Amin Younes kommt immer besser im Frankfurter Spiel an. Der Sommerneuzugang drängt sich, mit seinen starken Einsätzen von der Bank, der Startelf auf. Mit Ballsicherheit, Technik und Kreativität belebt er die Offensive der Eintracht und überzeugte bisher als Kostic-Alternative. Aktuell trainiert Younes aufgrund eines Corona-Falls im privaten Umfeld des Spielers aber individuell, wie die Eintracht am heutigen Mittwoch mitteilte. Er selbst wurde negativ getestet.

In der „Bild“ sprach er nun über seine Karriere und die bisherige Zeit bei der Eintracht: „Wenn man meine Stationen anguckt, wollte ich immer für Vereine spielen, die Historie haben und die eine Philosophie vertreten. Eine Idee, die sich im Verein von klein bis groß durchzieht. Das war mir wichtig.“

Von Düsseldorf nach Neapel

Der gelernte Linksaußen begann seine Karriere bei der Jugend des SG Unterrath, im gleichnamigen Düsseldorfer Stadtteil. Zur Saison 2000/01 wechselte er in die Jugend von Borussia Mönchengladbach, wo er alle Nachwuchsmannschaften durchlief und schließlich 2012 aus der 2. Mannschaft zu den Profis geholt wurde. Nach seiner zweiten Saison bei den Fohlen lieh man ihn an den 1. FC Kaiserslautern in die 2. Liga aus, bei dem er meist nur, auch durch eine Muskelverletzung, zu Kurzeinsätzen kam. Gerade wieder in Gladbach angekommen, zog es ihn dann 2015 in die Eredivisie zu Ajax Amsterdam. Dort kämpfte er sich, nach erneuter Verletzung, von der 2. Mannschaft in den Profi-Kader des Rekordmeisters und avancierte zum Stammspieler. Eine Anekdote gab Younes im „Bild“-Interview zu dieser Zeit lachend an: Vor jedem Spiel bis zum Europa-League-Finale 2017 aß er holländische Pfannkuchen. „Ja, das habe ich tatsächlich gemacht. Am Spieltag noch was gegessen, was glücklich macht.“, sagte der 27-Jährige, versichert aber, dass er sich gesund ernährt und ergänzte, „[…] Hätte ich die ganze Woche Mist gegessen, hätte ich es am letzten Tag auch nicht mehr retten können.“ Wegen der Verweigerung einer Einwechslung im März 2018 wurde er in die 2. Mannschaft versetzt und kehrte nach dem Vertragsende Amsterdam den Rücken. Nach dem Wechselstreit landete er schließlich beim SSC Neapel und Carlo Ancelotti.

„Ich will sportlich das Maximale rausholen in meiner Karriere. Und den Leuten zeigen, dass ich Fußball spielen kann. Ich habe in Neapel unglaublich viel gelernt.“, sagte Younes im „Bild“-Interview. Für ihn war der Schritt in die Serie A ein gewagter, aber dennoch sportlich, sowie menschlich eine gute Erfahrung. Es sei ihm eine Ehre gewesen, unter Trainern wie Gattuso und Ancelotti zu arbeiten. Außerdem habe er noch viele Freunde im „extrem lebendig[en]“ Neapel. Zu seiner Zeit beim SSC sagte Younes: „Ich hätte mich auf die Bank setzen und drei Jahre warten können. Andere Spieler dort haben auch Anlaufzeit gebraucht, um zu spielen. […] Wie viele Deutsche haben in Neapel gespielt? Diese Herausforderung hat mich gereizt. Ich will später mal sagen, dass ich alles rausgehauen habe. Ohne Angst davor, etwas zu wagen. Auch wenn es dann nicht immer so funktioniert wie gewünscht.“

