Vorstand Axel Hellmann ist auf der Suche nach Problemlösungen, was die Finanzen und Fans des Klubs angeht.
Vorstand Axel Hellmann ist auf der Suche nach Problemlösungen, was die Finanzen und Fans des Klubs angeht.

Axel Hellmann, Vorstandsmitglied bei Eintracht Frankfurt, hat bei seinem Arbeitgeber nicht den leichtesten Job. Auf der einen Seite muss er sich um die Finanzen des Klubs kümmern und zusehen, dass die in dieser Hinsicht nicht gerade auf Rosen gebette Eintracht in naher Zukunft neue Geldquellen erschließt. Verschiedene Vorschläge wurden deswegen schon unterbreitet, geprüft und wieder verworfen. Erinnert sei an das Genussscheinmodell. Auf der anderen Seite steht Hellmann in der Verantwortung, wenn es um die Fans des Vereins geht. Dass diese nicht immer einfach sind, hat sich nicht nur im DFB-Pokalspiel in Magedeburg gezeigt. Immer wieder wird der problematische Teil der Fanszene von Eintracht Frankfurt negativ auffällig. So steht der Jurist gezwungenermaßen häufig im Dialog mit Sicherheitsbehörden, dem DFB und Fanvertretern. Erfreulich ist das natürlich nicht.

Und doch hofft Hellmann, der die Ausschreitungen in Magdeburg unlängst als „Tiefpunkt der Fanszene“ bezeichnete, dass der unverbesserliche Anhang der SGE über kurz oder lang zur Vernunft kommt. Zwar sieht der Eintracht-Vorstand die Folgen der Geschehnisse in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt nicht wie Eintracht-Anwalt Christoph Schickahardt als „Zeitenwende“ an, wie er in einem Interview mit dem „Wiesbadener Kurier“ sagt, denn „diejenigen, die kriminelle Energie aufbringen, haben diese nicht von heute auf morgen verloren“, aber Hellmann ist sich sicher, dass die Fans Pyrotechnik immer mehr verurteilen. Deutlich werde dies auch anhand der Täterüberführung nach den Vorfällen in Magdeburg. „Die Hinweise und Zeugenaussagen kamen aus der Fanszene. Das ist ein ganz wichtiges Zeichen“, betont Hellmann.

Jedoch sieht Hellmann auch weitere Probleme in Sachen Fans auf den Verein zukommen, denn vom DFB hat man eine saftige Strafe wegen der jüngsten Ausschreitungen aufgebrummt bekommen. Im Ligaspiel gegen Bayern München und im DFB-Pokalspiel gegen Ingolstadt müssen wieder mal Teile des Stadions leer bleiben. Hinzu kommt, dass die Eintracht dazu angehalten wurde, ein Modell für personalisierte Auswärtstickets zu entwickeln, das ab der Rückrunde greifen soll. Der Strafe steht Hellmann kritisch gegenüber, denn er könne sich nicht vorstellen, wie es in der Praxis umgesetzt werden soll. Und überhaupt: „Potenzielle Störer werden sich dem entziehen und über andere Kanäle des gastgebenden Vereins Karten erwerben. Die Kontrolle wird also schwieriger.“ Damit könnte Hellman recht haben, denn es besteht zweifelsohne bei personalisierten Tickets die Gefahr, dass man die eigenen Fans nicht mehr nur in einem Block versammelt hat, sondern dass diese sich auch in neutralen Blöcken des Stadions aufhalten. Das würde für alle Beteiligten weitere Schwierigkeiten mit sich bringen, da sich die Problemzone auf das ganze Stadion verlegen und sich nicht mehr nur im Gästesektor befinden würde.

