Nach 13 Jahren endet die Amtszeit von Heribert Bruchhagen bei Eintracht Frankfurt.
Nach 13 Jahren endet die Amtszeit von Heribert Bruchhagen bei Eintracht Frankfurt.

Am 30. Juni ist für Heribert Bruchhagen bei Eintracht Frankfurt nach 13 Jahren Schluss. Sein Nachfolger Fredi Bobic steht bereits in den Startlöchern. Es waren aufregende Jahre in Frankfurt. Kaum eine Saison lief so, wie es sich der scheidende Vorstandsvorsitzende im Vorfeld gewünscht oder erhofft hat. Er musste schnell feststellen, dass die Eintracht eine große Wundertüte ist und nicht zu Unrecht den Beinamen der launischen Diva trägt. Doch Bruchhagen hielt das Ruder mehr als ein Jahrzehnt lang fest in der Hand und schaffte es, den Verein – trotz manches sportlichen Rückschlages – wirtschaftlich in sichere Fahrwasser zu steuern. Nun also verlässt der langjährige Kapitän das immer mal wieder stark wankende Schiff, tut dies aber mit einem guten Gefühl.

SGE4EVER.de hat kurz vor seinem Abschied aus Frankfurt mit Bruchhagen gesprochen, mit ihm auf seine Zeit bei der Eintracht zurückgeschaut und einen Blick in die Zukunft geworfen.

SGE4EVER.de: Wie oft hat man Ihnen vor Ihrem Amtsantritt 2003 davon abgeraten, den zu der Zeit nicht gerade beliebten Posten bei Eintracht Frankfurt anzutreten?

Heribert Bruchhagen: Es gab gar nicht die Notwendigkeit, dass mir jemand abgeraten hat, da ich drei Jahre lang als Geschäftsführer bei der DFL jeden Morgen die Frankfurter Zeitungen auf dem Tisch hatte und wusste, wie heterogen Eintracht Frankfurt dargestellt wird. Auf der anderen Seite war ich mir immer darüber im Klaren, dass Eintracht Frankfurt ein großer Verein ist und das es meine Aufgabe sein würde, viele Angelegenheiten und Meinungen zusammenzuführen.

An welche drei Spiele oder Momente aus Ihrer Zeit bei Eintracht Frankfurt denken Sie besonders gerne zurück?
Ein ganz wichtiges Spiel war für mich unsere Partie in Duisburg am 9. Spieltag in der Saison 2005/06. Wir sind ins Wedaustadion als Tabellenletzter gefahren, und haben dann 1:0 gewonnen, Copado hatte den Treffer von Alex Meier vorbereitet. Es war ein glücklicher Sieg und hat zur Wende in der Saison beigetragen. Natürlich denke ich auch gerne an das DFB Pokalendspiel 2006 gegen die übermächtigen Bayern in Berlin zurück, das wir nach großem Kampf unglücklich mit 0:1 verloren haben. Und da wir schon einmal beim Pokal sind, eines meiner schönsten Spiele, die ich miterlebt habe, ist die Partie gegen Schalke in der 2. Runde 2005/06. Wir gewannen 6:0, mit eher bescheidenen Mitteln gegen eine extrem namhafte Mannschaft.

Haben Sie in den vergangenen Jahren einmal ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, die Eintracht zu verlassen?
Ich hatte nie den Gedanken, die Eintracht zu verlassen. Ich bin kurzfristig ins Grübeln gekommen, als ich vom VfL Wolfsburg in der Ära Magath ein Angebot bekommen habe, welches sehr interessant war. Ich habe mich dann aber schnell für die Eintracht entschieden.

Können Sie uns eine Situation aus Ihrer Amtszeit nennen, in der Sie rückblickend betrachtet falsch entschieden haben bzw. heute anders entscheiden würden – die zu späte Trennung von Michael Skibbe einmal ausgenommen?
Im Fußball ist alles hypothetisch und der Beweis, ob eine Entscheidung richtig oder falsch war, lässt sich nur schwer antreten. Bei einer Trainerentlassung wie die zum Beispiel von Skibbe sagen im Nachhinein 100.000 Leute, die Entlassung sei zu spät erfolgt. Warum keiner auf die Idee kommt, dass die Entlassung falsch gewesen sei und man mit Skibbe doch noch den Klassenerhalt geschafft hätte, erschließt sich mir nicht.

