Abteilung Attacke: Ante Rebic läuft Schalke Salif Sané davon.

Elf Spieltage sind in der Liga gespielt, die nächste Länderspielpause steht an. Vielerorts der Zeitpunkt für ein erstes Zwischenfazit, die erste echte Standortbestimmung. Und die sieht bei der Frankfurter Eintracht so gut wie lange nicht mehr aus. Adi Hütter schürt auf seine bescheidene Art bei den Fans die Hoffnung auf eine Saison mit großen Träumen.

Eintracht läuft Schalke davon – Ergebnis verwalten? „Das liegt uns nicht“

Im Fußball zählt im Endeffekt nur das nackte Ergebnis. Punkte oder keine Punkte. Doch in Frankfurt beeindruckt derzeit vor allem auch das Wie. Die Hessen spielten am Donnerstagabend auf Zypern in der Europa League, sammelten fleißig Bonusmeilen und standen am Sonntagabend mit einer auf gerade einmal drei Positionen veränderten Startformation erneut eindrucksvoll ihren Mann. Am Ende steht nicht nur ein verdienter 3:0-Sieg, sondern vor allem die Erkenntnis, dass sich Adi Hütters Hunger auf sein Team übertragen hat. Trotz zwei Tagen weniger Regenerationszeit als die Schalker liefen die Frankfurter satte dreieinhalb Kilometer mehr als der Gegner. „Wir sind 270-mal gesprintet, die Schalker 180-mal“, brachte der Österreicher nach der Partie einen weiteren beeindruckenden Fakt ins Spiel. Selbst nach der beruhigenden 3:0-Führung hörte die hessische Büffelherde nicht auf, den Gegner unter Druck zu setzen. Verwalten? Zurückziehen? „Das ist etwas, das uns allgemein nicht liegt. Wir sind von der Mentalität her eine Truppe, die immer weiter Gas gibt, vorne draufgeht und versucht, Tore nachzulegen“, machte Danny da Costa klar, was ihn und seine Kollegen auszeichnet. „Wir sind einfach sehr, sehr hungrig und haben eine große Spielfreude.“

Hütter beweist Mut – Sonderlob für Rebic

Hunger hat auch der Coach. Wenn man in einem Spiel gegen den wiedererstarkten Vizemeister aus Gelsenkirchen alle drei Stürmer aufbietet, dann hat man die von Oliver Kahn vielzitierten „Eier“. Was in Stuttgart noch eine logische Konsequenz war, war nun eine gehörige Portion Mut. Doch wie ist die Idee des offensiven Triumvirats entstanden? „Das war die Idee der Journalisten, die mich dazu bewegt hat“, konnte sich Hütter eine kleine Spitze gegen die ihn umkreisenden Reporter mit einem Lächeln nicht verkneifen. „Sie sind alle drei gut. Nur drei Stürmer bringen mir nichts, wenn sie nicht nach hinten arbeiten.“ Das aber haben die drei da vorne gegen S04 sehr ordentlich gemacht. „Und wenn die das machen, zieht das die ganze Mannschaft mit.“ Gerade Ante Rebic, der gegen die Königsblauen als Zehner agierte, verdiente sich trotz keinem persönlichen Torerfolg ein Sonderlob: „Ante ist kein Spieler, dem es das Wichtigste ist, dass er trifft. Speziell in der zweiten Halbzeit hat er sehr viel für die Mannschaft gearbeitet.“ Ohnehin freue sich der Kroate genauso, wenn seine Kollegen treffen. „Mir gefällt es, wenn ein Spieler mannschaftsdienlich ist.“

Makoto Hasebe befindet sich aktuell wie der Rest des Teams in Topform, ist physich voll auf der Höhe und lieferte gegen Schalke eine blitzsaubere Leistung ab,

Mannschaft trotz Doppelbelastung topfit – Bessermacher Hütter

Die drei Stürmer sind, wie das gesamte Team, marschiert und marschiert. Angetrieben von dem eigenen Anhang und der aktuell breiten Brust: „Das Selbstvetrauen hilft, die Fans, die die Mannschaft unterstützen und standing ovations geben, natürlich auch.“ Und selbstverständlich ist eine solche Leistung, insbesondere im physischen Bereich, nach den letzten Wochen in jedem Fall nicht. „Bis zum Schluss habe ich eine Mannschaft gesehen, die physisch top war und gelebt hat“, war selbst Hütter von seinem Team beeindruckt. Während es unter Niko Kovac noch wahre Malocherwochen gab und die Spieler vor dem Pokalfinale und dem durch Müdigkeit verpatzten Spiel auf Schalke noch um Regenerationszeit betteln mussten, gibt der 48-Jährige immer wieder gezielt Auszeiten. CK-Werte gehören der Vergangenheit an, mentale Frische lautet nun in Zeiten der Doppelbelastung das Stichwort. „Wenn man international vertreten ist wie wir, haben die Spieler eine immense Belastung. Aber wir haben Anfang November und die Jungs sind immer noch topfit“, weiß sich Hütter mit seiner Strategie durchaus bestätigt. Und der Vorarlberger macht seine Spieler fast allesamt besser. Ob die drei Bullen vorne im Sturm, die gleichsam einen weiteren Schritt in ihrer Entwicklung gegangen sind oder auch einen Gelson Fernandes, der nach dem Ausfall von Lucas Torró seinen Stiefel grundsolide von Spiel zu Spiel runterspielt und deutlich stärker und präsenter daherkommt als noch in der vergangenen Runde. Dazu managt Hütter seinen Kader mit großer Weitsicht. So gut wie alle Spieler bekommen das Gefühl, dabei zu sein, Teil des Erfolges zu sein. Stinkstiefel gab es im vermeintlich großen Kader bis dato zumindest öffentlich keine.

Demut und Bescheidenheit – nur Haller spricht von Europa

Die Konsequenz ist nun der vierte Platz und das geforderte Festsetzen im oberen Tabellendrittel. Nach elf Spieltagen wahrlich keine Momentaufnahme mehr. „Es tut gut, wenn man auf die Tabelle schauen darf. Ein guter Moment, den wir genießen.“ Mehr lässt sich Hütter aber nicht entlocken. Und auch seine Spieler geben kaum Stoff für große Schlagzeilen. „Wir tun gut daran, weiter bescheiden zu bleiben und demütig auf dem Platz zu arbeiten“, gibt Danny da Costa die Richtung vor. „Wir tun gut daran, uns keinen Druck zu machen, uns auf unsere Leistung zu konzentrieren und nicht auf die Tabelle oder irgendwelche Ziele“, stimmt auch Sebastién Haller zunächst ins gleiche Demutslied ein. Aber der Franzose ist dann eben doch ein Offensivspieler und kündigt an: „Am Ende werden wir sehen, was möglich ist. Aber wenn wir so weitermachen, dann müssen wir auch nächstes Jahr europäisch spielen.“ Forsch und mutig. Wie die Eintracht in diesen Tagen eben so ist.

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31 Kommentare

  1. Als Frankfurter, der unter Münchnern wohnt und mit ihnen arbeitet, macht die Tabelle momentan so richtig Spaß. Und auch das überwiegend tolle Feedback zum Spiestil.
    Aktuell muss man festhalten, dass das Management die richtigen Leute geholt hat, ob Hütter, Kostic, Torro usw.
    wollen wir hoffen, dass sie genauso stark aus der Länderspielpause heraus kommen wie nach der letzten Pause!

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  2. Süddeutsche Zeitung heute: „Zieht Rebic los, fliegen seine Gegenspieler reihenweise zu Boden wie in einem Asterix-Comic römische Soldaten nach einem Angriff von Obelix.“

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  3. Und weiter:“Am Sonntag orchestrierte Hütter diese Angriffslust mit hochgezogenem Mantelkragen. Man kann sagen: Die Eintracht spielt unter Hütter einen gepflegten Stiernackenfußball.

    Im Windschatten der drei Topstürmer verschieben auch andere Spieler ihre Grenzen. Die Dreierabwehrkette mit den Routiniers Abraham und Hasebe und dem jungen Franzosen Ndicka ist so etwas wie das magische Dreieck in der Defensive: Es muss schon etwas Außergewöhnliches passieren, damit diese Drei in Verlegenheit geraten, Schalke, das bislang nur acht Tore erzielt hat, schaffte das nicht. Über Außen machen Kostic und da Costa ständig Druck und im Mittelfeld erinnert gerade ein fast vergessener, ehemaliger niederländischer Nationalspieler an beste Zeiten: Jonathan de Guzman, 31, ist ein laufstarker Verbindungsspieler mit feiner Technik, der bei der Eintracht immer besser wird.

    De Guzman kickte schon in Italien, Spanien und England und erlebte viele Trainer. Hütter und Vorgänger Kovac hätten unterschiedliche Philosophien, erklärte er. Bei Kovac gehe es viel um Physis, Laufarbeit und Mentalität: „Bei Hütter geht es auch um viel Laufarbeit, aber auch mehr um das Spiel mit dem Ball. Früher anzugreifen statt abzuwarten – darin besteht der größte Unterschied zur letzten Saison.“ Wohin das führen könnte in Frankfurt, will niemand laut prognostizieren. De Guzman gehört sicher nicht zu jenen, die leichtfertig etwas daher sagen, aber er ist überzeugt: „Wir sind auf dem Weg, ein großes Team zu werden.“

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  4. Wann waren wir eigentlich zuletzt am 11. Spieltag vor dem Weltverein aus München? Das muss doch Anfang der 90er gewesen sein, oder?

