Adi Hütter hält große Stücke auf Martin Hinteregger. (Bild: Rhode)

Es war eine ereignisreiche Bundesliga-Saison 2019/2020, die hinter den Bundesligisten liegt. Vor allem aufgrund der Corona-Pandemie und der langen Pause im Frühjahr und den anschließenden Geisterspielen wird sie in die Geschichtsbücher eingehen. Traditionell ist nach einer solchen Spielzeit die Zeit der Rückblicke auf eben jene Spielzeit und der Ausblicke auf die kommenden.

Auch Eintracht-Coach Adi Hütter hat sich im „Kicker“ anhand von elf Thesen, die er bekam, an die vergangenen rund 11 Monate zurückerinnert. Dabei betonte der Coach, dass die SGE gegen die vermeintlich Kleinen der Liga zu viele Punkte haben liegen lassen. „Gegen wen du schlussendlich die Punkte machst, ist zwar egal. Aber in dieser Saison kann man sagen: Ja, wir haben zu viele Punkte liegen gelassen. Gegen die Großen holten wir mehr Punkte als erwartet“, so der Österreicher. Dies sei ein Unterschied zur Saison davor gewesen, wo die Hessen zwar gegen die Topteams weniger punkteten, dafür aber die vermeintlich Schwächeren schlugen. Auch aufgrund dieser Punktverluste rutschte die Eintracht vor Weihnachten weit in der Tabelle ab und konnte in der Liga zwischenzeitlich sieben Partien lang keinen Sieg einfahren. In dieser Phase sei es aufgrund der vielen Spiele in Europa League, Bundesliga und DFB-Pokal zwar schwieriger gewesen die Fehler auf dem Trainingsplatz zu beheben, er sei aber nie in Panik verfallen: „Es ist schwieriger, Fehler auf dem Trainingsplatz auszumerzen. Die Zeit ist nicht gegeben und du musst viel über Theorie arbeiten. Hilf- und ratlos bin ich als Trainer nie.“

Corona-Pause zur rechten Zeit? 

Nach der Winterpause kam die SGE gut aus den Startlöchern, anschließend bremste aber die Corona-Pause die ganze Liga von Mitte März an zwei Monate komplett aus. Für die Hessen sei diese Pause aber gar nicht so schlecht gewesen und habe der Mannschaft vor allem zum Ende der Spielzeit Frische gebracht, gab Hütter zu: „Man sieht, dass die Mannschaft hinten heraus Power und Punch hatte. Wir sind mit der Corona-Pause sehr gut umgegangen, physisch konnten wir das Niveau halten. Andere Klubs schafften das nicht.“ Ein Spieler, dem die Pause besonders gut getan hat, war André Silva. Der Portugiese blühte nach dem Break regelrecht auf und erzielte acht Tore in zehn Spielen. Auf die These „André Silva schießt kommende Saison 20 Tore“ angesprochen, musste Hütter daher schmunzeln, betonte aber, dass er es seinem Angreifer zutraue: „Er hat das Potenzial dazu, wenn eine Saison perfekt läuft, er von schwerwiegenden Verletzungen verschont bleibt und seinen jüngsten Lauf fortsetzt. Das ist möglich – und wäre natürlich sensationell.“ Während Silva viele Lobeshymnen abbekam, wurde sein Sturmpartner Bas Dost häufig kritisiert. Hütter nahm den Niederländer hier allerdings in Schutz: „Er muss es schaffen fit zu bleiben. Was ihm möglicherweise zugute kommt, ist, dass es nicht mehr so viele englische Wochen geben wird. Wenn er Woche für Woche spielt, ist es für ihn einfacher. Aber sein Zenit ist nicht überschritten.“

Beständiger Kostic

Während André Silva also nach der Pause zur Hochform auflief, war Filip Kostic das ganze Jahr über absoluter Leistungsträger bei den Hessen. In 50 Saisonspielen erzielte der Serbe 12 Tore und bereitete weitere 18 Treffer vor. Die These „Eintracht Frankfurt ist zu abhängig von Filip Kostic“ konnte der Coach nicht beantworten und lieferte in der Beständigkeit des Flügelspielers auch die Begründung: „Das wissen wir eigentlich nicht, weil er nie länger ausgefallen ist. Nur dann ließe sich das mit Fakten belegen – oder eben nicht. Ich würde es so sagen: Filip ist ein unglaublich wichtiger Spieler, der in zwei Jahren gezeigt hat, wie wertvoll er für Eintracht Frankfurt ist.“

