Mittlerweile trägt Éric Junior Dina Ebimbe schon seit Sommer 2022 das Trikot mit dem Adler. Trotz seines zweifelsohne herausragenden Talentes hat der Franzose es aber nicht immer geschafft sein Potenzial auch auf den Platz zu bringen. So sah es vor der Saison lange so aus als würde der Mittelfeldspieler Eintracht Frankfurt noch verlassen. Im Interview mit der Bild spricht er jetzt über seine persönlichen Höhen und Tiefen, seine Verbundenheit zum Team und seinen Umgang mit rassistischen Angriffen.
„Eine unserer Stärken ist das Umschaltspiel“, erklärt Éric Junior Dina Ebimbe angesprochen auf die Qualitäten der SGE. „Wir haben eine hohe Konter-Fähigkeit, sind sehr schnell und dadurch gefährlich. Zudem verteidigen wir sehr gut aus dem Block, wir lassen wenig zu.“ Als weiteren Grund für das aktuelle Leistungshoch nennt er den schon so oft gelobten Teamgeist: „Für den Trainer und viele Spieler ist es die zweite Saison bei Eintracht Frankfurt, deshalb kennen wir uns einfach viel besser. Auf dem Platz, wo die Automatismen viel öfter klappen. Und auch außerhalb. Jeder versteht sich mit jedem, wir ziehen an einem Strang.“ Der Erfolg ist aber keinesfalls ein Zufallsprodukt: „Wir haben das Momentum auf unserer Seite, es läuft gut für uns. Aber man kann das Glück auch erzwingen. Es ist uns nicht in den Schoß gefallen, sondern wir ernten die Früchte unserer harten Arbeit. So wollen wir weitermachen.“ Aktuell steht Eintracht Frankfurt auf dem dritten Rang und damit auf einem Champions League-Platz. Bei der SGE ist man beim Thema Königsklasse allerdings noch vorsichtig. Auch Ebimbe möchte „keine großen Töne spucken“. Aber: „Wenn wir so weitermachen, könnte sich die Chance bieten. Wichtig ist vor allem, dass wir weiter hart arbeiten, den Fokus behalten und bodenständig bleiben. Dann sehen wir, wo wir am Ende der Saison stehen. Hoffentlich in der Tabelle weit oben, dafür kämpfen wir.“
Kopf gegen Beine
Dabei lief der Saisonstart für den Franzosen persönlich alles andere als erfolgreich. In den ersten drei Bundesligaspielen kam er nicht zum Einsatz, musste zweimal sogar von der Tribüne aus zuschauen. „Es war keine einfache Phase, so etwas hatte ich vorher noch nicht erlebt“, erzählt der Mittelfeldspieler, der 2022 aus Paris an den Main wechselte. „Das war kein schönes Gefühl. Aber ich habe hart an mir gearbeitet, mich auch viel hinterfragt, um zu schauen, was ich verbessern kann. Und ich bin geduldig geblieben.“ Trotz Wechselgerüchten um Neapel und Galatasaray blieb Ebimbe bei der Eintracht. Eine große Rolle spielte dabei sein Trainer Dino Toppmöller: „Es gab Momente, in denen ich Zweifel hatte und mich gefragt habe, ob es jetzt hier zu Ende ist. Ich dachte mir: Okay, das ist der Augenblick, wo ich mir vielleicht einen anderen Verein suchen muss. Doch dann kam der Trainer und hat mir gesagt, dass er weiter auf mich zählt. Gemeinsam haben wir gearbeitet. Dadurch habe ich neues Selbstvertrauen bekommen.“ Auch abseits des Platzes arbeitet der 24-Jährige ständig an sich selbst. „Ich setze mich oft unter Druck, weil ich sehr hohe Erwartungen an mich habe. Entschuldigen Sie meine Wortwahl, aber manchmal habe ich deshalb einfach Scheiße gebaut! Ich versuche in dieser Saison, einfach lockerer zu sein.