Michael Hector, Timothy Chandler, Alexander Meier, David Abraham und Aymen Barkok feiern den Sieg in Bremen (Foto: imago/Nordphoto).
Michael Hector, Timothy Chandler, Alexander Meier, David Abraham und Aymen Barkok feiern den Sieg in Bremen (Foto: imago/Nordphoto).

Es liegt nahe, in den Begegnungen zwischen Werder Bremen und Eintracht Frankfurt vor allem die letzten Minuten in den Fokus der Betrachtung zu legen. Während vor einem halben Jahr noch die Hanseaten jubeln und den Klassenerhalt feiern konnten, waren es gestern die Hessen, denen der nicht mehr erwartete Siegtreffer kurz vor Spielende gelang. Damit erschöpfen sich die Vergleiche zur letzten Saison aber schon fast, denn beide Mannschaften haben sich im Laufe der letzten sechs Monate gründlich verändert. Vor allem die SGE hat mit dem unsicheren und verunsicherten Team aus der Endphase der Veh-Ära kaum mehr etwas gemein. Mit nunmehr 21 Punkten und einem stattlichen Polster auf den Relegationsplatz gehört Eintracht Frankfurt zu den Überraschungsmannschaften dieser Saison. Nachdem die Jungs von Niko Kovac auch den Stresstest in Bremen erfolgreich absolviert haben, lohnt sich ein Blick auf die Erfolgsfaktoren der letzten Zeit.

1. Meier oder nicht Meier?
Es war im Vorfeld bereits zu erkennen, dass die Rotation erst einmal der Vergangenheit angehört. Kovac setzte in Bremen auf die Mannschaft, die in Mönchengladbach einen Punkt gewonnen hatte und – mit Ausnahme von Alex Meier, der Branimir Hrgota weichen musste – auf die Siegerelf gegen Köln. Die Überlegung des Trainers klingt plausibel, auch wenn sich eingefleischte Meier-Fans nur schwer an eine Aufstellung ohne den 1,96-Meter-Hünen gewöhnen können: Mit dem beweglicheren und variableren Schweden sollten Konter initiiert und zum Abschluss gebracht werden. Die ersten 45 Minuten des gestrigen Spiels waren ein guter Beleg für die Beweggründe des Coaches, denn Hrgota war lauffreudig, engagiert und immer in Bewegung. Das Spiel im zweiten Durchgang zeigte aber zugleich, dass die SGE nur dann torgefährlich ist, wenn der „Fußballgott“ auf dem Platz steht. Bei allem, was über Meier, seine vermeintliche Auswärtsschwäche und seine gelegentliche Unauffälligkeit geschrieben wird: Er hat seinen Torinstinkt nicht verloren, ist immer eine Gefahr für den Gegner und bindet mehrere Abwehrspieler. Erst durch die Umstellung zu Beginn der zweiten Halbzeit konnte sich die SGE ein Übergewicht erspielen und Gefahr für das Gehäuse von Felix Wiedwald entwickeln. Durch die Präsenz des Goalgetters sollten sich vor allem aber auch Mijat Gacinovic und Marco Fabián die Räume erschließen, die sie im ersten Durchgang noch nicht hatten. Mit dem Sieg in Bremen werden die Diskussion um die Besetzung des Sturms mit Sicherheit nicht beendet werden. Warum auch? Mit den beiden Stoßstürmern und dem ebenfalls auf seine Chance wartenden Haris Seferovic hat Kovac mehrere Alternativen zur Hand, die es ihm erlauben, flexibel auf Spielsituationen zu reagieren. Der Trainer wird diese Situation völlig zu Recht als Luxusproblem etikettieren.

