Am Ende 60 Punkte, Platz 3 in der Tabelle und fünf Punkte Abstand auf die fünftplatzierten Freiburger! Der Eintracht gelang in der Saison 2024/25 Historisches: Neben der Saison 2020/21, die meisten geholten Punkte einer Frankfurter Bundesligasaison seit Einführung der Dreipunkteregel und die erstmalige Qualifikation für die Champions League über die Bundesliga. Dazu 68 erzielte Tore. Zweifellos boten die Adlerträger einige Höhepunkte in dieser Liga-Spielzeit. In den nationalen, wie internationalen Pokalwettbewerben reichte es in diesem Jahr nicht zum großen Wurf, doch auch dort lieferten die Hessen denkwürdige Abende. Drei SGE4Ever.de-Redakteure lassen die vergangenen Monate noch einmal mit den Highlight-Spielen der Saison Revue passieren.
Florian Bauer:
Eintracht Braunschweig – Eintracht Frankfurt: 1:4
Aller Anfang ist schwer – und im Falle einer Bundesliga-Mannschaft oft auch ungewiss. So auch vor dieser Spielzeit bei der Frankfurter Eintracht. Mal wieder gab es in der Sommerpause einen – wenn auch dieses Mal etwas kleineren – Umbruch, mit Willian Pacho verließ eine Säule die SGE-Defensive, zudem war es nach dem Ende der Spielzeit 2023/2024 stürmisch in Frankfurt. An der Spielweise und Cheftrainer Dino Toppmöller gab es haufenweise Kritik, erst nach Analyse wurde der Verbleib des Chefcoaches bestätigt. Während man in Frankfurt dann auf ein leichtes Los in der ersten Runde des DFB-Pokals hofft, kam es ganz anders und es wurde das schwerstmögliche: Die SGE musste zu Zweitligist Eintracht Braunschweig. So wirklich wusste niemand, wo die SGE stand und bei vielen Fans machten sich Angst und schlimme Erinnerungen an Pokal-Blamagen breit. Aber: Die Hessen zeigten gleich im ersten Spiel, dass in dieser Saison mit ihnen zu rechnen ist. Geduldig, souverän und am Ende auch spielerisch stark meisterte man die Aufgabe bei der Braunschweiger Eintracht und fuhr so den ersten Sieg der Saison ein. Dieser brachte nicht nur den Einzug in die zweite Runde des Pokals, sondern auch weiter positive Eigenschaften: Ruhe rund um den Klub und Erleichterung bei vielen Fans.
Eintracht Frankfurt – FC Bayern München 3:3
Die Eintracht war im August und September blendend in die Saison gestartet. Als der große FC Bayern München Anfang Oktober ins Frankfurter Waldstadion kam, kam es hier zum echten Spitzenspiel. Die Bayern standen an der Tabellenspitze, nur einen Punkt dahinter war die SGE der erste Verfolger des Rekordmeisters. Das Spiel hielt anschließend, was man sich von einem Spitzenspiel erwartete: Viele Tore, tolle Kombinationen und ein unfassbares Tempo. Zwar waren die Münchener die spielbestimmende Mannschaft und schnürten die SGE oft an deren Sechzehner ein, jedoch konnte sich die Eintracht auf ihr bis dahin überragendes Sturmduo verlassen. Omar Marmoush und Hugo Ekitiké konterten die Bayern immer wieder aus und zeigten ganz Fußball-Deutschland nicht nur ihre Qualitäten, sondern auch, dass die SGE endgültig im Bereich der Spitzenteams angekommen war. Trotz zweimaligen Rückstandes war es Marmoush, der mit seinem zweiten Treffer des Spiels zum 3:3 ausgleichen konnte. Wie? Natürlich ganz im Stile einer Spitzenmannschaft in der Nachspielzeit. Auf SGE-Seite zeigte sich auch ein gewisser Kaua Santos zum ersten Mal so richtig. Mit starken Paraden brachte er die Bayern-Stars zur Verzweiflung und heimste sich so ein Sonderlob von Superstar Thomas Müller ein. Dieses Spiel zeigte endgültig: Achtung Bundesliga, die SGE ist wieder da und richtig gefährlich.
