Als etwa eine Stunde vor Anpfiff die Startaufstellungen für die Partie Eintracht Frankfurt gegen den 1. FC Köln vermeldet wurden, war das Erstaunen groß. Stefan Aigner war nicht in der Startaufstellung zu sehen. Die Reaktionen seitens der Fan-Anhänger waren eindeutig. „Einen Aigner nicht spielen zu lassen ist fahrlässig„, „Das geht gar nicht einen Aigner rauszulassen„, „Muss man nicht verstehen die Aufstellung“ waren nur einige Auszüge, die uns in kurzer Zeit erreichten. Dem Trainerteam um Armin Veh ist die Entscheidung auch nur sehr schwer gefallen, wie der Cheftrainer heute in der Frankfurter Rundschau berichtet: „Für Aigner tut es mir echt leid. Er hat uns schon viele Spiele gewonnen, ist immer mit Herz dabei.“ Mit der Hereinnahme von Alex Meier in die Startaufstellung sei eine Systemumstellung notwendig gewesen. Auf den Außenbahnen war es unabdingbar gewesen zwei Spielertypen aufzustellen, die ihre Stärken in der Arbeit nach Hinten besitzen und nicht nach vorne. So hart es auch für den Ur-Bayer klingt, doch der Erfolg im Spiel rechtfertigte im Nachhinein dessen Herausnahme.
Am Tag nach dem Fußball-Spektakel merkte man dem Außenspieler deutlich an, dass er mit dieser Entscheidung noch zu kämpfen hatte. Während sich die eingesetzten Spieler die gelaufenen Kilometer aus den Beinen strampelten, musste Aigner mit den Reservisten trainieren. Aufmerksamkeit erzeugte er vor allem, als er den Youngster Luca Waldschmidt im Trainingspiel abgrätschte. Eine Entschuldigung für dieses Foulspiel musste er sich fast abringen lassen, auch zu einem Statement war er nicht bereit. Verständlich, so gehörte der 28-jährige seit seiner Verpflichtung zu den absoluten Stamm- und Führungsspielern in der Mannschaft. 46 Scorerpunkte (25 Tore, 21 Vorlagen) deuteten nur ansatzweise den Wert des Spielers für den Verein an. Und doch wird er diese Entscheidung akzeptieren müssen, denn Veh stellte auch klar, dass er keine Einzelschicksale berücksichtigen könne, sondern das Wohl der Mannschaft im Blick haben müsse.
Ein schwacher Trost für den Spieler, aber auch wenn man Aigner als „Opfer des Systems“ darstellt, so kommt man nicht umhin zu sagen, dass seine Leistung in den vorangegangenen drei Bundesliga-Spielen alles andere als Eigenwerbung darstellte. Gegen Wolfsburg, Augsburg und Stuttgart konnte er seine Offensivstärke nur selten zeigen. Zuhauf musste er seine wechselnden Hintermänner (Hasebe, Chandler, Ignjovski) bei der Defensivarbeit unterstützten und fehlte dann in der Vorwärtsbewegung. Wenn er vor des Gegners Strafraum stand, konnte er sich aber dennoch seltener als seine Kollegen durchsetzen. Seine Zweikampfquote lag mit 40% unter denen seiner Offensiv-Kollegen (Schnitt 46%).
In den nächsten Wochen wird es spannend um die Personalie Aigner bleiben. Es dürfte nicht unwahrscheinlich sein, dass er auch in den folgenden Partien auf der Ersatzbank Platz nehmen wird. Es wird keine einfache Zeit auf ihn zukommen und doch ist der Typ Aigner so ehrgeizig und in seinem Charakter so gefestigt, dass er auch aus dieser „Krise“ gestärkt zurückkommen wird. Und über kurz oder lang wird Eintracht Frankfurt seine Qualität vor dem gegnerischen Tor wieder benötigen.
13 Kommentare
Ich finde die Diskussion überflüssig. Veh hat sich für ein anderes System entschieden und fertig.
Der Erfolg hat ihm Recht gegeben. Nächste Woche gegen die Fischköpfe sieht die Aufstellung wieder völlig anders aus. Keiner im Team darf grundsätzlich eine Aufstellungsgarantie haben, der Leistungsdruck wird so geschürrt und das ist gut so.
