Enttäuschte Gesichter nach dem Schlusspfiff: Timothy Chandler, Alexander Meier und Bastian Oczipka
Enttäuschte Gesichter nach dem Schlusspfiff: Timothy Chandler, Alexander Meier und Bastian Oczipka

Überraschend kam sie wahrlich nicht die 1:4-Niederlage bei Borussia Dortmund. Und vielleicht wäre die Enttäuschung nicht so groß, wenn der zwischenzeitliche Führungstreffer durch Alex Meier nach einer schönen Kombination nicht Hoffnung erweckt hätte, dass vielleicht doch etwas möglich sein könnte beim übermächtigen Gegner aus Westfalen. So musste man mit leeren Händen nach Hause fahren mit einem Ergebnis, das gerade noch akzeptabel ist, aber deutlich höher hätte ausfallen können. Jetzt gilt es, das Spiel in der Signal-Iduna Arena schnell abzuhaken und den Blick nach vorne zu richten. Deshalb fragen wir uns: Welche Erkenntnisse können wir aus dem Match gegen den Tabellenzweiten für die letzte Begegnung gegen Bremen ziehen?

1. Auf verlorenem Posten

Auch wenn wir Eintracht-Fans uns gerne an jeden noch so kleinen Strohhalm klammern: Es konnte keiner ernsthaft erwarten, dass wir aus Dortmund etwas Zählbares mitbringen. Die Westfalen spielen eine sehr starke Hinrunde und trafen gestern auf eine verunsicherte, angeschlagene Rumpf- und Notelf der Hessen, deren Zusammensetzung der personelle Notstand diktierte. Die Eintracht musste auf den Abwehrchef (Zambrano) und den kreativen Kopf im Mittelfeld (Stendera) verzichten, die beide derzeit nicht zu ersetzen sind. Mit Russ, Reinartz und Castaignos fehlten weitere Spieler, die zu Beginn der Saison zum festen Stamm der Mannschaft gehörten. Deshalb konnten weder der Spielverlauf noch der Ausgang des Spiels überraschen.

2. Von limitierten Spielern kann man gegen starke Gegner keine Wunderdinge erwarten

Eines sollten wir aus dieser Vorrunde gelernt haben: Ein großer Teil der Spieler stößt an seine Grenzen. Medojevic, Ignjovski, Djakpa, Flum und Chandler haben zwar allesamt ihre Qualitäten, können diese aber nur in einem funktionierenden Mannschaftsgefüge zur Geltung bringen. Als Leistungsträger oder Führungsspieler sind sie nicht geeignet, da sie eine Leitfigur an ihrer Seite brauchen. Bedauerlicherweise fehlt eben diese Persönlichkeit auf dem Platz, die den oben genannten, aber auch den jungen Spielern Orientierung geben kann. Gegen Dortmund fehlte vor allem einer, der die Rolle der Führungsfigur derzeit fast alleine ausfüllt: Marc Stendera.

David Kinsombi im Duell mit Marco Reus
David Kinsombi im Duell mit Marco Reus

3. Die jungen Spieler sind talentiert, aber nicht die Heilsbringer

Das, was über die Mitläufer im Mittelfeld ausgeführt wurde, kann ebenso über die jungen Spieler gesagt werden: Sie brauchen jemanden, an dem sie sich orientieren können, der  ihnen auf dem Platz die Unterstützung zukommen lässt, die sie brauchen. Ob Waldschmidt, Gerezgiher, Gacinocic oder Kinsombi – sie haben allesamt Talent, müssen gefördert werden, können der Mannschaft derzeit aber noch nicht weiterhelfen. Die Forderung, jetzt auf junge Spieler zusetzen, ist populär und findet meist viel Beifall, birgt aber die Gefahr in sich, die Talente zu verheizen.

4. Hasebe gehört ins Mittelfeld

In der Gesamtkritik des gestrigen Spieles ist eines untergegangen: In der ersten Halbzeit gelang es der Eintracht zumeist, das Zentrum dicht zu machen. Mit Ausnahme des Ausgleichstreffers, der allerdings auch hervorragend herausgespielt war, fanden die Westfalen kaum eine Lücke. Das war vor allem das Verdienst von Makoto Hasebe, der zusammen mit Medojevic geschickt die Räume dicht machte. Während der Serbe vor allem läuferisch überzeugte und nur zwölf Ballkontakte aufweisen konnte, dirigierte Hasebe die vorgerückte Abwehrkette durchaus mit Geschick. Die Hinausstellung von Medojevic machte diesen Plänen zwar ein jähes Ende. Gleichwohl scheint das defensive Mittelfeld die Position zu sein, auf der der Japaner seine Stärken am Besten zur Geltung bringen kann.

5. Das Hauptproblem liegt in der Zentrale

Sicherlich hat die sportliche Führung die defizitäre Besetzung auf der rechten Außenverteidigerposition und links offensiv fahrlässig unterschätzt. Es bleibt zu hoffen, dass in der Winterpause diese Lücken adäquat besetzt werden können. Allerdings sollte das wesentliche Augenmerk auf eine Unterstützung für Hasebe und Stendera im zentralen Mittelfeld gefunden werden, um das Spiel der Eintracht zu ordnen und spielerische Impulse nach vorne zu verleihen. Ob Reinartz in dieser Saison angesichts seiner Formkrise und Verletzungsanfälligkeit die erhoffte Verstärkung wird, bleibt abzuwarten. So wünschenswert eine weitere Verstärkung im Sturm wäre: Ohne Unterstützung aus dem Mittelfeld fällt selbst dem durchsetzungsfähigsten Angreifer das Toreschießen schwer.

6. Schluss mit den Nebenkriegsschauplätzen

Die Lage ist bedrohlich, die sportliche Situation ernst und eine lange dauernder Abstiegskampf kann nicht ausgeschlossen werden. In dieser Situation ist es wichtig, die Kräfte zu bündeln und sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren. Es ist wenig hilfreich, den Frust auf einzelnen Spielern abzuladen, der Mannschaft Einsatz und Willen abzusprechen und auf die schwierige Lage mit Hohn und Sarkasmus zu reagieren. Derartige Reaktionen sollten wir den einschlägigen Medien überlassen.

7. Die Trainerdiskussion nervt!

Statt sich Gedanken zu machen, wie der Mannschaft in der gegenwärtigen Situation geholfen werden kann, ist sich ein nicht zu geringer Teil des Umfeldes einig, dass der Hauptschuldige an der Misere der Trainer ist. Selbstverständlich kann man diese Meinung vertreten; allerdings  haben Vorstand, Sportdirektor, Präsident und alle andere entscheidungsrelevanten Personen deutlich gemacht, dass von Seiten der Verantwortlichen keine Trainerdiskussion geführt. Ob dies gut oder schlecht ist: Man sollte diese Entscheidung erst einmal akzeptieren und die ständigen „Veh raus“-Forderungen zumindest bis zur Winterpause unterdrücken.

8. Fazit

Zugegeben: Diese Spielanalyse hat in ihrem letzten Teil einen appellativen Charakter angenommen. Das kommt aber nicht von ungefähr, da die gegenwärtigen Probleme der Mannschaft zu einem großen Teil in dem Kopf der Spieler zu verorten sind und eine vorhandene Verunsicherung nicht dadurch zu lösen ist, dass man auf Mannschaft und Trainer weiter einschlägt. Solange diese Hinrunde nicht beendet ist, sollten alle Fans der SGE ihrem Team zunächst einmal ihre uneingeschränkte Unterstützung zukommen lassen. Während der Winterpause ist ausreichend Zeit, über Konsequenzen nachzudenken.

