Frustrierte Gesichter in den Reihen der Hessen. DIe Eintracht wird Woche für Woche für die gleichen Fehler bestraft. (Bild: imago images / HMB-Media)

Nachdem man letzte Woche im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach spätestens nach den Einwechslungen in der zweiten Halbzeit endlich aufwachte und völlig verdient noch zum Ausgleich kam, wollte man in Dortmund genau an diese Spielweise anknüpfen und endlich wieder ein echtes Erfolgserlebnis feiern. Die Voraussetzungen hätten mit den Ergebnissen am Nachmittag kaum schlechter sein können. Die Bayern patzten in Mainz und so hatte der BVB die große Chance mit einem Sieg die Tabellenführung zu erobern. Eins vorweg: Eine Niederlage in Dortmund war durchaus erwartbar, am Ende war es die Art und Weise, die das Frankfurter Umfeld erschrocken zurückließ. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Eintracht-Abwehr verteilt wieder Geschenke

SGE-Trainer Oliver Glasner war in der Abwehr einmal mehr zur Improvisation gezwungen. Christopher Lenz übernahm wie schon letzte Woche nach verletzungsbedingter Auswechslung von Kristijan Jakic den Part des linken Innenverteidigers. Die Dreierkette bestand demnach aus Makoto Hasebe, Tuta und Lenz. Außen durften Aurelio Buta und Ansgar Knauff starten. Davor agierten erneut Sebastian Rode und Djibril Sow, während die Dreierreihe in der Offensive dieses Mal Junior Dina Ebimbe, Mario Götze und Randal Kolo Muani bildeten. Von den drei starken Einwechselspielern der letzten Woche (Paxten Aaronson, Faride Alidou, Ebimbe) schaffte es also zumindest einer auch in die Startelf. Vermutlich hätten sich die meisten auch die anderen beiden in der ersten Elf gewünscht, alleine um sie für ihren unbekümmerten und couragierten Einsatz gegen Gladbach zu belohnen. Zumindest in der ersten Hälfte sollte es aber gewiss nicht daran liegen, denn gerade offensiv sah es überhaupt nicht schlecht aus. Mit Götze, Buta und Ebimbe hatten die Frankfurter gute Möglichkeiten und zeigten auf, dass der BVB defensiv alles andere als unüberwindbar war. Einmal mehr sollten die Chancen allerdings ungenutzt bleiben, während man defensiv mal wieder Geschenke verteilte. Die Dortmunder brauchten im ersten Durchgang genau vier Möglichkeiten, um mit einem komfortablen 3:0 in die Halbzeit zu gehen. Beim ersten Tor konnten die Dortmunder unbekümmert über die linke Seite kommen und es reichten zwei Flachpässe aus, um völlig alleine vor Keeper Kevin Trapp aufzutauchen. Beim zweiten Gegentreffer verweigerte Tuta den Kopfball am eigenen Strafraum und das dritte Tor resultierte aus einem missratenem Befreiungsschlag von Hasebe. Es ist aktuell unglaublich einfach gegen die Adlerträger zu treffen.

Blutleerer Auftritt

Natürlich war das Spiel mit dem 0:3 Rückstand zur Pause gelaufen und jeder versteht den Frust der Spieler, aber die zweite Hälfte war trotzdem in ihrer Art und Weise ein Offenbarungseid. Kein Aufbäumen, kein Spieler, der vorangeht und die anderen Spieler mitreißt, alle ergeben sich ihrem Schicksal und spielen ohne Leidenschaft. Die Wechsel von Glasner verpufften dieses Mal zudem ohne jeglichen Effekt. Der Trainer entschied sich zunächst die formschwachen Spieler Daichi Kamada und Rafael Borré einzuwechseln, die einmal mehr keinen Input geben konnten. Wieso wechselte Glasner nicht gleich Aaronson und Alidou ein? Gerade im Hinblick auf den Effekt, den die beiden noch letzte Woche auf das eigene Spiel hatten. Glasners Nibelungentreue zu bestimmten Spielern ist in den letzten Wochen zu einem echten Problem geworden. Es ist völlig verständlich, dass man einem bewährten Spieler auch mal das ein oder andere schlechte Spiel zugesteht und ihm die Treu hält, aber kann man die gesamte Rückrunde (inzwischen zwölf Spiele) wirklich glauben, dass das alles nur eine kurze Phase ist und es bestimmt besser wird? Zudem anhand des Beispiels von Kamada: Wieso einem Spieler wie Kamada, der aktuell komplett außer Form ist die Spielpraxis geben, wenn er ohnehin am Ende der Saison den Verein verlässt, statt einem jungen aufstrebendem Talent wie Aaronson, der in der kommenden Saison mit jeder Minute Spielpraxis wichtiger werden kann? Der US-Amerikaner war es übrigens, der nach späterer Einwechslung der einzige im Adlerdress war, der Freude bereitete. Auch wenn ihm noch nicht alles gelingt: Aaronson versucht in jeder Spielminute dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Er fordert die Bälle, versucht offensive Aktionen zu kreieren und lässt sich weder vom Spielstand oder der Kulisse in Dortmund beeindrucken. Seine Mitspieler allerdings waren in der zweiten Hälfte der ideale Gast einer Dortmunder Party. Keine Gegenwehr, keine Emotionen, keine Leidenschaft und völlige Aufgabe. Die Definition eines blutleeren Auftritts.

Alle müssen sich hinterfragen

Was bleibt nach diesem desaströsen 0:4 in Dortmund? Die Hessen rutschen völlig verdient auf den 9. Tabellenplatz ab und wurden inzwischen von Wolfsburg, Leverkusen und nun auch Mainz überholt. Die Bilanz in der Rückrunde: Zwölf Spiele und elf Punkte. Das Team rutscht vom 4. Tabellenplatz ab. Bei der starken Hinrunde hätte wohl kaum jemand für möglich gehalten, dass die Frankfurter dermaßen einbrechen und über Monate keine Lösung für ihre Probleme finden. Die Gründe sind sicherlich vielfältig, aber die Verantwortlichen und Spieler sollten aufhören Woche für Woche dieselben Ausreden zu benutzen: Der Schiedsrichter, die eigene Chancenverwertung, die vielen Verletzten oder das Pech, dass man aktuell hat. Ist es wirklich Pech wenn zwölf Spiele nach dem gleichen Muster laufen? Ist es nicht irgendwann auch einfach eine Frage der Qualität auf allen Ebenen? Auf Spielerseite und auf Trainerseite. Seit zwölf Spielen werden die identischen Fehler gemacht, es gibt keine taktische Weiterentwicklung in der Defensive, die Standardsituationen bleiben ein einziges Ärgernis und viele Spieler kommen partout nicht aus ihrem Formloch oder aus ihrer Lethargie. Auch die taktische Ausrichtung ist oft zweifelhaft: Macht es in der aktuellen Verfassung Sinn auswärts beim BVB sein eigenes Spiel durchdrücken zu wollen oder sollte man sich nicht einfach einmal hinten reinstellen und auf Konter lauern, statt ins eigene Verderben zu stürmen? Es mag sein, dass die Mannschaft in der Hinrunde überperformt hat, aber andere Mannschaften wie Mainz, Freiburg oder Union Berlin machen vor, dass man mit einem ähnlichen oder gar schlechterem Kader deutlich mehr erreichen kann. Bei diesen Mannschaften spürt man die Gier, den unbedingten Willen zu gewinnen, während die Eintracht satt, ausgelaugt und nicht mehr bei der Sache wirkt.

Die Eintracht gibt kein gutes Bild ab

Dafür sind natürlich in erster Linie die Spieler selbst verantwortlich, aber auch der Trainer ist für die Einstellung der Mannschaft verantwortlich und wenn vielleicht auch nicht viel gelingt, so kann man zumindest erwarten, dass ein echtes Team auf dem Platz steht, dass füreinander kämpft und arbeitet. Die aktuelle Körpersprache zeigt eine Vielzahl an Einzelspielern, die mit sich und auch ihren Mitspielern hadern. An dieser Stelle muss sich auch Sportvorstand Markus Krösche hinterfragen: Hat er der Mannschaft mit der Ausgabe des Ziels zur Qualifikation zur Champions-League einen Gefallen getan? Hat er fahrlässig gehandelt, weil er die Abwehrnot in zwei Transferperioden ignorierte? Achtet er wie seine Vorgänger ausreichend auf die Mentalität der verpflichteten Spieler? In der Vergangenheit hat die SGE genau das stark gemacht: Die Mentalität, das Kollektiv, der Teamspirit. Davon ist im Moment nicht mehr viel übrig. Jeder scheint mit seiner eigenen Karriereplanung beschäftigt und die große Ungewissheit im Verein auf allen Ebenen zieht sich wie ein roter Faden durch. Wo ist eigentlich Vorstandssprecher Axel Hellmann? In der Hinrunde hat er sich gerade im Hinblick auf die Champions-League vor jeder Kamera präsentiert und jetzt? Still ruht der See. Ein Sinnbild für die aktuelle Verfassung der Eintracht. Es bleiben nun noch fünf Ligaspiele, aber wenn man ehrlich ist, glaubt kaum noch jemand an den Turnaround und die Qualifikation für die Europa-League. Es scheint als setzen mal wieder alle auf den Pokal-Wettbewerb, aber auch dieser ist in dieser Verfassung eigentlich pure Utopie. Vielleicht sollte Glasner jetzt einfach mal auf die jungen Spieler setzen, die wirklich wollen und bereit sind alles zu investieren. Mit der Einwechslung des Eigengewächses Dario Gebuhr hat er zumindest einen ersten Schritt in diese Richtung gemacht.

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56 Kommentare

  1. Ich halte Krösches Aussagen für populistisch und wenig zielführend. In der Winterpause wurde das Ziel ausgerufen, den Champions League Platz zu verteidigen. Es ist mittlerweile offensichtlich, dass sich die Mannschaft mit diesem Druck schwertut. Nimmt man unsere Konkurrenten als Beispiel kann man sehen, dass diese Klubs weitaus leisere Töne anschlagen, dafür aber Punkte holen. Die Zeit des Redens it vorbei, aber anscheinend nicht die Zeit der Fussballfloskeln. Als ob man einfach verbal auf den Tisch haut und alles ändert sich. Au weia!

    Ich habe es vor einigen Tagen bereits erwähnt: wir müssen uns auf die Defensive konzentrieren und schauen, dass wir die Gegentorflut eindämmen. Hinten dicht machen und dann über Konter versuchen, zu Toren zu kommen. Das sollte das Ziel sein. Und damit von Spiel zu Spiel zu denken.

    Glasner denkt über eine Viererkette nach, was ich nachvollziehen kann. Allerdings haben wir eigentlich nur einen etatmässigen Innenverteidiger (Tuta), der stark genug ist, zentral zu spielen. Zudem haben wir als Mannschaft diese Taktik nicht ausreichend trainiert (Laufwege, Passwege, etc.). Hasebe funktioniert meiner Meinung nach nur in einer Dreierkette. Die linke Offensivposition ist nach wie vor ein Schwachpunkt. Mangels Alternativen würde ich Ebimbe dort aufstellen. Auf rechts könnte man somit Knauff vor Buta stellen, was sich zu einer richtig guten Flügelzange entwickeln könnte. Die Taktik sehe dann so aus:
    Trapp – Buta, Tuta, N’Dicka (?), Lenz – Rode, Sow – Ebimbe, Götze, Knauff – Kolo Muani. Somit hätte man auf den Aussen schnelle Konterspieler und mit Götze den perfekten Steckpassspieler. Was kann man jetzt noch verlieren?