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  5. @1 Ebenfalls Frankfurter unter Münchnern. Es ist momentan recht angenehm 🙂 Auffällig vor allem diese Wertschätzung in nicht gekanntem Ausmaß das einem von Seiten der Bayern Fans entgegengebracht wird !
    @3 Habe mich heute auch schon daran gelabt. Lasst uns alle diese Zeit genießen und ein bisserl Träumen ist ja sicher erlaubt. Wenn wir tatsächlich am Ende des Weges ein großes Team haben, dann werden die natürlichen Mechanismen des Fußballgeschäfts einsetzen. Berichte über unsere Offensive gibt es mittlerweile in den Gazetten ganz Europas…

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  6. @ 5 so isses. Und ich mache mir Sorgen, was die Vertragsverlängerung von Rebic „gekostet“ haben könnte.
    “ Werd´ ich zum Augenblicke sagen, verweile doch du bist so schön … “
    Ja, im Faust findet sich alles wieder.

    Ich möchte dann aber keinen unserer Büffel in der Bundesliga spielen sehen.

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  7. @4
    das war 2010/11. Einige Monate später der Abstieg. Das wurde am Samstag im hr Heimspiel erwähnt

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  8. 7. haburger
    Danke dir für die Info…und das wird diese Saison definitiv nicht passieren!!!

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  9. Ironie des Schicksals… Der fast weggeschriebene 40-Millonenmann Rebic bleibt uns erhalten, aber Jovic und Haller werden uns weggekauft.
    Hoffen wir das Beste dass uns so etwas erspart bleibt!

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  10. Oh ja, es macht Spaß wie die Mannschaft und ihre Spieler jetzt zunehmend heroisiert werden. Wir schauen dabei zu wie der Truppe sukzessive mythische Dimensionen angedichtet werden.
    Bei der SZ-Beschreibung unserer Dreierkette musste ich an meine eigenen Assoziationen denken, die ich bei dem Spiel gegen Schalke hatte… **Ein mit allen Wassern Nippons gewaschener, altehrwürdiger „Samurai“, namens Makoto und seine zwei getreuen „Desperados“: Der eine ein Urahne und Namensvetter König Davids von Juda, ein Italo-Gaucho, stets schneller als sein eigener Schatten – der andere ein blutjunger, megacooler Afro-Gallier mit der zornigen Miene von Jamie Fox in Tarrantinos „Django Unchained“… Woraus dann „The three unchained Djangos“ wurde**.
    Bevor das aber heillos ins Fabu-Nebulöse ausufert, würde ich’s so zusammenfassen:
    David + Makoto + Evan: Das ist ganz großes Kino und grandioser Sport.

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  11. Ja ist denn schon wieder LÄNDERSPIEL-PAUSEN-LOCH ?
    Einfach nur klasse, was hier so alles wieder zum Vorschein kommt. Klasse vor allen Dingen, wir sprechen und diskutieren positiv und genau das sollten wir uns erhalten.
    Ãœbrigens, mir gefällt der Begriff „Büffelherde“ absolut nicht. Mal abgesehen, dass hier über Menschen gesprochen wird, die Jungs rennen nicht wild und ungezügelt umher, sie spielen , ja kraftvollen, aber doch technisch und taktisch gepflegten Fußball, einen schnellen Fußball und sind einfach vor dem Tor eiskalt. In diesem Zusammenhang ist es auch absolut richtig die Leistungen unserer Defensivabteilung und im Mittelfeld anzuerkennen, denn bei aller Wertschätzung, 3 erstklassige Stürmer reichen nicht allein.
    Lasst uns die Pause genießen
    Forza SGE !

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  12. Auch ich moechte den derzeitigen Hoehenflug als Grund nehmen, mich hier anzumelden. Gudde an alle Eintrachtler und danke an die Redaktion fuer fortlaufend spitzen Artikel.

    In diesen Zeiten wuerde ich gerne Kevin Trapp hervorheben. Sein in Paris geformter Ergeiz und Anspruch, komplimentiert mit seiner Konstanz und Sicherheit, scheint sich positiv auf die Mannschaft zu uebertragen. Ich erinnere hierbei an die Szene mit N’dicka vergangene Woche.

    Danke an Adi fuer entspannte 2 Wochen Laenderspielpause.

