Die Eintracht wusste auch gegen den SC Freiburg über weite Strecken spielerisch zu überzeugen, auch wenn es am Ende nicht zu einem Sieg gereicht hat. (Bild: imago images / Jan Huebner)

Am Mittwochabend ging es für die Frankfurter Eintracht nach zuletzt vier Bundesligasiegen in Folge zum Tabellennachbarn nach Freiburg. Nach dem Karriereende von Ex-Kapitän David Abraham standen Adi Hütter zwei wichtige Personalentscheidungen bevor und beim SC Freiburg musste Trainer Christian Streich seinen Leistungsträger Baptiste Santamaria ersetzen. In der erste Halbzeit war die Eintracht die bessere Mannschaft und ging durch eine feine Einzelleistung von Amin Younes in der 6. Minute verdient in Führung, doch der Freiburger Roland Sallai konnte nach 32 Minuten durch einen Stellungsfehler der Frankfurter Hintermannschaft ausgleichen. In der zweiten Halbzeit drehte Nils Petersen die Partie nach einer Standardsituation zugunsten der Freiburger, doch die Eintrachte erkämpfte sich den Ausgleich durch ein Eigentor von Kevin Schlotterbeck. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Knifflige Personalentscheidungen beim vierten Spiel innerhalb von zwölf Tagen

SGE-Coach Adi Hütter entschied sich für Makoto Hasebe als Kapitän und dieser wurde seiner Aufgabe in Bezug auf seine Einstellung auch voll gerecht. Der Japaner gewann bis zu seiner Auswechslung starke 71% seiner Zweikämpfe und ging mit gutem Einsatz voran. Doch insbesondere in der zweiten Halbzeit ließen die Kräfte bei ihm recht früh nach und er konnte gegen laufstarke Freiburger nicht mehr die von ihm erforderten Wege gehen. Zudem schlichen sich ungewohnte Abspielfehler ein, auch beim Führungstreffer der Freiburger sah er bei seinem Klärungsversuch unglücklich aus. Drei Spiele innerhalb von zwölf Tagen, jeweils in der Startelf, zehren spürbar an den Kräften des Japaners. Auf der rechten Defensivseite entschied sich Hütter als Abraham-Ersatz erwartungsgemäß für den 21-jährigen Tuta. Der Einsatz von Almamy Touré auf der rechten Flügelposition kam dagegen überraschend. Denn Erik Durm zeigte zuletzt konstant gute Leistungen und Tourés letzter Startelfeinsatz war am 7. Spieltag, als er beim VfB Stuttgart einen rabenschwarzen Tag erwischte und bereits zur Halbzeit ausgewechselt wurde. Beide enttäuschten keineswegs, sie verloren im Spiel sogar keinen einzigen Zweikampf. Tuta ist mit 1,84 Meter sicherlich nicht der größte Abwehrspieler, doch er gewann durch sein gutes Timing beim Absprung alle seine Luftduelle (5/5) und in seinen nun insgesamt vier Bundesligaspielen weist er in dieser Statistik eine erstaunliche Quote von 85% aus. Das ist eine sehr wichtige Erkenntnis. Denn erstens verlor die Mannschaft nach den Abgängen von Bas Dost und David Abraham insgesamt an Kopfballstärke, welche bei Standardsituationen stets von Nöten ist. Und zweitens setzte Trainer Adi Hütter auch in Freiburg auf hohes Pressing und viel Ballbesitz, welches den Gegner motiviert mit langen Bällen hinter die Abwehr zu kontern. Hier wird das richtige Timing beim Defensiv-Kopfball noch von entscheidender Bedeutung in der Rückrunde sein. Abgerundet wurden Hütters Personalentscheidungen von der Kadernominierung Danny da Costas, dem ein Wechsel nach Mainz bevorzustehen scheint. Außer da Costa blieben Adi Hütter nur noch Eigengewächse als Option für die Bank.

Zum vierten Mal in Folge geht die SGE in der ersten halben Stunde in Führung

Nach dem 11. Spieltag, als die Eintracht dem VfL Wolfsburg großzügig das Spielfeld überließ, schlichen sich leichte Zweifel ein, ob Coach Hütter seine Ballbesitz- und Offensivstrategie weiter durchziehen würde. Inzwischen ist klar, dass dieses Spiel eine Ausnahme darstellen sollte. Auch gegen Freiburg setzte die Mannschaft der SGE den Gegner sofort unter Druck und gab den gegnerischen Abwehrspielern keinerlei Zeit für einen ruhigen Spielaufbau. Dies resultierte im frühzeitigen 1:0 durch Younes, der von Djibril Sow mit einem feinen Diagonalpass durch die Mitte gefunden hatte. Mitte der Hinrunde verschliefen die Spieler der SGE noch die ein oder andere 1. Halbzeit und fingen sich frühe Gegentore, doch inzwischen ist es zum vierten Mal in Folge die Hütter-Elf, die in den ersten 30 Minuten zur Führung trifft. Selbst wenn einer der Offensivspieler, wie in diesem Fall Aymen Barkok, mal keinen so guten Tag erwischt, so bleibt die Mannschaft trotzdem stets gefährlich und erspielt sich große Torchancen. Bei 62% Ballbesitz und 54% gewonnener Zweikämpfe und drei Großchancen durch Younes, André Silva und Martin Hinteregger darf man durchaus von einem dominantem Auftritt sprechen.

Wieder Abstimmungsprobleme in der Abwehr

Doch die Mannschaft konnte sich nicht für ihre Mühen belohnen, weil im zentralen Mittelfeld in der zweiten Halbzeit zu große Lücken klafften. Martin Hinteregger haute sich zwar in jeden Zweikampf und gewann auch die meisten davon, doch es fehlte ihm manchmal an der nötigen Ruhe. Wie auch beim ersten Gegentor, als er unnötig nach vorne preschte. Sow hatte es zuvor verpasst rechtzeitig den Rückwärtsgang einzulegen. Der Schweizer strahlte zwar im Ballbesitz stets Gefahr aus, doch defensiv machte er nicht die von ihm gewohnten, schmerzhaften Wege. Dies belegt auch sein Laufwert von 11,68km, welcher einen Kilometer unter seiner Normalleistung liegt. Mit der Einwechslung von Luka Jovic für Hasebe in der 66. Minute versuchte Coach Hütter nach dem Rückstand durch Petersen voll auf Offensive zu setzen und das Mittelfeld schneller zu überbrücken. Jovic war nie der laufstärkste Spieler, der notfalls auch in der Defensive aushilft und zudem muss er seine Laufwege gegen gleichwertige Gegner noch finden. Dadurch fiel es der Mannschaft schwer, vorne gute Anspielstationen zu finden, während Freiburg vorerst die sich bietenden Räume im Mittelfeld nutzen und zu weiteren Chancen kommen konnte. Erst in der Schlussviertelstunde, als auch bei einigen Freiburger Spielern leichte Verschleißerscheinungen einsetzten, konnte die SGE durch ihre Offensivqualität wieder zusetzen und durch die Direktabnahme von Kamada zum Ausgleich kommen. Es bleibt die Erkenntnis, dass sich die Eintracht offensiv weiterhin stets gefährlich zeigt und es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Großchancen besser genutzt werden. Allerdings sollte Coach Adi Hütter insbesondere seine Probleme im zentralen Mittelfeld in den Griff bekommen, wenn er weiterhin nach einer Führung offensiv weiterspielen möchte. Es bleibt zu hoffen, dass Sebastian Rode am Samstag wieder einsatzbereit ist um diese Lücke gegen Bielefeld zu füllen.

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4 Kommentare

  1. Danke Axel für die super Analyse. Finde es interessant, wie Du die „kleinen Aussetzer“ von Hase begründest. Deine Arugmentation macht aus meiner Sicht durchaus Sinn.

    Ebenfalls interessant finde ich Deine These einer möglichen künftigen Kopfball/Standard Anfälligkeit ohne Dost und Abraham.

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  2. Die Analyse ist richtig – Hase ist in einem Alter, in dem die Regeneration länger dauert. Es ist klar, das er nicht jedes Spiel machen kann und auch wird.
    Gegen Bielefeld kann ich mir sehr gut vorstellen neben Sow mit Hrustic zu beginnen. Hrustic bringt die offensive Komponente mit rein, was gegen Bielefeld keine schlechte Wahl ist. Zumindest ist es logisch, ihm die Start-Chance zu geben – selbst wen Rode fit ist.

    Barkok wird durch Kamada ersetzt, wobei ich mir auch vorstellen kann, das AH gegen Bielefeld mit Silva und Jovic beginnen kann.

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  3. Mein Blick ist eher auf Bielefeld gerichtet – Parallelen zum vorherigen Gegner könnten Kampfstärke, Aggressivität und Laufbereitschaft sein. Wer mir sehr gut bei ihnen gefällt, ist Ritsu Doan. Das wird interessant mit N’Dicka und Kostic.

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  4. „An der nötigen Ruhe“ fehle es nicht nur Hinteregger. Das ist auch etwas, was man fast die ganze Saison beobachten konnte. Bei den übermäßig vielen Fehlpässen hatte ich ebenso ein déjà-vu.
    Freiburg hatte zwar viel Wucht aber letzten Endes auch zu wenig Präzision (und Ideen), um unsere mangelhaften Abspiele gewinnbringend nutzen zu können.
    Ich wünsche mir, dass unsere Jungs noch besser lernen, wann sie sich „Zeit nehmen“ können, um so bessere Angriffe initiieren bzw. diese besser abschließen zu können.
    Forza SGE!!

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