Eintrachts Sportvorstand Fredi Bobic hat derzeit gut Lachen. (Foto: imago/Sven Simon)

Beobachtende Blicke, immer wieder der gezielte Kuschelkurs mit Spielern und manchmal geht er sogar den Zeugwärten zu Hilfe. Fredi Bobic, Frankfurts Macher, tut im Trainingslager der Eintracht in den Vereinigten Staaten vor allem eins: In sich selbst ruhen. Der 47-Jährige steht aktuell über den Dingen und geht gelassen in die anstehende Rückserie. Probleme wie beim deutschen Rekordmeister? Fehlanzeige.

Bobic kommentiert „Steak-Debatte“ – Spitze Richtung München 

Selbst im weit entfernten Florida, wo sich die Frankfurter derzeit intensiv warmmachen für die Mission erfolgreiche Rückrunde, spricht man über die in Deutschland heiß geführte Debatte über ausschweifende Dekadenz und die Mütter, Großmütter und Stammbäume ganzer Nationen. Mitte Dezember hatte Franck Ribery, Bayerns Ur-Linksaußen, noch neben unsportlicher und nerviger Wundliegerei durch zwei Tore in der Commerzbank-Arena sportlich auf sich aufmerksam gemacht. Nun polarisiert er vor allem abseits des grünen Rasens. In Dubai ließ sich der umstrittene Offensivspieler zu einem Dinner mit einem goldenen Steak hinreißen. So weit, so gut. Schließlich bestimmt ja jeder selbst, was auf seinen Teller kommt. Stellt man dies aber online, muss man mit Reaktionen rechnen. Und die kamen wie erwartet. Berechtigt oder unberechtigt. Ribery, seit Jahren ein Meister im Austeilen und Davonkommen, hat es mit dem Einstecken allerdings nicht so und teilte mächtig aus. Ganze Stammbäume von Familien wurden einmal von vorne bis hinten durchbeleidigt. Die Medien mussten anschließend ordentlich zensieren. Was das Ganze mit der Eintracht zu tun hat? Ganz einfach. Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic konnte sich im Gespräch mit der „VRM-Gruppe“ einen Kommentar zu der ganzen Debatte samt Spitze Richtung München nicht verkneifen. „Ich verstehe die Jungs manchmal nicht und versuche ihnen immer wieder zu sagen, dass sie nicht jeden Mist posten sollen.“ Klare Kante des ehemaligen Stuttgarters, der noch klarer wird. Ein Ribery in seinen Reihen hätte sich folgendes anhören müssen: „Was bist du denn für ein Vollidiot?“ Bobic gehe aber davon aus, dass die Unterhaltung mit den Verantwortlichen der Münchener ähnlich verlaufen sein müsse. Ob es Bobic bei einer Geldstrafe belassen hätte, darf allerdings zumindest angezweifelt werden.

Wohlfühloase Frankfurt – Jovics Verträge fix

Dass man als Frankfurter derzeit über so etwas beherzt schmunzeln kann, liegt vor allem daran, dass man am Main solche Probleme nicht hat. Nach einer historischen Rückrunde, dem Durchmarsch durch Europa und dem womöglich besten Kader des 21. Jahrhunderts samt grandioser Stimmung, die die Spieler stets betonen, ist die „launische Diva“ aktuell gefühlt so weit weg wie nie von Skandalen a la Carte wie in München. Die Spieler wirken geerdet und fokussiert. Charakterlich scheint das Team mehr als ordentlich auf- und eingestellt zu sein. Der sportliche Erfolg und die Euphorie in und um die Mannschaft herum beflügelt. „Uns rufen inzwischen Berater an, die vorher nicht ansatzweise an Frankfurt gedacht haben. Die haben gedacht, dass ist nur ein Flughafen (lacht).“ Bei der SGE habe man mittlerweile eine Geschichte geschrieben. Eine kleine, aber erfolgreiche. Entsprechend groß sei die Nachfrage auf allen Ebenen. „Aktuell müssen wir die Spieler gar nicht mehr so überzeugen.“ Nach den diversen Vertragsverlängerungen kurz vorm vergangenen Weihnachtsfest, werden die Hessen auch bei Luka Jovic Nägel mit Köpfen machen. Der Anschlussvertrag ist ohnehin schon ausgehandelt. „Er weiß, dass er nicht zu Lissabon zurückgehen wird, sondern bei der Eintracht bleibt.“ Wann die Hessen die Option ziehen sei dabei Jacke wie Hose. Bobic macht klar, dass es da vor allem um wirtschaftliche Gründe geht. „Wir haben da überhaupt keinen Druck.“