2. Die neue spielerische Stärke
Die Entwicklung des Teams ist vor allem in spielerischer Hinsicht erstaunlich. Auch wenn es manchem anmaßend erscheinen mag: Das Auftreten der SGE in der Anfangsphase des Bremen-Spiels erinnerte an die Reife und Klasse der Bayern in ihren Hochzeiten unter Guardiola. Der Ball wurde mit großer Sicherheit in den eigenen Reihen gehalten, die Räume dicht gemacht, die Defensive wusste, klug zu verschieben, und gelegentlich entwickelten Fabián und Gacinovic kreative Ideen, für die sich in der Spitze aber kein Abnehmer fand. Mitte der ersten Halbzeit ging die Sicherheit verloren, weil sich in der Abwehrreihe Fehler einschlichen und die Bremer über Einzelaktionen durch Kruse oder Gnabry eine sich entwickelte Unentschlossenheit in der Frankfurter Defensive auszunutzen wussten. Es bedurfte nur einer einzigen personellen Maßnahme, um das spielerische Übergewicht wiederzugewinnen und den beiden Kreativkräften Räume für ihre Ideen zu bieten. Dieser Schachzug des Trainers und die Fähigkeit des Teams, diese Umstellung umgehend für sich zu nutzen, zeugt von den gewachsenen taktischen Stärken der SGE.

3. Drei Punkte, auch wenn die Abwehr wackelt
Die Defensive war in den vergangenen Begegnungen der Garant für den Erfolg der Hessen. Gestern wurden die drei Punkte trotz einer immer wieder unsicher und unkonzentriert wirkenden Abwehr eingefahren. Zugegeben: Die Bremer Angriffsformation mit Pizarro, Kruse und Grabny gehört in Topform zu den besten ihrer Art in der Bundesliga. Gefahr ging aber weniger durch gelungene Einzelaktionen des Trios aus, sondern durch Stellungsfehler und Nachlässigkeiten des Frankfurter Abwehrverbundes. Vor allem Oczipka und Vallejo gelang es niemals, die rechte Bremer Seite in den Griff zu bekommen. Der Spanier zeigte seinen bisher schwächsten Auftritt im Trikot der Hessen und hatte eine – für seine Verhältnisse – unterdurchschnittliche Zweikampfquote. Oczipka wirkte in der Defensive zuweilen überfordert gegen den Jung-Nationalspieler, der ein ständiger Gefahrenherd war, bis ihm die Kräfte schwanden. Auch der früh verwarnte Mascarell konnte seine guten Leistungen der vergangenen Spiele nicht bestätigen, sodass die Eintracht-Fans stets mit einem Gegentreffer rechnen mussten. Türme in der Schlacht waren einmal mehr David Abraham und Makoto Hasebe, die nicht nur einmal Patzer ihrer Nebenleute ausbügeln mussten.

4. Fabián und Gacinovic – ein Duo mit Zukunft
Zu Beginn der Spielzeit wäre es kaum vorstellbar gewesen, dass mit Fabián und Gacinovic zwei Edeltechniker gemeinsam auf dem Platz stehen könnten, ohne sich gegenseitig den Platz wegzunehmen. Nach elf Spieltagen und einem von Tag zu Tag gewachsenen Selbstbewusstsein der beiden lässt sich feststellen, dass diese Kombination nicht nur denkbar ist, sondern durchaus Zukunft hat. Während Fabián eher der Ballverteiler und der Mann für die klugen Pässe ist, weiß der junge Serbe mit immer neuen Überraschungen aufzuwarten, sucht Eins-zu Eins-Situationen und geht dorthin, wo es keiner erwartet. Allerdings benötigen die zwei Anspielstationen und Mitspieler, die auf ihre Ideen eingehen. Da die Flügel in dem gegenwärtigen System bei schnellen Kontern nicht immer besetzt sind und eine einzelne Spitze leicht zugestellt werden kann, profitieren Fabián und Gacinovic von einem System mit zwei Spitzen, also mit Meier. Sollte Kovac irgendwann auch noch einmal Zeit finden, an den Standards, vor allem an den Freistößen, zu arbeiten und dadurch in der Offensive neue Optionen zu generieren, würde der Stellenwert der beiden (körperlichen) Leichtgewichte weiter steigen.

