Seit neun Jahren im Verein, alle Jugendmannschaften durchlaufen und mit gerade einmal 19 Jahren Teil des Profikaders: Noah Fenyö ist ein absolutes Vorzeigebeispiel für die Entwicklung von Nachwuchstalenten bei der Eintracht. Der gebürtige Frankfurter trainiert seit Sommer regelmäßig mit den Profis, kam aber bisher nur für die U21 zum Einsatz. Im Interview mit dem Klubmagazin „Anpfiff“ spricht er über seine Verbundenheit mit der SGE, die Jugendzeit bei der Eintracht und dem Traum vom Debüt im Waldstadion.
„Der für mich schon große Schritt, als Jungjahrgang in die U21 hochgezogen zu werden, stand schon länger fest. Mit dem Sprung zu den Profis kam nochmal ein größerer Schritt dazu – dazu gehörte auch die Vorbereitung und die USA-Reise“, erinnert sich Noah Fenyö an den letzten Sommer zurück. „Das war natürlich in vielerlei Hinsicht sehr spannend und fußballerisch eine Riesenerfahrung für mich. Die verschiedenen Orte, die wir bereist haben – Louisville, New York City und dazwischen das Testspiel in Mexiko. Insgesamt sehe ich es als großes Privileg an, dass ich die Saisonvorbereitung bei den Profis absolvieren durfte.“ Der Deutsch-Ungare, der eigentlich noch für U19 spielberechtigt ist, gehört in der zweiten Mannschaft zum absoluten Stammpersonal und gehört auch zum erweiterten Kreis der Lizenzspieler und trainiert regelmäßig mit den Profis. Dazu gehörte er in der aktuellen Spielzeit acht Mal zum Europa League Kader. „Ich war damals und bin auch heute noch sehr dankbar, dass ich die Japan Tour 2022 mitmachen durfte. Auch diese Reise war eine spannende Erfahrung, vor allem für uns Nachwuchsspieler.“ Damals durften zehn Talente die Reise mit der Profi-Mannschaft antreten. „Für mich persönlich hat das Trainingslager in den USA aber einen noch größeren Stellenwert. Der Kader war kleiner, das Training härter und ich war als einziger Jugendspieler mit dabei. Es war aus meiner Sicht viel leistungsorientierter und es ging in erster Linie darum, mit guten Leistungen in den Einheiten auf sich aufmerksam zu machen.“ Die ersten Schritte bei einer Profi-Mannschaft sind für einen Jugendspieler natürlich immer riesig. Bei der Eintracht wurde Fenyö allerdings sehr gut aufgenommen: „Am Anfang ist es natürlich keine einfache Situation, weil man die Spieler noch nicht persönlich, sondern nur aus der Entfernung kennt. Aber mit der Zeit und von Training zu Training wurde es für mich, was die Integration angeht, einfacher“, berichtet der 19-Jährige über die ersten Einheiten. „Das lag aber auch daran, dass ich super ins Team aufgenommen wurde. Jeder hat versucht, mir zu helfen, um mir den Einstieg möglichst leicht zu machen. Besonders Timmy Chandler, um mal einen Namen zu nennen. Auch mein ungarischer Landsmann Krisztián Lisztes war von Anfang an eine Bezugsperson für mich.“ Die Unterschiede zum Junioren-Training sind immens und das Niveau hoch. Aber: „Für mich ist es ebenso faszinierend, zu sehen, welche Professionalität die Spieler auch außerhalb des Trainingsplatzes an den Tag legen. Ein gutes Beispiel, das mir direkt in den Sinn kommt, ist Ellyes Skhiri, weil er neben dem Platz unglaublich fleißig ist. Er ist gefühlt immer der Erste, der da ist, und führt einem auch vor Augen, wie wichtig beispielsweise vermeintlich kleinere Aspekte wie Mobilisation sein können. Neben dem Fußballerischen kann ich mir eben solche Dinge von erfahrenen und gestandenen Profis abschauen.“
Frankfurter Jung
