Enttäuschung bei Dominik Kohr und Filip Kostic trotz Aufholjagd und spätem Ausgleich. Die Eintracht hätte das Spiel gewinnen müssen. (Bild: imago images / Poolfoto)

Nach den beiden Re-Start-Auftaktniederlagen gegen Borussia Mönchengladbach und Bayern München wusste die Eintracht, dass sie nun gegen den SC Freiburg mehr denn je gefordert sein würde. Ein Sieg wäre von großer Bedeutung gewesen, um sich im Abstiegskampf befreien zu können und die wiedererstarkten Düsseldorfer und Bremer auf Distanz zu halten. Am Ende drohte der SGE sogar eine völlig unverdiente Niederlage, was die Mannschaft mit einem furiosen Comeback verhindern konnte. Der Punktgewinn nach dem 3:3 war zu wenig und doch könnte das Spiel eine wichtige Initialzündung gewesen sein. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Rückkehr zum Altbewährten
Eintracht-Trainer Adi Hütter entschied sich endlich für die Rückkehr zum alten Erfolgssystem mit Dreierkette und dem erfahrenen Makoto Hasebe als Libero. Neben dem Japaner verteidigten Martin Hinteregger und Stefan Ilsanker. Auf den Außenpositionen bot Hütter Almamy Touré und Filip Kostic auf. Touré konnte so offensiv mehr Akzente setzen und die defensiven Schwächen der letzten Partien etwas besser kaschieren. In der Mittelfeldzentrale überraschte der Trainer mit Lucas Torro, der neben Sebastian Rode nach langer Leidenszeit beginnen durfte. In der Offensive spielte Daichi Kamada auf seiner Lieblingsposition hinter den Spitzen und vor ihm wurde endlich mit den zwei Spitzen André Silva und Bas Dost begonnen. Die Frankfurter zeigten sich von Beginn an bissig, setzten die Breisgauer früh unter Druck und standen defensiv gegen den Ball mit einer Fünferkette deutlich kompakter. Während die Hessen das Spiel bestimmten und zunächst nur die Genauigkeit beim letzten Pass fehlte, sollte der inzwischen zur Normalität gewordene individuelle Fehler zum erneuten Rückstand führen. Weder Touré noch Ilsanker griffen Vincenzo Grifo an, während er von der linken Seite in Richtung Strafraum zog und die Freiburger zur Führung schoss. Der Spielverlauf wurde damit völlig auf den Kopf gestellt, denn eigentlich waren es die Adlerträger, die sich immer wieder gefährlich durch die gegnerische Hälfte kombinierte, ansehnliche Angriffe ausspielten und die Führung mehr als verdient gehabt hätten.

Mit Kämpferherz zurück in die Partie
Die Eintracht ließ sich trotz Rückstand nicht beirren und spielte weiter mutig und entschlossen nach vorne. Insbesondere Silva konnte seine Qualitäten mit Kamada hinter sich und Dost an seiner Seite noch besser ausspielen. Nahezu folgerichtig war es auch der Portugiese, der nach einem Schuss von Kamada abstaubte und zum 1:1 traf. Nach der Halbzeit blieben die Hessen dran und setzten alles daran, endlich in Führung zu gehen. Die Entschlossenheit war spürbar und mit der neuen Formation gelang es der SGE nach langer Zeit auch endlich wieder richtig Druck aufzubauen. Im Minutentakt ergaben sich nun hochkarätige Torchancen für die Hessen. Silva, Hinteregger, Kamada und auch Dost vergaben. Zu diesem Zeitpunkt hätte es gut gerne schon 5:1 für die Eintracht stehen können, stattdessen sollte das passieren, was eigentlich nur Mannschaften im Abstiegskampf passieren kann. Innerhalb von gerade einmal zwei Minuten gelang es den Freiburgern aus zwei Torchancen zwei Tore zu schießen und wieder einmal sollten die eigenen Fehler in der Defensive eiskalt bestraft werden, während man selbst aus den besten Chancen keine Führung erzielen kann. Die Adlerträger gaben trotzdem nicht auf und das Torschussfestival ging weiter. Kamada und kurz vor Schluss der eingewechselte Timothy Chandler erzielten die Treffer zum 3:3 und retteten, was noch zu retten war. Am Ende sollte es trotz 35:10 Torschüssen nicht zu drei Punkten reichen, aber das Comeback sollte der Mannschaft trotzdem die entscheidende Kraft für die kommenden Spiele geben.

