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„Man darf sich nicht verstellen“

In der heutigen Ausgabe der Frankfurter Rundschau ist das folgende Interview mit Pirmin Schwegler veröffentlicht, welches Ingo Durstewitz mit dem Kapitän der Frankfurter Eintracht führte.

Frankfurter Rundschau: Herr Schwegler, ist Ihre Enttäuschung mittlerweile verflogen, in der vergangenen Woche nicht in die Schweizer Nationalmannschaft berufen worden zu sein?

Pirmin Schwegler: Das ist abgehakt. Natürlich wäre ich gerne dabei gewesen, aber der Trainer hat anders entschieden. Das muss ich respektieren.

Frankfurter Rundschau: Hat Ottmar Hitzfeld das Gespräch mit Ihnen gesucht und Ihnen eine Begründung gegeben?

Pirmin Schwegler: Nein. Eine Vorahnung hatte ich aber schon. Ich habe es kommen sehen. Es ist der Tatsache geschuldet, dass es jetzt zweite Liga ist. Da war mir fast klar, dass es mich persönlich trifft.

Frankfurter Rundschau: Aber, mit Verlaub, in der deutschen Zweiten Bundesliga wird ja auch kein ganz schlechter Ball gespielt. Sie sind zudem Kapitän.

Pirmin Schwegler: Aber die Außenwirkung ist doch eine ganz andere.

Frankfurter Rundschau: Bereuen Sie es jetzt, dass Sie geblieben sind?

Pirmin Schwegler: Nein, das nicht. Natürlich macht man sich Gedanken, aber das habe ich schon vorher gemacht. Als ich mich entschieden habe, die anderen Angebote nicht anzunehmen und in Frankfurt zu bleiben, konnte ich ja ahnen, dass das so kommt. Deshalb ist für mich die Situation nach der Nichtberücksichtigung nicht anders. Und man muss ja auch mal sehen: Es ist bestimmt nicht mein letztes Jahr als Fußballer.

Frankfurter Rundschau: Ist das dennoch frustrierend oder demotivierend?

Pirmin Schwegler: Nein. Ich habe ja schon vor der letzten Partie in Braunschweig gewusst, dass ich nicht nominiert werden, und meine Leistung im Spiel war dann doch nicht so schlecht. Ich habe ja, wie gesagt, noch einige Jahre vor mir. Mir gibt die Nichtberücksichtigung eine zusätzliche Motivation, wieder zurückzukommen.

Frankfurter Rundschau: Sie sind in Frankfurt jetzt Kapitän. Ist das eine Bürde oder ebenfalls ein Ansporn?

Pirmin Schwegler: Für mich ist es ein Ansporn. Ich versuche, das Amt mit Leben zu füllen, für jeden Spieler da zu sein. Ich habe darauf eingewirkt, Oka Nikolov mit ins Boot zu nehmen. Ich wollte ihn unbedingt im Mannschaftsrat dabei haben, in den letzten Jahren wollte er ja nicht. Jetzt konnte ich ihn überzeugen. Das war mir sehr wichtig, denn Oka ist die Person, die für den Verein steht. Er genießt eine hohe Akzeptanz in der Mannschaft und ist total anerkannt.

Frankfurter Rundschau: Wie interpretieren Sie ihre Aufgabe als Kapitän?

Pirmin Schwegler: Ich versuche vor allem, positiv zu sein. Natürlich organisieren wir auch mal einen Mannschaftsabend, natürlich spreche ich mit den Spielern, so wie der Trainer auch. Armin Veh macht das sehr gut, er gibt jedem das Gefühl, wichtig zu sein und gebraucht zu werden. Das ist enorm wichtig.

Frankfurter Rundschau: Haben Sie aus der schlimmen Rückrunde Lehren gezogen?

Pirmin Schwegler: Ich habe vor allen Dingen gelernt, dass man sich nicht verstellen darf. Man muss sich immer treu bleiben – egal, was von außen auf einen einstürzt. Man darf sich nicht beeinflussen lassen, sondern muss seine Sache so machen, wie man es für richtig hält. Man kann es nicht jedem recht machen, deshalb sollte man es gar nicht versuchen.

Frankfurter Rundschau: Das klappt bisher ganz gut, in Braunschweig etwa sah das schon sehr gut aus. Wie stark ist die Eintracht wirklich?

Pirmin Schwegler: Ich hoffe, dass wir in Braunschweig unser wahres Gesicht gezeigt haben. Das Spiel war schon ein Gradmesser. Und natürlich spielte uns auch einiges in die Karten, das frühe Tor und dann auch das Gefühl, übermächtig zu sein. So ein Spiel muss jedem Mut, Kraft und Glauben geben. Auch wenn wir nicht immer so auftreten werden. Das muss auch jedem klar sein.

Frankfurter Rundschau: Sie haben ja direkt nach dem Spiel schon gewarnt.

Pirmin Schwegler: Nein, ich habe nicht gewarnt. Mich stört einfach diese Schwarz-Weiß-Malerei. Vor dem Spiel in Braunschweig war alles schlecht, jetzt ist alles rosarot. Das kann doch nicht sein. Wir tun gut daran, das als Etappe zu sehen.

Frankfurter Rundschau: Wie steht es um einen neuen Mannschafts-Geist? Ist die Rückrunde aus den Köpfen verbannt?

Pirmin Schwegler: Das ist ein Prozess, der noch läuft. So eine Misserfolgsserie geht an keinem spurlos vorbei. Aber wichtig ist: Man muss immer an sich glauben, auch wenn von außen vieles auf einen einprasselt. Deshalb sollte man auch jetzt, nach dem einen sehr guten Spiel, nicht alles in Superlativen sehen. Wir sind dabei, einen Geist zu entwickeln. Denn nur ein guter Geist wird dich durch die Saison tragen und dir zum Aufstieg verhelfen. Sonst wird es nicht klappen.

Frankfurter Rundschau: Und nun muss die Eintracht wieder zu Hause antreten, da gab es erst einen Sieg in diesem Jahr. Hat die Mannschaft schon Angst vor der Partie gegen Düsseldorf?

Pirmin Schwegler: Nein, Quatsch. Wir brauchen, das sagte ich schon mal, einfach Siege. Und die können nur wir als Mannschaft einfahren. Es liegt nur an uns, wir können es jetzt selbst ändern. Das ist unsere Aufgabe, wir müssen den Stimmungsumschwung schaffen. Dann wird das Stadion auch zur Festung. Generell gilt: Wir dürfen uns nicht mehr so leicht aus der Bahn werfen lassen. Es wird Rückschläge geben, die müssen wir einstecken, wir dürfen aber nicht umfallen. Wir dürfen uns von Eindrücken von außen nicht beeinflussen lassen. Wir müssen unser Ding durchziehen. Wir sind jetzt Favorit in jedem Spiel, das ist eine andere Ausgangslage. Die Gegner kommen her, wollen nicht verlieren und sind froh, wenn sie gut aussehen. Das müssen wir annehmen. Wir müssen unser Spiel durchziehen.

Frankfurter Rundschau: Haben Sie gemerkt, dass sich für Sie persönlich etwas verändert der zweiten Liga?

Pirmin Schwegler: Ich spiele einfach das Spiel, das mich stark macht. Darauf besinne ich mich wieder. Im letzten Jahr war es sicherlich so, dass ich mich verstellen wollte. Ich wollte eher ein Kampfspiel präsentieren, aber das bin ich nicht, das ist nicht meine Stärke. Ich bin einer, der Fußball spielt, der das Spiel lenken und dirigieren will. Ich komme über die fußballerische Schiene, das macht mich stark.

Frankfurter Rundschau: Und dann passieren auch solche Ballverluste wie der gegen Braunschweig?