5. Immer neue Optionen
Es ist keineswegs so, dass wir in den letzten Jahren allzu oft über Jokertore jubeln durften. In der jüngeren Vergangenheit war die Bank der Eintracht – vor allem in der Offensive – zu schwach besetzt, die mit großen Vorschusslorbeeren geholten Offensivkräfte wie Kadlec oder Fenin konnten die Erwartungen nicht erfüllen, sodass die Hoffnungen über Jahre einzig auf Meier ruhten. Das ist in dieser Saison offenkundig anders geworden. Das Luxusproblem mit drei Stürmern für einen Platz in der Startformation wurde oben bereits angesprochen. Außenbahnakteure wie Rebic, Tarashaj und Blum hoffen auf ihre Chance, und nun konnte auch der 18-jährige Barkok sein Bundesligadebüt feiern. Es passt zu der augenblicklichen Situation der SGE, dass ausgerechnet der junge Deutsch-Marokkaner, dem in den ersten Minuten vor lauter Nervosität kaum etwas gelingen wollte und der durch einen Stockfehler fast den Bremer Führungstreffer verursacht hätte, mit einem fulminanten Linksschuss in den Winkel den Siegtreffer erzielte. Man kann die zwei Jokertore auf das glückliche Händchen von Kovac zurückführen, letztendlich war es aber der Wille von Meier und die feine Technik von Barkok, die für die Wende in diesem Spiel sorgten.

6. Diese Mannschaft kann mit Rückschlägen umgehen
Es ist noch gar nicht so lange her, dass eine Frankfurter Mannschaft trotz ansprechender Leistung nach einem Rückstand in sich zusammenfiel und für den Gegner eine leichte Beute darstellte. Die SGE unter Kovac zeigt sich demgegenüber gefestigt, gereift und verliert auch nach einem Gegentreffer nicht ihre Ordnung. Sicherlich wäre gestern ein Unentschieden das verdiente Resultat gewesen, aber die Eintracht spürte, dass den Bremern gegen Ende des Spiels langsam die Kräfte schwanden, und wollte unbedingt die drei Punkte mit an den Main nehmen. Der schon öfter an dieser Stelle gepriesene Wille, die taktische Disziplin und das sichtbar gewachsene Selbstbewusstsein sorgen dafür, dass die Mannschaft von Trainer Kovac mit Rückschlägen umgehen und den Schalter innerhalb eines Spieles umlegen kann. Es ist deshalb wohl auch kein Zufall, dass es ausgerechnet der oben für seine Defensivleistung und Mitschuld am Gegentreffer gescholtene Oczipka war, der durch seinen bravourösen Einsatz in der 90. Minute nicht nur einen Konter der Bremer verhinderte, sondern auch den Führungstreffer durch Barkok vorbereitete.

7. Sollen wir jetzt mit dem Träumen beginnen?
Ebenfalls an dieser Stelle haben wir vor kurzem empfohlen, den Augenblick zu genießen, sich an den Auftritten der Jungs – vor allem vor dem Hintergrund der vergangenen Saison – zu erfreuen und die weitere Entwicklung ganz in Ruhe abzuwarten. Der von manchen seit Wochen in Aussicht gestellte Einbruch ist bislang ausgeblieben; die Mannschaft präsentiert sich mittlerweile auch auswärts in einer beeindruckenden Art und Weise und lässt – so ist es üblich in Frankfurt – erste Träume von einer weiteren Europapokal-Saison aufkommen. Gerade nach den kaum therapierten Depressionen der Vorsaison wäre es unredlich, die Euphorie zu bremsen. Am wichtigsten ist, dass das Trainerteam und die Spieler auf dem Boden bleiben und nicht hochmütig werden. Die Fans wiederum haben es verdient, sich die komfortable Situation in der oberen Tabellenhälfte und den Abstand zu den Abstiegsplätzen immer wieder vor Augen führen zu können.

Bitte denkt daran, dass Ihr auch an diesem Spieltag wieder die Gelegenheit habt, die Leistung der Spieler hier zu bewerten.