2006 in der Mainmetropole geboren, machte Fenyö seine ersten fußballerischen Schritte beim FV Stierstadt im Hochtaunuskreis. „Ich habe mit vier Jahren angefangen, Fußball zu spielen. Es war natürlich eine schöne Zeit, in der der Spaß im Vordergrund stand. Mit meinem letzten Trainer in der Jugend des FV Stierstadt habe ich auch heute noch ein gutes Verhältnis. Meine Brüder haben zeitweise auch dort gespielt, so war ich des Öfteren dort und habe mir Spiele meines alten Vereins angeschaut. Es war eine Zeit, die mich enorm geprägt hat.“ Insgesamt lief er sechs Jahre für den FV auf. Die SGE spielte allerdings schon in dieser Zeit eine große Rolle. „Ich bin auch früher schon mit meinen Eltern ins Stadion gegangen und war ein großer Fan.“ So dauerte es auch nicht lange bis die Eintracht auf den heutigen ungarischen Junioren-Nationalspieler, dessen Herz neben der Diva vom Main übrigens für den FC Barcelona schlug, aufmerksam wurde. „In Folge eines Hallenturniers durfte ich zunächst Probetrainings beim FSV Frankfurt absolvieren. Wenig später ergab sich die Gelegenheit, auch bei der Eintracht in Trainingseinheiten vorzuspielen. Das habe ich wahrgenommen – und von beiden Klubs eine Zusage bekommen. Letztendlich war für mich aber schnell klar, dass ich mich für die Eintracht entscheiden möchte.“ Ab da lief der damals Elfjährige mit dem Adler auf der Brust auf. „In der U11 und U12 unter Giovanni Brandi waren wir sehr erfolgreich, das hat großen Spaß gemacht. Ich kann mich an viele Turniere erinnern, die wir gewonnen haben, beispielsweise in Luzern in der Schweiz, um nur mal eines zu nennen. Auch in der Zeit der U15, damals unter Thomas Broich und Jerome Polenz, habe ich sehr viel gelernt. Das soll aber natürlich nicht heißen, dass die anderen Jahrgänge nicht auch wichtig für meine Entwicklung waren. Dazu waren auch die Erfahrungen in der UEFA Youth League sehr interessant. Es waren sehr gute Mannschaften und starke Einzelspieler vertreten und es war lehrreich, gegen sie zu spielen. Abgesehen davon waren es auch einfach coole Reisen und Erlebnisse.“ In Stierstadt spielte Fenyö noch als Außenstürmer. Am Riederwald wurde er unter Trainer Brandi schließlich zum Defensivspezialisten umgeschult. „Auch wenn ich früher gerne Tore geschossen habe“, lacht der 19-Jährige. „Im zentralen defensiven Mittelfeld fühle ich mich aber am wohlsten. Bei der U21 habe ich zuletzt auch einige Male in der Innenverteidigung ausgeholfen, als Not am Mann war. Das mache ich natürlich gerne, wenn ich der Mannschaft damit helfen kann. Aber wie es im jungen Alter so ist, habe ich mich auf mehreren Positionen versucht. In der Außen- und Innenverteidigung, als Zehner und jetzt eben hauptsächlich als Sechser im zentralen Mittelfeld.“
Spielpraxis in der U21
Nachdem Fenyö nahezu alle Jugendmannschaften am Riederwald durchlaufen hatte und auch Kapitän der U19-Mannschaft war, schaffte er frühzeitig den Sprung in die U21. „Ich bin aktuell sehr zufrieden mit meiner Situation. Dass ich fest bei den Profis trainieren darf, ist schon eine Riesensache für mich und etwas, woraus ich sehr viel für mich mitnehmen kann. Ich kann meine Situation, denke ich, vernünftig einschätzen. Es ist wichtig, in der U21 Spielpraxis zu sammeln. Das wird mir ermöglicht und dafür bin ich dankbar. Ich fühle mich in der Mannschaft sehr wohl.“ Trotz seiner starken Auftritte darf nicht vergessen werden, dass es für den jungen Mittelfeldspieler die erste Saison im Herrenbereich ist. Dazu noch in der Regionalliga Südwest, die gespickt ist mit Bundesliga-Zweitvertretungen und anderen Klubs mit Profibetrieb. „Es ist definitiv herausfordernd. Es geht vordergründig um die Entwicklung von uns Spielern, jedoch wollen wir als Mannschaft natürlich so erfolgreich wie möglich sein. Wir sind das mit Abstand jüngste Team der Liga, die fehlende Erfahrung macht sich an der ein oder anderen Stelle noch bemerkbar. Negative Erlebnisse beziehungsweise schwierigere Phasen können aber auch wertvoll für unsere Entwicklung sein. Deshalb lassen wir uns nicht aus der Ruhe bringen, lernen aus unseren Fehlern und arbeiten hart weiter.