Dreamteam: Chef-Trainer Niko Arnautis und Nationalspielerin Sara Doorsoun. (Bild: IMAGO / Hartenfelser)

Nach nicht einmal einem Jahr bei der Frankfurter Eintracht fühlt sich Sara Doorsoun bereits am Main pudelwohl. Ein Grund dafür ist auch Niko Arnautis, der Coach der SGE-Frauen. „Ich habe schon vorher gesagt, dass ich Niko sehr ehrlich gesagt habe: ‚Wenn es nur darum ginge, mich für einen Trainer entscheiden zu müssen, dann würde ich zu 100 Prozent unter dir spielen wollen‘“, erzählt die 30-Jährige im Interview mit dem vereinseigenen Podcast „Eintracht vom Main“. Seit Januar 2022 hat Doorsoun nun die Möglichkeit, jeden Tag mit Arnautis arbeiten zu können. Ihr positiver Eindruck hat sich bestätigt: „Unter Niko zu spielen, das passt so sehr! Wie die Faust aufs Auge. Er versteht mich, ich verstehe ihn. Wenn er manchmal emotional ist – ich bin auch ein sehr emotionaler Mensch –, wenn er draußen an der Seitenlinie ist, er schaut mich nur an und ich weiß genau, was er von mir will. Umgekehrt ist es genauso. Menschlich sage ich: Ich hatte noch nie so einen Trainer wie Niko!

In Frankfurt wieder zu sich selbst gefunden

Aber auch ansonsten ist die Verteidigerin mit ihrem Wechsel von Wolfsburg nach Frankfurt glücklich. „Natürlich denkt man auch die Wolfsburger Zeit zurück“, sagt Doorsoun. „Es waren drei wirklich tolle Jahre. Ich würde lügen, wenn ich etwas anderes behaupte. Jeder weiß, wie wohl ich mich in Wolfsburg gefühlt habe. Mit Frankfurt war es einfach so, dass ich irgendwie wieder zu mir selbst gefunden habe. Ich hatte diese Leichtigkeit nicht mehr, dieses ‚Ich mache einfach mein Ding‘. Das habe ich in Frankfurt alles wieder zurückbekommen und wurde auch dann belohnt, dass ich bei der Europameisterschaft dabei sein durfte.“ Abgesehen von der glücklosen Champions-League-Qualifikation laufe es in Frankfurt zudem sportlich so, wie sie es sich vorgestellt hat. Außerdem: „Ich wohne nur eine Stunde von meinem Zuhause, von Köln. Deswegen: Ich kann meine Freunde regelmäßig sehen. Ich habe eine coole Mannschaft, ein super Trainerteam – dazu gehört nicht nur Niko. Das Medienteam ist super. Ich fühle mich sehr wohl!

Alles begann auf dem Bolzplatz mit den Freunden ihres Bruders

Für Doorsoun begann die Karriere auf dem Bolzplatz mit den Freunden ihres fünfeinhalb Jahre älteren Bruders. „Mein Bruder wusste nicht, was er mit mir machen soll. Und hat mich immer mit auf den Bolzplatz genommen, mit seinen Jungs. Was macht man mit der kleinen Schwester? Die ist nervig, die wollen wir eigentlich gar nicht dabei haben. ‚Komm, wir stellen die ins Tor‘“, erzählt Doorsoun aus der schwierigen Anfangszeit ihrer Karriere als Fußballspielerin. „Ich war so eine Graupe, ich war so schlecht! Ich habe irgendwann den Ball so ins Gesicht bekommen, dass er gesagt hat, er bekommt Ärger von Mama und Papa, wenn das noch einmal passiert. ‚Komm, wir stellen dich mal ins Feld.’

