Niko Kovac: „Vielleicht sollten wir mal die Eckfahne anvisieren …“

Über weite Strecken hat Eintracht Frankfurt bei der 0:1-Niederlage am Dienstagabend ein gutes Auswärtsspiel gegen den 1. FC Köln abgeliefert. Besonders in der ersten Halbzeit hatten die Hessen Übergewicht, doch es war wie so oft in den letzten Spielen, der Ball wollte einfach nicht über die Linie rollen. Bezeichnenderweise steht dafür die 26. Spielminute: Eine Ecke von Taleb Tawatha fand den Kopf von Ante Rebic, der die Kugel wuchtig gegen die Latte zimmerte. Im Gewühl kam der Kroate erneut an das Spielgerät, diesmal fand er seinen Meister aber in FC-Torwart Timo Horn, der den flachen Schuss ins lange Eck abwehren konnte. Somit war die Doppelchance, welche zugleich die beste Möglichkeit zum Führungstreffer sein sollte, dahin.

Seinen Offensivspieler wollte Kovac nach der Partie aufgrund der vergebenen Gelegenheiten aber nicht kritisieren: „Das hat Ante super gemacht, aber es steht nun mal auch ein Torhüter drin.“ In der der Tat hat Horn den Ball hervorragend pariert, also haderten die Frankfurter nach dem Spiel erneut mit der Chancenverwertung. Die Gastgeber aus dem Rheinland dagegen zeigten der Eintracht, wie es gehen kann. Mit dem ersten und einzigen richtigen Torschuss gelang dem Team von Trainer Peter Stöger der Siegtreffer zum 1:0.

Nach einem missratendem Abwehrversuch von David Abraham fiel der Ball Milos Jojic direkt vor die Füße. Er ließ sich nicht lange bitten, suchte den Abschluss, sodass die Kugel an dem einen oder anderen Frankfurter Bein vorbei flog und schließlich vom Innenpfosten ins Tor trudelte. Das Glück, was auf der einen Seite also fehlte, war bei der Szene in der 53. Minute dafür umso mehr im Spiel. Der Trainer kam bei seiner Analyse nicht darum herum, die Situation zum Führungstreffer der Domstädter mit der aus der 26. Minute zu vergleichen. Nach der Doppelchance von Rebic “hätte der Ball ja auch Haris Seferovic vor die Füße springen können, ist er aber nicht”, ärgerte sich Kovac. “Aber das ist halt so.”

Die Eintracht versuchte nach dem Rückstand, noch irgendwie am Ergebnis zu rütteln, richtig viel gelingen wollte ihr aber nicht mehr. Das lag auch daran, dass die Kölner in der zweiten Hälfte besser im Spiel waren, was auch der Trainer erkannt hat. „Wir haben daraufhin die Dreierkette aufgelöst und mit einer Viererkette gespielt. Das hat nicht so geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben“, musste der Kroate nach dem Spiel zugeben. „Wir hatten dann nicht mehr die Durchschlagskraft, das lag aber auch am FC, der in der zweiten Hälfte viel offensiver verteidigt hat“, erklärte Kovac weiter.

Doch vor allem die Abschlussschwäche machte dem Trainer zu schaffen. „Es ist schwierig, das alles zu erklären“, musste Kovac nach dem Spiel eingestehen und flüchtete sich in Sarkasmus. Also gab er seinen Spielern einen nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag mit auf den Weg, damit es mit dem Toreschießen in Zukunft vielleicht mal wieder klappen könnte: „Vielleicht sollten wir mal die Eckfahne anvisieren oder einfach mal einen anschießen.“ Schließlich wurde er aber doch noch ernst: „Es fehlt halt das Quäntchen Glück, aber wir werden weiter arbeiten und es so wieder finden.“

Kovac glaubt weiter an die Mannschaft

Der Coach war weit davon entfernt, auf seine Jungs draufzuhauen. Kovac ist sich zwar bewusst, dass seine Mannschaft an Erfolgen gemessen wird, „aber die Art und Weise wie wir spielen, ist in Ordnung.“ Lediglich der Torerfolg fehle, doch das Team habe sich gefangen und hat sich in den letzten Wochen “spielerisch mit jeder Partie gesteigert.“ Einen Vorwurf kann der Trainer seinen Schützlingen also nicht wirklich machen, auch eine gewisse Zufriedenheit könne er seinen Jungs nicht unterstellen: „Die Mannschaft ist weiterhin gewillt, gut zu spielen und zu gewinnen“, war sich der 45-Jährige sicher.

Dennoch sind für die Eintracht in den letzten acht Spielen nur magere vier Tore und zwei Punkte herausgesprungen. Das ist natürlich auch Kovac nicht entgangen, der sagt: „Die Mannschaft weiß um die Situation.“ Diese ist eine völlig andere als in der Hinrunde, in der die Eintracht mit Fortuna im Bunde die nötigen Tore erzielen und so mehr Punkte als erwartet auf ihr Konto schaufeln konnte. Dennoch gehe seine Mannschaft mit dem momentanen Abwärtstrend gut um, erklärte Kovac: „Ich bin der Meinung, dass die Jungs das gut machen. Sie sind weiterhin gut dabei und gut eingestellt.“ Sein Team sei nach wie vor „körperlich fit und setzt die Taktik über den Großteil des Spiels gut um“, erläuterte der Trainer.

In der Tat hätte die Eintracht gestern nicht als Verlierer vom Platz gehen müssen. Ein Punkt wäre mindestens verdient gewesen. Dafür spricht auch die Statistik des Spiels. Die Adlerträger hatten 11:5 Torschüsse, 64 Prozent Ballbesitz und haben 83 Prozent der Pässe an den Mann gebracht. Die Werte sprechen für die Eintracht, kaufen kann sich der Verein davon aber leider nichts, wenn das Ergebnis nicht stimmt.

Kovac bleibt sich treu

Ohne Punkte und Tore wird es natürlich nicht einfacher, das gesteckte Ziel von 40 Punkten voll zu machen. „Ich weiß, warum ich die ganze Zeit nur davon gesprochen habe, leider werde ich bestätigt. Mir war bewusst, dass während einer Saison viel passieren kann“, betonte Kovac. Die Eintracht sei nicht in der Lage, die Ausfälle aufgrund von Verletzungen und Sperren wie andere, finanziell liquidere Mannschaften aufzufangen und verwies auf die gerade einmal 2,5 Millionen Euro, die die Eintracht im Sommer ausgegeben habe. Also wandert der Blick wieder in die unteren Gefilde der Tabelle, anstatt verträumt Richtung Europa zu schielen.

Das geht auch Kovac so, der sich treu bleibt, wie so oft von Bescheidenheit und Demut spricht, und schließlich sagt: „Ich bleibe dabei: Wir haben uns den siebten Tabellenplatz zwar erarbeitet, es geht aber darum, die 40 Punkte voll zu machen. Alles andere hat mich nie interessiert.“ Die nächste Möglichkeit, das anvisierte Ziel zu erreichen, hat die Eintracht am Freitagabend im Waldstadion gegen den SV Werder Bremen, dessen Trend nach dem 3:0 gegen Schalke 04 weiter nach oben zeigt.

„Wir müssen weiter daran glauben und im Training arbeiten“, fordert der Trainer von seinen Mannen und führt weiter aus: „Ich denke, wir sind fußballerisch auf einem guten Weg, nur die Ergebnisse sprechen nicht für uns.“ Doch trotz dieser Ergebniskrise verliert Kovac weder den Mut noch den Glauben an seine Mannschaft und sagt: „Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir im nächsten Spiel am Freitag wieder eine gute Leistung abliefern werden.“

Noch bis Donnerstagabend um 18:00 Uhr könnt ihr die Leistung der Mannschaft hier benoten.