Tat sich schwer, die 2:4-Niederlage in Mainz zu erklären: Eintracht-Trainer Niko Kovac.

Bis zur 60. Minute hat Eintracht Frankfurt eine passable Auswärtspartie gegen den FSV Mainz 05 abgeliefert und war am 33. Spieltag eigentlich schon auf der Siegerstraße. Kurz vor dem Halbzeitpfiff gelang Branimir Hrgota nach einem Zuspiel von Aymen Barkok der Treffer zur 1:0-Führung (42. Spielminute). Noch besser sah es aus, als Haris Seferovic kurz nach der Pause im Gewühl angeschossen wurde und der Ball von seiner Hand glücklich, aber – durch die kurze Entfernung und nicht vorhandene aktive Bewegung seitens des Schweizers zum Spielgerät – regulär zum 2:0 ins Tor sprang (50.).

Bis dahin lief eigentlich alles für die Eintracht. Die Mannschaft schien im Rhein-Main-Duell mit Fortuna im Bunde zu sein. Durch die bis dahin an den Tag gelegte Effektivität der SGE, waren die Mainzer zu diesem Zeitpunkt der Partie schon fast vor dem Knockout und der zweiten Liga näher als der ersten. Doch das Team um Trainer Martin Schmidt rappelte sich noch einmal auf, also kam am Ende alles ganz anders. Mainz hat die Klasse so gut wie gehalten, die Eintracht dagegen stand abermals mit leeren Händen da und bleibt das schlechteste Team der Rückrunde.

An den Stürmern lag es nicht

An den Stürmern habe das nicht gelegen, sagte Trainer Niko Kovac nach dem Spiel, der sich in dieser Partie für die Variante mit zwei Akteuren an vorderster Front entschied. „Wir mussten schauen, was wir zur Verfügung haben. Bei uns stellt sich die Mannschaft im Moment von selbst auf“, rechtfertigte der Coach die Aufstellung. Letztendlich entscheide sich die Spieltaktik aus den zur Verfügung stehenden Spielern, „deswegen haben wir in erster Linie auf uns geschaut und nicht auf den Gegner“, erläuterte er weiter. Zugleich seien aber auch die guten Trainingsleistungen von Hrgota und Seferovic ein Argument für einen Startelf-Einsatz der Stürmer gewesen.

„Die beiden haben jeweils ein Tor gemacht. Ich glaube, sie haben vorne gekämpft, sich Duelle geliefert und alles für die Mannschaft gegeben“, beurteilte er die Leistung der Torschützen. Dabei hatten die Stürmer in den Augen des Trainers keinen leichten Stand im Spiel, denn „wenn man zu wenig Unterstützung aus der zweiten Reihe bekommt, beziehungsweise die zweiten Bälle verliert, dann ist es schwierig, konstruktiv nach vorne zu spielen“, schilderte Kovac seine Eindrücke vom Offensivspiel der Eintracht.

Nichtsdestotrotz hätte Seferovic noch eine Möglichkeit nutzen müssen, bemängelte der Kroate und sprach damit eine Gelegenheit des Eidgenossen aus der ersten Halbzeit an. „Jhon Cordoba hat dagegen so eine ähnliche Chance genutzt“, verglich der Trainer noch im gleichen Atemzug Seferovics Möglichkeit aus der 11. Minute mit Cordobas Kaltschnäuzigkeit aus der 60. Minute zum Anschlusstreffer der Mainzer, der aus einer Abseitsposition hervorging.

Mainz im Rausch

Diese Szene war zugleich der Knackpunkt der Niederlage. Irreguläres Tor hin oder her, was danach passierte, ist eigentlich so gut wie unerklärlich. Kovac versuchte es dennoch mit folgenden Worten: „In der Bundesliga werden einfache Fehler bestraft. Die müssen wir abstellen. Wenn wir das nicht schaffen, dann wird es gegen jeden Gegner schwer, auch gegen Mainz 05.“ Das wurde von den Rheinhessen eindrucksvoll bewiesen.

Diese spielten sich in der letzten halben Stunde in einen kleinen Rausch, sodass es für die Eintracht noch drei weitere Gegentreffer bis zum Abpfiff durch Schiedsrichter Marco Fritz hageln sollte. Also legte Stefan Bell nur zwei Minuten nach dem 1:2 aus Sicht der Mainzer per Kopf nach, was in der 76. Minute auch Yoshinori Mutu gelang. Den Schlusspunkt setzte Pablo De Blasis (90.+3) per Foulelfmeter, den Michael Hector verursachte. Endstand: 2:4.

Die zweiten Bälle seien in dieser Phase des Spiels alle an die Mainzer gegangen, sagte Kovac und führte weiter aus: „Dadurch kam eine Welle nach der anderen auf uns zugerollt – gerade nach der 60. Minute.“ Stoppen konnte sie keiner. Kovac wollte das Ganze auch gar nicht schönreden, so habe seine Mannschaft in dieser Saison zwar schon gute Spiele abgeliefert, „im Moment ist es aber weniger gut.“

Barkok im Tief

Befindet sich derzeit in einem Leistungstief: Der junge Aymen Barkok.

Einer, der das Debakel in Mainz auch nicht zu verhindern wusste, war der junge Aymen Barkok. Seine vielen leichten Ballverluste waren ziemlich nachlässig, auch wenn dies zu keinem der vier Gegentore führen sollte. Ihm gelang aber auch die Vorbereitung zur zwischenzeitlichen 1:0-Führung, was bereits seine vierte Torbeteiligung in dieser Saison war, das sollte nicht vergessen werden. Im Moment befindet sich Barkok nach seinem furiosen Bundesligastart aber in einem kleinen Loch. Das ist durchaus nicht ungewöhnlich für einen Spieler in seinem Alter. Dennoch: Seine Lockerheit, die ihn in seinen ersten Spielen noch auszeichnete, ist in der Rückrunde völlig verloren gegangen – ein Sinnbild der Eintracht.

Der Trainer wollte den Deutsch-Marokkaner trotzdem nicht opfern. Das ist verständlich, denn eigentlich kann der Junge Fußball spielen, und das sogar recht gut. Das weiß natürlich auch Kovac. Barkok habe in seinen Augen eine gewisse Technik und sei dadurch in der Lage, gute Sachen mit dem Ball anzustellen. Außerdem würden im Moment auch so ein bisschen die Alternativen fehlen: „Wenn man sich unsere Bank angeschaut hat, dann sieht man, dass nicht so viele Lösungen da waren. Ihn früher vom Feld zu nehmen, war fast nicht möglich.“

Also hoffte Kovac auf die Wende in Barkoks Spiel, anstatt über ihn den Stab zu brechen: „Letzten Endes versucht man auch, dem Spieler die Möglichkeit zu geben, dass es besser wird und er vielleicht eine Bewegung macht oder einen Spielzug einleitet, was ihn dann wieder nach vorne bringt.“ Das habe aber nicht so geklappt, wie es sich der Coach erhofft hatte, also musste Barkok schließlich doch noch vom Platz und wurde in der 69. Minute erlöst. Kovac nahm ihn jedoch zu Recht in Schutz: „Der Junge ist erst 18 Jahre alt, ich glaube, da sollte man ein wenig Verständnis haben.“

Zehnte Gelbe Karte für Rebic

Weniger Verständnis hatte Kovac indes für die zehnte Gelbe Karte gegen Ante Rebic, der in der 79. Minute eingewechselt wurde und nur fünf Minuten später verwarnt wurde. Somit wird der Offensivspieler im Saisonfinale gegen RB Leipzig wegen einer Gelbsperre fehlen. Der 45-jährige Trainer wunderte sich einmal mehr, „dass überhaupt keine Aggressivität erlaubt ist“ und sagte weiter: „Es macht den Anschein, als dürfe man seinen Gegenspieler nicht mehr mit Tempo anlaufen.“

Kovac war aber weit davon entfernt, die Schuld für die Niederlage beim Schiedsrichter zu suchen, zudem nahm er auch den Linienrichter in Schutz, der das Abseits beim Anschlusstreffer durch Cordoba übersehen hatte. Dennoch gab er Rebic noch einen – natürlich nicht ganz ernst gemeinten – Ratschlag mit auf den Weg, damit dieser in Zukunft womöglich weniger verdächtig wirkt: „Vielleicht sollte er beim Anlaufen des Gegners traben oder gehen, damit es nicht mehr ganz so aggressiv ausschaut.“

Berlin im Kopf, Leipzig vor der Brust

Der kommende Gegner aus Leipzig dürfte aber weniger im Spazierengehen geschlagen werden. Berlin sei sicherlich schon in den Köpfen drin, gab Kovac zu. Allzu lang wollte er sich jedoch nicht mit dem Pokalfinale beschäftigen, also machte er gleich danach klar: „Aber wir müssen erst einmal noch Bundesliga spielen.“ Mit den Sachsen, die am Samstag in einem Spektakel gegen Bayern mit 4:5 den Kürzeren zogen, wartet am letzten Spieltag der Saison noch einmal ein richtig harter Brocken auf die Kovac-Truppe. Also will die Eintracht zunächst mit voller Konzentration in dieses Spiel gehen, bevor sie sich mit dem Finale gegen Borussia Dortmund befasst.

Leipzig sei ein Top-Gegner, der alle Kapazitäten habe, um oben mitzuspielen, weiß der Übungsleiter über die Mannschaft aus dem Osten der Republik zu berichten. „Sollten wir da so viele leichte Fehler machen, wie wir es heute – gerade nach der 60. Minute – gemacht haben, dann wird es sehr, sehr schwierig werden, gegen Leipzig zu bestehen“, ist Kovac sich der bevorstehenden und zugleich letzten Herausforderung dieser Bundesliga-Saison bewusst, um seinen Blick dann doch noch auf das mit Spannung erwartete Pokalfinale zu richten: „Über Dortmund müssen wir dann auch nicht reden, das ist dieselbe Kategorie.“

Die Leistung der Eintracht-Spieler könnt ihr wie gewohnt hier bewerten.

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3 Kommentare

  1. Bitte keinen Pyrrhussieg gg Leipzig anstreben, Blick auf Tabelle und Spielplan zeigen, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Verbesserung mehr geben wird. Die BL fair zu Ende spielen, ohne jegliches Risiko. Also, Koerner sparen, Verletzungen vermeiden und
    erforderlicherweise manchem Spieler eine Erholungspause geben. Fast alle Spieler sind am Limit. Es waere kein Nachteil gewesen, mit einem Erfolgserlebnis aus den letzten beiden Spielen ins Finale zu gehen, aber das ist jetzt passe. Jetzt gilt nur noch die Konzentration auf das eine wichtige Spiel und das Hoffen auf ein Fussballmaerchen. Traue Kovac und Co. zu, dass diese das Team nochmals pushen koennen, auch wenn BVB klarer Favorit ist.

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  2. Das die Teamführung um Kovac das Team nochmals pushen können, daran habe ich überhaupt keine Zweifel. Ob das Team es umsetzen wird und kann ist die andere Seite. Ich persönlich habe den Glauben verloren nach dieser RR das wir den BVB niederringen. Wovor und vor wem sollen den der BVB bei uns Angst haben?! Wir schaffen es ja nichteinmal eine 2:0 Führung gegen Mainz nach Hause zu bringen.
    Der BVB ist da nochmal eine ganz andere Hausnummer.

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  3. @babenhaeuseradler:
    Es waere kein Nachteil gewesen, mit einem Erfolgserlebnis aus den letzten beiden Spielen ins Finale zu gehen, aber das ist jetzt passe……

    Es wäre sogar immens wichtig gewesen, mit einem Erfolgserlebnis aus den letzten beiden Spielen ins Finale zu gehen, aber das ist jetzt passe und unsere Rolle in Berlin bekommt immer deutlichere Züge. Schade eigentlich….ich könnte k….en

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