„Hinteregger ist eine Maschine“

Während Kostic und Silva in der Offensive herausstachen, war dies in der Abwehr Martin Hinteregger – auch, weil er als Innenverteidiger in der Bundesliga acht Tore erzielte. Der Coach betonte, dass er seinen Landsmann als unterschätzt ansieht und dieser auch gut in der Champions League aufgehoben wäre: „Er zählt in Europa zu den besten Torschützen unter den Verteidigern. Aufgrund seines Alters (27, d. Red.) und seiner Spiele verfügt er über unglaublich viel Routine. Martin ist ein richtig guter Verteidiger, der 100-prozentig in der Champions
League spielen könnte, weil er ein kompletter Spieler ist.“  Und schon in Stimmung, gab es zugleich weitere Lobeshymnen für den 27-Jährigen,d er seine erste komplette Spielzeit für die SGE absolvierte: „Wenn er topfit ist, ist er eine Maschine. Er hat alles und ist auch fußballerisch gut, in dieser Hinsicht sehen ihn die Leute teilweise komplett falsch. Natürlich haut er mal einen Ball nach vorne, aber wie er mit dem linken Fuß schon Bälle durchgesteckt hat, ist eine Augenweide. Das sehen die meisten gar nicht.“

Ein großer Kritikpunkt, der die Frankfurter Eintracht in den letzten Jahren immer wieder heimsucht, ist, dass kaum Talente den Sprung in die Profimannschaft der Hessen schaffen. Auch hier bezog Hütter Stellung: „Sahverdi Cetin machte eine gute Entwicklung, hatte aber keine Möglichkeit, am Wochenende zu spielen, da es keine zweite Mannschaft gibt. Es ist ein großer Nachteil, wenn Talente älter werden und nicht mehr bei den A-Junioren spielen dürfen. Deswegen gibt es auch weniger Entwicklung.“ Daher habe man viele junge Spieler – ganz nach dem Prinzip, das bei Daichi Kamada so wunderbar funktionierte – ausgeliehen und hoffe nun auf eine Entwicklung: „Bei Dejan Joveljic reichte es noch nicht ganz, deshalb liehen wir ihn aus. Das Problem ist, dass er wegen Corona in Belgien weniger Spiele machte als geplant. Evan Ndicka spielte vielleicht eine nicht ganz so gute Saison wie im Jahr zuvor, trotzdem machte er hinten heraus gute Spiele. Tuta haben wir ausgeliehen, schauen wir mal, was der macht, wenn er zurückkommt. Natürlich wollen wir immer auch junge Spieler einbauen, aber sie müssen es sich verdienen.“

Auch in der kommenden Spielzeit SGE-Trainer

Die jungen, zurückgekehrten Spieler haben also auch in der kommenden Saison die Möglichkeit, sich zu beweisen, wie es beispielsweise Daichi Kamada oder Evan N’dicka gemacht haben. Für den Coach steht derzeit auch fest, dass dann auch Adi Hütter auf der Bank sitzen wird, nachdem in den letzten Wochen immer wieder Gerüchte über eine mögliche Vertragsverlängerung auftauchten und auch bestätigt wurden: „Mir liegt kein Angebot vor, deshalb mache ich mir darüber keine Gedanken. Fakt ist, dass ich noch einen Vertrag habe. Deswegen gehe ich zu 100 Prozent davon aus, dass ich hier sein werde.“ Dabei sei es ihm auch nicht am Wichtigsten, dass er jedes Jahr international spiele, sondern dass sein Klub ein klares Ziel verfolge: Vielmehr ist mir wichtig, welche Ziele ein Verein hat, wohin er will. Es muss mir Spaß machen, und in Frankfurt zu sein, macht mir Spaß. Der internationale Wettbewerb ist kein Kriterium, mir geht es darum, etwas zu entwickeln. Wichtig ist, wie die strategische Ausrichtung der nächsten zwei, drei Jahre in Frankfurt aussieht und welche Mannschaft wir haben.“

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5 Kommentare

  1. Ohje…. Hinteregger wird gelobt und ins Schaufenster gestellt.
    Soll bestimmt auch verkauft werden…. 😉
    (Comedy aus !!) 🙂

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  2. Cetin etc. hätte man auch verleihen können. Schade. Aber vielleicht wollten das die Spieler auch nicht, muss ja nicht jedermanns Sache sein.

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  3. @Rob: wahrscheinlich hätte man das auch (unter normalen Umständen) in seinem Falle getan. Er ist auch Opfer der Corona Auswirkungen.

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