System und Mannschaft beibehalten
Auch wenn ein Punkt am Ende viel zu wenig war: Adi Hütter muss aus diesem Spiel vor allem den Schluss ziehen, dass das System deutlich besser zu seiner aktuellen Mannschaft passt. Die Eintracht, die in den letzten Wochen oft ohne jegliche Durchschlagskraft blieb, kann in der richtigen Zusammensetzung sehr wohl Druck und Offensivkraft erzeugen. In der gestrigen Konstellation wurden sowohl durchs Zentrum, als auch über die Außen tolle Angriffe initiiert und die Mannschaft stellte dabei noch einen Rekord auf. Seit der detaillierten Datenerfassung im Fußball konnte die Eintracht noch nie 35 Torschüsse in einem Spiel abgeben. Mit 63 zu 37 Prozent Ballbesitz konnten die Hessen zudem beweisen, dass sie sehr wohl mit Ballbesitz agieren können. Einzig die Defensive bleibt weiter das Sorgenkind der Frankfurter. Selbst wenn der Gegner kaum Spielanteile hat wie Freiburg gestern, fallen viel zu leichte Gegentore. Wieder einmal drei Gegentore sind einfach zu viel. Bei dieser hohen Anzahl an Gegentoren wird es extrem schwer Spiele zu gewinnen, insbesondere dann, wenn die Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Kasten fehlt. Auch wenn sich die Situation im Abstiegskampf alles andere als entspannt hat, war es ein Zeichen zur rechten Zeit. Diese Mannschaft lebt und kann auch mit offensiver Power spielen. Sie gibt auch in den aussichtslosesten Momenten nicht auf und kämpft sich zurück. Genau diesen Spirit gilt es nun mitzunehmen und in den kommenden Partien daran anzuknüpfen, um schnellstmöglich die noch fehlenden Punkte für den Klassenerhalt zu sichern.

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23 Kommentare

  1. Die Analyse passt für mich. Die Mannschaft lebt, das System hat gepasst und der Trainer hat auch geliefert. Ich würde gern DDC statt Toure sehen. Aber ob das besser klappt kann ich auch nicht sagen

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  2. „Einzig die Defensive bleibt weiter das Sorgenkind der Frankfurter.“
    das klingt so, als wäre es ein „kleines Problem“. So schön das Spiel nach vorn auch war, wir werden immer wieder um den Lohn der Arbeit gebracht durch dumme und unsinnige Abwehrleistungen. Wenn du im Abstiegskampf bestehen willst, dann nur mit einer stabilen Verteidigung. Das erste Ziel muss doch immer sein, nicht zu verlieren und daß wir dann immer in der Lage sind Chancen zu erarbeiten, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Es geht darum erfolgreich zu spielen, muß nicht unbedingt schön sein.
    Forza SGE !

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  3. Gute Analyse! Aber wenn ich 35!! Torchancen habe und davon nur drei genutzt werden, haben wir auch vorne ein Problem. Hinten wie vorne sollte man zwingend an der Konzentration arbeiten. Einstellung und Einsatz haben gestimmt, doch leider bringen wir uns immer wieder selber in Schwierigkeiten. Das war ja der Wahnsinn gestern.

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  4. Dieter hat vollkommen recht.
    Als Erfolgssystem würde ich die Dreierkette nicht bezeichnen. Wenn so erfolgreich gewesen wäre, dann wären wie nie davon weg.

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  5. Hallo Dieter, du hast Recht, dass wir eine stabile Verteidigung brauchen. Aber in der 4-er Kette, die wir seit der Rückrunde gespielt haben, waren wir meiner Meinung nach zu oft zu passiv. Man hatte den Eindruck als würden wir nur spielen um nicht zu verlieren, anstatt um spielen zu gewinnen. Dann doch lieber die mutige Formation. So ne abgefälschte Gurke oder ein Standard-Tor kann man manchmal auch nicht verhindern, gerade wenn man unten drin steht. Was mich viel mehr ärgert, war das dritte Gegentor, weil wir zum x-ten mal nach einem Gegentreffer innerhalb weniger Minuten ein weiteres Tor kassiert haben und uns somit oft vorzeitig selbst aus dem Spiel nehmen.

    Ansonsten war es gestern spielerisch und von der Einstellung Top. Den letzten Pass (bitte nicht immer in den Rücken) und Torschuss bitte nochmal intensiv trainieren. Und es würde auch nicht schaden wenn Trappo mal wieder einen unhaltbaren rauskamt.

    Auf 3 Punkte im nächsten Spiel! Forza SGE!

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  6. Mit 4er Kette haben wir die letzten Spiele ganz alt ausgesehen, mit 3er Kette und Hasebe spielen wir wenigstens wieder Fußball und bekommen Druck in unsere Aktionen. So könnten wir vielleicht mal wieder gewinnen, sah vorher nicht so aus.

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  7. zur Klarstellung, ich bin absolut für die 3er Kette. Das Problem in der Defensive sind vielmehr die immer wieder aufkommende Schlafmützigkeit, Löcher zwischen Mittelfeld und Abwehr und z.T. auch mangelnde Aggressivität.
    Forza SGE !

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  8. @6, Bernemer

    Ob du es glaubst oder nicht, aber ich würde den Touré gerne mal als Rechtsaußen sehen. Schnell ist er, technisch ist er stark und Flanken schlagen kann er ebenfalls. Einzig Defensiv hat er seine Probleme. Ich hab mit Laura gestern während des Spiels darüber geredet und wir waren uns da einig. Touré könnte auf Rechts für Gefahr sorgen. Wobei natürlich Timmy da gestern ein starkes Statement gesetzt hat.

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  9. @Laura, sehr treffend beschrieben.
    @Folke: Sehe ich genauso.
    Die Offensive war in den Aktionen oft sehr überzeugend, bis auf die Verwertung der Dinger da vorne. Touré, Kamada, Kostic und Silva sind technisch stark, auch wenn noch dies und das fehlt.
    Keiner sagt übrigens etwas zu de Guzman und Gacinovic. Beide haben mich total überzeugt in den letzten 20 Minuten und dafür gesorgt, dass es nach dem frustrierenden 1-3 einfach weiterging mit dem Druck.
    Ich denke, die Dreierkette beschäftigt den Gegner vorne stärker, und mit der Viererkette waren wir zuletzt nicht sattelfester. Allerdings ist das ein Momenteindruck, auch mit Dreier haben wir schon schwach gespielt.

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  10. Wir machen es dem Gegner defensiv einfach zu leicht, Tore zu erzielen. Auf der anderen Seite brauchen wir zehn 100% Torchancen, um ein Tor zu erzielen. Die Defensivprobleme resultieren sowohl aus individuellen als auch personellen Fehlern. Vor dem 3:1 spielt Kohr einen sinnfreien Pass, der anscheinend durch Hinteregger durchgehen sollte. Der stand da aber schon ein Weilchen, und war offensichtlich sehr offensiv unterwegs. Im Gegenzug war dann seine Abwehrseite offen. Hinteregger war eigentlich ueberall und wollte das Spiel fast im Alleingang entscheiden. Aber dadurch war die linke Abwehrseite offen. Aber wenn alle Spieler diesen Einsatz und die Laufbereitschaft zeigen wuerde, stuenden wir ein paar Plaetze weiter oben.

    Fuer das naechste Spiel: sollte Hinteregger pausieren, wird Ndicka auf seine Position ruecken. Rechts koennte evtl. Abraham spielen, der mich aber gegen Gladbach auch nicht gerade ueberzeugt hat. Toure sollte fuer Chandler weichen. Die Anzahl seiner Tore nach der Winterpause ist kein Zufall und hinten ist er mit Sicherheit nicht schlechter als Toure, der eine Pause braucht.

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  11. @Folke: Touré könnte ich mir als RA mit Absicherung auch gut vorstellen. Nur haben wir diese Position im 3-5-2 nicht. So muss er wie Kostic die ganze Seite beackern. Und sobald er in der Nähe unseres 16-ers ist, bekomme ich schon Stresspickel.

    Als Gegenpart von Kostic auf der rechte Seite würde ich auch gerne mal Gaci sehen. Geschwindigkeit und Giftigkeit in den Zweikämpfen bringt er definitiv mit.

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  12. ReinholdFanz hat recht.

