Der schottische Schriftsteller Andrew Lang hat einmal gesagt: „Ich benutze Statistiken wie ein Betrunkener Laternenpfähle – zur Unterstützung, nicht zur Beleuchtung.“ Das trifft’s – so denke ich – ganz gut. Drei Wochen spielfreie Zeit. Vielleicht ganz gut dazu geeignet, meine „etwas andere“ Spielablauf-Statistik ein wenig besser zu erklären. Und auch gut geeignet dabei auch aufzuzeigen, wie man die sich mit jedem nächsten Spiel jeweils ergebenden „Zahlenwerte“ in der Praxis sinnvoll interpretieren kann und sollte.
Wie inzwischen wahrscheinlich bekannt, besteht meine individuelle Statistik darin, den jeweiligen Ablauf der Spiele meines Vereins in Bezug auf Effizienz zu dokumentieren. Dabei notiere und bewerte ich immer nur das, was ich live als „relevant“ erachte. Das heißt: Ich spare mir „profane Ballkontakte“ aufzuaddieren, da diese für sich keinerlei qualitative Bewertung/en beinhalten. Ich konzentriere mich also einzig auf „Ergebnisse aus Ballkontakten“, die jeweils „gut“ (Pluspunkt), oder „schlecht“ (Minuspunkt) für die Mannschaft und den Spielverlauf sind. Das heißt auch: Ich denke mir also meine aufgezeichneten Ergebnisse nicht selbst aus (auch wenn ich dies manchmal gerne täte). Ich beschönige sie nicht, aber ich mache sie natürlich auch nicht schlechter. Im Verlaufe der Saison entstehen so „Zahlenwerte“, mittels denen man die Leistung der gesamten Mannschaft und natürlich auch die Leistung/en eines jeden eingesetzten Spielers qualitativ einordnen und auch vergleichen kann!
Nun ist es ja so, dass wir Fans unaufgefordert, oder aufgefordert nach Spielende ein„spielerisches Fazit“ ziehen, das wir mangels anderer Möglichkeiten auf Basis des uns anerzogenen, bekannten Schulnoten-Systems benoten: „Sehr gut“ ist halt eine Eins, und„Ungenügend“ ist eine Sechs („Setzen!“). Das reicht natürlich grundsätzlich aus, sowohl das Mannschaftsspiel als auch die Leistung einzelner Spieler im Rahmen der gelernten Schemata zu „bewerten“. Nun: Das hatte mir lange Zeit eben nicht mehr genügt. Aber: Mein neues System ist zunächst „fremd“. Demnach können meine „neuen Zahlenwerte“ zunächst ohne weiterer Erklärung nicht so einfach nebenbei verstanden werden, da das neue System noch nicht bekannt und gewohnt ist. Und genau darum geht es mir hier und heute mit diesen Erläuterungen.
Mannschaftsbezogen
- Die addierten Spielerpunkte aus beiden Halbzeiten ergeben die Mannschaftspunkte
- Letztlich entsprechen diese „Zahlenwerte“ der Spielstärke der Mannschaft
- Da beide Halbzeiten immer auch getrennt ausgewertet werden, erkennt man an den Zahlenwerten der einzelnen Halbzeiten jeweils Stärken, Schwächen und Ausgewogenheit der Spielerleistungen auch in Bezug zur fortlaufenden Spieldauer (Kondition, Konzentration)
- Die unterschiedlichen Spielerwerte in den verschiedenen Spielen sind natürlich immer auch Indikatoren für die Spielstärke der Gegner und/oder aktuelle Tagesform der Einzelspieler
Hier geht es zu den jeweiligen Auswertungen –>
So lassen sich aus Mannchafts-Zahlenwerten u.a. folgende grundsätzliche Schlüsse ziehen:
- Mit Mannschafts-Spielpunkten bis 61 Punkte kann man durchaus auch Spiele verlieren! (Siehe ST. 6. 23/24 = 61 Punkte = 0:2 gegen WOLFSBURG)
- Sicher „gewonnen“ werden Spiele ab 65 Punkten
- Richtig „gute Spiele“ erleben wir ab 85 Punkte
- Herausragende, ausgezeichnete Spiele erfordern jedoch schon über 100 Punkte
Um das vorgesagte nun in der Praxis nachvollziehen zu können, habe ich mir erlaubt, auf den folgenden Seiten die Mannschafts-Punkte-Ergebnisse nach folgenden Kriterien auf zuführen und zu ranken:
Jeweils Mannschafts-Punkte HZ 1. / HZ 2. / Spiel + ST. + Gegner + Ergebnis + Datum
- Aktuelle Saison Hinrunde = ST. 1 bis ST 15.
- Vergangene Saison 23/24 = ST. 1 bis 34.