    LG, Inamoto1

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  13. @10
    Schön zu lesen, macht mehr Spaß als die „ewige Erbsünde
    der Kaderplanung“

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  14. @11 Auch unter Berücksichtigung von political correctness finde ich „Büffelherde“ nicht despektierlich,
    aber wie wäre es mit „Afrikanischem Trio“ Büffel, Giraffe und Gazelle. Nehme an jeder weiss was ich meine.

    @12 Bin zwar auch noch nicht so lange hier aber trotzdem: Willkommen!
    Konnte bei Trapp genau die Lippen ablesen: „Dreggsagg“

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  15. Solange das Bild von der „Büffelherde“ für Dich in allen Aspekten stimmig sein muss, wird es nicht taugen.
    Wenn man einmal die Sturmreihen von Dortmund oder Leipzig in Betracht zieht. Also z.B. bei Sancho denkt man nicht an einen Büffel – und Reus wäre wahrscheinlich eher eine Gazelle oder Antilope, um mal in Afrika zu bleiben. Und wenn man sich Timo Werner so anschaut… fällt einem wohl am ehesten ein flinkes Nagetier ein, ein blonder Speedy Gonzalez sozusagen…
    Dagegen darf man bei Ante, Luca und Filip schon aufgrund der Statur mit Recht von „Balkanbullen“ sprechen – zudem Filips und v.a. Antes Laufstil – da wirbelt bei jedem Sprint der heiße Moschusdampf nur so hinterher und aphrodisiert das Publikum.

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  16. @17
    … und Haller wäre dann eher wegen seines Tor-Riechers und „Näs`chens“ einem Nashorn gleichzusetzen, um auch in der afrikanischen Welt und dem Reich der wilden Tiere zu bleiben. 🙂

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  17. Büffel, Musketiere, die drei Fragezeichen, the hateful three, bombastische Balkanier, die Drei vom Hütter-Hüsli … was kommt noch? 🙂

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  18. Ich fände auch das Hessische/Frankfurter Triumvirat oder wahlweise auch Troika als Begriff ganz interessant. Um mal ein wenig von der Tierwelt wegzukommen und den historischen Aspekt und die Tragweite der drei Männer da vorne mal zu betonen 😉 oder doch lieber das „Dreigestirn“, wenn wir schon bei Sternen des Eintracht-Himmels sind.

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  19. Sky hatte gestern daran erinnert, dass der VfB auch mal einen ähnlich erfolgreichen Sturm hatte. Balakov, Bobic und Elber. Die Älteren werden sich noch erinnern.

    Der FC Bayern München hatte dieses „Problem“ gelöst, indem man Elber kaufte…

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  20. Halljobic!
    Und wenn sie nicht alle gleichzeitig spielen: Die drei phantastischen zwei.
    Büffelherde hat die BILD dem Trapper in den Mund gelegt.

    (Und solange das unser größtes Problem ist, diskutier ich auch gern semantische Feinheiten)

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  21. Drei Engel für Adi, Frankfurts big three, the untouchables, drei Adler für ein Halleluja, der 120 Millionen Sturm, die drei Torboten, Reservoir goals

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  22. Mein Traum wäre es, wenn Bayern aus der CL in die EL absteigt, Kovac aber bleibt (gerne das Double holt) und dann in Baku gegen uns 3:1 verliert. Tore 1:0 Rebic, 1:1 Lewandowski, 2:1 Rebic und das 3:1Gacinovic in der Nachspielzeit. Ich habe schon mal nach Flügen geschaut, 1600,- mit LH.

    Gruß SCOPE

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  23. was für ein wunderbarer Traum … genial 🙂

    … und alle Anfragen der Bayern nach unseren Spielern blitzen einfach nur so ab.
    Alle wollen bei der Eintracht bleiben und Europa weiter rocken.

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  24. Wäre ich Abwehrspieler in der Bundesliga und die Jungs rennen auf mich zu, wären es die drei Reiter der Apokalypse.

    Ich finde Büffel passend, weil sie deren brachiale Kraft haben. Wenn man sieht wie Rebic die Schalker mit purer Kraft im Zweikampf fair besiegt, das ist beeindruckend. Wie Tedesco sagt, weg mit dem Ball bevor sie den Körper dazwischen bekommen

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  25. Die DREI sind so umwerfend, weil da de facto VIER, ja eigentlich FÃœNF unterwegs sind. Zumindest bei voller Kapelle, also mit Filip und Danny.
    Ich bin sehr gespannt, wofür Adi sich gg. den FCA entscheidet. Im Moment hält er sich im Austausch noch bedeckt, obwohl ich ihm schon das eine oder andere eingeflüstert habe 😉

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