Schwupps – schon ist der Ball wieder bei den Frankfurtern. Salif Sane lässt sich von Ante Rebic den Ball ablaufen.

Der Schalke-Trainer Domenico Tedesco ist ein kluger Kopf. Er wurde 2016 in der Trainerausbildung des DFB sogar Jahrgansbester. Der 33-jährige ist ein moderner Coach und gehört zu einer jungen Generation Trainer, die von Mehmet Scholl einst als „Laptoptrainer“ verunglimpft wurde. Scholl beschrieb damit jene Trainer, die selbst keine große Fußballerkarriere hatten und ihr Fachwissen nur aus Laptops und Büchern beziehen. Eben jene „Laptoptrainer“ sprechen aber, im Vergleich zur alten Garde, gerne ausführlich über ihre Gedanken und Taktiken zum Spiel. So auch Tedesco am Sonntagabend, nach der Partie gegen Eintracht Frankfurt.

Hauptsache weg das Ding

Ist die eigene Mannschaft deutlich unterlegen, hört man in den Kreisligen der Nation immer wieder den kehligen Schrei: „Hau weg das Ding!“ Hauptsache den Ball aus der eigenen Hälfte befördern, egal wie. Nach einer langen und erfolgreichen Trainerausbildung, formulierte Tedesco das Ganze natürlich etwas professioneller. Er habe seinen Spielern verordnet, „die zweiten Bälle mit einem Kontakt zu klären, denn du hast nicht die Zeit, diese zu verarbeiten.“ Mit dieser Aussage offenbart der Coach der Schalker seine Angst vor dem Frankfurter Angriffspressing. Die Bälle, die in die Schalker Hälfte prallten, sollten gar nicht erst zu einem geordneten Spielaufbau verarbeitet werden, sondern direkt aus der Gefahrenzone gebracht werden. Das klappte eine Stunde lang gut, die Hessen brachten wenig gefährliche Angriffe vor das Schalker Tor und mussten immer wieder tief aus der eigenen Hälfte aufbauen.

Die Heatmap aus der Partie zeigt, die Frankfurter (links) waren auf dem ganzen Platz präsent, die Schalker (rechts) hingegen standen Tief und konnten kaum für Entlastung sorgen.

Tedescos Furcht vor der Frankfurter Offensivpower war berechtigt, so analyisierte der Coach selbst, dass „die Wucht der Frankfurter uns erschlagen hat.“ Vor dem 1:0 köpfte Sane den Ball hoch ins Mittelfeld, doch dort war Ante Rebic schneller als Bentaleb, holte sich den zweiten Ball und legte ihn Luka Jovic mit einem butterweichen Lupfer auf. Vor dem 2:0 dasselbe Bild: Stambouli bekam den Ball, überlegte aber eine Sekunde zu lang, ob er ihn passen oder wegschlagen soll. Wieder war Rebic zur Stelle, schob sich zwischen den Franzosen und den Ball und schickte Filip Kostic auf die Reise. Tedesco warnte vor genau solchen Situationen: „Du musst diese Bälle direkt löschen, sonst haben sie den Körper drin.“

Die Mühlen des hessischen Pressings

Dass die Liga um Frankfurts brandgefährliches Offensivpressing weiß, zeigt sich immer wieder. Dieter Hecking bezwang am 26. September 2018 die Frankfurter, in dem er seine Gladbacher mit hohen Seitenwechseln im Mittelfeld agieren ließ. Die Eintracht schaffte es dadurch nie, Zugriff aufs Spiel zu bekommen. Seit jeher ist es keiner Mannschaft gelungen, die Frankfurter „Treibjagd“ zu umgehen. Alle kamen sie zwischen die Mühlen der hessischen Pressingmaschinerie. Sicherlich zu Gute kommt der SGE hierbei, dass Rebic in der Liga einen Namen hat. Den Kroaten umgibt, spätestens seit der Weltmeisterschaft in Russland, die Aura eines nimmermüden Büffels. Wer von ihm 90 Minuten beackert und überlaufen wird, träumt sicherlich noch nachts von ihm.