Pirmin Schwegler: Ja, das wird in meinem Spiel immer vorkommen, damit muss man rechnen. Damit kann ich aber besser leben, als wenn ich kaum Bälle und wenig Einfluss habe und das Spiel an mir vorbei läuft.

Interview: Ingo Durstewitz

3 Kommentare

Fallback Avatar 1. Lokdall 15. August 11, 09:15 Uhr

Dann lass auf deine Worte auch Taten folgen, wenn du wieder fit bist. Die Leaderqualitäten hast du bisher leider recht selten angedeutet...

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Fallback Avatar 2. eldelabeha 15. August 11, 12:42 Uhr

also ich muss schon sagen, dass ich mich ein bisschen wundere.

er hat zwar mal gesagt, dass verträge da sind, um erfüllt zu werden, aber ich hatte immer das gefühl, dass er gegangen wär, wenn der verein ihmdie freigabe gegeben hätte.
also, dass er sich für die sge und gegen die anderen angebote entschieden hat - naja...

und dass er nicht mehr in der nati ist, wegen liga 2 kann man auch nicht so sagen. sicherlich spielt das auch mit ein, aber wenn er in der rr selbst herausgestochen wäre und sein niveau gehalten hätte, wäre er auch in der nati, wenn wir trotzdem abgestiegen wären.

ansonste hab ich bei ihm als kapitän inzwischen ein besseres gefühl, als am anfang. ich denke er macht das recht besonnen und ich hoffe, dass ihn diese verantwortung vlt doch noch dazu veranlasst nochmal zu velängern.

OT: hübner meinte in hr1 sowas wie, dass die personalplanungen abgeschlossen sind, es nur noch einen stoßstürmer geben würde, falls man noch einen spieler abgeben könne.
heißt das jetzt, dass man die drei mio. erstmal nicht einsparen will, sondern versuchen über den pokal reinzubekommen?
oder notfalls in der winterpause?
oder wird darauf gar komplett verzichtet?
ich muss gestehen, ich bin verwirrt.

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Fallback Avatar 3. SGErules 15. August 11, 13:29 Uhr

@ eldelabeha

Naja, erstens weiß man ja nicht, ob die kolportierten 3 Mio so überhaupt stimmen. Und man weiß auch nicht, ob die Kalkulation (mit welchem Einsparbetrag sie auch endet) vor oder nach dem Lauternlos war.

Klar ist, dass wir in Vorlage gegangen sind in der Etatplanung. Das hat BH bestätigt und auch, dass der AR das explizit genehmigt hat, aber unter der Auflage, dass später in der Saison (entweder noch bis Ende August oder im Winter der Ausgleich vorgenommen wird.

Ich sehe da keine Eile geboten. Wer weiß, wie sich personalle Dinge entwickeln bei bspw Schorsch, Gekas und auch bei schwegler, der ja bis Ende Auguts auch noch interessant für einige Erstligisten in Not sein kann. Wenn da ein "unmoralisches Angebot" kommt, dann kann auch AV u. U. nicht mehr ganz stur auf seinem Veto bestehen.

Ich hab das Gefühl, dass man den Stoßstürmer noch auf jeden Fall geholt hätte, wenn sich jetzt nicht bei Gekas leichte Hoffnungen einer Wandlung eingestellt hätten. Sollte sich das bei Fanis fortsetzen, denke ich, dass wir durchaus mit der Truppe jetzt endgültig in den Krieg ziehen und für personelle Veränderungen bliebe dann noch die Winterpause.

Zu dem Zeitpunkt weiß man dann auch, was sich in Sachen Pokal ergeben hat, sprich ob ein weiterer großer Zahltag folgt oder nicht. Und auch die Entwciklung des Zuschauerschnitts kann ja noch ein bisschen was bewegen.

Heute freu ich mich erstmal auf ne volle und stimmungsgewaltige Bude. Auch auf den Fortuna-Mob freu ich mich, wird nicht soviele Auswärtskurben diese Saison hier geben, die ordentlich gegenpowern können.

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