Schwierigkeiten hat die Eintracht aber nicht nur mit ihrem Anhang, sondern auch im finanziellen Bereich. Es ist nicht so, dass der Verein verschuldet ist, aber er tut sich schwer, Geld zu generieren, um neue Mittel freizuschöpfen. Dass man dem Abstieg im letzten Jahr kurz vor knapp von der Schippe springen konnte, ist hierbei von großer Bedeutung. Damals spekulierten die Medien, dass eine Versetzung in die zweite Liga dem Verein 70 Millionen Euro gekostet hätte. Hellmann rechnet vor: „Alleine der Wertverlust und der zweimalige Austausch des Kaders hätte bei 30 bis 40 Millionen Euro gelegen, dazu hätten wir über fünf Jahre auf einen zweistelligen Betrag aus den TV-Einnahmen verzichten müssen. Heute relativiere ich die 70 Millionen – nach oben.“ Somit wäre ein Abstieg tatsächlich der viel besagte Super-GAU gewesen.

Eingetroffen ist dieses Szenario zum Glück nicht. Und doch muss sich die Eintracht strecken, wenn es um das Finanzielle geht. Das hat sich beispielsweise in der sommerlichen Transferperiode bemerkbar gemacht, in der so mancher Wunschspieler aufgrund der finanziellen Mittel nicht machbar für die SGE war. So wurde bei vielen Verpflichtungen auf ein Leihmodell zurückgegriffen. Woher neues Geld kommen soll, ist jedoch weiter unklar. Hellmann hofft dabei auf einen Zuwachs bei den Mitgliederzahlen, da diese „eine wichtige Kenngröße für Sponsoren“ seien. Sponsoren zu finden, ist für den Verein aber allgemein nicht so einfach. „Wir dürfen aber nicht übersehen, dass die Branchen, die in dieser Region dominieren, gerade vor gewaltigen Herausforderungen stehen“, sagt der 45-Jährige und verweist auf die Bankenkrise. Es wäre natürlich wünschenswert, „dass der Finanzplatz uns stärker unterstützt. Aber nur weil eine Stadt hohe Türme hat, heißt das nicht, dass auch hohe Summen in den Sport fließen“, erklärt Hellmann.

Axel Hellmann (re.) und Peter Fischer bei einem Empfang der BHF-Bank in Abu Dhabi.
Axel Hellmann (re.) und Peter Fischer bei einem Empfang der BHF-Bank in Abu Dhabi.

Zwischen hohen Türmen hat die Eintracht in den letzten Jahren auch ihr winterliches Trainingslager in Abu Dhabi abgehalten. Nicht nur das Wetter und die guten Bedingungen haben hierbei eine Rolle gespielt, sondern natürlich auch die Finanzkraft des Emirats. Schließlich wurde damals erklärt, dass man die Reise nach Abu Dabhi auch antreten würde, um für die Eintracht neue Märtke zu erschließen. Herausgesprungen ist in all den Jahren bis heute aber wenig. Natürlich habe es schon die Anfrage gegeben, ob man die Eintracht kaufen könne, sagt Hellmann. Seine Antwort darauf dürfte dem traditionsbewussten Fan freuen, denn sie lautet: „Man kann die Eintracht eben nicht kaufen. Das wollen wir nicht.“ Der Jurist rechtfertigt den kostspieligen Aufenthalt in der Wüste mit der Auslandsvermarktung der DFL. Das habe sich in einem gewissen Umfang „wirtschaflich für uns auch schon bezahlt gemacht.“ Riesensprünge hat der Verein damit aber scheinbar noch nicht erreicht.

Also befindet sich die Eintracht weiter in einer finanziellen Sackgasse. Mitverantwortlich sind auch die Vermartkungsrechte und das teure Stadion. Beides zusammen ergibt für die SGE einen erheblichen Wettbewerbsnachteil gegenüber der Bundesliga-Konkurrenz. Als Beispiel nennt Hellmann Borrusia Möchengladbach: „Die Borussia hat aber ganz andere Voraussetzungen. Sie konnten ein kostengünstiges Stadion auf der grünen Wiese bauen und haben erheblich niedrigere Kosten damit. Alleine das Stadion und die Vermarktung machen pro Jahr sechs bis zehn Millionen Euro netto Differenz zu Gladbach aus.“

So stellt sich weiter die Frage, wie die Eintracht an eine Finanzspritze kommen könnte. Dabei schließt Hellmann auch externe Geldgeber nicht mehr explizit aus. Mit Hinblick auf den neuen TV-Vertrag, der ab der Saison 2017/18 in Kraft tritt, sagt der Eintracht-Vorstand: „Die auseinandergehende Verteilung wird auch die Frage nach externer Kapitalisierung neu aufwerfen. Der Debatte müssen auch wir uns stellen. Das mögen manche nicht gut finden. Aber dann sollen sie mir sagen, woher das Geld sonst kommen soll.“ Wenn man nicht wie andere Traditionsklubs enden möchte, müsse man sich diese Frage stellen. Zwar stehe die Eintracht für „den Erhalt der 50+1-Regel und für Grenzen der Kommerzialisierung“, doch dürfe man „nicht die Augen vor der Realität verschließen.“

Die Eintracht muss also weiter die Augen nach Lösungsvorschlägen offen halten und sich auch in Zukunft weiter die Fragen stellen, die sie schon seit Jahren versucht zu beantworten. Es wird spannend sein zu sehen, wie der Verein in Zukunft mit diesen Problemen umgeht und probieren wird, sich aus den beiden misslichen Lagen, was die Fans und die Finanzen angeht, zu befreien. Einfach wird das – das weiß auch Hellmann – sicherlich nicht werden.

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10 Kommentare

  1. zum Thema Stadion verstehe ich nicht, dass man nicht versucht das Stadion und die Betreibergesellschaft zu kaufen. Bei dem derzeitigen Zinsniveau wäre es zumindest mal eine Berechnung wert.

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  2. Da gehören ja immer zwei dazu, einer der käuft und einer der sich verkaufen lässt…;-)

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  3. @aalexffm
    50% gehören Sportfive und 50% Bilfinger – keiner der beiden ist an einem Verkauf interessiert – warum auch? 188 Mio hat der Umbau gekostet – wir zahlen jährlich 9 Mio – also seit 2005 = 99 Mio haben wir da schon allein an Miete gezahlt.

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  4. @king8
    ist da nicht auch noch die Stadt Frankfurt anteilig in der Betreibergesellschaft mit drin? Habe ich so im Hinterkopf.

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  5. @3 hatten aber in den elf Jahren vermutlich keine Unterhaltskosten zu tragen. Lasse mich gerne eines Besseren belehren.

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  6. Wie wäre es mal wieder mit Samsung als hauptsponsor? Die haben/wollen doch den Wolkenkratzer von der Commerzbank kaufen. Den gehts finanziell doch super 🙂

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  7. Apple zahlt keinen Cent Steuern in der Welt und macht (immer noch) unglaubliche Milliarden Gewinne. So einen unsozialen Laden möchte ich nicht als Sponsor.

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  8. Also aus den 9 Mio. Euro im Jahre ließe sich der Kapitaldienst vermutlich darstellen. Das Problem für die Banken dürfte aber die Gefahr sein, dass die Eintracht auch mal absteigt und das nicht mehr tragen kann. So eine Finanzierung wäre ja auf viele Jahre angelegt. Außerdem braucht eine solche Finanzierung wegen dem niedrigen Zinsniveau eine hohe anfängliche Tilgung bzw. Mindestannuität

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  9. Nun ja, die Rechnung mit den 11×9 Mio. stimmt so nicht ganz, da wir auch in Liga 2 waren hin und wieder und dort weitaus weniger gezahlt hatten.

    Man sieht immer gerne nur in dieser Diskussion die Nachteile des Stadions und lässt geflissentlich die vielen Vorteile außer Acht!

    Man sollte sich auch mal zusammenrechnen, was wir seit 2005 DANK diesem Stadion an Einnahmen hatten…….

    Im alten Waldstadion wären sicherlich viele Sponsoren nicht mit einer Loge vertreten und ob man es gut oder weniger gut findet – diese Logen bringen nun mal das Geld.

    Wir zahlen sicherlich in Relation zur Konkurrenz zu viel für das Stadion, das weiß jeder und daher wird sich da dran ja auch was ändern in Bälde – aber dass fast alle die enormen Vorteile aus diesem Stadion seit dem Neubau vergessen ist auch schon bissi schwach….

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