SC Freiburg – Eintracht Frankfurt 1:3
In den letzten Spielen der Saison galt es für die SGE: wird man dem Ruf der Diva wieder einmal gerecht und verspielt man tatsächlich die schon sicher geglaubte Qualifikation zur Champions League? Oder zeigen die Hessen, dass sie fast die gesamte Saison zurecht unter den besten Vier standen und qualifizieren sich zum ersten Mal überhaupt über die Liga für die „Königsklasse“? Die Antwort sollte das letzte Spiel der Saison geben. Die Eintracht musste hier ausgerechnet zum direkten Konkurrenten und Tabellenvierten SC Freiburg. Mehr Endspiel ging nicht, denn klar war: Der Sieger der Partie fliegt nächstes Jahr sicher in der Champions League durch Europa. Als die SGE dann ausgerechnet von Transfer-Flirt Ritsu Doan kalt erwischt wurde und die Freiburger in Führung gingen, bekam so mancher Fan und sicher auch Verantwortliche der SGE schlimme Träume. Aber: Wie so oft zeigte die SGE im Anschluss nicht nur spielerische, sondern auch kämpferische Qualität. Man nahm das Spiel in die Hand und belohnte sich nach einem echten Kraftakt und drei Toren, die von Ansgar Knauff, Rasmus Kristensen und einem Freiburger Spieler erzielt wurden, mit einem Sieg und damit mit dem Traum Champions League. Nach dem Spiel zeigten Mannschaft und Fans Einigkeit und eine Feierqualität, die absolut Königsklassen-würdig war.
Simeon Mai:
Eintracht Frankfurt – VfL Bochum 7:2
Am neunten Spieltag hieß es Tabellensechster gegen Tabellenletzter. Die SGE grüßte im Vorfeld vom Europa League-Platz, während der VfL erst einen Punkt aus acht Partien einsammeln konnte. Gegen ein desolates Bochum setzte es ein echtes Frankfurter Torfestival! Die meisten Tore in einem Pflichtspiel in der gesamten Saison. Und das obwohl Trainer Dino Toppmöller im Vergleich zum vorherigen DFB-Pokalsieg gegen Gladbach (2:1) die Startelf auf gleich fünf Positionen veränderte und so die Breite des Kaders zu nutzen wusste. Doppelpack Hugo Ekitiké, Omar Marmoush, Ansgar Knauff, Nathaniel Brown, Mahmoud Dahoud und Can Uzun hießen die Torschützen. Bereits in der 34. Minute stellte Brown mit seinem Tordebüt auf 4:0. Kurz vor und nach der Halbzeitpause schaffte der Ruhr-Verein die beiden Anschlusstreffer. Zweifel kamen auf Seiten der SGE allerdings nie auf. Schnell war der alte Abstand wiederhergestellt. Hochpressende Bochumer kamen mit der individuellen Qualität, Schnelligkeit im Spiel und dem Torhunger der Eintracht nicht klar. Ein junges und hochtalentiertes Team, eine immer besser erkennbare Trainer-Handschrift und glückliche Fans signalisierten bereits zu diesem Zeitpunkt, dass in dieser Saison mehr drin sein könnte, als der sechste Platz aus der Vorsaison. Immerhin sprang man nach dem Heimdreier auf den dritten Platz in der Tabelle, wo man danach lange Zeit stehen sollte und die Saison bekanntlich auch dort beendete.
Eintracht Frankfurt – Borussia Dortmund 2:0
Die Vorzeichen für den Rückrundenauftakt waren gegen den Ballspielverein aus Dortmund nicht die Besten. Das Hinrunden-Spiel ging in der Ferne mit 0:2 verloren und dazu war der Abgang von Omar Marmoush zu Manchester City mittlerweile sicher. Der Top-Star stand nicht mehr im Kader des hessischen Bundesligisten. Dennoch gewann man das Spiel mit 2:0 vor heimischem Publikum und demonstrierte so gegen einen kriselnden Konkurrenten, der eigentlich auf Augenhöhe sein sollte, dass es auch ohne den bis dahin zweitbesten Goalgetter der Liga geht. Sein Sturmpartner Hugo Ekitiké machte nach einer tollen Kombination mit Rasmus Kristensen das wichtige 1:0 und Oscar Höjlund setzte in der Nachspielzeit den Schlusspunkt nach eigener Balleroberung gegen eine aufgerückte BVB-Hintermannschaft. Nicht nur ein wichtiger Heimsieg, weil es zeigte, dass das Team auch ohne den Ägypter funktionieren kann, sondern auch, weil es Mannschaft, Trainerteam und Umfeld ein gutes Gefühl für die Rückrunde gab. Immerhin ist die zweite Hälfte der Saison meist ein heikles Thema bei den Hessen. Der quasi perfekte Tag endete dann denkbar emotional: Publikumsliebling Marmoush verabschiedete sich mit wässrigen Augen vor der Nordwestkurve und zeigte so echte Größe. Ein rundum gelungener Abend für alle, die es mit den Adlerträgern halten.