- Für Spiel-Punkte = beide Saisons = absteigend = „beste“ zuerst
- Für HZ 1. – Punkte = beide Saisons = absteigend = „beste“ zuerst
- Für HZ 2. – Punkte = beide Saisons = absteigend = „beste“ zuerst
Spielerbezogen
- Bei den Punktwerten handelt es sich jeweils um den Saldo der „relevanten Ballkontakte (RBK)“ = gelungene RBK’s abzüglich misslungene RBK’s
- Der Punktwert jedes einzelnen Spielers entspricht somit seinem individuellen Anteil am jeweiligen Mannschafts-Ergebnis
- Spieler mit „höherem Zahlenwert“ haben somit „mehr“ zum Mannschaftsergebnis beigetragen als Spieler mit „niedrigerem Zahlenwert“
- Nicht, bzw. selten eingesetzte Spielerm haben natürlich keine, bzw. eine erheblich kleinere Chanc,e höhere Zahlenwerte zu erreichen. Spieler, die jedoch wenigstens kurzzeitig eingewechselt wurden und in der kurzen Zeit „gute Zahlenwerte“ erzielen, haben – sichtbar – in der Durchschnittswertung eine auffallende Bewertung (siehe z.B. Santos)
- Für Einzel-Spieler sind 3 bis 6 Punkte pro Spiel ein gutes akzeptables Ergebnis
- Wenn man bedenkt, dass es für ein Tor bereits 5-8 Punkte gibt, muss man diesen Faktor bei der Beurteilung mit berücksichtigen
- TOP-Leistung/en erbringen Spieler, die über 10-15 Punkte pro Spiel erreichen
- „Minus-Punkte“ sind grundsätzlich Indikator für eine mäßig unglückliche schlechte Performance
Nachstehend die aktuellen MVP’s der laufenden Saison:
ST 1. KRISTENSEN 12 Punkte
ST 2. MARMOUSH 15 Punkte
ST 3. MARMOUSH 16 Punkte
ST 4. SANTOS 15 Punkte
ST 5. MARMOUSH 13 Punkte
ST 6. MARMOUSH 16 Punkte
ST 7. MARMOUSH 13 Punkte
ST 8. DINA EBIMBE 10 Punkte
ST 9. MARMOUSH 14 Punkte
ST 10. MARMOUSH 19 Punkte
ST 11. GÖTZE 14 Punkte
ST 12. BROWN / MARMOUSH 15 Punkte
ST 13. EKITIKÉ 13 Punkte
ST 14. UZUN 13 Punkte
ST 15. COLLINS / BROWN / KRISTENSEN 8 Punkte
4 Kommentare
Vielen Dank wie immer Jurek für die interessanten Stats, und danke Julian für die Mitarbeit an diesem Artikel. Man kann unterschiedlicher Meinung sein, ob die Testspiele mit einbezogen werden sollten oder nicht (eben nur Tests, ohne Auswirkungen auf einen Wettbewerb, und super früh in der Saison).
@Julian: wäre es möglich, einen Durchschnitt der Spielerbenotungen aus diesem Forum über die bisherige Saison zu erstellen (15 BL Spiele, 3 EL Spiele, 3 DFBP Spiele) und solche eine Übersicht mit den Stats von Jurek zu vergleichen?
Wäre so oder so nur eine Art Zwischenfazit, wobei es mich interessieren würde, wie beispielsweise Fares Chaibi, Mario Götze oder Mo Dahoud im Forum stehen im Vergleich zu Jurek's Stats.... ;-)
Hi :)
Wir werden noch zeitnah den Adler des Jahres präsentieren. In diesem Artikel fließen dann die Hinrunde aus dieser Saison und die der Rückrunde der letzten Saison.
Wenn du dir die aktuellen Durchschnittsnoten aus dieser Saison einfach selbst angucken möchtest, kannst du auf unsere Kaderübersicht für die Saison 2024/2025 gehen. Da findest du die jeweiligen Stats zu -->
https://www.sge4ever.de/saison/kader/mannschaft-2024-2025/
Danke Julian für den link.
Genau danach habe ich gesucht, jedoch bin ich auf dem falschen Weg gewesen. Ich habe gesucht unter: «Interaktiv» und «Spielerbenotung», dort aber nur alle Einzelspiel-Noten gefunden, ohne Durchschnitte.
Wenn ich die Durchschnitts-Noten aus deinem link in ein Ranking bringe, ergibt sich folgendes Bild.
Marmoush 2.11
Theate 2.41
Ekitike 2.42
Brown 2.5
Kristensen 2.55
Tuta 2.56
Collins 2.56
Koch 2.58
Santos 2.61
Larsson 2.62
Trapp 2.8
Dahoud 2.9
Ebimbe 2.91
Götze 2.94
Knauff 2.95
Uzun 3.04
Bahoya 3.17
Hojlund 3.23
Skhiri 3.29
Amenda 3.42
Nkounkou 3.42
Matanovic 3.47
Chaibi 3.61
Grahl ohne
Chandler ohne
Lisztes ohne
Fenyö ohne
Natürlich sehen wir nicht auf wievielen Spielen die individuelle Durchschnittsnote basiert. Was mir auffällt – es kommen hier im Forum besser weg im Vergleich zu Jurek’s Ranking:
Brown
Collins
Santos
Trapp
Dahoud
Matanovic
Und es kommen hier im Forum schlechter weg im Vergleich zu Jurek’s Ranking:
Knauff
Skhiri
Chaibi (am auffälligsten)
PS: auf Eurer Seite sind Knauff und Bahoya als MF Spieler kategorisiert. Meistens sind beide jedoch als Stürmer im Kader.
