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Ein Moment für die Ewigkeit: Lukas Hradecky mit Kumpel Jan Zimmermann und Torwarttrainer "Moppes" Petz mit dem Objekt der Begierde. (Foto: imago/Jan Hübner)

Hradecky: "Natürlich hätte ich bleiben können, aber…"

Für Lukas Hradecky wird das Bundesligaspiel am Sonntag keins wie jedes andere. Der Finne kehrt erstmals an den Ort zurück, der für ihn drei Jahre lang Heimat war. Er kehrt mit Bayer Leverkusen zurück in sein altes Wohnzimmer, das Waldstadion. Im exklusiven Interview mit uns sprach er über die drei besten Jahre seiner Karriere, Frankfurts neuen Spaßvogel und auch ganz offen über seinen Abgang. Außerdem verriet er uns, was am Ende wirklich entscheidend war für den Wechsel und wie sehr er immer noch an der SGE hängt. Gewohnt lässig, mit einer ordentlichen Portion Humor und um keinen Spruch verlegen, stand der 29-Jährige unserem Mitarbeiter Benjamin Heinrich Rede und Antwort.

SGE4EVER.de: Am Sonntag gibt’s das große Wiedersehen. Wie ungewohnt wird es für dich? Wird man dich nach dem Spiel vielleicht sogar vor der Frankfurter Kurve sehen?
Lukas Hradecky: „Ich freue mich darauf, die anderen Pokalsieger wiederzusehen. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es wäre ein Spiel wie jedes andere. Wenn du solch ein Verhältnis, solch drei erfolgreiche Jahre genossen und erlebt hast, du deine Jungs, die drei Jahre sozusagen deine Familie waren, als Gegner wiedertriffst, ist das schon etwas Besonderes. Ich freue mich darauf, wieder im Waldstadion zu spielen, eines der besten Stadien in Deutschland. Jetzt halt als Gästetorwart. Das wird anders, aber ich freue mich trotzdem.”

Glaubst du es kann nach dem Spiel sogar passieren, dass es dich vor die Nordwestkurve treibt?
„Ich versuche erst einmal es so anzugehen, wie jedes andere Bundesligaspiel. Aber wenn es dazu kommt, würde ich mich riesig freuen. Ich hoffe, dass es für die Fans okay und gut war, wie ich mich verabschiedet habe, mit dem Pokalsieg. Jetzt spiele ich für eine andere Mannschaft. Würde es dazu kommen, wäre das sehr schön, aber ich erwarte es sicher nicht.”

Lukas, Eintracht Frankfurt und du – das wirkte lange wie die perfekte Partnerschaft. Warum ging sie nach drei Jahren trotzdem auseinander?
„Es hat absolut gepasst, es war eine super Partnerschaft. Das waren bis hierher die drei besten Jahre meiner Karriere. Aber man darf sich nie zufrieden geben. Natürlich hätte ich auch bleiben können. Aber vielleicht hätte ich dann auf neue Impulse verzichtet, um aus mir das volle Potenzial herauszuholen. Für mich war das Wichtigste, dass ich mich nochmal weiterentwickeln kann. Mit anderen Leuten, anderen Impulsen. Aber ich möchte nochmal betonen: Ich wäre auch ein zufriedener Mann gewesen, wenn ich noch zehn weitere Jahre bei der Eintracht gespielt hätte.”

Wann war für dich denn so wirklich klar, dass das Kapitel Eintracht nach drei Jahren vorbei sein würde und etwas Neues zu machen? Das Thema hat ja auch lange Zeit die Medien dominiert.
„Ab dem neuen Jahr, ab Januar, Februar 2018, zeichnete sich immer klarer ab, dass ich Eintracht Frankfurt verlassen werde. Damals wusste ich aber noch nichts Genaues, hatte noch nichts unterschrieben. Ich wollte einfach eine neue Herausforderung suchen.”

Würdest du im Nachgang in diesem Prozess etwas anders machen, wenn du könntest?
„Ich glaube nicht, dass mein Vater oder ich etwas falsch gemacht haben. Da habe ich ein reines Gewissen. Ich habe nie gelogen, ich wusste bis zum Tag der Unterschrift wirklich nicht, was ich machen werde. Das habe ich auch immer so kommuniziert. Natürlich waren die Leute irritiert, dass es so lange keine Klarheit gab. Aber die Mannschaft hatte einen Lauf, und ich wollte nicht stören. Meine Leistung habe ich bis zum Ende gebracht. Damit bin ich zufrieden, das habe ich dem Verein geschuldet. Von meiner Seite aus habe ich ein reines Gewissen. Das möchte ich nochmal unterstreichen.”

Hast du dich vielleicht auch gerade, weil ihr so erfolgreich wart, so lange schwer mit einer endgültigen Entscheidung getan?
„Wie gesagt: Diese drei schönen Jahre hätten auch zu fünf oder sechs werden können. Ich fühlte mich sehr wohl bei der Eintracht, vielleicht lag genau darin das Problem. Ich hatte Angst, dass ich mich nicht mehr so viel weiterentwickeln würde, wenn ich nicht den Sprung zu einem neuen Verein wage. Aber natürlich habe ich mich sehr schwer getan, weil ich es ganz klar geliebt habe bei der Eintracht.”