    @12: Ich würde auch gern rechts Gaci sehen. Das könnte gut passen. Schnell, giftig und auch defensiv gut.

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  13. Abwehr hin oder Abwehr her. Gestern hätten wir 7 Tore schießen müssen (minimum!). Wenn ich sehe wie unschlüssig und wenig zielstrebig die Spieler alleine auf das generische Tor zulaufen und bei 5 Meter Vorsprung immer wieder abdrehen – das ist der Wahnsinn! 8 100%ige hat Freiburg uns geschenkt und wir waren nicht in der Lage, dies anzunehmen. Keine Mannschaft der Liga wird nochmal so ein offenes Scheunentor sein….

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  14. Torro hat mir gestern sehr gut gefallen. Er war lange weg vom Fenster und ist natürlich noch weit weg vom Optimum. Seine Passsicherheit und Kopfballstärke werden uns in den kommenden Spielen noch sehr helfen. Natürlich muss er hierfür gesund bleiben. Auf lange Sicht wäre er für mich ein Kandidat als Makoto Nachfolger.

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  15. Torro ist mir ehrlicherweise gar nicht aufgefallen und meiner Meinung nach zu recht in der HZ raus.

    Silva wirkt für mich wie ein „Kraft“Protz ohne Geschwindigkeit – wie der Freiburger Hinti beim 3-1 kreuzt – so macht man das – wir verdribbeln das Ding oder spielen schlechte Pässe. Auch Dost wirkte irgendwie nicht wie ein Fussballspieler – sorry – die Torschüsse usw…? Der war doch früher so eiskalt?

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  16. Touré ist technisch sicher gut, als Rechtsaußen wäre er mir zu langsam. Ich hatte gestern mehrfach die Sorge, dass er in der normalen Rückwärtsbewegung ohne Konter den Freiburgern folgen kann. Gacinovic mit Timothy als Absicherung bzw. im Wechsel auf rechts wäre mein Favorit. Filip, Silva und Mijat wäre ne schnelle Truppe. Die Ablagen von Dost bringen für meinen Geschmack zu wenig und sind berechenbar – anders als bei Haller vormals…..Dost soll kommen ab Minute 60.

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  17. Der bittere Blick auf die Tabelle: nur 3 Siege mehr und wir wären in ner komfortablen Situation angesichts des Spielplans

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  18. Bei diesen “ wen haben wir den in der A-Jugend“ posts fällt mir immer eine Aussage von Marc Stendera ein, als er aus der Jugend kam. Er hat betont, wie groß der Schritt aus der Jugend zu den Profis ist. Unterschätzt das nicht . Wenn einer richtig , richtig gut ist, ist das kein Problem. Aber einem “ der ist ganz gut “ Spieler tust du damit sicher keinen Gefallen

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  19. @20: Das zeigt wie eng es in der Tabelle ist, und wie sehr Kleinigkeiten einen zurückwerfen können oder auch nach vorne bringen

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  20. „Rückkehr zur so erfolgreichen 3er-Kettte“…???
    Mit dieser Kette haben wir in der Hinrunde die letzten 7 Spiele komplett vergeigt, sodass Adi in der Winterpause die Viererkette einstudiert hat. Die hat auch super gefunzt zum Rückrundenauftakt – und Chandler war der Gewinner der Winterpause – erinnert Ihr Euch? Wir haben gegen Hoffenheim, Leipzig und Augsburg überzeugend gewonnen und die Mannschaft hat mit Wucht und Tempo gespielt. Und: Die Eintracht galt als sehr effektiv in der Chancenverwertung. (Diese Statistik haben wir alleine durch das Spiel am Dienstag vernichtet). Also – am System alleine liegt es nicht. Vielmehr ist ein dramatischer Abfall der Leistungen aller Spieler zu verzeichnen. Ob bei Trapp, Kostic oder im Sturm – die Leistungsträger zünden nicht. Mit Ausnahmen wie Rode und Hinteregger, die halbwegs normal abliefern. Kohr und Ilsanker sind für mich ein Rätsel. Touré ebenfalls. DCC keine Alternative. Für mich gilt es nur noch, die Saison halbwegs anständig zu beenden und nicht abzusteigen. Dann muss alles in Frage gestellt werden und die Planung für 2021 neu aufgegleist werden.

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