“ Allgemein sieht der 19-Jährige das Nachwuchsleistungszentrum in Frankfurt auf einem guten Weg: „Wir hatten in jüngerer Vergangenheit einige Jungtalente, die ihre Debüts bei den Profis feiern durften. Das hatten wir meines Wissens lange Zeit nicht in dieser Häufigkeit. Dazu nehmen regelmäßig Nachwuchsspieler, oft auch in großer Anzahl, am Profitraining teil. Und auch Reisen wie die nach Japan im Herbst 2022 geben uns jungen Spielern das Gefühl, dass man mit harter Arbeit seinem Traum Schritt für Schritt näherkommen kann. Meiner Meinung nach ist diese Entwicklung sehr gut.“
„Hoffe auf Chance“
Gemeinsam mit den Nachwuchstalenten Anas Aloui und Junior Awusi unterschrieb Fenyö im Sommer seinen ersten Profivertrag. Allerdings ist er von den Dreien der Einzige, der wirklich zum erweiterten Kreis der ersten Mannschaft gehört. Daher verlängerte die Eintracht seinen Vertrag bereits nach wenigen Monaten vorzeitig bis 2029. Die ersten Schritte sind also gemacht, das Profidebüt lässt aber noch auf sich warten. „Ich habe ehrlicherweise schon viel darüber nachgedacht und erhoffe es mir sehr, dass ich irgendwann diese Chance bekomme. Wenn es irgendwann so weit sein sollte, wäre ein Heimspiel natürlich umso schöner und ein Traum, der wahr werden würde.“ In der letzten Saison durften mit Nacho Ferri und Elias Baum bereits zwei Nachwuchsspieler ihre Debüts für die SGE feiern. Damit sind seine ehemaligen Mitspieler natürlich auch eine Art Vorbild. „Ich habe schon aus Neugier gefragt, wie es sich für sie angefühlt hat. Aber natürlich bekommt man dann die Antworten, die man mehr oder weniger erwartet. Ich glaube, ich kann das selbst erst nachvollziehen, wenn es irgendwann bei mir so weit sein sollte.“ Noah Fenyö ist ein ‚Frankfurter Jung‘, der sich vollständig mit der Stadt und dem Verein identifizieren kann. „Ich bin häufig und gerne hier. Bei gutem Wetter die Skyline genießen, das ist immer wieder etwas Schönes. Ich bin schon häufig in der Stadt. Sie bedeutet mir viel und es gibt ja schließlich auch zahlreiche schöne Ecken. Es gibt zwei, drei Restaurants, die ich gerne mag und öfter mal besuche, insbesondere ein Sushi-Restaurant. Wenn ich mich zurückerinnere, war ich früher oft am Hafenpark-Bolzplatz mit Freunden kicken. Ich bin mit der Stadt eng verbunden, genauso wie ich es mit der Eintracht bin. Und das darf aus meiner Sicht in den kommenden Jahren gerne so bleiben.“
7 Kommentare
Was für ne aufgeweckte, geschickte, ungewöhnlich reife Art sich auszudrücken, das vernimmt man nicht so häufig bei nem Fussballer, zumal in diesem Alter. Wo kann man das komplette Interview lesen? Bin extrem gespannt auf sein BL-Debut. Irgendwie hab ich ne Ahnung, der könnte demnächst für Hugo nachrücken - obwohl ich ihn überhaupt noch nicht auf dem Feld erlebt habe.
Wetten, Dino wird ihn reinwerfen, wenn wir die CL-Quali gerockt haben?
Welche kaum fassbare Bedeutung echte Frankfurter "Eigengewächse" für Identifikation und Familieneintracht haben, war am WE wieder eindrücklichst zu erleben als Timmy eingewechselt wurde.
wir haben aktuell ganz viele "echte Frankfurter Jungs" in den Nachwuchsteams...das macht einen Stolz...hoffe, dass es mind. einer von ihnen dauerhaft packt bei den Profis...der Weg ist der richtige und kein Vergleich mehr zu den Strukturen und Prozessen von vor 5 Jahren und älter
Weiß nicht genau wie der aktuelle Stand ist, aber sollten dann nicht jede Saison mindestens 2 U19-Buben entweder teilweise oder ganz zu den Profis stoßen? Wie sich das dann mit den Verträgen verhält, hatte in den vergangenen Jahren ja nicht selten in erster Linie mit der Erfüllung von Kader-Quoten zu tun. Derzeit scheint das Geschichte zu sein. Was momentan eben noch fehlt, sind die echten jungen Localplayer.
Man kann es zum Lobpreis der Kaderpflege und Jungspielerförderung gleichwohl nicht genug betonen: Alle außer Kristian Lisztes (und der wohl aus Verletzungsgründen) spielen!! Die meisten Jungen (bis auf Aurèle, der ebenfalls verletzt war/ist) sogar regelmäßig! Wann hatten wir das zuletzt oder jemals ?
Die Frage ist, handelt es sich um ne Momentaufnahme?
Oder heißt das Konzept 'Intensiv und in der Breite fördern und ausbilden, um baldmöglichst gewinnbringend Gewinn zu machen'?
Wohl doch das... oder?
ich kenn die Vertragssituationen und Regeln bzgl Local Player auch nicht genau aber vom Gefühl her würde ich mal behaupten, das 95% dieser Jungs keine realistische Chance haben und es tatsächlich nur um die Erfüllung gewisser Anforderungen geht...wir haben aber in U21, U19 & U17 Jungs aus der Umgebung und nicht nur Zugekaufte...da zeigt sich, dass der eingeschlagene Weg so langsam Früchte trägt...und wir haben mittlerweile die finanz. Mittel um diese Jungs auch an uns zu binden...das ist tatsächlich das Hauptargument (traurig)...wir haben ein paar interessante Jungs in der Pipeline, ob es dann wirklich reicht, wird man sehen...auch bei Elli Baum bin ich mir noch nicht sicher, umso schöner wenns klappt
Also bei Baum und Fenyö bin ich mir ziemlich sicher, dass die nächstes Jahr mehr integriert werden. Bei Fenyö könnte auch zunächst der Umweg über eine Leihe erfolgen. Is gilt auch als großes Talent, Staff, Inanoglu, ich denke schon, dass einige Chancen auf Einsätze haben und auch was bringen. Skeptisch bin ich bei einer Verpflichtung eines neuen IV, wenn Baum als RV Alternative da ist, kann Collins ja wieder als IV spielen und dann sehe ich keinen starken Bedarf. Amenda ist ja auch noch da. Insofern würde ich eher zu einem jungen Talent, als zu einem alten Bankdrücker als zusätzlichen IV tendieren.
Alles richtig...die Jungs werden definitiv alle ihre Minuten bekommen...ich meinte allerdings, dass sich hoffentlich einer von denen dauerhaft bei uns durchsetzt...Ebu's Einwechslung war eher strategisch als sportlich aber es sei ihm gegönnt, vor allem wenn man bedenkt, welche Entwicklung er genommen hat und dass es einer aus diesem Topjahrgang bei UNS zu den Profis geschafft hat...Stichwort Lennart Karl....
Nun ja, unser (veränderter) Umgang mit unserem lokalen/regionalen Nachwuchs, dessen Förderung und konsequente Entwicklung bis zum Profitum ist das eine.
Die Bedeutung der Figur Timmy Chandler und wofür sie steht, das andere.
Falls es demnächst tendenziell mehr unserer Locals in die BL schaffen, heißt das ja mitnichten, dass wir in 10 bis 15 Jahren wieder häufiger Spieler à la Timmy in den Reihen haben werden.
Sollte TC zum Ende der Saison seine Schlappen an den Nagel hängen, wird eine Ära der Eintracht wohl endgültig vorbei sein. Nach Seppel, der ja aus der OFC-Jugend 😆 kommt, wird mit Timmy der allerletzte dieser im Grunde bereits ausgestorbenen Spezies gehen. Viele insb. jüjngere Anhänger im Umfeld werden das gar nicht realisieren, zumindest nicht dessen Relevanz und Tragweite.
Mit einer Diskussion, in die sich die hoffnunglosen Traditionalisten unter uns wohl in erster Linie einmischen dürften , rechne ich trotzdem zeitnah.
3 Spiele noch, wer weiß wie viele Einsatzminuten Timmy noch bekommt - und wie emotional es in den Rängen wird, wenn er sich wirklich verabschiedet - der Moment am Samstag war ein Vorgeschmack.
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