeder PK wird gefragt was ist mit XY (ich glaube Völler wurde diese Saison am 3.Spieltag gefragt was mit Herrlich sei undundundund da gibts endlos Beispiele). Man wird doch gezwungen zu lügen.

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  6. Er ist auf jeden Fall ein unheimlich sympathischer Typ. Von der Seite ist es echt schade, dass er gewechselt hat.

    Sportlich gesehen ist er zwar ein guter Torhüter, aber mit der bekannten Schwäche, dass er mit dem Ball am Fuss nichts anfangen kann. Da ist Kevin Trapp besser, auch als Gesamtpaket, mMn auch Rönnow.

    Ich wünsche ihm auf jeden Fall alles Gute, muss ja nicht gegen uns sein 😉

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  7. Also dass mit dem kölsch kann ich zu 100 % nachvollziehen!!!!! Altbier macht bloed…. Cooler typ, er wird immer zur eintracht familie gehören….. Gg ein zwei Patzer morgen haette ich aber auch nix…. Und klar war die Kohle und die Perspektive das Hauptargument…. Schade hrady, aber leider verkackt

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  8. Solange du weiterhin bei meiner Frau deine Haare schneidest alles Ok Lukas 😉

    Weizen ist kalt gestellt!
    Selten einen cooleren Typen gesehen wie Ihn.

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