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  2. Was bringt uns denn bitte ein Marktwert von 294,5 Mio, wenn die vier am höchsten bewerteten Spieler schon mehr als die Hälfte davon aufbringen?

    Kolo: 65 Mio
    N’Dicka: 32 Mio
    Kamada: 30 Mio
    Lindström: 28 Mio

    Davon sind 2 völlig von der Rolle und einer verletzt. Schon ist der „Vorteil“ des hohen Marktwerts dahin.

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  3. @übersteiger,
    Du meinst also dass dies vom Gehalt her nicht der teuerste Kader in der Eintracht Geschichte ist und dass Platz 14 oder 15 in der Rückrundentabelle daher schlecht ist, oder worauf willst Du mit deinem Beitrag hinaus?

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  4. Also Conte hatte Mal über die Leistung seines Vereins folgendes gesagt,finde sehe da Parallelen zu uns: Wir sind elf Spieler, die auf das Spielfeld gehen, und ich sehe egoistische Spieler, Spieler, die sich nicht gegenseitig helfen wollen, die kein Herz zeigen“, hatte Conte damals geschimpft. Er vermisse „das Feuer in euren Augen, um zu gewinnen“, und bemitleidete Fans, die sich die teuren Tickets leisten würden, um ein derartiges Spiel zu sehen: „Ein Team zu sein, ist das Wichtigste. Wir müssen verstehen, dass wir für unser Logo spielen, damit unsere Fans stolz auf uns sind.“

    Auch die Vereinsverantwortlichen ließ Conte damals nicht außen vor: „Sie spielen nicht für etwas Wichtiges. Sie wollen nicht unter Druck spielen. Sie wollen nicht unter Stress spielen. Auf diese Weise ist es einfach

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  5. @Olga – Vom Gehalt weiß ich ehrlich gesagt gar nicht, wo wir stehen. Mein Kommentar bezog sich auf den Marktwert. Den sehe ich als Schätzwert von transfermarkt.de und nicht als Indikator für Platzierungen in der Bundesliga.

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  6. Guten Morgen Übersteiger,
    aber darum geht es mir doch gerade,

    Wir haben gehaltstechnisch teuersten Kader unserer Vereinshistorie und sind in der Liga auf Rang sechs oder sieben und dann ist das was dabei rauskommt eben zu wenig/zu ineffizient.

    Und Effizienz war doch unser Schlüssel die letzten Jahre.

    Ein Indikator dafür, dass unser Kader im Unterhalt viel kostet, also mehr als je zuvor, ist der Kaderwert, deswegen bezog ich mich darauf.
    Denn wenn wir aktuell einen Wert von ca. 300 Mio haben, dann ist es eben logisch dass dieser mehr kostet als diejenigen von vor ein paar Jahren mit einem Wert von 80,100 oder 150 Mio Euro.

    Laut TM hatten wir einmal einen höheren Wert das war mit den Büffeln aber die verdienten eben nicht so viel wie unsere „gestandenen“ Spieler heute.

    Es ging darum, dass ein anderer User die Platzierungen der letzten zehn Jahre aufzählte und so ungefähr meinte, dass wir mal den Ball flach halten sollten (ansonsten verstehe ich die Aufzählung/Aussage des Beitrags nicht) weil wir ja keine Spitzenmannschaft seien. Und daher die Aufzählung der Werte bzw. der massiven Entwicklung dieser nach oben UND der natürlich gleichermaßen gestiegenen Gehaltskosten, die dann eben auch mehr einspielen müssen als eine Mannschaft die nur halb soviel kostet, ansonsten arbeitet diese effizienter/besser und das wird sich über die Jahre in den Platzierungen widerspiegeln.

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