Rekordverkauf im Sommer? Bobic macht keine Kompromisse

Den hat man auch nicht bei potentiellen Verkäufen. Ob im Sommer ein Leistungsträger für eine horrende Summe abgegeben wird, wird seit geraumer Zeit schon spekuliert. Aufsichtsratschef Wolfgang Steubing sprach zuletzt von einem Verbleib zweier Stürmer aus dem „Trio infernale“ sollte sich die Eintracht erneut für Europa qualifizieren. Bobic bleibt allerdings deutlich gelassener. „Es gibt keine typischen Schmerzgrenzen. 50 Millionen? 70 Millionen? 100 Millionen? Wenn wir uns bei Eintracht Frankfurt mal mit diesen Summen beschäftigen dürfen, das wird dann eine ganz interessante Geschichte.“ Klar ist in jedem Fall: Gibt die SGE einen der Dreien ab, dürfte sich Finanzvorstand Frankenbach aber mal so richtig freuen. Passend dazu formuliert Bobic seine Einstellung zu seinem doch etwas schwierigen Amtsbeginn 2016: „Ich hatte mir vorgenommen, keine Kompromisse mehr zu machen. Die musste ich in Stuttgart oft genug machen. Kleinere Kompromisse kann man ab und an machen. Aber nicht bei den ganz großen Dingen.“ Ein Transfer in diesen Dimensionen dürfte sicher zu den ganz großen Dingen gehören.

Bobics neue Gelassenheit: „Warum soll ich mich unter Druck setzen?“

Die Verpflichtung Bobics selbst gehört sicherlich auch zu den ganz großen Dingen in den letzten Jahren. Als Nachfolger von Heribert Bruchhagen machte der ehemalige Stuttgarter zunächst Bekanntschaft mit ziemlich viel Gegenwind. Ein Umstand, der ihn trotz allem Realitätssinn doch verwundert hat. Mit der Zeit habe er aber Gelassenheit gelernt. „Man muss Dinge von sich fernhalten. Ich versuche, meinen Job so gut wie möglich zu machen. Ich will nicht ständig in den Medien stehen und mich selbst zu wichtig nehmen.“ Dazu gehört auch, dass er sich der schreibenden Presse seit dem Pokalfinale nicht mehr stellt. „Es war in den letzten zweieinhalb Jahren für mich wichtig, eine gewisse Ruhe zu finden und alles zu reflektieren.“ Druck versucht er dabei, gar nicht erst an sich ranzulassen. „Warum soll ich mich unter Druck setzen? Ich muss für meinen Job im Kopf klar sein. Ich habe gelernt, Dinge nicht zu emotional zu betrachten. Denn wenn man emotional ist, macht man Fehler.“ Viele Emotionen hatte Bobic bei der Eintracht bisher folglich wohl nicht.

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9 Kommentare

  1. Alle Baustellen sind unter Kontrolle, die Prognosen vielversprechend. Verletzte sind genesen, die Stimmung ist positiv und gelöst.

    Scheint, als ob sich die SGE diesen Winter zu 100% auf das Wesentliche fokussieren kann. Das liest man doch gerne

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  2. Ich mache 100 Kreuze im Kalender, wenn Jovic endlich fest an uns gebunden ist und einen Vertrag ohne AK bis 2022+ unterschrieben hat.

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  3. Irgendwie macht mir diese Ruhe und gefühlte Selbstzufriedenheit angst. Ein überzeugender Dreier gegen Freiburg und ein starker Start in die Rückrunde wäre für mich der Beruhigungsdrops.

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  4. @5. Hooliganverachter

    Ja da spricht du einem aus der Seele.
    Bin seit 5 Jahrzehnten Eintrachtler sowas hat man noch nich erlebt. Glaube mit so einer Situation können wir ( noch ) nicht umgehen.

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  5. Natürlich steht und fällt alles mit dem Erfolg !
    Natürlich ist genau deshalb ein Sieg gegen Freiburg enorm wichtig , ein Sieg im 1. Spiel wichtiger als ein beliebiger Sieg mitten in der Saison. Alle Berichte aus Florida , die Aussagen der Spieler und Verantwortlichen und die wohltuende“Ruhe“ rund um den Verein stimmen mich aber optimistisch !
    Nebenbei sind auch wir dann wieder gefragt , so wie der Seppel es sagte , am 19. Januar wieder für eine einzigartige Stimmung im Waldstadion zu sorgen , eine Stimmung (ohne Pyro oder anderen nicht gewünschten) , die unserer Eintracht einfach trägt , aber auch da bin ich mir ziemlich sicher.
    Forza SGE !

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  6. Auch ich hoffe auf eine Fortsetzung der guten Ergebnisse und denke das ein Sieg in Freiburg die Basis sein sollte.
    Hoffentlich klappt das jetzt mal wieder

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  7. @2 Rapante

    Also für mich liest sich das so, als sei der Jovic Vertrag schon vor langer Zeit unterschrieben.

    Man zieht die Option einfach aus wirtschaftlicher Sicht nicht. Wenn die Eintracht heute eine Ablöse von 10 Millionen überweist, für die man noch 5 Monate Zeit hat, hat man einfach 5 Monate 10 Millionen weniger auf dem Konto.

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