 

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58 Kommentare

  1. Kann mir jmd. sagen wie ich mein Avatar hier änder? Mit klick auf meinen Nick „oben“ passiert irgendwie nix 🙁

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  2. Meint ihr den gleichen Veh wie wir der seit 2, 5 Jahren überhaupt kein Erfolg mehr hatte trotz finanzieller Möglichkeiten ? Über solche Kommentare wie von Radler kann ich nur den Kopf schütteln. Gerade weil mir der Verein am Herzen liegt und gerade den Bach runter geht muss man einschreiten. Ist ja nicht so , dass wir noch nie abgestiegen sind….Bei 14 Punkten und zwei Punkten Vorsprung auf den Letzten zu tun als wen nichts wäre ,ist total realitätsfremd. Wenn wir gegen Bremen nicht gewinnen dann muss was passieren. Vier Spiele in Folge ohne Chance verloren , es wird immer schlimmer und nicht besser. Hoffenheim wird mit seinem Kader und finanziellen Möglichkeiten bestimmt nicht absteigen, bin ja mal gespannt wer die drei Mannschaften sein sollen die hinter uns stehen sollen. Ich mein ich lass mich ja gerne überzeugen aber welche Argumente sprechen denn dafür , dass Veh das Ruder rumreißt? Mir fallen nur Argumente dagegen ein.Man kann nach dem nächsten Spiel einen sauberen Schnitt machen zum Wohle des Vereins.

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  3. Thealpi! …..Festzementiert…du wirst den Obama nicht mehr los….. 😆 hätte schlimmer kommen können wie bei HNKN z.B
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  4. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie verschieden doch die Auslegungen in den jeweiligen Lagern sind. Mehrheitlich würde ich jedoch mal behaupten, dass bis auf wenige Ausnahmen eigentlich alle irgendwie ins gleiche Horn blasen. Niemand ist glücklich mit der Gesamtsituation, aber fast alle sind sich sehr wohl im Klaren darüber, dass etwas passieren muss. Einzige die Frage über den Zeitpunkt scheint die Lager ein wenig zu unterscheiden. Fakt ist, dass wohl zumindest nach Meinung der Mehrheit das Bremenspiel für viele hier das alles entscheidende Spiel zu sein scheint. So wirklich verstehen kann ich das jedoch nicht. Auch ein blindes Hund findet hin und wieder mal ein Korn könnte man genauso sagen. Satt wird man davon aber trotzdem nicht.

    Da wäre es mir im Interesse der Eintracht ja schon fast lieber, wir würden auch dieses Spiel verlieren, wenn ich genau wüsste, dass es dann auch zu einer entsprechenden Entscheidung käme. Leider befürchte ich jedoch, dass man selbst bei einer Niederlage gegen Bremen an an diesem Trainer festhalten wird. Ich hoffe nur, dass die Rückrunde nicht allzu schmerzhaft für die Fans der Eintracht wird und irgendwie hofft man dann auch, dass wir im Interesse aller Beteiligten das eine oder andere Tor schießen, was zum Klassenerhalt beitragen könnte. Nicht falsch verstehen, ich werde jetzt nicht zum Veh Fan, aber absteigen?????????? Da hat ja wohl keiner Bock drauf.

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  5. haha vehs pseudo strategie gegen dortmund wird gerade durch den kakao gezogen, natürlich völlig zurecht , kein bundesliganiveau!

    aber die lemminge hier werden wieder eine ausrede für den schwachsinn den veh verzapft finden.

    einfach mal so ne 6er kette den spielern aufzwingen ohne die abläufe einzuarbeiten, da können die spiele rja nix mit gewinnen.

    das problem bleibt, veh ist unfähig etwas durchdachtes einzuarbeiten und entwicklung unter veh , fehlanzeige, entwicklung nicht vorhanden, im gegenteil rückschritte sind mehr als offensichtlich.

    veh seine bilanz diese saison ist unterirdisch und eines bundesligisten unwürdig!

    VEH HAT AUF GANZER LINIE VERSAGT! VEH RAUS!

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