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24 Kommentare

  1. Um es mit Niko zu sagen, wir strahlen alle wie Reaktoren…^^

    Niederlage gegen Dortmund ? Mittlerweile wundert mich gar nichts mehr, ich hatte diese Niederlage gegen Köln schon erwartet, aber spätestens gestern. Diese neue Eintracht ist der Hammer und das geile ist, wir spielen gegen Dortmund am Samstag, keiner weiß, wie das ausgeht, aber wir können uns drauf verlassen, das die Jungs alles geben. und wenn es dann mal nicht reichen sollte zum Sieg, so what. Aber wie gesagt, wundern würde mich zur Zeit gar nix mehr, auch kein Sieg gegen Dortmund.

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  2. Freude pur , wie schön und inspirierend ist es , unseren „Adler“ in solch einer Höhe majestätisch kreisen zu sehen !
    Natürlich ist Dortmund eine super Truppe und von den Einzelspielern besser besetzt als wir , doch warum sollten wir Angst haben. Im Vergleich zu den Vorjahren ist der BVB eben für unsere Eintracht keine Übermannschaft mehr.
    Zurücklehnen , genießen und voller Optimismus dem Samstag entgegen.
    Forza SGE !

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  3. Sehr schöne Zusammenfassung! Danke. Ich hatte gestern den Eindruck, dass Meier im Interview kurz nach Schluss einen kleinen Unmut über seine derzeitige Rolle nich verhehlen wollte. Hier sollte er noch etwas nachlegen, damit kein Fass aufgemacht wird. Solange das gut geht, hat der Trainer sowieso recht. Ich denke, das Hrgota mitunter den Boden bereitet hat, indem er die Bremer zum laufen gebracht hat. Wenn sich der Alex in der ersten Halbzeit Blasen läuft, wird er gegen frischere Spieler seine Phantomqualitäten nicht so erfolgreich ausspielen können. Meine Meinung. Deshalb ist das für mich kein Tabu einen AMFG14 gelegentlich auf die Bank zu setzen. (Ich hatte nach Halbzeit 1 geschrieben, dass ich auf Meier hoffe. Er kam, sah und siegte.)

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  4. Guter Beitrag! Otsche kommt mir oft zu schlecht weg, weil viele nur seine schlechten Flanken sehen. In erster Linie, auch im modernen Fußball, ist er ja mal LV. Auch hier ist er natürlich nicht fehlerfrei, aber zeitweise habe ich gedacht, oh Gnabry muss aber Lehrgeld zahlen so wie er abgekocht wird. Aber den meisten bleiben immer nur die zwei guten Aktionen die Gnabry hatte in Erinnerung, also war Otsche schlecht. Beim Tor stehen wir in der Fünfer-Kette und natürlich hätte Otsche einrücken müssen, da auf seiner linken Seite keiner war, aber man versucht bei Ballverlust erst in die Grundordnung zu kommen und dann ging es durch den langen Pass halt auch schnell und ehrlich gesagt, dort wo der Ball runter gekommen ist, wäre Abraham(?) derjenige gewesen der hätte dicht machen müssen. Ganz klar wär das der Fall gewesen, wenn auf Otsches Position jemand gewesen wäre. Otsche ist kein Weltklassefußballer, aber nun mal der beste LV den wir haben. Er hat Schwierigkeiten sobald er sich dem gegnerischen Strafraum nähert und bei langen Bällen des Gegners sich zu orientieren, aber nicht jeder lange Ball kommt zu 100 % und wird optimal verarbeitet wie gestern, im Gegenteil.

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  5. Ich verstehe nicht wirklich, das der eine oder andere sich dazu berufen fühlt, irgendeine übermäßige Kritik an Otsche oder wem auch immer zu üben. Wir hatten in den letzten 4 Spielen 3 Auswärtsspiele, haben 10 Punkte geholt und ein Gegentor bekommen. Sorry, aber besser geht das nicht. Wir können doch nicht ernsthaft erwarten, das die Jungs komplett fehlerfrei spielen. Alleine die Abwehrreihe mit Chandler, Abraham, Vallejo und Otsche, da haben doch viele noch vor 3 Monaten gedacht, die kriegen jede Woche die Hütte voll. Und jetzt ? Fast nicht mehr zu überwinden die Jungs, nicht wieder zu erkennen im Vergleich zur letzten Saison. Einfach geil.