Verabschieden konntest du dich am Ende mit einem absoluten Highlight. Eigentlich der perfekte Zeitpunkt, um abzutreten, oder?
„Das hat mich und die, die den Verein am Ende auch verlassen haben, sicher beeinflusst. Wir hatten die Chance auf einen super, super schönen Abschied mit diesem ersten Titel nach 30 Jahren. Mit dieser geilen Truppe, diesen geilen Fans. Das hat uns Kraft gegeben. Auch dem Trainer. Wir haben Niko alle gemocht. Da hat alles gepasst. Vom Spirit her, der Einstellung. Manchmal braucht man das, diesen starken Zusammenhalt. Wir waren eine Einheit. An die Zeit werde ich ewig zurückdenken.”

Diese Momente in Berlin, auf dem Römer, das Ende schließlich schlafend in einer McDonalds Filiale. Was bedeuten dir diese Momente im Nachgang? Was bleibt hängen?
„Ich kann mich nicht an alles in diesen zwei, drei Tagen erinnern (lacht). Aber das meiste war natürlich unglaublich schön. Das hat gezeigt, dass dieser Verein, diese Stadt, es verdient hatten. Im Sommer musste ich umziehen, da gab es nicht viel Zeit zum Nachdenken. Jetzt im Winterurlaub kann ich vielleicht ein wenig zurückdenken, wie dieses Jahr war und was wir zusammen Wahnsinniges geleistet haben. Ich habe alle Dokumentationen, die es auf Youtube oder im TV gibt, gesehen. Die geilen Sachen, die wir erlebt haben, werde ich immer ganz nah bei mir behalten.”

In Frankfurt bist du immer durch einen lockeren Spruch aufgefallen, es gab auch mal diese legendäre Hinterhofgrillaktion. Wie schafft man es als Profi trotzdem so menschlich zu bleiben? Nicht abzuheben? Weiter Bier statt Champagner zu trinken?
„(lacht) Ich weiß nicht, ob ich das alles so bewusst gemacht habe. Wohl eher nicht, sonst hätte ich mich in den letzten 20 Jahren wohl anders entwickelt. Die Lockerheit ist meine Waffe im Fußball-Geschäft. So fühle ich mich zuhause, im Tor, vor 60000 Leuten. Es ist schwer, etwas zu sein, was man nicht ist. Es ist schön, dass viele Leute so über mich denken. Ich bleibe so. Das hat sich auch nach dem Pokalsieg nicht verändert. (lacht)”

In dieser Saison fällt vor allem Danny da Costa mit lustigen Sprüchen und Aktionen auf. Ist er bei dir in die Lehre gegangen? Hast du ihm ein paar Tipps gegeben?
„Wenn ich mich dran erinnere, er war tatsächlich im letzten Jahr immer sehr nah an mir dran (lacht). Vielleicht hat er leise zugehört und gelernt… Nein, er ist natürlich auch so ein guter Junge, mit gutem, situativem Humor. Das Interview auf Zypern, wo er sich selbst die Fragen stellt, war schon geil. Das sind die Aktionen, die den Unterschied ausmachen, wenn jemand mal was anderes macht. Das ist immer cool. Schön, dass es solche Typen im Fußball gibt.”

Du betonst immer wieder, wie dankbar du bist noch in einer Generation von Straßenkickern aufgewachsen zu sein. Ist das heutzutage tatsächlich das größte Problem? Dass Jugendliche gar nicht mehr lernen frei und auch ohne Smartphone unterwegs zu sein?
„Es ist richtig. So wie früher ist es nicht mehr. Mit den Geräten und Möglichkeiten heutzutage, auf die Nachwuchsleistungszentren spielen eine große Rolle. Die Jungs sind weniger frei als wir damals. Ich weiß nicht, ob man unter diesen Umständen etwas vermisst. Vielleicht ist es auch ein Vorteil. Es hängt von jedem selbst ab, ob sie noch auch noch mal rausgehen und einfach nur kicken. Bei uns war diese Lust immer da. Ich glaube nicht, dass es komplett verloren ist in dieser Welt. Das hoffe ich zumindest.”

Aber ist es schwerer, sich in Zeiten der Nachwuchsleistungszentren diese Lockerheit zu bewahren? Was gibst du den Jungen mit auf den Weg?
„Sie müssen natürlich auch von den anderen lernen, aber sie müssen auch ihre eigene Identität bewahren und sich nicht zu sehr in eine Form pressen lassen, so dass jeder gleich ist und seine Persönlichkeit verliert. Das ist mein Rat an alle. Auch die Älteren wissen nicht immer alles. Man sollte seinen Instinkt bewahren. Das ist ein Geschenk. Man sollte nicht arrogant sein, aber selbstbewusst über die Dinge nachdenken. Je jünger du bist, desto schwieriger ist das. Aber ich selbst habe früher nicht alles geglaubt, was mir erzählt wurde.”