Unser Spiel war sehr "Mitte"lastig. Wenn die Abwehrreihen die Mitte dicht machen brauchen wir gute Flügelspiele und dann wird Aigner auch wieder spielen.
Aigner ist Profi. Und dass diese Entscheidung an ihm nagt und nicht einerlei ist, ist für mich Indiz, dass er damit so umgeht, wie man es von einem Profi erwarten kann.
Schön, dass wir in der Situation sind auch mal Qualität auf die Bank setzen zu können.
Danke an den kompletten Sturm, der die Maßnahme als richtig unterstrichen hat.
(Sonst wären wohl nun die Besserwisser am Zug ...)
Problemfall Aigner? Ist das nicht ein bisschen dick aufgetragen? Aigner hat EIN Spiel keine Berücksichtigung gefunden! Das kann sich in den kommenden Wochen bereits wieder ändern. Es zeigt doch am Ende nur, dass wir Spielermaterial haben, um flexibler (bzgl. Taktik) auf die Gegner reagieren zu können.
Denke auch, dass wir auswarts gegen den HSV anders aufstellen werden.
Vllt ist die Köln Aufstellung doch zu offensiv.
Sehe keinen "Problemfall" und auch keine "Krise".
Ist doch jetzt ein wenig übertrieben?!?
FORZA SGE
das musste doch jedem Bewusst gewesen sein, dass es in dieser Saison in der Offensive diese Härtefälle gibt. Ich war ebenfalls erstaunt vor allem, dass Meier schon von Anfang an spielt, als ich die erste 10 (Feldspieler) beim warm machen beobachtete. Wir habe eine richtig gute Mannschaft und zu dieser gehören eben nicht nur 10 gute Feldspieler sondern 13-14 gute Feldspieler und die werden wir im Laufe der Saison auch alle benötigen. Wir spielen tollen Fussball und wir werden viel Freude an unserer Eintracht haben.
@alle insbesondere Attila1899
Der Schlussteil beinhaltet das Wort "Krise" in Anführungszeichen. Es sollte keinesfalls der Eindruck entstehen, als sei Aigner nun raus aus der Mannschaft. Es wäre auch vermessen etwas anderes zu behaupten. Wir wollten uns mit diesem Artikel lediglich um die Personalie Aigner kümmern, die bei allem Jubel um die Stürmer es zurzeit etwas schwierig hat.
Mit diesen Spielern können wir gut auf Stärken und Schwächen der Gegner reagieren. gegen Köln war das sicher eine andere Taktik als es gegen den HSV oder Schalke sein wird. Aigner wird wieder spielen. Und das alle mal ne Pause bekommen ist gut, das schont die Kräfte.
Fischköpfe=Werder...oder?
Was für ein Luxusproblem(chen). Vor wenigen Monaten hätten wir das Spiel am liebsten abgesagt, wenn mit Chandler, Zambrano und Aigner gleich 3 Leute der zu erwartenden Stammelf nicht spielen können/dürfen. Es ist gut, dass Aigner das nicht super findet auf der Bank zu sitzen aber ich glaube nicht, dass wir gegen die Top 5-6 der Liga so offensiv spielen werden. Verletzungen, Sperren, Leistungstiefs etc. Wir werden öfter mal das System wechseln müssen und brauchen alle Spieler. Schön, dass inzwischen auch der "zweite Anzug" sitzt!
Die Schlagzeile erinnert doch stark an die BILD... Es sind noch ein Paar Spiele, da werden sich auch noch andere mal auf der Bank wiederfinden. Also kein Grund, ein Fass auf zu machen!
Ich finde es auch arg übertrieben, überhaupt groß auf dieses Thema einzugehen - eigentlich ist es doch überhaupt kein Thema wie ich finde.
Sind wir doch einfach mal alle froh (und wenn ich Aiges nach dem Spiel habe mitfeiern sehen ist er sicherlich auch sehr froh, dass wir dieses gute Team haben mittlerweile), dass wir diese Spieler bzw. dieses Team haben und eben nicht mehr zittern müssen, dass sich einer verletzt oder gesperrt ist.
Am Samstag traf es Aigner, davor musste auch nach guten Spielen ein Abraham wieder raus, ein Russ wird auch nicht immer spielen tippe ich wenn alle fit sind, usw. usw.
Mir gefällt das weitaus besser als wenn wir wie oben beschrieben zittern und bangen müssten, dass ich bloß keiner verletzt...
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