Martin Hinteregger fordert eine neue Führungsspieler-Achse bei der SGE. (Foto: IMAGO / Kessler-Sportfotografie)

Ex-Eintracht-Innenverteidiger Martin Hinteregger war während seiner Zeit als Profi für zwei Dinge bekannt: Knallharte Abwehrarbeit und ebenso klare Worte.

Vor einiger Zeit verwunderte der Österreicher mit der Aussage, dass für ihn der nächste Meister, der nicht Bayern München heißt, die Eintracht sein wird. In einem Interview mit der „Sport Bild“, wo er auch die Aussagen über eine mögliche SGE-Meisterschaft getätigt hatte, nahm er diese Aussage nun mit einem Lachen zurück: „Wenn der Weg so weitergegangen wäre wie damals, hätte ich auch recht behalten können. Aber zum einen hatte Eintracht im Sommer wieder einen großen Umbruch. Zum anderen war nicht zu erwarten, dass Leverkusen so abgeht und in meinen Augen auch Meister wird. Da werde ich jetzt leider widerlegt (lacht).“

Die SGE hat derzeit erwartbar nichts mit dem Meisterkampf zu tun, steht auf Platz sechs der Liga und zeigte vor allem in den letzten Spielen doch spielerische eklatante Schwächen. Hinteregger betonte, dass er hier mehrere Gründe sehe: „Es hat sich zum einen noch keine richtig stabile Achse herausgebildet. Das waren vor zwei Jahren Leute wie Kevin Trapp, Evan Ndicka, Sebastian Rode, Djibril Sow, Filip Kostic oder ich. Da war egal, ob links und rechts davon jemand ausfällt“, erklärte der 31-Jährige und führte einen weiteren Grund an: „Und ich glaube, dass zum anderen noch nicht alle im Team die Eintracht-DNA angenommen haben.“ Damit spielte er auch auf die SGE und ihre Fans an, wie er im Nachhinein erklärte: „Der Klub ist sehr speziell, man muss eins werden mit den Fans, ihre Energie spüren und in sich aufnehmen. Man kann dankbar sein, dass man bei so einem gewachsenen Verein spielen darf, mit Fans, die Woche für Woche ihr letztes Hemd für Tickets verkaufen. Das muss bei einigen noch mehr ins Spiel einfließen.“ Ein Beispiel sei hier zum Beispiel Donny van de Beek, der derzeit noch mit sich selbst hadere, weil er nicht auf dem Level sei, dass er von sich selbst erwarte, führte „Hinti“ an. „Dann ist es schwerer, sich von der Energie mitreißen zu lassen“, so der ehemalige Abwehrmann.

Lob für Marmoush und Koch

Damit die Hessen wieder erfolgreicher werden, sei es nun wichtig, dass sich die Führungsspieler neu formieren: „Es müssen sich sechs, sieben Spieler zusammentun und sich so positionieren, dass sie sagen: „Wir übernehmen die Verantwortung und holen uns aus der Situation raus!““, erklärte er. Außerdem sei es wichtig, dass die Spieler sich darauf einlassen würden, dass die Eintracht mehr ist als eine Zwischenstation. Gute Beispiele dafür gebe es schon: „Leute wie Omar Marmoush oder Robin Koch machen das. richtig gut. Omar lebt das toll vor, wie er zum Beispiel das Stadion mitnimmt.“ Auch Robin Koch habe es ihm angetan: „Robin schaue ich richtig gerne zu, wie er die Führung übernimmt. Mit ihm hätte ich auch gerne zusammengespielt, wir würden auf dem Platz gleich ticken. Die Lücke von mir hat er auf jeden Fall geschlossen.“

Vertrauen in Toppm̦ller РErwartungshaltung zu hoch?

Immer wieder gab es rund um die Eintracht zuletzt Kritik an Cheftrainer Dino Toppmöller. Der Coach überfordere seine Mannschaft, es sei kein Spielsystem zu erkennen und er strebe zu sehr nach dem perfekten, dominanten Spiel, heißt es immer wieder. Hinteregger betonte, dass er dies in den Ansätzen verstehe: „Zuletzt war Eintracht immer dann am besten, wenn das Spiel wild wird – so wie beim 5:1 im Dezember gegen die Bayern. Das geduldige Spiel von hinten raus hat auch Olli Glasner probiert, aber das braucht Zeit. Dino will es vielleicht etwas sehr reindrängen. Gerade die Mannschaften mit weniger Qualität als Eintracht warten auf die Fehler, die das Team im Aufbau macht, weil es noch nicht so gefestigt ist. Dass Dino perfektionistisch sein soll, sehe ich nicht als Problem. Das war Olli Glasner auch.“ Im Allgemeinen sehe er Toppmöller aber nicht so kritisch und glaube weiterhin an den Erfolg der SGE mit dem 43-Jährigen Trainer, der in Frankfurt seine erste Cheftrainer-Position in der Bundesliga begleitet. „Er wird der Trainer sein, der Eintracht wieder ins Laufen bringt. Wie ich es aus dem Verein und von meinen Ex-Kollegen höre, ist er menschlich überragend. Wichtig ist es jetzt, dass man den sechsten Platz sichert und die richtigen Lehren aus der Saison zieht“, so der Österreicher, der auch betonte, dass ihm die Erwartungshaltung „sicher“ zu hoch sei. Dies habe seinen Ursprung in den Erfolgen der letzten Jahre: „In den letzten Jahren waren alle bei Eintracht bei Pokal-Wettbewerben das Halbfinale gewohnt. So was schaffen andere Vereine nur einmal alle paar Jahre. Unter Adi Hütter waren wir auch mal Tabellen-13., haben schlecht gespielt – und die Leute haben es nicht so schlimm gesehen wie jetzt. Diese Erwartungshaltung hat sich Markus Krösche mit den Erfolgen und den Transfers aber auch erarbeitet.“