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  6. DIE SGE IST WIEDER DAAA…
    Einfach nur geil, wie das Team es wieder geschafft hat diese 3 Punkte zu holen. Spielen und kämpfen bis zum Schluss, was dann auch belohnt worden ist.
    Es ist einfach fantastisch zu sehen, wie diese Manschaft und der gesamte Verein mit den Fans eine Einheit gebildet hat….das ist EINTRACHT FRANKFURT 🙂 Eine super Entwicklung und nach 11 Spieltagen mit 21 Punkten eine richtig geile Sache…und Freude pur!
    Was freue ich mich schon auf Samstag. Und auch in diesem Spiel haben wir die Klasse und Stärken als Sieger vom Platz zu gehen. Das wird ein Fußballfest…unser Fußbalfest und das Waldstadion wird beben…
    DIE SGE IST WIEDER DA…FORZA SGE

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  7. Danke, dass auch mal endlich jemand was gegen dieses ständige Otsche-Bashing sagt. Das wird langsam lächerlich. Genauso lächerlich wie Haris fehlende Einstellung zu attestieren, nur weil er mal abwinkt oder mit dem Schiedsrichter diskutiert. So ist er nunmal und wenn er jedes Spiel netzen würde, würde das auch kaum einen stören. Ganz nebenbei bemerkt hat Gacinovic gestern auch zwei oder drei Mal abgewunken und mit dem „Unparteiischen“ diskutiert – aber da sagt keiner was zu. Ebenso dazu, dass er doch sehr leicht zu Fall kommt. Finde ich eigentlich nicht so schön.

    Aber zum Spiel: Alles gut, alle gut. Jesus schwächelt etwas, Mascarell mit Temprament und der frühen gelben Karte abgestraft, Hrgota (exakt wie Haris sonst immer) stark bemüht und viel in Bewegung und Meier ist eben Meier (obwohl eigentlich auch nicht – unter Kovac arbeitet er viel besser und konzentrierter zurück). Dickes Lob an unseren Youngster, so wünscht man einem Spieler sein Profidebüt.

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  8. Starke Truppe – starke Gesamtleistung – starke Trainerleistung – starke Tore die uns zurück in die Erfolgsspur gebracht haben und besondere Glückwünsche an den Youngster und Debütanten für sein finales Tor.
    Besonderes Kompliment auch wieder an Lukas Hradecky, der zwar einen dicken Abspielpatzer hatte, diesen aber sogleich egalisiert hat und uns auch durch weitere großartige TW-Szenen im Spiel gehalten hat.
    Mit dieser Mannschaft sind wir Bundesliga…..ganz großes Kino.
    Danke für dieses geile WE 🙂