Unbekümmertheit statt Fußball nach System

Seine bisherige Karriere mit ihren Höhen und Tiefen möchte Amin Younes aber dennoch nicht als Achterbahnfahrt abstempeln. Bezüglich der Entwicklung des Fußballs während seiner Karriere resümierte er, dass in der Bundesliga die Spielweise ganz anders sei als in Italien. „Laufeinsatz und Intensität sind in der Bundesliga viel höher. Hier kannst du auch vor keinem Spiel sicher sein, dass du gewinnst. Das wiederum war, wenn man ehrlich ist, bei Ajax in Holland manchmal doch der Fall. Insgesamt ist der Fußball sehr komplex geworden.“, so Younes. Ihm fehlt die Unbekümmertheit: „Alle spielen nach einem System, das hat die Zeit so mit sich gebracht. Keiner spielt mehr frei nach Schnauze.“ Der Offensiv-Allrounder sieht sich auf dem Platz als Individualist. Vorbilder wie Messi und Ribéry begeisterten ihn mit ihrem Spielstil: „Wenn man gesehen hat, wie die an ihren Gegner vorbei sind, das hat Eindruck gemacht.“  Diese Art des Fußballs fand Amin als kleiner Junge schon schön und entschied sich, sie spielen zu wollen. Die Eins gegen Eins Situation kenne er von klein auf. „Dafür gehen die Fans ins Stadion und geben ihr Geld aus. Weil sie genau das sehen möchten.“, so der Adlerträger zu der Spielweise seiner Vorbilder. Er meint, dass man so etwas früh fördern müsse. So ein Talent könne man mit 16 nicht mehr umformen. Ein großer Förderer war für Younes sein damaliger U21-Trainer Horst Hrubesch. Dem ehemaligen Nationalstürmer und heutigen Nachwuchsdirektor beim HSV sei er auf ewig dankbar. Er war für ihn eine Vaterfigur und meinte zu seiner Art als Trainer: „Schade, dass solche Typen immer seltener werden.“

Ankunft mit Vorsichtsmaßnahmen

Mit der Arbeit von Eintracht-Trainer Adi Hütter sei Younes allerdings zufrieden. Ihm hat der Spielrhythmus gefehlt und er müsse noch einige Abläufe reinkriegen. „Im Moment ist das in Ordnung. Ich zeige, dass ich da bin. Wichtig ist, dass ich gesund bleibe. Und ich glaube, dass der Trainer die richtigen Schritte mit mir macht.“, so der Linksaußen. Die Rückkehr von Filip Kostic sei für ihn kein Problem. Er sei flexibel spiele dort, wo ihn der Coach sehe. Eine serbisch-deutsche Coproduktion auf Links schließt Younes ebenfalls nicht aus. Generell sei er noch voll in der Eingewöhnung in die Mannschaft und in die Stadt. Vor allem bei zweiteren macht ihm die aktuelle Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Aktuell lebt er noch im Hotel.Ich möchte mich selber nicht gefährden. Das letzte was ich brauche, ist zwei Wochen Quarantäne. Deshalb und natürlich auch wegen der Mitspieler bin ich vorsichtig, gehe nur für das Nötigste raus. Aber wenn das vorbei ist, gucke ich mir Frankfurt ganz genau an.“, so Younes.

Der Techniker trainierte allerding gestern und heute individuell. Grund dafür ist, nach Informationen des „Kicker“ und Angaben des Vereins, ein positiver Corona-Fall im Kreis seiner Familie. Jedoch soll Younes zu der Person laut Eintracht nur einen „distanzierten Kontakt“ gehabt haben. Trotzdem hat er bis auf weiteres keinen physischen Kontakt zur Mannschaft. Es handle sich dabei um eine reine Vorsichtsmaßnahme. Die SGE gab außerdem bekannt, dass Younes und auch alle anderen Teammitglieder gestern negativ getestet wurden.

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1 Kommentar

  1. Am Spieltag noch was gegessen, was glücklich macht.“, sagte der 27-Jährige, versichert aber, dass er sich gesund ernährt und ergänzte, „[…] Hätte ich die ganze Woche Mist gegessen, hätte ich es am letzten Tag auch nicht mehr retten können.“

    Warum komme ich bei dieser Geschichte ganz schnell gedanklich zu Marc Stendera?
    MS hätte mal besser genauso dosiert „gesündigt“…….

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