Gelson Fernandes erwartete gegen Mainz einen Gegner, der ums Überleben kämpft.

Er ist so etwas wie der Gute-Laune-Mann bei der Eintracht. Mit 31 Jahren gehört Gelson Fernandes zu den erfahrenen Spielern im Frankfurter Kader und hilft dort, wo er gebraucht wird. Mal auf dem Rasen, mal abseits. Der große Konkurrenzkampf macht auch vor dem Mittelfeldmann nicht Halt und doch sieht er gerade darin den großen Trumpf für den Traum von Europa.

Fernandes mit Rolle zufrieden – großer Kader als Faustpfand im Kampf um Europa

Die Schlagzeilen im Mittelfeld der Hessen machen andere. Kevin-Prince Boateng, Omar Mascarell, Marius Wolf – sie alle stehen im Fokus der Öffentlichkeit. Gelson Fernandes agiert mehr im Hintergrund, ist auf dem Platz für die kernige Arbeit verantwortlich. Und doch scheint er ein Spieler zu sein, auf den Trainer Niko Kovac nicht verzichten mag. Ist der Schweizer Nationalspieler fit, steht er im Kader. 21-mal war das in dieser Saison der Fall, fünfzehn mal kam er auch zum Einsatz. Dass er zwischen Bank und Rasen pendelt, ist für ihn selbst kein Problem: „Ich habe genug Erfahrung, zu wissen, dass es manchmal taktische Gründe gibt. Es gibt Entscheidung, die man akzeptieren muss. Das ist völlig in Ordnung.“ Natürlich sei er nach dem Hannover-Spiel, wo er die volle Distanz absolviert hat, enttäuscht gewesen, in Dortmund 90 Minuten vergeblich auf einen Einsatz zu warten: „Ja, ich war enttäuscht. Vorher habe ich gespielt und wir haben gewonnen“, gibt er mit einem Schmunzeln zu Protokoll. Aber so ist eben das Geschäft. Und eine seiner Kernkompetenzen sieht er auch abseits des Spielfeldes: „Ich bin hier um dem Verein, der Mannschaft, den Jungs zu helfen. Dass wir zusammen etwas erreichen.“ Gerade die jungen Spieler sollen davon profitieren: „Mit fast 32 Jahren muss ihnen helfen. Wenn ich jetzt nicht einem Aymen Barkok, Marc Stendera oder Luka Jovic, Daichi Kamada helfe…“ Wann dann? „Sie haben eine ganze Karriere noch vor sich, ich nicht.“ Schließlich habe er reichlich Erfahrung, ist rumgekommen und weiß, wie es in den Kabinen einer Profimannschaft abläuft.

Die Kabine ist in jedem Fall ordentlich gefüllt. Der Konkurrenzkampf in vollem Gange. Regelmäßig tummeln sich weit über zwanzig Feldspieler auf dem Rasen vor der Commerzbank-Arena. Unruhe ist, bis auf wenige Ausnahmen, derweil keine entstanden. Gelson Fernandes sieht in dem großen Kader, dem harten Konkurrenzkampf einen entscheidenden Faktor im Kampf um die internationalen Plätze: „Wir haben zum Glück einen großen Kader. Wenn jemand nicht so frisch ist, können andere kommen. Sie sind hungrig und wollen etwas zeigen. Ich denke, das wird unsere Kraft sein.“ Es sei schwierig, während einer Saison das Niveau stets oben zu halten. Hat man dann gute Spieler in der Hinterhand, kann man Leistungsschwankungen einzelner gut kompensieren. Und die, die hinten dran sind, machen Druck: „Man sieht: Danny Blum war lange nicht dabei, kommt und macht ein Tor. Luka ist voll drin. Da Costa war kein Stammspieler, kommt und macht es gut. Jonny (Anm. d. Red.: Jonathan de Guzman) ist zurück. Das ist sehr gut für uns.“ Gerade dann, wenn es in die heiße Phase geht, braucht die Eintracht alle Spieler an Bord: „Jetzt im April, Mai brauchen wir die Kraft und Power von allen. Am Ende zählt jeder Zentimeter.“ Auch wenn am Ende nicht alle spielen werden.