Lest auf der zweiten Seite, was Lukas über die Unterschiede zwischen der Eintracht und Bayer zu sagen hat, das Spiel am Sonntag, wieso Jovic, Haller und Rebic eine Leistungsexplosion erlebt haben, wie sehr er mit Frederik Rönnow leidet und was am Ende womöglich der entscheidende Grund für seinen Wechsel war.

9 Kommentare

Fallback Avatar 1. David_SGE 15. Dezember 18, 00:40 Uhr

Richtig cooler Typ und zwischen den Zeilen sieht man schon, dass er Frankfurt vermisst.

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Fallback Avatar 2. timo_muecksch 15. Dezember 18, 01:16 Uhr

Zuerst mal ein lieben Gruß an alle. Lese hier schon seit knapp 10 Jahren "heimlich" mit und dachte mir gerade, ich könnte ja mal ein wenig aktiv einsteigen :-) Für meinen ersten Kommentar suche ich mir mal einen Artikel raus, zu dem es wohl fast keine zwei Meinungen geben sollte :-)

Cooler Typ und ein richtig sympathisches Interview. Schade das er weg ist...
Zum Glück haben wir guten Ersatz bekommen....

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Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 100 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 3. Handballer85 15. Dezember 18, 01:38 Uhr

Ich muss sagen, dank der super transferpolitik unseres Vereins, vermisse ich ihn nicht.

Er war ein sympathischer Kerl und ein super Publikumsliebling. Der Wechsel nach Leverkusen ist mMn.dennoch dem großen Geld geschuldet. (Evtl. Gier des Vaters ?)

Naja wir haben ihn mit Rönnow (gutes Spiel gegen Lazio) schon gut ersetzt. Mit Trapp noch besser.
Ich hoffe das Trapp über die Saison weiterhin bei uns bleibt, denn er ist auch ein Typ den wir brauchen.

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Avatar 4. Sleepwolf 15. Dezember 18, 10:07 Uhr

Kurios :
Alle 3 Torhüter haben eins gemeinsam,sie sind jeweils der Nachfolger des anderen und jetzt alle 3 am Sonntag zusammen.

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Fallback Avatar 5. nicknackman 15. Dezember 18, 10:26 Uhr

Hrady ist ein guter TW und ein sympathischer Mensch. Ihm hätte gutgestanden von Anfang an, d. h. ab Jan.-Feb. mit offenen Karten bei den Fans zu spielen. Ich denke der Vorstand wusste Bescheid.
Er hat gute Leistungen gebracht und spielte konstant gut. Jeder Fan hätte ihm das verziehen, zu gehen. Er hat einfach zu lange damit gezögert und hätte offen seinen Abgang kommunizieren sollen. Schwamm drüber. Ich bin froh, dass wir Trapp wieder verpflichten konnten, denn ich halte Kevin für den besseren TW und ist genauso ein toller Typ. Außerdem ist er auch Nationaltorwart :-) . Ich hoffe Kevin bleibt uns erhalten.

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Avatar 6. Darkwatch_X 15. Dezember 18, 10:36 Uhr

zu lange gewartet kann mit der Kommunikation kann man sicherlich so sehen.

Ich sehe das größere Problem in den Medien, Kommentatoren vor Ort etc.
Nach jedem Spiel, bei jedem Interview, bei jeder PK wird gefragt was ist mit XY (ich glaube Völler wurde diese Saison am 3.Spieltag gefragt was mit Herrlich sei undundundund da gibts endlos Beispiele). Man wird doch gezwungen zu lügen.

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Fallback Avatar 7. knorzkopp 15. Dezember 18, 14:24 Uhr

Er ist auf jeden Fall ein unheimlich sympathischer Typ. Von der Seite ist es echt schade, dass er gewechselt hat.

Sportlich gesehen ist er zwar ein guter Torhüter, aber mit der bekannten Schwäche, dass er mit dem Ball am Fuss nichts anfangen kann. Da ist Kevin Trapp besser, auch als Gesamtpaket, mMn auch Rönnow.

Ich wünsche ihm auf jeden Fall alles Gute, muss ja nicht gegen uns sein ;-)

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Avatar 8. DeutzSGE 15. Dezember 18, 16:21 Uhr

Also dass mit dem kölsch kann ich zu 100 % nachvollziehen!!!!! Altbier macht bloed.... Cooler typ, er wird immer zur eintracht familie gehören..... Gg ein zwei Patzer morgen haette ich aber auch nix.... Und klar war die Kohle und die Perspektive das Hauptargument.... Schade hrady, aber leider verkackt

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Fallback Avatar 9. Unbekannter 16. Dezember 18, 10:25 Uhr

Solange du weiterhin bei meiner Frau deine Haare schneidest alles Ok Lukas ;)

Weizen ist kalt gestellt!
Selten einen cooleren Typen gesehen wie Ihn.

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