17 Jahre arbeitet der neue Finanzchef Oliver Frankenbach bereits für Eintracht Frankfurt. „Ich glaube, ich kenne den Klub – zumindest was das Finanzielle betrifft – wie kein anderer„, sagte der 48-Jährige schon vergangene Woche im Interview mit dem Online-Portal „flw24“. Erzählte er dort von seinem Weg in die Führungsriege des Vereins, steht diesmal die tägliche Arbeit im Mittelpunkt des Gesprächs. Frankenbach erklärt seinen Tagesablauf: Erst verschafft er sich jeden Morgen einen Überblick über die aktuellen Zahlen und Finanzen. Auch der Pressespiegel gehört dabei zur täglichen Lektüre, um die Grundstimmung im und um den Club herum einzufangen. „Dann gibt es natürlich verschiedene Themen, die je nach Jahreszeit (Quartalszahlen, monatliche Aufsichtsratsberichte, Prognosen, Steuerliche Betriebsprüfung, Lizenzierungsverfahren, Transfers in der Transferzeit, …) abzuarbeiten sind. Einen typischen Arbeitstag gibt es daher eigentlich nicht.
Der sportliche Bereich allerdings wird von Frankenbach nur selten berührt – wenn überhaupt zu Beginn der Saison bei Vertragsverhandlungen oder bei gelegentlich stattfindenden Anlässen rund um die Eintracht. Ansonsten aber hält sich der analytisch und kühl kalkulierende Finanzchef im Hintergrund auf – und ist froh darüber: „Wenn Sie von mir nichts hören, dann können Sie davon ausgehen, dass es dem Klub gut geht. Wenn man sich den Wirtschaftsteil einer Zeitung anschaut und sich ein Finanzvorstand eines Unternehmens des Öfteren äußert bzw. äußern muss, dann geht es dem Unternehmen meist nicht so gut.“ Den Hessen aber geht es, folgt man den Worten Frankenbachs, aktuell finanziell gut. Der Verein ist gesund und erzielt in dieser Saison erstmals in der Vereinsgeschichte einen Umsatz von über 100 Millionen Euro. Trotzdem gebe es noch unheimlich viele Wachstumsfelder, die das Vorstandsteam in den nächsten Jahren angehen möchte.
Generell aber zeigt sich Frankenbach erfreut darüber, dass die Eintracht auf einem stabilen finanziellen Fundament steht. Dem Vorwurf, dass der Verein zu konservativ kalkuliert, hält der Familienvater entgegen: „Es ist Geld, das uns letztendlich auch die Fans zur Verfügung stellen. Und wenn du zu Hause 50 Euro im Portemonnaie hast, dann denkst du ja auch nicht darüber nach 80 Euro auszugeben, nur weil du hoffst, es in ein paar Wochen zurückzubekommen. Sowie ein Familienvorstand die Verantwortung für seine Familie hat, tragen wir als Vorstand einer Aktiengesellschaft die Verantwortung für die Gesellschaft und ihre Stake-Holder.“
Hinter jedem Transfer stecke ein enormer adminstrativer Aufwand. Dieser „muss mittlerweile über ein nationales (DFL) oder internationales (FIFA) computergestütztes System abgewickelt werden, über das am Ende die Spielberechtigung erwirkt wird. Gerade zum Ende eines Transferfensters (31.08./31.01.) ist da enorm viel Routine notwendig, so dass den Verbänden alles frist- und formgerecht eingereicht wird. Hier benötigt man Mitarbeiter, auf die man sich zu 100% verlassen kann. In unserem Fall ist das Martin Kirchner (Abteilungsleiter Personal).“ Bei all den finanziellen und adminstrativen Dingen, die Frankenbach abzuwickeln hat, muss er aber auch die aktuelle sportliche Lage betrachten und vor allem bewerten. Aktuell liege der Verein mit 14 Punkten aus 13 Partien genau in den Planungen. Und der Finanzchef zeigt sich optimistisch, dass gegen die letzten vier Gegner des Jahres aus Mainz, Darmstadt, Dortmund und Bremen noch eine gute Ausgangslage erspielt werden könne. Allerdings müsse man wissen, dass sich der Verein im harten Kampf zwischen den Rängen 7 und 15 befinde. Abschließend mahnt Frankenbach daher: „Der Konkurrenzkampf hinter Platz 6 ist enorm groß. Und deshalb muss man wachsam sein. Die Beispiele Hamburger SV oder auch Borussia Dortmund in der ersten Saisonhälfte des letzten Jahres zeigen, dass eine latente Abstiegsgefahr immer besteht, wenn man nicht gewillt ist sein gesamtes Potential abzurufen oder man vom Verletzungspech verfolgt wird.“
Hier geht es zum zweiten Teil des Interviews von Oliver Frankenbach.
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