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  9. TuT hat bei Sky ja auch Otsche als den Hauptschuldigen für den Gegentreffer ausgemacht. Er sah sicher nicht gut aus, aber ich denke, dass war nicht allein seine Schuld. Wenn man sich die Totale anschaut vor dem Gegentreffer, sieht man, dass der Ball bei Bremen zwei-, dreimal nach hinten gespielt wurde bis auf Moisander. Eigentlich gut verteidigt, immerhin hatte Bremen vorne in Strafraumnähe Einwurf. Daraufhin ist unsere Abwehr heraus- und etwas auf die ballzugewandte Seite (von uns aus rechts) herausgerückt. Moisander wird unter Druck gesetzt und ist letzter Mann, also ist eigentlich klar, dass da ein langer Schlag kommt. Deswegen rückt die Abwehr auch weit heraus und stellt beide zentralen Stürmer in dem Moment ins Abseits. Soweit, so gut. Schlecht ist allerdings, was links passiert:
    1.) Gegen Oczipka stehen plötzlich drei Mann: Gnabry, der allerdings auch weit vorne ist und ebenfalls Abseits gestellt ist. Zweitens Gebre Selassie, der den Einwurf ausgeführt hat und auf dem Weg nach hinten ist (also auch nicht so schlimm). Und drittens Grillitsch. Der macht das ziemlich gut, kommt von etwas weiter hinten und bewegt sich als einziger auf unser Tor zu. Und zwar genau in den sehr breiten Raum zwischen Vallejo und Oczipka hinein. Wo leider auch das lange Ding genau hinkommt. Über die sehr starke Verarbeitung und den tollen Schuss müssen wir nicht weiter reden, sehr gut gemacht.
    Jetzt ist halt die Frage, wie man sich verhalten hätte müssen. Ich bin kein Trainer, ich werfe aber mal drei Optionen auf den Tisch:
    1.) Oczipka ignoriert, dass sich außen noch Gnabry und Gebre Selassie aufhalten und rückt mit nach rechts rüber und hält so die Abstände zu den anderen Abwehrspielern. Das wäre wohl die richtige Alternative gewesen, weil dann der lange Ball schlimmstenfalls auf Gebre Selassie hätte kommen können, der mit dem Rücken zu unserem Tor steht, was uns viel Zeit bringt. Ein Ball auf Gnabry hätte uns wg. Abseits sogar direkt in Ballbesitz gebracht. Oczipka steht ja auch nicht wirklich nahe bei Gnabry, es ist also so ein etwas halbherziges Zwischending, was er da macht. Für mich aber absolut verständlich, dass er außen bleibt. Allerdings ist er nach Lehrbuch wahrscheinlich schon derjenige, der sich da falsch verhält.
    2.) Huszti ist in der Einwurfsituation zwischen Vallejo und Oczipka (der außen abdeckt) postiert. Nach dem Einwurf attackiert Gacinovic rechts, Bremen spielt zurück, Huszti rückt sehr schnell raus und ignoriert, dass sein Gegenspieler selbst nach einem Lauf zurück wieder vorrückt. Sehr schwer für ihn, da sich das alles in seinem Rücken abspielt, aber denkbar wäre auch gewesen, dass Huszti wieder mit zurückrückt.
    3.) In der Mitte stehen Abraham, Hasebe und Vallejo bei Kruse und Pizarro (wenn ich das richtig erkenne). Möglich wäre wohl auch gewesen, dass Vallejo sich weiter nach außen fallen lässt und Oczipka unterstützt bei seinen zahlreicheren Gegenspielern. Allerdings hätte das geheißen, in der Mitte ohne Not Mann gegen Mann zu stellen, von daher will das wahrscheinlich kein Trainer sehen.

    NK hat ja hinterher gesagt, dass in der Situation „die Leute nicht gut angenommen wurden“ (oder so ähnlich). Daher vermute ich, dass er Version 1 oder 2 erwartet hätte.
    Vielleicht sind ja auch Taktikgelehrte unter uns, die uns – anders als ich mit vielen Vermutungen – mal schlau machen können, was hier das richtige Verhalten gewesen wäre. Man muss allerdings sagen, dass das Tor jedenfalls auch recht gut gemacht war. Wir sollten es jedenfalls irgendwie abstellen, immerhin ist in der Bremer Analyse ja herausgekommen, dass das eine mögliche Schwachstelle bei uns ist, wie deren Coach selbst gesagt hat.

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  10. Man kann das Spiel bei Otsche unter „viel Einsatz – wenig Ertrag“ abhaken. Keine Flanke kam an und hinten teilweise zu weit weg vom Gegenspieler. War nicht sein Spiel. Aber bitte…. übe flanken zu schlagen! Auch mit rechts!

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  11. Um das Abstimmungsergebnis zu verwässern habe ich Oczipka übrigens eine 1 gegeben. Mein kleiner Beitrag um das Gebashe abzufedern.

    In welcher Welt leben wir eigentlich? Da arbeiten sich links wie rechts zwei „Graupen“ , die ich letzte Saison vom Hof jagen wollte, den Arsch ab bis der Arzt kommt und wir erwarten, dass die jede Woche CL-Niveau abliefern müssen, weil sie ja auch so bezahlt werden …

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  12. Kritik ansprechen ist richtig und nötig aber warum wird otsche in den Mittelpunkt gestellt, als der junge Debütant Barkok?
    @Ben gore
    da mir Haris lamentieren auf dem Feld aufstösst, gehe ich auf deinen Post ein.
    Mag sein, dass mijat in Bremen auch abgewunken hat, aber Haris hat es bereits häufig gemacht und ist dementsprechend „behaftet“.
    Seine Einstellung lässt nunmal zu wünschen übrig und er ist ein Selbstdarsteller ein Stückweit. Jemand der provoziert und polarisiert.
    Das zu bennen und mit Argumenten zu füttern ist keinesfalls lächerlich.

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  13. By the way – habt Ihr wieder Manuel Neuer´s Reklamationsarm gesehen? Vielleicht geht es Haris so, dass er nicht anders kann. 🙂

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  14. @EintrachtKafka
    Das sehe ich eben mitnichten so. Haris rennt und rackert, hilft in der Abwehr aus und bindet vorne Verteidiger. Muss man da alles was er macht immer auf die Goldwaage legen? In meinen Augen ist das einfach unfair dem Jungen gegenüber. Er hatte zwar eine richtig miese letzte Saison, aber von seinen Werten steht er in dieser Saison kein bisschen schlechter da, als Hrgota. Und wenn es jetzt nur an seinem zum Teil impulsiven und aufbrausenden Charakter liegt, dass man ihn nicht (mehr) mag, dann kann ich das verstehen, finde es aber dennoch falsch durchweg so abfällig über einen Spieler der eigenen Mannschaft zu reden.

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  15. Beitrag 9 BenGore hat völlig recht, Haris und Otsche sind unsere jungs, die puscht man, man macht sie nicht runter, 21 punkte, also freut euch mal

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  16. Habt ihr mal gezählt, wie oft Otsche nach vorn gestürmt ist? Alleine seine Laufleistung ist stark einzuschätzen. Und ja, seine Vorstöße wurden oft nicht gut abgeschlossen. Aber warum? Wo waren denn die Anspielstationen? Ich erwarte, dass da einer der Offensivkräfte ebenfalls an der Linie steht und starten kann. Für mich wurde Otsche da häufig allein gelassen; und da bleibt nur Rückpass oder Flanke.
    Defensiv fand ich Otsche übrigens sehr stark. Denn die Bremer haben genau das anders gemacht und hatten immer mindestens einen Spieler bei Gnabry, um Druck auf der rechten Seite zu machen. Dafür ist verhältnismäßig wenig auf Otsches Abwehrseite passiert.
    Schaut euch mal andere BL-Spiele an und beobachtet mal intensiv die Außenverteidiger. Da ist keiner fehlerfrei über 90 Minuten. Otsche spielt eine starke Saison! Und wenn wir mal unsere schnellen jungen Offensivkräfte wieder fit bekommen (Rebic, Blum, Tarashaj, Varela) erhoffe ich mir auch die oben angesprochene Unterstützung auf den Außenbahnen.

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  17. Die Diskussion um Oczipka geht mir in eine falsche Richtung. Die Spielanalyse bezog sich auf die Begegnung in Bremen und nicht auf die ganze Saison. Selbstverständlich spielt Oczipka eine tolle Runde und wurde hierfür auch an dieser Stelle oft genug gelobt. Auch gestern hatte er in der Offensive sehr starke Szenen, beispielsweise bei seinem Schuss in der ersten Halbzeit oder bei der Balleroberung vor dem 2:1. Er sah in der Defensive aber nicht nur beim Gegentor, sondern auch in manchen Zweikämpfen gegen Grabny nicht gut aus. Das gehört zu den Tatsachen dieses Spiels und hat mit Oczipka-Bashing überhaupt nichts zu tun.

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  18. Otsche hat doch den Ball vor dem Siegtreffer erkämpft, oder?! Er gibt mit Sicherheit sein Bestes und kann und wird kein Roberto Carlos sein. Timmy spielt auch genauso voll am Limit und gibt alles. Wir haben keine 15 Millionen auf der hohen Kante für viel mehr Qualität auf den AV Positionen. Punkt, Ende, Aus. Zufrieden sein müssen wir…

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  19. Ich bin immer noch total happy über den Sieg gegen Werder. Stellt Euch mal vor, wir würden am Samstag erneut Punkten…..

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