“ Seitdem der Mittelfeldspieler bei der SGE ist, schwankten seine Auftritte oft zwischen Genie und Wahnsinn. Für den Franzosen spielt auch hier der Kopf eine zentrale Rolle: „Ich hatte oft den Gedanken, dass ich alles richtig machen muss, oder zumindest keinen Fehler machen darf. Und vielleicht habe ich dann, weil ich so viel dran gedacht habe, die falsche Entscheidung getroffen. Aber ich versuche das für mich in den Griff zu bekommen. Dass ich schneller abhaken kann.“ Mittlerweile hat sich Ebimbe in die Mannschaft zurückgekämpft und ist fester Bestandteil des Kaders. Nach dem Rumpel-Start waren vor allem seine Kritiker eine große Motivation. „Ich habe einen starken Charakter und es war mein Wille, den Leuten etwas zu beweisen. Ihnen zu zeigen, wer ich bin. Ich weiß, was ich kann. Auch wenn ich zugegeben in den vergangenen zwei, drei Wochen wieder etwas nachgelassen habe. Aber ich habe die Länderspielpause dazu genutzt, meinen Fokus erneut zu schärfen.“
„Es gibt keinen Grund, so viel Hass zu erleben“
Vor vier Wochen wurde Ebimbe nach dem 1:0-Sieg gegen Riga Opfer rassistischer Beleidigungen. Im Netz musste sich der 24-Jährige zahlreichen Hass-Kommentaren stellen. „Es war das erste Mal, dass ich so etwas erlebt habe. Ich war im ersten Moment traurig und enttäuscht, und ich habe auch nicht verstanden, warum es so viel Hass gibt. Fußball ist mein Beruf und es kann sein, dass ich mal einen schlechten Tag erwische. Jeder kann Fehler machen. Aber es gibt keinen Grund, so viel Hass zu erleben.“ Nachdem Ebimbe die Angriffe öffentlich gemacht hatte, sprangen ihm mit unter anderem Mitspieler Marmoush und Trainer Toppmöller die Eintracht-Kollegen schnell zur Seite. „Ich habe dann gedanklich schnell geswitcht und beschlossen, mir keine Gedanken über diese Leute zu machen.“ In Absprache mit der Eintracht hat sich der Franzose dazu entschlossen keine rechtlichen Schritte vorzunehmen. „Natürlich war es nicht schön, aber Eintracht kennt mich und weiß, dass ich ein großer Junge bin. Es geht einfach weiter.“ Am gestrigen Donnerstag feierte Éric Junior Dina Ebimbe seinen 24. Geburtstag. Mit dabei waren natürlich seine Teamkollegen. „Ich habe mich auch gefreut, mit den Jungs hier meinen Geburtstag feiern zu können. Sie sind meine zweite Familie“, schwärmt Ebimbe. Gewünscht hat er sich eigentlich nur zwei Sachen: „Vor allem Gesundheit und Glück im Leben sowie für meine weitere Karriere.“
2 Kommentare
Ebimbe wurde von manchem Medienvertreter als distanziert und in der Gruppe wenig integriert beschrieben. Würde mich freuen, wenn er wirklich in Frankfurt angekommen wäre.
Dass unser bunter Haufen so oft das Wort "Familie" benutzt ist bemerkenswert. Grüppchenbildung ist in Vereinen und Mannschaften nicht ungewöhnlich. Aber unsere Mannschaft scheint, bei aller Konkurrenz um die Plätze, für viele Spieler eine Wohlfühloase zu sein. Gut so!
Es ist erstaunlich, wie positiv sich nahezu alle Spieler äußern.
Ja, niemand wird im Interview sagen, dass alles Mist ist, aber es ist das WIE.
Toppmöller und sein Team müssen eine besondere Gabe im menschlichen Bereich haben.
Am Anfang der Saison waren Ebimbe, Brown und Nkounkou nahezu raus, medial gepusht fast schon bei anderen Vereinen. Alle haben weiterhin ihre Chancen bekommen, alle bekommen ordentlich Minuten.
Das ist eine außergewöhnliche Fairness, ich weiß es nicht besser auszudrücken.
Die Spieler merken das, keiner lässt sich hängen und gönnt trotzdem jedem anderen den Erfolg.
Ich fühle mich wie SGE-Fan im Märchenland 😉
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