Späte Dämpfer als Lernprozess – „Ein bisschen Derby“ statt China oder Amerika

Die angesprochenen Einwechselspieler de Guzman, Jovic und Blum waren auch am vergangenen Sonntag bei der knappen Auswärtsniederlage entscheidend daran beteiligt, dass die SGE nochmal zurück ins Spiel kam. Auch wenn es am Ende noch in der 94. Minute den Dämpfer durch den 3:2-Siegtreffer des ebenfalls eingewechselten Batshuayi gab. Zweimal gab es direkt nach dem Ausgleich die direkte Antwort der Dortmunder. „Man sagt immer, dass die ersten fünf Minuten nach einem Tor am wichtigsten sind. Da kann die Konzentration runtergehen.“ Das tat sie bei den Hessen. Bereits das dritte Mal, konstatiert Fernandes, habe man sich am Ende noch die die Butter vom Brot nehmen lassen. Zuvor in Hoffenheim und gegen Schalke. Daraus müsse man entsprechend lernen: „Die Punkte sind weg und ich hoffe, wir schreien ihnen am Ende nicht hinterher.“

Schon am Samstag (15:30 Uhr) gegen Mainz 05 kann das Team von Niko Kovac Wiedergutmachung betreiben. Zuletzt konnte man den Rivalen aus Rheinhessen im Pokal mit 3:0 nach Hause schicken. Nun kann man den Mainzern einen gehörigen Dämpfer im Kampf um den Nichtabstieg erteilen. Unterschätzen will man den Gegner aber in keinem Fall: „Sonst geben wir keine gute Figur ab. Sie kommen hierher, um zu kämpfen und etwas zu holen. Ein bisschen Derby.“ Qualität hätten die Mainzer, gute Spieler auch. Und für beide Teams gehe es um die Wurst: „Für sie geht es ums Überleben, für uns geht es darum, einen Traum zu erfüllen.“ Aber den erreiche man nicht durch große Reden, sondern allein durch harte Arbeit: „Da geht es jetzt um eine Mischung aus Training und Konzentration. Wenn du so hart gearbeitet hast die ganze Saison, kannst du die letzten zwei Monate richtig Gas geben, um etwas zu erreichen. Zwei Monate. Das ist nichts.“ Und Fernandes selbst? Der fühlt sich in jedem Fall wohl in Frankfurt. Seine Erwartungen an Stadt, Verein und Team seien erfüllt worden. Und einen kleinen Seitenhieb in Richtung einiger Kollegen kann er sich dann nicht verkneifen: „Ich spiele lieber hier als in China oder Amerika.“ In Frankfurt kann und will er schließlich auch noch einiges erreichen.

- Werbung -

14 Kommentare

  1. Das sind die Aussagen und das ist die Einstellung, die wir brauchen, voller Überlegung und ganz klar auf Ziele ausgerichtet.
    Gut solche Spieler und solche Menschen in der Mannschaft zu haben.
    Muss man eigentlich noch mehr dazu sagen ?
    In diesem Sinne mit Optimismus dem Samstag entgegen.
    Forza SGE !

    0
    0
  2. Wenn Wolf, Prince und Co unsere Bausteine sind, dann sind es Spieler wie Gelson Fernandez die den Mörtel darstellen. Ohne Ihn (Sie) würd das Haus zerfallen. Ich hatte vor der Saison ausgiebig mit einem Kollegen über ihn gesprochen und er macht genau das was ihn „erhofft hatte“. Hat sich ein running Gag in unserer Spielanalyse eingestellt, „Gelson mach Gelson-Dinge“.

    Liefern immer im Rahmen ihrer machmal etwas limitierteren Leistungsfähigkeit ab, sind 120% mit dem Herz bei der Sache und wissen genau das sie wenn alle Fit sind auch durchaus längere Bankperioden drohen, welche Vorbildlich für die jüngeren Spieler ohne Murren hingenommen wird.

    Ist vielleicht auch gut wenn so einer auf der Bank sitzt und dann den Stender mal anstuppst wenn Mascarell grade was gutes gemacht hat und ihm sagt, guck der is grad besser als wir daher spielt er. Wenn du so gut wirst wie er, spielst du. Passt aber auch in unser mannschaftliches Bild unter Kovac und Bobic. Charakterscouting hat Bobic mal gesagt, Niko sagt immer sind alles gute Jungs. Das passt und das kann durchaus wichtig sein.

    0
    0
  3. Treffende Aussage von G. Fernandes:
    „Bereits das dritte Mal, konstatiert Fernandes, habe man sich am Ende noch die die Butter vom Brot nehmen lassen. Zuvor in Hoffenheim und gegen Schalke. Daraus müsse man entsprechend lernen: „Die Punkte sind weg und ich hoffe, wir schreien ihnen am Ende nicht hinterher.“

    Genau so ist es, auch wenn es Fans gibt, die das scheinbar wesentlich lockerer sehen und nach der dämlichen Niederlage von Sonntag sagen, es wäre ja nichts passiert, alles halb so schlimm und der Kritiker ginge unfair mit der Mannschaft um………………
    Gegen Mainz bitte wieder bis zum Abpfiff des Schiedsrichters hochkonzentrierten Fußball zelebrieren und die Defensive ganz vorne anstellen, sonst wird der Karnevalsclub uns die Butter vom Brot klauen, was fatal wäre.

    0
    0
  4. Natürlich werde diese Punkte am Ende fehlen, eventuell sogar im direkten Vergleich gegen die 3 genannten Konkurrenten. Ob nun zur Erreichung der CL, EL oder einfach nur bei der Platzierung im Hinblick auf die TV-Gelder.
    Es wurden ja auch gegen Bremen, Hannover und Stuttgart in der Schlußphase Punkte geholt, aber wenn die Gegentore gegen Hoffenheim und Schalke auch trotz schlechter Abwehr fielen, so ärgerte ich mich da mehr über den Einfluß der jeweiligen Schiris unmittelbar vor den Toren.
    Am Sonntag war es hingegen einfach nur unglaublich dumm und unnötig, aber ärgern mag ich mich auch nicht mehr deswegen, denn es bringt ja nichts.

    0
    0
  5. Unsere Jungs reden viel zu viel und wollen immer aus den Fehlern lernen… Wann fangen sie denn damit mal an? Bin ein Freund von lieber den Mund halten und auf dem Platz abliefern. Es hat sich bis heute noch nie eine Mannschaft für irgendetwas qualifiziert, in dem sie davon geredet hat. Mittlerweile wird viel zu viel darüber geredet. Fangt mal lieber am Samstag mit dem Gas geben an und gewinnt gegen Mainz. Wenn das nicht gelingt, dann hört uff von Europa zu schwätze!

    0
    0
  6. @NRW-Adler #5,
    aus dem FR-Interview mit GF: „Mit Worten aber können wir nicht viel gewinnen. Wir haben die ganze Saison hart gearbeitet, da müssen wir auch die letzten zweieinhalb Monate richtig Gas geben. Wir werden die Niederlage reparieren.“
    Ich hoffe, das sehen die Mitspieler auch so.

    0
    0
  7. Ich bin mir derzeit nicht sicher, ob das Spiel gegen Hoffenheim unser Schlüsselspiel um Platz 6 oder das gegen Schalke unser Finale um die Pilzligateilnahme wird.