Es hat keine Rolle gespielt, dass ich ein Mädchen war

Als Feldspielerin kam ihr Durchbruch: „Ich kann mich nicht erinnern, ohne Ball gewesen zu sein. Sei es im Kindergarten, sei es mit meinen Jungs. Es war eigentlich immer klar, dass ich etwas mit Fußball machen werde.“ Sich gegen die Jungs durchsetzen, machte Doorsoun alles andere als Probleme: „Ich will nicht sagen, ich war der Boss. Aber vielleicht war ich es! (grinst) Ich wusste schon immer sehr früh, was ich will. Ich konnte mich schon immer gut durchsetzen. Und ich wurde immer von meinen Freunden anerkannt. Es war wirklich cool, weil erinnere mich, dass einer meiner besten Freunde aus dem Kosovo kam. Der andere kam aus Armenien. Die anderen waren Deutsche. Und das hat irgendwie keine Rolle gespielt, weil wir Fußball gespielt haben. Es hat keine Rolle gespielt, dass ich ein Mädchen war.

Kleine Schritte führten zum Erfolg

Sie kam in eine Vereinsmannschaft mit lauter Jungs und weigerte sich lange Zeit, in den Juniorinnen-Fußball zu wechseln. Erst mit 15 Jahren ging sie diesen Schritt; erleichtert dadurch, dass sie schnell Freundinnen innerhalb ihres Teams gefunden hatte. Dass sie einmal Profi-Fußballerin werden könnte, merkte sie bereits bei ihrer ersten Station im Erwachsenen-Fußball, 2007/2008 beim SC Fortuna Köln. Doorsoun im SGE-Podcast: „Wir hatten eine so coole Mannschaft. Ich war 16 Jahre alt. Eine meiner besten Freundinnen (auch heute noch) hat mit mir zusammen gespielt und wurde im Winter von der SGS Essen abgeworben. Sie wollten auch mich gerne haben. Dann hätte ich mit 16 Jahren schon Bundesliga spielen können. Ich habe für mich gesagt – da ich ein Bauch-, ein Gefühlsmensch bin –, dass es für mich zu früh ist. Ich wollte in Köln bleiben. Im Sommer hätte ich schon nach Bad Neuenahr wechseln können. Ich bin dann aber ins Sportinternat in die zweite Liga gegangen, obwohl ich schon in der 1. Mannschaft in der 1. Liga für Bad Neuenahr hätte spielen können. Ich weiß nicht, wie alles ausgegangen wäre, wenn ich als 16-jähriges Mädchen auf der Bank versauert wäre.“ Die Entscheidung, zunächst in der zweiten Liga Erfahrungen zu sammeln, sei rückblickend die richtige Entscheidung gewesen, hält Doorsoun für sich fest.

Doorsoun will Wertschätzung erfahren

Später wechselte Doorsoun tatsächlich nach Bad Neuenahr und im Anschluss zum 1. FFC Turbine Potsdam, bevor sie von 2013 bis 2018 bei der SGS Essen anheuerte. Der Wechsel von Potsdam nach Essen sorgte im privaten Umfeld von Doorsoun für Kopfschütteln, schaffte Essen nämlich nur knapp den Klassenerhalt und hatte weniger finanzielle Möglichkeiten als die Brandenburger. „Ich habe für mich in diesem Moment aber nicht die Wertschätzung verspürt. Ich habe gesagt: Jetzt oder gar nicht!“, so die gebürtige Kölnerin. Geld sei, hält Doorsoun für sich fest, nie der wichtigste Faktor gewesen, vielmehr lege sie stets einen großen Wert darauf, vom Verein die entsprechende Anerkennung gezeigt zu bekommen. Etwas, das Frankfurt der deutschen Nationalspielerin bieten kann.

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2 Kommentare

  1. eine coole Nationalspielerin haben wir da, Sara ist echt toll…

    Überhaupt haben wir eine Mannschaft, wie bei den Männern die sofort eine Einheit wurde, Niko hat echt ein Händchen, er hat nur super Spielerinnen und hat das Händchen, diesen Spirit der seit 2016 bei den Männern durch unseren Verein geht – ich war in den 1980ern schon bei der SG Praunheim dabei, habe den FSV erlebt, bei TuS Wörrstadt noch das Ende der großen Zeit gesehen, aber was hier zusammenwächst kann die goldenen Zeiten des 1.FFC mit dem nötigen Rahmen und endlich der öffentlichen Anerkennung fortsetzen.

    Mädels #aufjetzt

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