Wagen Sie doch bitte einen Blick in die Zukunft: Wie wird Ihr persönliches Leben nach dem 30. Juni 2016 aussehen und – etwas weiter in die Zukunft geschaut – welche Rolle wird Eintracht Frankfurt in zehn Jahren im deutschen Fußball spielen?
Ich werde dem Bundesligafußball in etwas anderer Form erhalten bleiben, aber nicht im operativen Geschäft. Eintracht Frankfurt liegt in der ewigen Bundesligatabelle auf Platz 10, diesen Platz zu erhalten wird sicherlich keine leichte Aufgabe für meine Nachfolger sein, aber ich bin überzeugt davon, dass dieser Traditionsverein mit seiner unglaublichen Anhängertreue auch noch in 10 Jahren ein wichtiger Bestandteil der Bundesliga sein wird.

Herr Bruchhagen, wir danken Ihnen für das Gespräch und Ihr langjähriges, erfolgreiches Engagement für Eintracht Frankfurt. Für die Zeit ab Juli 2016 wünschen wir Ihnen alles Gute und freuen uns, Sie im Waldstadion wieder begrüßen zu können.

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66 Kommentare

  1. Nun, wenn wir mit so wenig zufrieden sind, dann müssen wir halt auch in den Folgejahren „fremdgehen“ und beim BVB zuschauen, wenn wir guten Fußball sehen wollen … Wie sind die eigentlich der „Fußballasche“ entstiegen?

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  2. Vielen Dank Herri und alles Gute für die Zukunft. Du hast den Verein entscheident geprägt und schon alleine deine Schlagfertigkeit in den Interviews und Fernsehauftritten wird mir fehlen. Bilanztechnisch seh ich das ähnlich wie @43 Joe – die Entwicklung ist mit ausreißern nach oben und unten recht konstant mit leichtem Aufwärtstrend.
    Bei Jung sollte man sich nochmals bemühen. Allerdings laboriert er an nem Kreuzbandriss, wird die komplette Vorbereitung wohl noch ausfallen und wäre selbst bei einem Wechsel vermutlich erst zur Mitte der Vorrunde einsetzbar – ob er dann die erwünschte Verstärkung ist, ist fraglich. Schwegler hat mir dieses Jahr wie Hoffenheim insgesamt nicht sonderlich gefallen. Als Kapitän hat er aber sicher ein gutes Standing und da Hoffe einer dieser Vereine ist, für die Geld nur ne untergeordnete Rolle spielt, glaub ich nicht, dass die an nen Verkauf denken. Die werden sich vermutlich jetzt noch ärgern, dass sie Abraham an uns verkauft haben. Vielleicht können wir ja gegen Sefe tauschen – brauchen die nicht nen Volland Ersatz? Bei 5 Mio. würde ich ihn sonst sofort gehen lassen. Kann mir nicht vorstellen, dass er uns noch weiterhelfen wird.
    Bei der U23 bin ich auch sofort dafür nur ist es vermutlich zu spät wenn diese einmal abgemeldet war (oder?). Ganz unten anfangen wird niemand wollen und selbst wenn sie jedes Jahr aufsteigt, dauert es 7 Jahre bis man wieder was davon hat. Ich seh es als großen Fehler und unverhältnismäßig bei der Kosteneinsaprung an. Und @31 Joe (sorry, dass ich immer auf deine Kommentare eingehe): Von den oben genannten hat es nur Stendera direkt von der U19 in den Bundesliga-Kader geschafft. Kittel, Waldschmidt, Bunjaki oder auch Gerezgiher oder Kinsombi – jetzt vielleicht noch Rinderknecht haben den Sprung eigentlich noch nicht geschafft und für alle ist die Bundesliga noch ne Nummer zu groß (bei Kittel seh ich das zwar nicht unbedingt so aber der Trainer hat hier nen besseren Einblick). Sie sind im Kader der BL Mannschaft, weil man sie sonst ohne Vertrag hätte gleich verschenken müssen bzw. für ne lächerliche Ausbildungsentschädigung hätte ziehen lassen müssen. Man muss es also auf gut Glück mit nem Vertrag bei den Jungs versuchen – meist für 1-2 Jahre in denen sich die wenigsten durchsetzen können – dann sind sie halt danach weg. Würden die am Samstag, statt auf der Tribüne zu sitzen als Führungsspieler in der 4. Liga 90Min. vollgas auf dem Platz geben wäre es der Entwicklung sicher zuträglich(er). Leverkusen ist das einzige Team, das sonst auch keine U23 hat – die sind aber auch nicht auf Talente angewiesen. Auch die Bayern könnten ihre abschaffen aber wo sollten dann die ganzen Baumjohanns, Greens, Hojbergs usw. spielen (die ja meist trotzdem teuer verkauft werden, nur weil sie bei Bayern gespielt haben). Aber auch bei Bayern, die nun wirklich nicht auf eigene Talente angewiesen sind, bringen alle paar Jahre mal ein Talent heraus – eines hieß z.B. Thomas Müller und hat die Arbeit der zweiten Mannschaft durch seinen Wert auf Lebzeiten locker gegenfinanziert.

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  3. Naja Dortmund war seit den 70ern in der Bundesliga, war Anfang der 90er ganz oben angekommen. 2004 Hat Niebaum der Präsident warr eingeräumt, dass der Verein Schulden in Höhe von 98 Mio. Euro angehäuft habe und der Fortbestand von Borussia Dortmund ernsthaft gefährdet sei. DIe Bayern haben ihnen dann Geld gegeben, damit sie nicht die Lizenz verlieren. 2008 kam dann Klopp, der für sie ein Glücksfall war. Mit ihm kam der sportliche Erfolg und einige gute Transfers. Und in der CL haben sie sich dann komplett gesundgestossen. DIe Transferbilanz seit Klub sagt-43 Mio. Aber wenn du halt 3-4 Jahre CL spielst, sind das min 20 Mio pro Jahr.

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  4. Luca ist von der U17 in den Profikader. Bunjaki darf sogar noch U19 spielen. Kittel kam nach der verletzung in 8 von 12 möglichen Spielen zum Einsatz , im Schnitt ne gute halbe Stunde. Letzte Saison zwischen seinen Verletzungen 16 von 20 möglichen Spielen, im Schnitt ca 41 Minuten.

    Kittel ohne Verletzungen wäre schon deutlich weiter. Luca und Bunjaki werden langsam rangeführt ( so war es auch bei Stendera ) . Ist die Mannschaft wieder stabiler, wir Waldschmidt mehr Spielanteile kriegen. Bunjaki, war ja sogar aussortiert bei der U19. Und hat jetzt die Chance im Profikader. Ich weiß U23, da kann man verschieden drüber denken. Ich glaube aber das Marc und Sonny bewiesen haben, das man sie nicht braucht. Und das Luca unnd Enis mehr lernen , wenn sie mit den Profis trainieren.

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  5. Genau das wollte ich hören: 2008 standen die wirtschaftlich auch nicht besser da als wir; aber mit einem überdurchschnittlichen – visionären – Trainer, einem TOPMANAGEMENT (!) und jungen brennenden Spielern haben sie den Weg aus dem Sumpf gefunden …

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  6. Das Top-Management haben die nicht. Ohne Klopp und den sportlichen Erfolg hätten die 41 Mio Miese gemacht bei den transfers. VOr ihm war das gleiche Management da , und hatte weder wirtschaftlich noch sportlich Erfolg. AUch in der Klopp-Aera gab es teuer Einkäufe, die nix brachten ( Immobile ) und TopSpieler die ablösefrei gingen ( Lewandowski ). Das Management ist nicht gut, sonst würden die wie Bayern rechtzeititg verlängern mit den Leistungsträgern. Und ohne für Top-Leute überschaubare AK´s.

    Aber es stimmt, ein Mann kann den Unterschied ausmachen. Klopp war das in Dortmund, Eberl in Gladbach und Schmadtke scheitn es in Köln zu sein. Der Rest im Verein darf dann nur nicht im Weg sein und denjenigen behindern.

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  7. Ich finde die Vergleiche mt Gladbach immer ein wenig daneben wenn es darum geht als „kleiner“ Verein durch gute Arbeit was zu reissen. Gladbach hat mal ne andere Historie hinter sich – deren Leistung in den 70er/80er Jahren usw. darf man da nicht außer acht lassen. Das ist ein Club mit internationalem Namen, der attraktiv für Spieler ist. Ich glaube nicht, dass die ihr Stadion mieten müssen oder Freikarten verteilen um die Bude voll zu kriegen. Dazu hatten sie das Glück/Geschick in den letzten Jahren (auch wo es um die Relegation ging) immer wieder riesen Transfers zu landen und das Geld wieder maßvoll einzusetzen. Alleine in den letzten 5 Jahren wurden Spieler wie Reus, Kruse, ter Stegen, Jansen, Dante – und jetzt natürlich der Hammer mit Xhaka für insgesamt rund 100 Mio. EUR verkauft. Wie nah ist denn die Eintracht bei den Transfereinnahmen seit 1962 an den 100 Mio. EUR? Natürlich ist das halt das Geschick was man unserer Führung vorwirft nicht zu haben (was früher aber sicher noch schlimmer war als aktuell) aber da hier halt vor 30-40 Jahren schon viel erreicht wurde hatte man wohl immer gewisses Kapital, welches man in längerfristige Verträge stecken kann. Ist ja nicht so, dass Frankfurt von Okocha bis Rode nicht auch gute Spieler in den eigenen Reihen hatte aber aus unterschiedlichen Gründen waren die Einnahmen hier nur ein Bruchteil. Stuttgart, Mainz, Augsburg, Hertha, Bremen, Hannover, Köln – das ist die letzten 10 Jahre unsere Kragenweite und da stehen wir im direkten Vergleich ganz gut da.

    @Joe: Ich versteh schon, dass die im Kader sind aber sie haben da halt kaum eine Chance. Ist ja gut wenn sie mittrainieren aber ob sie so schneller den Durchbruch schaffen als mit ner U23 bezweifle ich. Auch bei verletzten Spielern wäre ein Aufbau in der 4. Liga mehr wert als sie ins kalte Wasser zu werfen.

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  8. @Joe: Und etwas Glück hilft auch 😉
    @Martj2k: eben. Köln, Hertha, Hannover, VfB, HSV, Bremen usw. Alle waren mal besser, mal schlechter. So schlecht ist/war das alles nun auch nicht, denke ich. Die Mannschaft war auch letztes Jahr nicht so schlecht – hat nur nicht zusammen gepaßt bzw Mosaiksteinchen gefehlt. Da kann man schon was mit Hirn und Glück drauß machen, denke ich.

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  9. Und vielleicht sollte man beim BVB nicht vergessen, dass der Verein als börsennotierte KGaA auch den einen oder anderen Euro bekommen hat, zudem die Einnahmen durch das Stadion und Merchandising nicht zu vergessen…

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  10. Gladbach war halt sportlich so tot wie wir 2011. Die haben dann die Kurve bekommen. Auch da hängt es an einem Mann und einem guten Scouting. Das kann relativ schnell gehen. Nur mal angenommen Bobic hätte den gleichen Erfolg wie Eberl, dann würde das auch bei uns schnell deutlich hoch gehen. Dazu gehört Glück, Geduld und gute Leute.

    Es ist also nicht unmmöglich.

    Und zum Stadion:

    Die Baukosten des Stadions beliefen sich auf 86,9 Millionen Euro.[1] Finanziert wurde das Stadion mit 7,65 Millionen Euro Eigenmitteln, einem Bankdarlehen in Höhe von 43,45 Millionen Euro, das zu 80 % mit einer Bürgschaft des Landes Nordrhein-Westfalen abgesichert ist, und einem Darlehen der Stadt Mönchengladbach in Höhe von 35,8 Millionen Euro, das von 2018 bis 2034 abbezahlt werden soll

    Das heißt, sie wurden von Land und Stadt unterstützt ( das können wir in Frankfurt vergessen ) und müssen natürlich auch abzahlen. bei ca. 79 Mio Verbindlichkeiten ist das auch keine Kleinigkeit. Ohne den sportlichen Erfolg und die transfers wären sie sicher in Schwierigkeiten. Aber Glück gehört dazu.

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  11. MG hat den Vorteil von Fachleuten geführt zu sein.
    Vize:Bohnhof
    Präsdiumsmitglied:Meyer
    Geschätsführer:Schippers auch gleichzeitig im DFL Aufsichtsrat

    Geballte Fussball Kompetenz und Null zu vergleichen mit Hellmann,Fischer,Steubing und Co..

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  12. Die Einlassung von „Bernemer“ (62.) wäre dann auch u. a. meine Quintessenz zum Thema Bruchhagens Amtszeit!!!

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  13. Wenn man mit Fachleuten einfach nur ehemalige Bundesliga Spieler gleichsetzt, dann könnte man ja meinen, dass wir mit Bobic auf dem richtigen Weg sind. Stellt doch noch Hölzenbein und BumKunCha in den Vorstand, dann hätten wir ja den ideale Vorstand.
    Für mich verlässt die für eine Vereinsführung in der Profiliga wirkliche und notwendige Kompetenz gerade unsere Eintracht.
    Soviel zur Quintessenz @62 und 63.

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  14. @64
    Das sind wir ja froh das Meyer und Schippers ehemalige BL Spieler sind.

    Und dein geliebter HB hat auch Fehler gemacht.

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