Danke für die Auswertung, das war mir auch schon aufgefallen, dass Knauff, Skhiri und Chaibi in der Bewertung hier auf der Seite in meinen Augen etwas zu schlecht weg kommen.
Insbesondere Knauff hat diese Saison fast nur gute Spiele abgeliefert, mit bereits 6 Scorern in 14 Spielen wird er seine Werte der letzten Saison wahrscheinlich noch übertreffen. Dabei muss man bedenken, dass er zumeist nur eine Halbzeit kriegt und man das deswegen gar nicht mit den Werten eines vollen Stammspielers vergleichen kann. Er kämpft und ackert zudem immer unermüdlich und macht richtig Dampf auf seiner Seite. Auch wenn er schon Chancen liegen gelassen hat, macht seine Aktion oft im Endeffekt der Unterschied. Der entscheidende Zweikampf, der entscheidende Pass, der zum Tor führt, ist eben eigentlich noch ein bisschen mehr wert und der kommt oft von Knauff.
Skhiri wird immer an seiner Saison bei Köln mit den vielen Toren gemessen, aber in dem taktischen System hatte er eben auch mehr Freiheiten nach vorne, wenn er vor ging, haben hinten andere abgesichert. Bei der Eintracht ist seine Rolle zumeist schlicht eine andere, defensivere, aber nur weil er dann unauffälliger ist, ist das ja keinesfalls schlecht. Wenn er dann hinten mal einen Fehler macht, sticht das dann negativ heraus, dabei hat er im gleichen Spiel oft in 9 von 10 Fällen alles richtig gemacht und alles souverän wegverteidigt. Man sollte sich nicht verleiten lassen, die Leistung eines Spielers an einer einzelnen Aktion fest zu machen, fair ist es eher, das gesamte Spiel zu betrachten. Realistisch gesehen hat Skhiri die höchste Passquote aller Eintracht Spieler mit konstant über 90%, noch mehr als Koch. Deswegen ist er eine ganz wichtige Säule des Eintracht Spiels. Das scheint vielen gar nicht bewusst zu sein. Ohne diese Spieler läuft gar nichts, da würdet ihr euch noch umschauen ohne den.
Auf Chaibi wurde teils ziemlich rumgehackt, weil er am Anfang die Chance gegen Dortmund vergeben hat. Jetzt wird er in jedem Spiel von vornherein schon skeptisch und kritisch beäugt, dabei ist es doch ein neues Spiel. Dann sieht man, dass er weniger Torbeteiligungen hat als letzte Saison, wo er als Linksaußen-Halbstürmer mit einem Stürmer eingesetzt wurde, dabei kommt er in einem 4-4-2 in ganz neuer Rolle als RM einfach systembedingt zu weniger Torbeteiligungen. Seine Position ist eigentlich eher zentral hinter den Spitzen. Wenn dann die eine Chance nichts wird, dann ist er bei den meisten gleich wieder unten durch, selbst wenn er im ganzen Spiel nicht einen Fehlpass gespielt hat oder seine Aktion zum Ballverlust geführt hätte. In der Auswertung von Jurek sieht man zumeist, dass er, auch wenn er nach Einwechslung keine großen Spielanteile hatte, von 6 Aktionen alle 6 geglückt sind. Bei den meisten bleibt dann nur hängen "Chaibi schwach", dabei kann man doch nicht ernsthaft von einem schlechten Spiel reden, wenn der Typ nicht einen Fehler gemacht hat. Entscheidend für seine Bewertung sollte ja wohl die Passquote und Zweikampfquote sein, eine gute Aktion ist immer die, bei der die Eintracht in Ballbesitz bleibt. Das ist doch entscheidend, dass man in dem Moment eben nicht in einen Konter gelaufen ist und eventuell selbst eine Torchance erarbeitet hat. Nur so kann man realistischerweise sein Spiel bewerten, nicht durch ominöse Oberflächlichkeiten wie ein durchgestreckter Rücken und ein harter Blick. Ich selbst habe beides, aber es gibt auch Handwerker, die eine Haltung haben wie ein S in der Landschaft und abfallende Augenbrauen und die dennoch viel qualifizierter in ihrem Bereich sind als ich und dabei super Arbeit leisten. Und Chaibi ist doch kein Türsteher. Er soll gerade auslaufen können und einen Ball kicken, was hab ich denn von einer strammen Haltung?
Die Conference League haben alle längst wieder verdrängt wegen dem unrühmlichen Ende, aber Chaibi war da der einzige, der mit 2 Toren und 6 Vorlagen in jedem Spiel Glanzleistungen abgeliefert hat. Chaibi ist immer für eine Vorlage gut, eine Statistik hat aufgezeigt, dass er in der letzten Saison mehr Großchancen kreiert hat als Leipzigs Xavi oder Leroy Sané. Er kann ja nichts dafür, wenn die anderen dann seine Vorlage nicht verwerten.
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