Eintracht Frankfurt – Ajax Amsterdam 4:1
Vor dem Spiel war die Stimmung rund um den Frankfurter Stadtwald auf einem zwischenzeitlichen Tiefpunkt. Das Toppmöller-Team bekam gegen den FC Bayern München und Bayer Leverkusen deutliche Grenzen aufgezeigt, gewann im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League überzeugend auswärts in Amsterdam (2:1) und sorgte danach erneut für Ernüchterung: Ein dramatisches Heimspiel gegen Union Berlin verlor die SGE mit 1:2. Doch die Mannschaft zeigte im K.o.-Spiel drauf ein gänzlich anderes Gesicht. Mit einer konzentrierten, aggressiven und klaren Leistung in den eigenen Aktion gewannen die Adlerträger mit 4:1. Defensiv stand man stabil und nach vorn agierten die Offensiven zielstrebig. Nach einer sehenswerten Kombination zwischen Mario Götze, Hugo Ekitiké und Jean-Matteo Bahoya erzielte Letztgenannter die Führung. Ebenso fulminant erhöhten Götze und Ekitiké auf 3:0, bevor die Amsterdamer nochmal verkürzten. Götze war es dann erneut, der mit einem Schuss aus rund 40 Metern das leere Tor traf und so das Sahnehäubchen draufsetzte. Nicht nur wegen seines Doppelpacks war Götze der überragende Spieler auf Seiten des Europapokalsiegers von 2022. Einmal mehr war der Weltmeister von 2014 kluger Taktgeber und Bindeglied zwischen Defensive und Offensive. Am Ende verkam es zur Randnotiz, dass Ajax-Trainer Francesco Farioli seine Mannschaft im Vergleich zum Hinspiel auf zehn (!) Positionen veränderte und vielen Nachwuchsspielern das Vertrauen schenkte. Der durch den Sieg festgemachte Einzug ins Viertelfinale gegen die Tottenham Hotspur leitete erfolgreiche Wochen ein. Ein souveräner Auswärtssieg bei Bochum (3:1) bescherte eine ruhige Länderspielpause und danach besiegten die Hessen den VfB Stuttgart (1:0) daheim.
Nicolas Richter:
VfB Stuttgart – Eintracht: 2:3
Es war das Spiel, dass die Saison der Eintracht zeichnete. Das Spiel lief gut für die SGE, kurz vor der Pause schafften die Frankfurter es durch einen Kopfball von Hugo Ekitiké in Führung zu gehen. Dann legte die Eintracht nach, erhöhte sogar auf ein zwischenzeitliches 3:0. Natürlich inklusive eines traumhaften Freistoß-Tors von Überflieger Omar Marmoush. Ein Riesenvorsprung, bei einem direkten Konkurrenten um die europäischen Plätze. Kurz vor Schluss dann der Stuttgarter Doppelschlag. Plötzlich kochte die Mercedes-Benz-Arena wieder über. Die Stimmung war gewaltig und ein Ausgleich lag in der Luft. In der siebten Minute der Nachspielzeit erzielte Chris Führich den Ausgleich. Stuttgart rastet aus, doch der Wahnsinn hielt nicht lange an. Führich stand im Abseits, der Treffer zählte nicht, Frankfurt nahm die Punkte mit nach Hause und überlebte auch diesen Krimi. Ein Spiel, dass an den Schlussspurt um die Champions League-Plätze erinnert…
Eintracht – Mönchengladbach: 2:1
Zu dem Zeitpunkt dieser Begegnung waren die Vorzeichen klar. Frankfurt spielte oben mit, bei Gladbach lief einiges nicht rund. Doch im Pokal ist alles möglich und eine Rote in der 15. Spielminute macht die Aufgabe nicht einfacher. Besonders nicht, wenn mit Arthur Theate ein flexibler Verteidiger aus der Defensivreihe wegbricht. Die Eintracht trifft vor der Pause, kassiert direkt nach dem Wiederanpfiff den Ausgleich. Dann hieß es: Moral beweisen. Und das tat die Mannschaft. Nach 70 Minuten war es wieder Marmoush, der mit seinem Treffer das Spiel entschied. Geschlossen in die nächste Runde eingezogen und ein verfrühtes Aus im DFB-Pokal vermieden. In Eintracht: Das zeichnete die Adlerträger über die Saison hinaus aus.
Besiktas Istanbul – Eintracht: 1:3
Die Geburtsstunde der brasilianischen Krake Kaua Santos. Beim zweiten Spiel der Ligaphase in der Europa League wurde die Eintracht in Istanbul gefordert. Eine schwere Aufgabe, bei der vor dem Spiel einige Anhänger bedenken hatten, dass die SGE dieses Aufeinandertreffen auf ziehen kann. Am Ende gingen die Hessen mit 2:0 in Führung und lieferten eine starke Partie ab. Besonders Kaua Santos ragte über sich hinaus, konnte einen Elfmeter von Ciro Immobile mit einer Welt-Parade aus der Ecke tauchen. Das 3:0 von Ansgar Knauff setzte den Deckel auf die Partie, ehe Santos in der Nachspielzeit doch noch einmal hinter sich greifen musste. Spätestens nach diesem Sieg war klar, dass mit der Eintracht wiedermal zu rechnen ist.
2 Kommentare
Sehr gut geschrieben und analysiert.
Genau so sieht's aus mit der SGE.
Ach, wie schööööö…..
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