Nach der magischen Nacht in Marseille ging es für die Eintracht zurück in den Liga-Alltag. Mit Leipzig erwartete die Hessen im heimischen Stadion eine spielstarke Mannschaft, die allerdings aufgrund eines desolaten Auftritts in der Europa-League mit einiger Unruhe im Gepäck nach Frankfurt reiste. Nachdem man sich in Europa nun endlich einmal für die couragierte Leistung belohnen konnte, wollte man auch in der Bundesliga endlich einen Sieg einfahren, denn die beiden knappen Niederlagen gegen Werder Bremen und Borussia Dortmund haben die SGE allmählich unter Druck gesetzt. Trotz einer überragenden ersten Halbzeit sollte es am Ende nur zu einem Remis reichen. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:
Mit taktischer Raffinesse
Was sich bereits in den letzten Wochen andeutete, sollte auch die Aufstellung und der damit verbundene Matchplan gegen Leipzig einmal mehr verdeutlichen: Die Eintracht hat mit Adi Hütter einen echten Taktikfuchs und Fachmann verpflichtet. Der Österreicher ist in jeder Partie für eine Überraschung gut und auch in seinen Systemen äußerst flexibel. Dieses Mal entschied er sich zum ersten Mal für eine Dreier- bzw. Fünferkette. Makoto Hasebe konnte so auf seine angestammte Libero-Position zurückkehren und zog insbesondere in der ersten Hälfte so auch wieder die Fäden im Spielaufbau. Gänzlich unerwartet kam die neue Position für Filip Kostic: Der Serbe startete als linker Verteidiger und zeigte sich trotz des verschuldeten Handelfmeters defensiv sehr engagiert und mit viel Offensivdrang. Im 3-5-2-System Hütters konnten auch erstmals Luka Jovic und Sebastien Haller gemeinsam beginnen. Im Mittelfeld sollten Jonathan de Guzman, Mijat Gacinovic und Gelson Fernandes die Fäden ziehen. Mit dieser Formation konnte man Leipzig insbesondere im ersten Durchgang überraschen und die Mannschaft spielte Hochgeschwindigkeitsfußball und zeigte zum ersten Mal genau das, was man sich wohl bei der Verpflichtung Hütters erhofft hatte. Einziger Wehrmutstropfen: Die Hessen verpassten es nach der verdienten 1:0-Führung durch Fernandes, dem man das Tor besonders gönnte, nachzulegen. Die Chancen waren da, aber die Frankfurter konnten ihre Hochkaräter nicht nutzen.
Tempo, Tempo, Tempo
Das Spiel hatte alles was sich Fußballfans wünschen. Obwohl beide Mannschaften noch am Donnerstag auf europäischer Bühne spielten, entwickelte sich die Partie zu einem offenen Schlagabtausch. Pressing und Gegenpressing auf beiden Seiten und daraus resultierender Hochgeschwindigkeitsfußball der die Zuschauer mitriss. Während die SGE vor allem in der ersten Halbzeit dominierte, war es in der zweiten Halbzeit Leipzig, die nach einigen Umstellungen in der Halbzeit plötzlich den Ton angaben. Und auch wenn man sogar in Rückstand hätte geraten können, wäre es beinahe Ante Rebic nach seiner Einwechslung gewesen, der die Eintracht bei seinem Comeback zum Sieg geschossen hätte. Zudem gab es noch eine strittige Szene, in der der Schiedsrichter verfrüht auf Abseits entschied und so das mögliche Tor von Kostic verhinderte. Insgesamt schien es so, als wäre der Unparteiische etwas parteiisch gewesen. Viele Szenen bewertete er je nach Mannschaft unterschiedlich. Insbesondere Haller musste wieder sehr viel einstecken und durfte sich doch nie über einen Freistoßpfiff freuen. Dies war sicher kein ausschlaggebender Punkt für das Remis, jedoch konnte man daran einmal mehr erkennen, wie intakt die Mannschaft der Frankfurter ist. Aller Widrigkeiten zum Trotz warf die Eintracht bis zum Schluss alles in die Waagschale und versuchte weiter auf Sieg zu spielen. Die Hessen hätten mal wieder mehr als nur einen Punkt für ihre Leistung verdient gehabt.
Es entwickelt sich etwas
Betrachtet man den bisherigen Saisonverlauf ganz nüchtern, würde man vermutlich zum Schluss kommen, dass der Eintracht eine sehr schwere Saison bevorsteht und das System Hütter (noch) nicht funktioniert. Blamage im Supercup, DFB-Pokal-Aus in der ersten Pokalrunde, 4 Punkte in der Liga nach 4 Spielen und ein Überraschungssieg in Marseille. Aber die neue Eintracht ist mehr als diese nackten Zahlen. Wer das Team genau beobachtet, sieht, dass etwas zusammenwächst und sich entwickelt. Eintracht-Trainer Adi Hütter scheint einen emotionalen Draht zu seinen Spielern gefunden zu haben – herzliche Umarmungen, gemeinsamer Jubel und viel Fingerspitzengefühl ist das, was man inzwischen sehr gut beobachten kann. Die Mannschaft folgt ihrem Trainer, setzt seine taktischen Ideen immer besser um und glaubt an die neue Spielidee. Die Einstellung, die Moral und die Laufbereitschaft ist konstant hoch und mit jedem Spiel scheint es so, als ob die SGE einen weiteren kleinen Schritt nach vorne gemacht hätte. Es entwickelt sich etwas und es macht Lust auf mehr. Diese Mannschaft kann ihre Anhänger mitreißen und überzeugt unabhängig von den Ergebnissen mehr und mehr. Schon am Mittwoch in Gladbach bietet sich eine neue Chance, sich auch in der Liga endlich für gute Leistungen zu belohnen.
3 Kommentare
Jep
Ich würde es immer noch ganz nüchtern betrachten.
- Supercup gegen wütende Bayern verloren, egal - da hatten wir auch 20 sehr gute Minuten.
- DFB Pokal darf man nicht verlieren - unter Veh sind wir damals auch direkt raus /trapp rot/ und es wurde eine sehr gute Saison.
- In Freiburg gewonnen (muss man erst mal machen)
- gegen Bremen mit 10 Mann nur gespielt und teilweise besser
- in Dortmund kann man eben verlieren
- Unentschieden gegen RB - das hätten wir alle vor dem Spiel unterschrieben.
Ich finde es absolut ok, wie wir stehen.
Kostic hinten links war eine Überraschung. Er hat mich auch überrascht, da er alles gegeben hat, auch defensiv. Ich war bei seiner Verpflichtung ja eher skeptisch.
Hütter macht das gut. Das jetzt mit Alan der nächste neue Spieler rangeführt wird, finde ich interessant. Mir war nie Angst wegen der Saison, aber das Gefühl wird immer besser.
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