Trotz der derzeitigen Form sei er optimistisch, was die SGE angehe: „Von der Qualität ist es eins der besten Eintracht-Teams aller Zeiten. Für so viele Spieler ist Eintracht ein spannender Verein für die Zukunft. Aber es funktioniert aktuell nicht mehr gut, sobald drei, vier Leute ausfallen.“ Er hoffe daher auf eine neue Achse: „Am besten wäre, wenn viele von ihnen zwei, drei Jahre bleiben, um etwas aufzubauen. Dass es selten viel besser wird, wenn man Eintracht verlässt, haben die Abgänge im Sommer ja gezeigt.“

- Werbung -

8 Kommentare

  1. welche wahren Worte – die sich hier mal einige zu Herzen nehmen sollten …..

    Hamburg , Gladbach , Wolfsburg , Hertha , Schalke und Köln … alle diese Vereine würden gerne mit unserer Situation tauschen wollen …. und wo gucken wir hin ? Bayern Dortmund Leverkusen und Leipzig …. mmmhhh

    224
    17
  2. Und der FSV Frankfurt, Offenbach, Union Niederrad und Frankfurter Berg würden auch gerne mit uns tauschen lieber Dribbelgnom :).

    Nicht falsch verstehen, ist nicht despektierlich gemeint aber das Argument gab es schon als wir vor Bobic wieder gen Liga 2 taumelten. Da hieß es auch

    „man solle mal zufrieden sein mit dem was erreicht ist“

    „Man solle mal nach Lautern, etc. schauen, die wären froh mit unserer Situation“

    Das Argument kann man im Grunde genommen immer bringen…man hört es jedoch nie von denen die oben stehen oder den Ehrgeiz haben nach oben zu kommen.

    Ich bin wie schon öfter geschrieben etwas unschlüssig wie ich das alles bewerten soll, da Tabellenplatz und die gezeigte Leistung/die Entwicklung nicht in Einklang stehen. Warum das so ist, das kann man aktuell noch nicht seriös sagen sondern nur mutmaßen.

    Am Ende der Saison sind wir jedoch allesamt schlauer und dann wird man rückblickend sehen, welche Argumente unterjährig die stichhaltigeren waren.

    Sachliche und schlüssige Argumente gibt es in beide Richtungen…entkräften kann man sie zum aktuellen Zeitpunkt in besagte beide Richtungen daher nicht.

    Normalerweise freue ich mich in einer Saison über eine spielerische Entwicklung, aus den Möglichkeiten viel herausholen…das ist es woran ich (im Fußball) Spaß habe.
    Das geht aktuell für meinen Teil nicht und somit warte ich weiter und hoffe, dass eben genau diese Entwicklung nun (wie teils in der Hinrunde) in Gang kommt.
    Währenddessen freue ich mich über Platz 6 und hoffe/bange, dass dieser nicht nur deswegen steht, weil wir bislang großteils schwächere Gegner hatten, sondern auch nach den kommenden Matches Bestand hat.

    66
    35
  3. Meistens ist Spielergerede ja eher seicht und uninteressant. Hier bei Hinti sehe ich das nicht so. Er war selber Spieler hier, kennt Leute – quasi ein echter Insider – ist vom Fach und muß seine Aussagen nicht mehr PR-mäßig glatt ziehen (falls er das je getan hat). Deswegen messe ich seinen Aussagen viel zu und mache mir gleich mal optimistisch gestimmt ein Feierabendbier auf. Auf drei Punkte gegen Hoffenheim!

    101
    2
  4. Der Blick zurück, wie weit soll er gehen?
    1959 wurden wir Deutscher Meister…
    Die SGE hat sich, nach Jahren der Stabilisierung, enorm weiterentwickelt, ist in den Top 20 der umsatzstärksten Clubs weltweit. Die Voraussetzungen für gehobenere Ziele sind gegeben, der Club hat die höheren Ansprüche in Persona Hellmann und Co. klar formuliert und entsprechend Geld in die Hand genommen. Es gibt derzeit keinen Grund, den Gang raus zu nehmen.
    Sollte allerdings die Quali für die europäischen Wettbewerbe für die nächste Saison verpasst, dann wird’s schwieriger. Deshalb, Trainer und Mannschaft, alles investieren für Platz 6.

    39
    1
  5. Wichtig ist, dass wir im Sommer nicht nur Talente mit Versprechen an die Zukunft holen, nur weil man hofft irgendwann Kohle mit dem ein oder anderen zu machen. Ich gehe davon aus, dass de Beek uns wieder verlassen wird. Diese Position braucht z. B. kein Talent. De Beek ist kein Talent mehr, es war ein gut gemeinter Versuch, aber ich sehe nicht, warum man viel Geld für ihn ausgeben sollte. Skihri ist ein anderer Typ, er wird sich wieder fangen, aber es braucht wieder einen Kopf, der auch dazwischen fliegt, und wenn es nur dazu dient das Publikum wieder mitzunehmen.

    19
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -