Zum Inhalt Zum Hauptmenü

Über 20 Jahre diente Peter Fischer der SGE als Präsident. Foto: IMAGO / Jan Huebner

Peter Fischer: „Es riecht nach Champions League“

Es gibt nicht viele Menschen, die so wie Peter Fischer den Verein Eintracht Frankfurt geprägt haben. Von 2000 bis 2024 war der heute 68-Jährige Präsident der SGE. Damit hat er einen großen Anteil an der Entwicklung und am Aufschwung seiner Eintracht. Als Fischer das Amt übernahm, zählte der Verein keine 5.000 Mitglieder, mittlerweile sind es über 140.000. Auch nach seinem Abtritt im Februar ist er dem Adler natürlich treu geblieben und fungiert weiterhin als Ehrenpräsident. Im Interview mit der Bild spricht der Unternehmer über den aktuellen sportlichen Erfolg bei der Eintracht, Erinnerungen mit den Kollegen und sein gesellschaftspolitisches Engagement.

„Sportlich liegen wir sicherlich ein Stück weit über unseren Erwartungen. Das muss man, glaube ich, schon so sagen“, beschreibt Peter Fischer die aktuelle Situation bei seiner SGE. „Aber wir haben eine sehr stabile, sehr willige, sehr solidarische Truppe. Wir spielen einen Fußball, den man sich nicht nur anschauen kann, sondern den man anfängt, richtig liebzuhaben“, schwärmt der 68-Jährige. „Und zwar nicht nur, wenn man Eintracht-Fan ist, in ganz Deutschland ist man vom Frankfurt-Fußball begeistert. Das höre ich in ganz vielen Gesprächen.“ Hier spielen natürlich auch die sofort eingeschlagenen Neuzugänge eine große Rolle. Besonders einer hatte es Fischer direkt angetan: „Die Auftritte von Theate haben mich begeistert, aber auch verwundert. Wir hatten in Pacho einen Verteidiger, da dachten wir alle, da kommt in Europa erst einmal gar keiner vorbei. Den kannst du eigentlich nicht ersetzen. Dann hat Theate zwei-, dreimal gespielt und wir haben alle auf der Tribüne gesagt: Moment mal, der ist ja mindestens genauso gut. Und auch aus der Kabine höre ich nur Gutes über die Neuen.“ Dazu hat er auch für zwei Senkrechtstarter nur lobende Worte übrig. „Wir haben da ein paar junge Profis, die hatte keiner auf dem Plan. Brown, Collins, das wird was“, freut sich Fischer und denkt gleichzeitig schon an die Zukunft. „Das wird auch ein dicker Gewinn, wenn wir die mal verkaufen müssen.“

Ein Erfolg mit vielen Faktoren

Spricht man über die Erfolgssträhne am Main, so kommt man an zwei Namen nicht vorbei. Bei Omar Marmoush und Hugo Ekitiké gehen auch Fischer die Superlative aus: „So ein Sturm-Duo gibt es in der Bundesliga relativ selten. Ich erinnere mich an Grafite und Dzeko bei Wolfsburg, als die unter Felix Magath 2009 Meister wurden“, erinnert sich der Ehrenpräsident. „Das war auch so ein außergewöhnliches Stürmer-Duo wie Marmoush und Ekitiké. In der Bundesliga reicht den beiden aber aktuell keiner das Wasser. Das ist fantastisch für alle Eintracht-Fans.“ Während viele von diesen Fans schon von großen Nächten träumen, bleibt Fischer aber eher vorsichtig: „Ich darf mich ja jetzt mehr aus dem Fenster lehnen, weil ich das mit meinen Freunden bei Eintracht ja auch offen bespreche. Es riecht verdammt nach Champions League. Und es fühlt sich irgendwie auch so an.“ Großen Anteil am aktuellen Erfolg hat die Arbeit von Sportvorstand Markus Krösche und Cheftrainer Dino Toppmöller. Zu beiden pflegt Fischer einen guten Kontakt. Angst, dass sie Frankfurt aufgrund des Aufschwungs schon bald wieder verlassen könnten hat er nicht. „Ich war mit Markus gerade essen. Habe auch privat guten Kontakt zu Dino. Mein Gefühl sagt mir, dass wir Dino und Markus derzeit nicht festbinden müssen. Wo soll es im Moment besser sein? Sie verdienen hier vernünftiges Geld, können zwar irgendwo auch mehr verdienen, aber ist das der Reiz?“, erklärt der 68-Jährige. „Sie können bei Eintracht frei arbeiten, haben gute Teams um sich rum und sie leben in der geilsten Stadt Deutschlands. Dazu hat Eintracht eine Wahnsinns-Fan-Basis, fast 150.000 Mitglieder. Vielleicht würden Sie den Lockrufen von Real oder Liverpool erliegen, aber ansonsten kann ich mir nicht vorstellen, dass Markus und Dino Abwanderungsgedanken haben.“

„Papa, das hast du gut gemacht“

Im Februar gab Peter Fischer nach über 20 Jahren sein Präsidenten-Amt an Mathias Beck ab. Auch nach neun Monaten steht er zu seiner Entscheidung: „Es ist wie eine Schwangerschaft. Es gibt pränatal und postnatal. Das merke ich auch bei mir. Aber so richtig fehlen, tut mir nichts, außer die Begegnungen auf dem Gang mit den Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich viele Jahre zusammengearbeitet habe“, erinnert sich der Unternehmer. „Die Gespräche am Espresso-Automaten, oder das gemeinsame Eis-Essen, wenn wieder jemand etwas vom Café Christina mitgebracht hat. Da habe ich so viele Erinnerungen im Kopf. Sprich: Die zwischenmenschlichen Begegnungen bleiben doch mehr hängen. Das sind die Dinge, die man vermisst. Mehr als die sportlichen Meilensteine, die wir erreicht haben.“ Der größte Erfolg in seiner Amtszeit war sicherlich der Europa-League-Sieg 2022. Für Fischer zählen allerdings ganz andere Dinge. „Im Sport habe ich ja keine persönlichen Spuren hinterlassen. Ich habe kein Tor geschossen oder bei Olympia Gold geholt. Viel wichtiger ist mir, dass mein gesellschaftspolitisches Engagement haften bleibt. Ich mache immer noch gerne viel in Kindergärten und Schulen, viele Veranstaltungen in der jüdischen Gemeinde. Auch beim Tag der Demokratie werde ich Hauptredner sein. Das sind die Sachen, da sehe ich mich.“ Dieses Engagement kommt auch gut in seiner Familie an und bescherte Peter Fischer einen besonderen persönlichen Moment. „Was ich bei Eintracht nicht geschafft habe, das ist mir jetzt gelungen. Denn mein kleiner Sohn hat mich nach einer meiner gesellschaftspolitischen Reden zuletzt mit großen Augen angeschaut und gesagt: Papa, das hast du gut gemacht. Da war ich unheimlich stolz.“

Weitere Artikel

Ein Kommentar

Fallback Avatar 1. frankfurter jung 21. November 24, 18:05 Uhr

It's a long way to run.
Aber schön, dass Fischer weiterhin so einen guten Riecher hat.

10

Du musst eingeloggt sein, um einen Kommentar zu schreiben.

Weitere Artikel