Makoto Hasebe hat sich mit einer guten Leistung gegen den FC Schalke 04 zunächst wohl festgespielt.
Makoto Hasebe hat sich mit einer guten Leistung gegen den FC Schalke 04 zunächst wohl festgespielt.

Makoto Hasebe steht am Samstag gegen den SV Darmstadt 98 vor seiner 215. Partie in der Bundesliga. Seit 2008 schon schnürt der Japaner seine Fußballschuhe auf deutschem Boden. Der 32-Jährige ist ein sehr ehrgeiziger, mit einer ordentlichen Technik und Übersicht ausgestatteter Spieler, der sich bei den Hessen in den vergangenen beiden Jahren zum Leistungsträger entwickelt hat. Es brauchte allerdings 63 Partien im Trikot der Eintracht, damit er das erste Mal über einen Treffer jubeln durfte. Es war ein Tor mit drei Jahren Anlauf – und der 97-fache Nationalspieler hat sich diesen Treffer für einen ganz besonderen Moment aufgehoben.

Die zweite Halbzeit gegen den SV Darmstadt 98 lief rund zehn Minuten, als eine Ecke von Szabolcs Huszti durch den Strafraum segelte und nach einer zu kurzen Kopfabwehr bei Hasebe landet. Der Mittelfeldmann fackelte nicht lange und hämmerte den Ball – leicht abgefälscht – humorlos und trocken in den Winkel. Die Eintracht hatte sich zu diesem Moment in eine Partie zurückgekämpft, die zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon hätte verloren sein können. Mario Vrancic erzielte für die Gastgeber den 1:0 Führungstreffer und als es dann auch noch Strafstoß für die Lilien gab, war die Vorentscheidung am Böllenfalltor in greifbare Nähe gerückt. Doch Lukas Hradecky tauchte ab und wehrte den zu lasch getretenen Strafstoß von Sandro Wagner ab.

Ganz leiser Jubel war zu vernehmen, hatten sich doch ein paar Fans der Frankfurter ins Stadion geschmuggelt, obwohl sie ausgeschlossen waren. Noch ungezügelter wurde die Freude dann, als Stefan Aigner das Leder mit langem Bein zum zweiten Mal über die Linie drückte. Der 30. April 2016 war der Tag, der die Hoffnung endgültig wieder in den Stadtwald zurückbrachte. Der VfB Stuttgart verlor am Montag darauf mit 2:6 beim SV Werder Bremen und so kletterten die Hessen auf den Relegationsrang 16. Es waren Wochen der Anspannung, weshalb auch der Derbysieg nicht ausgiebig gefeiert werden konnte, auch wenn sich Vorstand Axel Hellmann damals wenigstens „ein Bierchen“ genehmigen wollte.

Vier Monate liegt dieser Sieg inzwischen zurück. Das „unglaubliche Gefühl“ von Hasebe ist inzwischen genauso weit entfernt, wie der knallharte und nervenaufreibende Überlebenskampf. Die Frankfurter lagen auf der Intensivstation, wurden in letzter Sekunde gerettet und wollen nun in der Reha-Klinik wieder für größere Aufgaben gerüstet werden. Kovac ist der Lehrmeister, der an allen Ecken schraubt und die Patienten fit macht. Der 1:0-Sieg gegen den FC Schalke 04 war ein Hingucker, mit dem nach dem gewaltigen Umbruch nicht unbedingt zu rechnen war. Kovac will die Euphorie jedoch nicht zu groß werden lassen und steuert gegen: „Wir haben noch gar nichts erreicht.“ Natürlich habe sein Team Selbstvertrauen tanken können. Die Ausgangssituation ist am kommenden Samstag allerdings eine ganz andere.

