Wen setze ich heute auf die Bank? Niko Kovac hat Woche für Woche die Qual der Wahl und handlet den großen Kader meisterlich.

Im Kampf um Europa wird der breite Kader der Eintracht möglicherweise zum Faustpfand. Trainer Niko Kovac wird dabei immer mehr zum wahren Fußballlehrer, zum Pädagogen. Neben seinen taktischen Finessen und der Gabe, Spieler besser zu machen, ist das Zwischenmenschliche seine große Stärke. Abgeschriebene Spieler wie Danny Blum oder Taleb Tawatha bekommen plötzlich Spielanteile und zielgerichtete Rotation sorgt stets für frische und teils auch zufriedenere Spieler. Erhalten so schließlich fast alle Spieler Anteil am Erfolg.

Kovac schenkt Spielern Vertrauen – und die zahlen es im zurück

Etwas überraschend tauche Timothy Chandler im Kader gegen den 1. FSV Mainz 05 nicht auf. Der US-Amerikaner erhielt eine Verschnaufpause, ebenso wie Mittelstürmer Sebastién Haller, der 90 Minuten auf der Bank verbrachte. „Timmy hat es wirklich gut gemacht, aber man hat gemerkt, dass ihm nach hinten heraus die Körner gefehlt haben. Da habe ich ihm gesagt, pass auf, du bist nicht dabei. Das hat aber keine Auswirkungen.“ Nach der Länderspielpause wird der Außenverteidiger sicherlich wieder dabei sein. Gegen Mainz aber haben es andere gerichtet: „Ich habe so viel Vertrauen in meine Jungs – in Jetro und Taleb, dass sie das gut machen können.“ Willems tat dies von Beginn an, der Israeli wurde eingewechselt.

Vor allem der Niederländer zeigte, dass er die Denkpause genutzt hat, um an seinem Spiel zu arbeiten. Sein letzter Startelfeinsatz datiert von 16. Dezember beim Heimspiel gegen Schalke 04. „Was mir vor allem gefallen hat: Er war gradlinig, er hat geschossen, er ist mal durchgegangen. Sonst hat er immer aufgezogen. Das ist das, was ich ihm gesagt habe: Ich will keinen Zirkus, keine Verspieltheit.“ Konkrete Abschlüsse, Spielsituationen seien das Ziel gewesen. „Und das hat er sowohl offensiv als auch defensiv gut gemacht.“ Natürlich habe der Linksverteidiger in den letzten drei Monaten zu knabbern gehabt: „Natürlich ist Jetro ungeduldig. Jeder ist ungeduldig.“ Aber gerade dann gelte es, sich im Training anzubieten und nicht nachzulassen. Das ist genau das, was Niko Kovac sehen will und von seinen Mannen fordert: „Sie sehen letzten Endes, alle die Gas geben, sind dabei. Die, die mehr Gas geben, sind noch mehr dabei.“ Jeder starte in derselben Ausgangsposition: „Da machen wir keine Unterschiede, ob jemand klein, groß, dünn oder dick ist.“ Gut. Dick sei bei der Eintracht ohnehin keiner mehr, musste der 46-Jährige dann süffisant ergänzen.

Jeder Spieler ist wichtig – Innenverteidigung als Paradebeispiel

Die Kunst ist es, die Spieler bei Laune zu halten und keine Unruhe aufkommen zu lassen. Dem Kroaten kommt dabei seine Zeit beim Rekordmeister zu Gute: „Das habe ich als Spieler, gerade in München gelernt: man muss jeden dazu holen!“ Gerade beim derzeit so aufgeblähten Kader der Hessen eine wahre Crux: „Es ist nicht einfach. Immer wieder nicht. Ich habe 25 gesunde Feldspieler ohne Omar. Jeder braucht Anerkennung und möchte gern dabei sein.“ Das Trainerteam sei gefordert stets die richtigen Entscheidungen zu treffen und „die Mannschaft so auf Spannung zu halten, dass sie am Wochenende die maximale Leistung bringt.“

Besonders gut gelingt ihm das derzeit in der Hintermannschaft. „Ich habe vier gute Verteidiger, einer ist eigentlich immer gesetzt. Die anderen sind immer mal wieder dabei und mal nicht.“ David Abraham ist gesetzt, Makoto Hasebe agiert häufiger als letzter Mann. Dahinter streiten sich mit Marco Russ, Simon Falette und Carlos Salcedo drei etatmäßige Manndecker um einen, maximal zwei Plätze. Salcedo spielte zuletzt in Dortmund, Falette saß auf der Tribüne. Gegen Mainz war es umgekehrt. Eigentlich spricht man stets von einer eingespielten Hintermannschaft. Bei der Eintracht hat Kovac jedoch stets die Möglichkeit auf Gegner und Matchplan zu reagieren und die passenden Innenverteidiger zu stellen.

Fabián „kann mehr“ – Neues Ziel: sieben Endspiele in der Liga

Doch trotz allem Rotationserfolg fallen aktuell ein paar Spieler hinten runter, die noch weiter auf ihre Chance warten. Marc Stendera zum Beispiel und auch der zuletzt kritisierte Marco Fabián. Auch wenn Kovac betont, „dass es nicht viele gibt, die im Moment sagen können, dass sie nicht dabei sind. Brane oder Daichi vielleicht.“ Der schwedischer Stürmer und der japanische Mittelfeldmann durften zuletzt gegen Moskau im Test zwar ran, warten in der Liga aber seit geraumer Zeit auf Einsätze. Ersterer werde auch nicht mehr nach Schweden wechseln, machte Kovac unmissverständlich klar. Die Kritik an Spielmacher Fabián erneuerte er hingegen nochmals: „Ich erwarte von ihm einfach mehr, weil ich weiß, er kann mehr. Das habe ich ihm auch schon in mehreren Gesprächen gesagt.“ So oder so, seien alle Entscheidungen meist sehr knapp. Kovac spricht hier gar von „Fotofinishs“.

Es würde also nicht wundern, wenn auch Stendera und Fabián im Endspurt um die europäischen Plätze nochmal zum Zuge kommen würden. Denn abgeschrieben ist unter Niko Kovac so schnell niemand. Und der große Kader, der in anderen Vereinen schnell zur Belastung wird, scheint aktuell tatsächlich ein dickes Plus zu sein. „Ich versuche jedem die Minuten zu geben. Und ich hoffe, dass wir alle die nächsten zwei Wochen nutzen, um zu regenerieren und dann ins Finish starten zu können.“ Dann auch mit einer neuen Zielsetzung? „Es ist ja schon so, dass wir auch die Tabelle lesen können. Wir sind froh, dass wir da sind und wir sind auch zurecht da oben.“ Nachdem der 27. Spieltag gespielt ist und die Eintracht auf einem beachtlichen 4. Platz steht, lautet das Motto nun: „Wir werden jetzt jedes Spiel als Endspiel betrachten und wollen versuchen in den Sphären zu bleiben.“

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12 Kommentare

  1. Oh was sind das für herrliche Tage !
    Wir haben zwei Wochen vor uns, in denen wir trefflich ALLES hoch und runter diskutieren können und wir tun das auf Platz 4, nach dem 27.Spieltag der BL.
    Richtig ! Jedes Spiel als Endspiel begreifen, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
    Also dann, alle Analytiker nach vorn.
    Für mich heißt es jetzt erstmal freuen und genießen.
    Forza SGE !

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  2. Jeder Trainer hat Stärken und Schwächen. Ich halte es für eine wesentliche Stärke von Kovac, dass er im Vergleich zum vorherigen Spieltag meistens 1-2 Spieler austauscht. Dabei scheint er sich am Gegner und dem entsprechenden Spielplan genauso zu orientieren wie an der Belastungssteuerung seiner eigenen Spieler.
    Dadurch bleibt das Team eingespielt, (fast) jeder Spieler wichtig, gute Trainingsleistungen werden belohnt – das Level wird insgesamt hoch gehalten. Finde ich prima und richtig!

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  3. Gerade in der Innenverteidigung sollten wir für die neue Saison nachlegen.
    Hasebe und Abraham werden nicht jünger (Verletzungsanfällig). Russ ist schlicht weg zu langsam für obere Drittel der Bundesliga. Fallette ist zwar im Zweikampf gut aber leider auch total ungestüm und kann sich nach Fehlern nur noch mit gelben Karten helfen und sein Aufbauspiel ist immernoch miserabel. Habe immer Angst wenn Falette in der Start 11 steht. Also hier müssten wir nochmal nachlegen.

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  4. Off Topic:

    „Keine Rolle spielt weiterhin Omar Mascarell, der wegen einer mysteriösen Fußverletzung schon wochenlang passen musste. Kovac hat ihm zur Genesung vier Tage Heimaturlaub verschrieben: „Das ist besser, als im trüben Frankfurt zu sitzen.“ (FR-online)

    Man munkelt, dass es eventuell ein Haarriss im Mittelfuss sein könnte (ähnlich wie bei Manuel Neuer) – sehr dubios, die ganze Sache. Vielleicht hat das aber auch mit dem Rückkaufrecht von Real zu tun, damit diese die Lust an ihm verlieren? 😉

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  5. Andere Vereine kaufen auch ein wie die „Weltmeister“ und besitzen einen aufgeblähten Kader, der erst mal nachdenklich macht und offensichtlich einigen Spielern wenig bis keine Spielpraxis in Aussicht stellt.
    Und hier trennt sich die Spreu vom Weizen bzw. hier erkennt man das Trainer-Genie bei uns, denn Kovac betrachtet seinen Kader zunächst mal als Symbiose und Uhrwerk, in dem jedes Rädchen (jeder Spieler) in das andere greift.
    Kovac versucht jeden einzelnen Spieler mitzunehmen, ins Boot zu holen, besser zu machen und sein Selbstvertrauen zu wahren bzw. aufrechtzuerhalten oder wiederzugeben, wenn es mal nicht so gut lief.
    Genau das ist ein wesentliches Erfolgsmerkmal und dürfte Kovac deutlich von manch anderem Trainerkollegen unterscheiden, der ähnlich wie Veh (z.B.) auf eine gewisse „Stammauswahl“ setzt und andere Reservisten in aller Regelmäßigkeit vernachlässigt und unbeachtet lässt.
    Zufriedenheit, Teamgeist, Geschlossenheit und Selbstbewusstsein sind zum Glück auch heute noch Attribute, die ein wichtiger Baustein zum Erfolg sind. ForzaSGE…..lang bleibe Kovac!

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  6. @6: Absolut richtig!
    Bei Kovac gibt es keine „Lieblinge“ die sich automatisch aufstellen. Das ist ein Gefühl, das jeden im Team motiviert.
    Bestes Beispiel Willems & Gacinovic. Anfangs waren sie gesetzt, doch nachdem sie 2-3 Spiele nachgelassen hatten saßen sie draußen auf der Bank, weil andere (z.B. da Costa) gut gearbeitet hatten. Sie wissen aber auch, dass sie wieder drankommen, sollte sich beim ein oder anderen der Schlendrian einschleichen.
    Gegen diese „gerechte Art“ aufzustellen kann sich auch keiner ernsthaft beschweren.
    Geile Saison mit hoffentlich geilem Ausgang.

    PS: Wir sollten heuer den Pokal holen, ansonsten gibt es ein trauriges Jubiläum zu feiern: „30 Jahre ohne Titel!“

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  7. Wenn ich träumen darf, dann werden wir diese Saison …

    – in Leverkusen, München und Schalke Punkte holen,
    – und auch alle restlichen Heimspiele gewinnen,
    – um uns so für die CL qualifizieren,
    – und dann zu guter letzt den DFB-Pokal gewinnen.

    Wenn nicht, dann halt nicht. Auch gut … dann ist die Mannschaft halt noch nicht soweit gewesen, den Riesensprung vom Abstiegskandidaten zum absoluten Überflieger zu machen.
    Es würde daher meinem derzeitig großem Fanglück keinen Schaden zufügen, da ich mir sicher bin, dass der gute Weg von dieser Saison auch künftig weiter verfolgt wird.

    Rational betrachtet denke ich, dass die EL-Quali jetzt zu schaffen sein wird, auch wenn es noch zu vereinzelten Einbrüchen in den schwierigen Auswärtsspielen (und Heimspielen) kommen sollte. Die Verfolger aus dem Mittelfeld sind derzeit auch nicht so stark oder stabil, so dass ich weder Gladbach, Hoffenheim, Augsburg, Berlin noch Stuttgart eine beeindruckende alles umwälzende Siegesserie bis Saisonende zutraue.

    Forza SGE!

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  8. Bitte stellt den Kovac auf die Waage und gibt ihm für jedes Kilo nen fetten Sack Kohle damit er seine Vertragsverlängerung unterschreibt : )

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  9. Mein Plädoyer: Nicht hyperventilieren, megacool bleiben, keine Sprüche mehr klopfen: CL, EL, Europa, international etc. also die möglichen, aber noch gar nicht erreichten Endziele auf sämtliche erdenkliche Arten aus dem Kopf trainieren, stattdessen 150% auschließlich auf den nächsten Gegner präpariert und fokussiert sein. Und nach der obligatorischen Analyse nicht mehr die versemmelten Situationen, Tore, Spiele und Punkte ins Auge fassen und erinnern, sondern nur noch: die zahlreichen Erfolgsmomente und -erlebnisse. Der Traum kann verlässlich nur mit weiteren 12 Punkten erfüllt werden – und mit nochmal 3 Punkten vsl. ein historischer Erfolg, eine Sensation. Wieviele und welche Spiele wir dafür gewinnen müssen und welche wir nicht verlieren sollten, das dürfte während der kommenden Wochen das relevante Thema sein.
    Und bitte vorerst nicht, warum und weshalb die EL toller ist als die CL oder umgekehrt. Dazu ist Gelegenheit genug, wenn es soweit sein sollte.

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  10. Hallo zusammen bin das erste mal aktiv hier bei euch ,und von daher erst einmal grüße aus dem Sauerland

    @ Pot
    Ich Träume gerne mit dir, denke aber das es als erstes sehr wichtig sein wird in Bremen und danach zu Hause gegen Hoffenheim Punkte zu holen am besten natürlich jeweils drei
    Denn gegen die „großen“finde ich uns momentan eh super stark, denn auch Hoffenheim kann mal mit einem Sieg bei uns, uns noch sehr nah kommen und dann fängt das flattern an.
    Wir hoffen aber nur das beste und drücken unserer sge die Daumen
    Forza

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