    0
    0
  8. @Dribbelstaedter das kann beides der Fall sein, aber wirklich froh bin ich, dass es nicht das letzte Heimspiel gegen den HSV wird für den Klassenerhalt 😉

    0
    0
  9. Dass Fernandes ein sehr wichtiger Bestandteil des Teams ist überrascht mich nicht. Ihm traue nach der nächsten Sommervorbereitung Laufwerte à la Darida zu. 13-14km bringt der dann bestimmt.

    Anderes m.E. interessantes Thema, gerade bei hr gelesen
    Kein Frankfurter Fanclub nimmt bisher an der 50+1bleibt – Initiative teil.
    https://50plus1bleibt.de/

    Find ich bemerkenswert.
    Die meisten Fanclubs oder Gruppierungen kommen bisher von: Köln, Leverkusen (!), Aachen, Gladbach, Chemnitz, Braunschweig, Augsburg, Bayern (München), Halle, Hannover, Duisburg, Dresden und Stuttgart.

    0
    0
  10. NK sollte Gelson Fernandes ab jetzt für jedes Spiel jederzeit für eine Einwechslung verfügbar haben. Je mehr Spieler mit seiner Erfahrung und Einstellung auf dem Platz stehen, desto geringer das Risiko, dass uns die Butter abhanden kommt – die Portionen, die uns Hoffenheim, Schalke und Dortmund jeweils vom Brot genommen haben, wiegen, wenn ich nicht irre, insgesamt 5 Punkte auf. Was aktuell Platz 2 wäre.

    0
    0
  11. @NRW

    Du bist ja immer sehr kritisch, finde nur das du jetzt eine Spur zu Streng bist. Meiner Meinung gibt es in dieser Saison nicht viel zu meckern. Sicherlich ist es ärgerlich wenn man z.B. in der Nachspielzeit Punkte liegen lässt, hatten aber auch schon dadurch Punkte gewonnen. Viele Spiele konnte die Mannschaft durchbringen, sonst stände sie nicht da oben. Die Jungs machen das richtig gut und spielen eine Super Saison.

    0
    0
  12. Zu @2 Adler aus Hamburg

    Das mit den Bausteinen und dem Mörtel gefällt mir. Super Beschreibung für die gelungene Mischung unserer Mannschaft.

    0
    0
  13. Also ich bin ja schon überrascht wie einfach es sich einige hier machen. Parolen im Stil wie „wir müssen weniger Gegentore kassieren“ sind jetzt nicht die Erleuchtung wo Kovac heimlich in diesem Forum liest und sagt – ja richtig, die Fans haben recht, wieso bin ich da nicht selbst drauf gekommen.
    Natürlich ist ein Gegentor in der Nachspielzeit emotional schwerer zu verkraften aber wir haben diese Saison 30 Gegentore bekommen (was ein ausgezeichneter Wert ist) und bei keinem einzigen hat Kovac applaudiert oder dies so in seinem Matchplan gehabt. Manchmal müsste halt ein Spieler in einem Bruchteil einer Sekunde 2m weiter links oder rechts stehen. Diese Erkenntnisse sind für die Spieler dann in der Nachbetrachtung auch keine Offenbarung aber über 90Min. alles vorher zu planen und keine Fehler zu machen ist einfach unmöglich. Und das oft in den letzten Minuten noch was passiert ist auch nicht verwunderlich. Man gibt die Grundordnung komplett auf und rennt teilweise vogelwild mit 10 Mann am gegnerischen 16er umher, schießt aus allen Lagen und hat nichts mehr zu verlieren. Würde man das über 90Min. versuchen, wäre man bereits zur Halbzeit 8x aus gekontert worden.
    Also natürlich tun mir die verlorenen 5 Punkte auch weh aber ich finde es weniger dramatisch, gegen Dortmund auswärts in der Nachspielzeit 3:2 zu verlieren als z.B. absolut chancenlos in Augsburg aufzutreten oder zwei Kackspiele gegen Freiburg abzuliefern. Ich bin sicher wir gewinnen am Samstag und nach 27 Spielen 45 Punkte zu haben ist absolut herausragend.

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -