Ben Manga und Fredi Bobic ließen die Zweifler zunächst einmal verstummen.
Ben Manga und Fredi Bobic ließen die Zweifler zunächst einmal verstummen.

Als Ben Manga im Sommer vom VfB Stuttgart zu Eintracht Frankfurt wechselte, war der Aufschrei beim Hamburger SV groß. Die Hanseaten hatten den Chefscout der Schwaben im Frühjahr für die aktuell laufende Saison abgeworben – und mussten dann zusehen, wie Sportvorstand Fredi Bobic dazwischen grätschte. Der Kaderplaner besitzt einen hervorragenden Ruf in der Branche und ein großes Netzwerk. Der Äquatorialafrikaner ist vor allem Spezialist auf dem spanischsprachigen Markt, wie er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ erklärt: „Nicht alle Spanier oder Südamerikaner sprechen gerne Englisch, deshalb ist es ein großer Vorteil, die Landessprache zu kennen. Der Zugang ist leichter, auch zu den Spielern. Wenn du mit ihnen lachen kannst, ist das ganz wichtig. Der erste Kontakt entscheidet die Richtung, in die es geht. In Spanien kenne ich alle Spieler.“

Die Eintracht sei in dieser Hinsicht gut aufgestellt, nur drei andere Bundesligaklubs hätten in Spanien auch spanisch sprechende Scouts. Ist der erste Kontakt einmal hergestellt folgen die schwierigen Parts: Die Gespräche mit Spielern und vor allem deren Beratern. Ben Manga stellt zu Beginn gleich klar, dass nicht nach den Verdienst-, sondern den Entwicklungsmöglichkeiten gefragt werden sollte: „Messi und Cristiano Ronaldo stehen über allen anderen, die sind erhaben. Aber jeder andere Spieler ist austauschbar. Das ist das, was wir den Beratern auch immer wieder sagen, wenn sie sagen: ‚Ja, wir haben auch Angebote von anderen.‘ Ist in Ordnung. Geh!“

Der 42-Jährige kritisiert die Fremdsteuerung und den Egoismus im Fußball. Es sei ein Unding, dass Berater vor allem an ihr Auskommen und nicht an die Entwicklung der Spieler denken würden: „Die Geldgeier wollen schnell Cash machen.“ Es gebe allerdings auch Akteure, die stabil seien und völlig unabhängig vom Berater agieren. Ben Manga achtet daher bei der Suche nach neuen Spielern auf Kleinigkeiten und beruft sich dabei auf eine Mischung aus „Bauchgefühl, Instinkt und Logik.“ Als Beispiel erwähnt er den Topleihdeal von Jesús Vallejo, der als 15-Jähriger von einigen Scouts aussortiert worden sei, weil der gegen kräftige Mittelstürmer Zweikämpfe aufgrund seiner Physis verloren hatte: „Da lache ich. Er spielte gegen 17-Jährige, die zehn Kilogramm schwerer und zehn Zentimeter größer waren. Aber sein Stellungsspiel, sein Auge und seine Spielintelligenz waren schon überragend.“

Ben Manga hat einen genauen Blick dafür, was Trainer Niko Kovac sucht. Die Mischung bei den Neuzugängen muss passen, der Coach will junge, harte und schnelle Akteure in seinen eigenen Reihen wissen. Neben Technik und Mentalität muss dann auch die nötige Athletik vorhanden sein für das kraftintensive Spiel der Hessen. Sollte es diesen in Spanien nicht geben, kann der Blick durchaus auch nach Südamerika, beispielsweise Ecuador, wandern. Nach Holland reist Ben Manga in diesem Fall weniger, „da gibt es kaum einen, der dazwischenfegt. Man muss als Scout unterschiedlich gucken, je nach Trainer und Verein.“

Ben Manga hat für diese Arbeit ein vergleichweise kleines Team um sich herum versammelt. „Ich habe sechs, Manchester City hat 60, Manchester United hat noch mehr.“ Als Scout von Topteams wie den eben genannten oder dem FC Bayern München sei die Arbeit deutlich leichter, das finanzielle Polster ermöglicht es, nur Topspiele ansehen zu müssen. Ben Manga und seine Mitarbeiter hingegen müssen vor allem nach Nischen suchen und auf eine anschließende Einigung der beiden Klubs hoffen. Am Ende spielt das Geld die ausschlaggebende Rolle: „Ein Dembélé, der jetzt beim BVB ganz groß herausgekommen ist, den kenne ich, seit er 16 ist. Natürlich habe ich vom ersten Moment an empfohlen, ihn unbedingt zu kaufen.“ Allerdings war er für Klubs wie die Eintracht oder die Stuttgarter nicht finanzierbar: „Es ist viel Arbeit, vor allem auf lange Sicht.“ Von Absagen der Talente dürfe er sich nicht abschrecken lassen, schließlich kann sich die Situation beim neuen Klub schnell ändern, wie 50 Leihgeschäfte des FC Chelsea zeigen.

Ben Manga selbst lebt, denkt und schläft Fußball und zählt sich zu den Leuten, „die positiv bekloppt sind.“ Mit Bobic hatte er zuvor bereits vier Jahre bei den Schwaben zusammengearbeitet. Als das Angebot kam, musste der Subsahara-Afrikaner eine Weile nachdenken. Die negative Presse rund um den neuen Sportvorstand ließ ihn zunächst zweifeln, ob er diesen Schritt nach Frankfurt gehen sollte. Letztendlich aber vertraute er auf sein Können: „Qualität setzt sich durch, wir werden mit unserer Arbeit die Leute in Frankfurt überzeugen.“ Bislang zumindest ist es dem Duo tatsächlich gelungen.

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6 Kommentare

  1. Scouts –
    nie im Fokus der Fans. Nie in der Öffentlichkeit –
    und doch eine der extrem wichtigsten Stellen im Verein.
    Leider die letzten Jahren bei uns zu sehr vernachlässigt besetzt .

    Ich bin froh das wir da jetzt einen mit international angesehem Namen haben .

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  2. Was man für Spielertypen sucht, das liest sich sehr gut. Und das scheint auch genau so bis jetzt zu funktionieren. Gute Arbeit bis jetzt, weiter so. 🙂

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  3. Wo wir gerade bei Talent sind.
    Kann sich hier jemand noch an unser „riesen Talent“ Renat Dadashov errinnern?

    Riesen Aufschrei als Brauseball ih aus der Jugend bei uns geholt hat!
    Jetzt ist er bei RB aus dem Internat geflogen und kann sich einen neuen Verein suchen.
    Hat sich wohl mit dem Trainer angelegt und im Netz Videos gepostet wo er mit Geld
    um sich wirft!
    So ein schmaler Grad zwischen Talent und Bodenhaftung verlieren!

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  4. Da kann ich mir einen LV als backup wohl endgültig abschminken, wenn alle auf der faulen Haut in Dubai liegen 😉

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  5. @ Janilton
    Vllt sollte man ihn zurückholen? Er ist noch jung und Fehltritte sind verzeihlich zumal man jetzt dem noch entgegen wirken kann.
    Was Manga erzählt hat Hand und Fuß.
    Würde gern den Vergleich zu Legien lesen.
    Durch das Interview wird mir klar, warum wir so viele spanisch sprechende Spieler haben;-) War unter Stuttgart glaube ich nicht so stark ausgeprägt.

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