Die Königsblauen kamen als Favorit ins Waldstadion und spielten der Eintracht von Beginn an voll in die Karten. Damit ist im „Jonathan-Heimes-Stadion“, wie die Spielstätte der Lilien ein Jahr lang benannt wird, nicht zu rechnen. Trainer Norbert Meier wird sein Team auf ein Kampfspiel vorbereiten. Der Nachfolger von Dirk Schuster war, wie das gesamte Umfeld des Vereins, erschrocken über den Auftakt beim 1. FC Köln. Am Ende hieß es nur 0:2, was vor allem Torwart Michael Esser zu verdanken war. Der neue Schlussmann hielt die Lilien zwar lange Zeit im Spiel – so erschreckend hilf- und planlos traten die Südhessen im letzten Jahr jedoch nur sehr selten auf. Immerhin, so die große Hoffnung des Trainers, könnten bis Samstag mit Aytac Sulu und Peter Niemeyer die zwei wohl wichtigsten Stützen des Teams zurückkehren und zumindest für defensive Stabilität sorgen. Mit Roman Bezjak wurde dazu noch ein neuer Angreifer verpflichtet, der im Ausland seine Torgefahr häufiger schon unter Beweis stellen durfte.

Kovac warnt deshalb eindringlich: „Darmstadt hat das erste Saisonspiel verloren, wird gegen uns ganz anders auftreten. Gerade gegen Eintracht wollen sie was beweisen.“ Und den ersten Sieg seit 37 Jahren vor heimischem Publikum einfahren. Damals – am 18. April 1979 – gelang den Darmstädtern ein 2:0 gegen die Eintracht. Allerdings: Insgesamt trafen die beiden hessischen Vereine in der Bundesliga auch nur sechsmal aufeinander – das siebte Duell gilt als Weichensteller für die nahe Zukunft.

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11 Kommentare

  1. Gehört zwar nur bedingt hierher, aber eines wollte ich mal loswerden:
    Das, was da in Darmstadt passiert, ist wirklich Weltklasse ! Dass der Verein sein Stadion 1 Jahr lang (!) in „Jonathan-Heimes-Stadion“ umbenennt und der Sponsor da mitspielt, ist wirklich eine GROSSE Geste – macht den Verein sehr sympathisch ! Dass es so etwas in dieser kommerzialisierten Fussballwelt gibt (wo alle nur noch über ChampionsLeague und Millionen-Gewinne a la Rummenigge und Co. reden….), gibt ein schönes Gefühl und zeigt, dass gerade in solchen (Traditions-)Vereinen noch eine Identifikation mit den Fans herrscht !
    Der Junge hat Fussball geliebt und gelebt und ist ein Vorbild für alle….

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  2. @ KoelnerSGE
    Und bei uns lässt die Commerzbank nicht mal mit sich reden das Waldstadion für einen Spieltag wieder Waldstadion zu nennen. Verrückte Welt. Aber echt tolle Aktion der Lilien.

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  3. @ BenGore: genau …. is zwar in Darmstadt ein ehrenwerterer Anlass, aber prinzipiell geb ich dir zu 100 % recht…

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  4. Merck hat den Vertrag damals unterschrieben und zahlt die 300.000 EUR
    ohne große Erwartung an irgendeinen Werbeeffekt.
    Jetzt hat man dieser Idee zugestimmt und bekommt so viel positives Image.
    Schöne Geste für die Fans und toll für Merck.
    Sicherlich könnte auch die Commerzbank einen ähnlichen Deal mit großer
    Wirkung machen, aber Bankmarketing ist so kreativ wie ein Wasserkocher.
    PS zum Arikel – ich hoffe Hasebe (und nicht nur er) wiederholt seine Gefühle.

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  5. absolut tolle Geste, eine Werbung für den Fußball und das ehrliche drum herum, klasse !
    da sollte aber unsere Eintracht nicht nachstehen und Werbung in eigener Sache machen :
    – ein tolles Spiel, mit Technik, Kampf und Leidenschaft
    – die besten Fans, treu, laut und sportlich fair
    – 3 Punkte
    Forza SGE !

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  6. @5
    Krombacher kennt auch kein Mensch 😉

    Die CoBa stellt sich halt an und ist auch nicht mal für einen Spieltag mit dem Herzen dabei. Schade eigentlich

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  7. ja ist eben die Commerz Krank, aber sie ist ja auch sozial angaschiert, sorgt für ihre Kunden für einen schnelleren Einlass (oder auch nicht).

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  8. Klar eine Supergeste von Darmstadt und Merck, eine bessere Aufmerksamkeit und Werbung gibt es für ein Unternehmen nicht.

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  9. @SGE74: ich hoffe mal, das Unternehmen hat dem nicht aus reinen werbezwecken zugestimmt….glaub ich aber auch nicht….
    @jörgberger Stadion? Tolle Idee. …

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