Es werden auch wieder Zeiten kommen, in denen es anderen Trainer gelingen wird, die Eintracht auszuhebeln. Die Spielweise der Hütter-Elf ist kräftezehrend, auch in Anbetracht der Doppelbelastung durch die Europa League. Doch die Momentaufnahme, in der Tabelle vor dem großen FC Bayern zu stehen, kann einem keiner nehmen. Und vielleicht geht es ja noch ein bisschen weiter, mit der Siegesserie der Adlerträger.

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19 Kommentare

  1. spätestens seit dem „Erreichen“ der Vizemeisterschaft mit der schlechtesten fußballerischen Leistung seit Jahren, interessiert mich die Meinung des Herrn Tedesco wirklich nicht mehr.
    @ redaktion : damit es nicht zu langweilig wird in der „Pause“, vielleicht mal einige Themen außerhalb der BL-Mannschaft ???
    Diese Anregung kam schon in der letzten Pause von einigen hier im Forum
    Forza SGE !

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  2. Das wirklich beeindruckende für mich ist die ständige und harte
    Abwehrarbeit unserer Stürmer, besonders von Haller und Rebic.
    Dabei laufen sie nicht nur Räume zu, sondern zwingen im Sprint
    oft die Gegner in einen direkten Zweikampf.
    Man muss sich nur erinnern, wo Rebic vor dem ersten Tor den
    Ball angenommen hat. Das war tief in unserer Hälfte.
    Und vor dem zweiten Tor hat Rebic dem Gegner einen Zweikampf
    aufgezwungen, den Ball erobert und sofort genial auf Kostic gespielt.
    Mit diesen Jungs beginnt unsere Abwehrarbeit schon vor dem
    gegnerischen Strafraum und zwar sehr effektiv.

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  3. So gerne wie ich AMFG hatte, aber wenn ich mir vorstelle er wäre immer noch an Bord, dann würde ich mir wünschen man hätte ihn vor der Saison in allen Würden verabschiedet..

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  4. Sollte das Sturm-Trio fit bleiben und vor allem der in meinen Augen aktuell wichtigste Mann auf dem Platz – Makoto Hasebe – seine Form einigermaßen halten und über die Saison tragen können (gut, dass es keine Länderspielreisen mehr hat), dann ist eine wohl wirklich erfolgreiche Spielzeit möglich. Schalke – Vizemeister des Vorjahres und in der Champions League nicht unerfolgreich – agierte fast 60 Minuten lang mit der Eintracht auf Augenhöhe und krachte dann ein. Klammert man einmal die Chance von Embolo aus: Es war abzusehen, dass es diesen einen Moment irgendwann geben würde, wenn man dauerhaft nur verteidigt. Man kennt das zu gut von der SGE aus den Vorjahren: Wer ausschließlich in der Defensive beschäftigt ist und für keinerlei Entlastung sorgt, wird bei der ersten Unachtsamkeit bestraft.

    So war das am Sonntag. Zupass kommt der Mannschaft dabei aktuell die Kaltschnäuzigkeit. Nicht umsonst fing Ante Rebic vor dem 1:0 schon zu jubeln an, bevor Kamerad Jovic überhaupt abgeschlossen hatte. Ist das ein Lauf? Mit Sicherheit wird über die Saison gesehen nicht immer der erste Schuss reingehen. Aber: Dieser Sturm hat einfach auch die Qualität, sich immer wieder hochkarätige Chancen herauszuarbeiten – und zwar im Strafraum. Und hier ist die Gleichung ganz einfach: Je näher du am gegnerischen Tor bist, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass er reingeht.

    Zu der Eiseskälte vor dem Tor gesellt sich noch ein extrem wichtiger Faktor: Die Beidfüßigkeit, die vor allem Rebic und Jovic auszeichnet. Ob der Ball auf rechts oder links liegt ist egal, es wird gefährlich. So verschafft man sich Vorteile, kann rechts oder links am Gegner vorbei und muss keine Haken schlagen um sich den Ball auf den richtigen Fuß zu legen. Ich erinnere an Rebic‘ gegen Hoffenheim oder jetzt gegen Schalke als der Ball an den Innenpfosten kullerte. Oder an Jovic, der gegen Düsseldorf mit allen Körperteilen traf – rechts, links, Kopf. Dazu noch diese Wucht, Technik und Beweglichkeit von Sebastien Haller: Man kann nur hoffen, dass sich das nächste mal bei einer elfmeterreifen Grätsche, wie es die von Caligiuri am Sonntag war, nicht einer ernsthafter verletzt.

    Und dennoch gilt es weiterhin fokussiert zu bleiben und immer wieder für den Erfolg zu arbeiten. Es wird auch mal einer Mannschaft gelingen, in der Schlüsselszene in Führung zu gehen – wie etwa in Nürnberg passiert. Ob dann immer Antworten gefunden werden können ist natürlich fraglich. Aber dem Team muss bewusst sein, dass sie nur mit 100 Prozent Einsatz die Spiele gewinnen können – übrigens der nächste Fortschritt: In den vergangenen beiden Jahren waren dafür häufig auch 105 – 110 Prozent Einsatz nötig. Inzwischen ist man auf ein Niveau gekommen, dass der Gegner mehr Körner verbrauchen muss als das eigene Team selbst. So intensiv die Partie gegen Schalke auch war: Die Eintracht wirkte permanent gefährlicher, weil sie hochstehend kürzere Wege zum Tor hatte. Dadurch mussten Stambouli, Sane und Nastasic schon im ersten Durchgang in 4-5 Situationen in allerhöchster Notlage klären. Ich bin sehr gespannt, ob die Eintracht bis zum Jahresende nochmal durchspurten kann. Ein Vorteil: Die Vorentscheidung in der Europa League und die Möglichkeit, die beiden letzten Partien etwas entspannter anzugehen. Schon jetzt kann die Hinserie – trotz Pokal-Aus – als Top angesehen werden mit 20 Zählern und dem Weiterkommen in der EL.

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  5. Ich hatte es mal geschrieben, der Kern unseres Spiels bilden in Hütters-System und unter optimaler Ausnutzung der vorhandenen Spielertypen Wucht und Konzentration. Das spielerische Element, der Spielwitz und der Rest kommen als Beifang dazu. Unsere aktuelle Spiel-DNA kannst du im Grunde nicht entschlüsseln. Ganz wenige Teams, die spielerisch und technisch sehr weit oben angesiedelt sein müssen, werden es schaffen, spielerische Lösungen aus den Überfällen im Mittelfeld zu finden. Immer vorausgesetzt, unsere Jungs sind bei 100%.
    Im Grunde startete die Saison für uns nach dem Marseille-Game. All` die Spiele, die davor waren, würde ich allzu gerne jetzt nochmal spielen. Bleiben alle gesund und an Board, bekommen wir in der Rückrunde Gelegenheit dazu.
    Von „dem einen Unersetzlichen“ in unserem Team zu sprechen, gilt aufgrund der gezeigten Festspiele nicht mehr.
    Gegen S04 hätte es ohne Rebic wohl keinen Dreier gegeben. Für mich war er an diesem Abend DER Mann.
    Haller und Jovic haben sich in vorherigen Spielen ihrerseits diesen Nimbus verdient. Und wie @christopherm richtig einschiebt, auch Hase ist im Grunde als Kapitän der Defensive eine Nummer, auf die man nicht mehr verzichten kann.
    Es ist im Moment einfach nur grandios, wunderschön und affentittengeil, diese unsere Mannschaft auf dem Feld zu sehen. Die Performance sieht weniger nach Arbeit und Mühe aus sondern viel mehr nach gieriger Lust am (sportlichen) Töten des Gegners. Gnade wird keine gewährt. Einfach unglaublich.
    Mal vorausgesetzt, alle bleiben gesund und die Kranken kommen dazu, und vorausgesetzt, wir wuppen das Ding in Augsburg (für mich ein ganz wichtiger Indikator), dann schalte ich mental und emotional auf die Stufe „Platz 3-6“. Und es könnte eine Saison dabei rausspringen, die ein eigenes Kapitel in einem der nächsten Eintracht-Historienbücher ergattern könnte.
    SGE, go on. Lasst die Jungs von der Leine und kommt bitte nicht auf die Idee, sie einzufangen.

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  6. @5: Na ja, Ante hatte die Arme weniger zum Jubeln gehoben, als vielmehr wollte er, daß Jovic den Ball wieder zu ihm zurückspielt, damit er den Torabschluss machen kann. Sei’s drum – Hauptsache die Kirsche lag im Tor 😉

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  7. @7 Kann man so interpretieren. Da Rebic die Hände allerdings zur Faust geballt hatte, würde ich es auch eher für eine Jubel-Geste halten. Das Ball fordern, erfolgt meiner Erfahrung nach, mit offenen Handflächen.

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  8. Ach was soll man sagen: Haller Top Scorer der BuLi punktegleich (14) mit REUS! Direkt dahinter mit 13 Punkten Jovic. Rebic hängt da zwar formell hinterher, aber auf den Platz sieht man trotzdem was er wert ist.

    Reus: 952 Minuten –> 1 Punkt alle 68 Minuten
    Haller: 822 Minuten –> 1 Punkt alle 59 Minuten
    Jovic: 560 Minuten –> 1 Punkt alle 43 Minuten !!! (also nicht mal nur in jedem Spiel, sondern pro Halbzeit ein Punkt :-D)

    http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/scorer/1-bundesliga/2018-19/scorer-der-saison.html
    https://www.fussballdaten.de/bundesliga/einsaetze/

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  9. Ihr wollt auch mal ein anderes Thema? Na gut: Heute morgen auf der Berger. Ein Paar kommt mir auf dem Bürgersteig entgegen. Er hochgewachsen, schlank, beinah dünn. Sie deutlich kleiner, zierlich, sympathisches Gesicht. Klamotten? Keine Ahnung, wie meine halt auch. Ein nettes junges Paar wie tausend andere in dieser schönen Stadt am Main. Niemand merkt, dass das ein Büffel ist, ich ja auch erst im letzten Moment. Ich bin unwillkürlich stehen geblieben. „Seb? Bravo!“ Und unter Mobilisierung aller meiner Sprachkenntnisse: „Continue!“ Er dreht sich lachend um: „On va continuer.“ Was für ein Tag. In meinem Viertel. Bernem grüßt die Welt.

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  10. @11: Solange sie uns Manga nicht wegkaufen…
    ich bin auch gespannt darauf, was Hr. Hütter noch aus Paciencia rausholen wird. Kamada hat anscheinend bereits 8 Tore in 9 Spielen geschossen – der wird uns wohl auch im Sommer zur Verfügung stehen.

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  11. Übrigens bezeichnet die Springerpresse Ben Manga, Fredi Bobic und Bruno Hübner als „Trüffelschweine“. Da ist Büffelherde doch wirklich harmlos.

    Gruß SCOPE

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  12. @boa-teng @5: Na ja, Ante hatte die Arme weniger zum Jubeln gehoben, als vielmehr wollte er, daß Jovic den Ball wieder zu ihm zurückspielt, damit er den Torabschluss machen kann. Sei’s drum – Hauptsache die Kirsche lag im Tor

    Ne, ne – schau dir mal die Highlights von TSG – Eintracht an – beim 0:2 von Jovic steht er im Mittelfeld und dreht schon jubelnd ab, bevor Jovic überhaupt abgezogen hat. Der hat einfach brutales Vertrauen in den kleinen Serben mit den dicken Waden ;).

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  13. Hab mir eben nochmal die Tore gegen TSG angeschaut und muss dir absolut recht geben. Ante scheint da wirklich ne Vorahnung zu haben, wenn Luca auf’s Tor zielt 😉
    GEIL 🙂

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  14. Ich mag ja den Begriff Büffelherde recht gerne.

    „Magisches Dreieck“ wiederum gar nicht. Das gab s ja bereits, insofern nichts originäres.
    Genau wie „Meister der Herzen“ … oder „Fussball 2000″…

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  15. Büffelherde passt auch gut, weil das ja noch immer sehr körperlicher Arbeitsfussball ist (in schön). 😉

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