Frankfurts Sportchef Fredi Bobic hat derzeit gut lachen. (Foto: imago/Jan Hübner)

Gut zweieinhalb Jahre ist Fredi Bobic bei der Frankfurter Eintracht als Sportvorstand im Amt. Während der 47-Jährige zu Beginn noch mit viel Skepsis empfangen wurde, hat er sich in Frankfurt mittlerweile einen Namen gemacht. Locker und frei plauderte der ehemalige Stuttgarter nun aus dem Nähkästchen.

Gegen jeden Widerstand

Schmähplakate zierten die Nordwestkurve im Waldstadion, als bekannt wurde, dass Bobic die Nachfolge des zum Sommer scheidenden Heribert Bruchhagen antreten sollte. „Fott“ sollte er doch bitte bleiben. „Es hat mich gewundert, wo das herkam. Da sieht man wie oberflächlich die Branche manchmal ist. Da muss man sich manchmal an den Kopf fassen“, brachte Bobic gegenüber der „Bild“ im Format „Phrasenmäher“ seine damalige Gemütslage zum Ausdruck. Aus der Ruhe bringen habe er sich durch die Anfeindungen ohnehin nicht. „Ich war fokussiert.“ Für ihn sei das entscheidende gewesen, dass er im Verein die nötige Rückendeckung spürte. Gerade mit Aufsichtsratschef, der für eine Generation stehe, die nicht einknickt, hatte er „unfassbar gute Gespräche.“ Die Wahrnehmung im großen Fußballgeschäft sei ohnehin eine sehr eigene: „Es wurde viel über mich geschrieben. Aber kennt mich einer wirklich in der Tiefe? Nein, das tun nur meine Freunde.“ Viele Legenden und Mythen seien auch zu Spielerzeiten über seine Person im Umfeld gewesen. „Man kann polarisieren. Damit habe ich immer gut gelebt. Einmal bist du der totale Loser, einmal der Held. Die Wahrheit liegt in der Mitte.“

Bobic heiß begehrt – aber in Frankfurt noch nicht am Ende

In Frankfurt jedenfalls hat sich der Sportvorstand bereits mit dem Pokalsieg im Mai dieses Jahres ein kleines Denkmal gebaut. Sein Vertrag wurde unlängst um vier weitere Jahre bis 2023 verlängert. Von einem Rentenvertrag ist vielerorts die Rede gewesen. „Ich hätte auch um ein Jahr verlängern können, das wäre auch kein Problem gewesen.“ Aber es wurden dann doch ein paar mehr. Denn Bobic will bei der SGE etwas aufbauen, langfristig planen. Obgleich es eine sichere Planung im Fußball nicht gebe. „Keine Ahnung, wo ich in fünf Jahren bin. Die Angebote flattern eh schon rein“, lässt er sich auf keine großen Versprechen ein und weiß um seinen eigenen, gestiegenen Marktwert. Aktuell habe er aber alles abgeblockt: „Jetzt liegt nichts mehr auf dem Tisch, weil ich das eine oder andere schon weggehackt habe. Ich habe mich für die Eintracht entschieden, weil ich mich wohl fühle. Nein, es ist noch nicht der Zeitpunkt.“ Reizen würden ihn natürlich die großen Klubs. Dortmund, Bayern oder auch internationale Hochkaräter. Ein Engagement in den USA für den Globetrotter, dessen große Tochter dort studiert, sowieso. Bobic möglicherweise als Nachfolger von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenige beim Rekordmeister? „Nein, weil es kein Interesse gibt und ich mich damit nicht beschäftigen muss.“ Daraus, dass er nicht gerade große Sympathien gegenüber den Münchenern hegt, machte er schon zu Spielerzeiten keinen Hehl. Dass er am Ende ausgerechnet dort landet: Unwahrscheinlich.

Die Causa Kovac: „… fünf Minuten später hat die Bild-Zeitung angerufen…“

Vor allem, wenn man betrachtet, welch schmutzige Spielchen der Branchenprimus im Sommer mit der Eintracht und Bobic getrieben hat, als man den Frankfurter Pokalmacher Kovac abwarb. Auf die unschöne Art. Der gebürtige Slowene schildert noch einmal im Nachgang den berühmt-berüchtigten Donnerstag: „Niko hat mich angerufen und gesagt, dass wir reden müssen…“ – da waren Bobic und Hübner noch in Kopenhagen, haben gerade den Deal mit Torhüter Frederik Rönnow eingetütet. Und Kovac hatte die Entscheidung schon getroffen. „Wir haben uns dann später abends bei mir getroffen, aber wenn ein Trainer sagt, er möchte gehen, kannst du ihn nicht mehr halten. Wenn die Bayern in haben wollten, wusste ich, dass er geht. Fünf Minuten später hat mich die Bild-Zeitung angerufen und mir alles erzählt.“ Vor allem das habe ihn auf die Palme gebracht. „Der Tag war nicht gut und nicht sauber. Nicht nur von ihm, sondern auch von den Bayern. Du kannst in so einer Phase viel kaputt machen. Ich wollte meinen Verein schützen“, bewies er auch im Streit mit Bayerns Verantwortlichen klare Kante.

Kein Bayern-Angebot für Rebic

Im Gespräch war im Sommer auch ein möglicher Wechsel von Ante Rebic zu seinem Ziehvater Kovac nach München. Der entschied sich aber für den Verbleib in der Rhein-Main-Metropole. Alles eine große Luftnummer, wie Bobic beteuert: „Es gab nie ein Angebot von Bayern und wir sind auch nicht im Austausch. Ob die Bayern noch Spieler bei uns abwerben wollen, ist am Ende des Tages Verhandlungssache, wenn sie sie überhaupt kriegen.“ Schließlich stehen die Interessenten für das Frankfurter Sturmtrio ohnehin Schlange. Einen Plan B bei einem möglichen Abgang habe man immer in der Schublade. „Aber warum soll einer jetzt gehen? Wir spielen jetzt erstmal diese Saison. Dass die Spieler vielleicht irgendwann den Verein verlassen, weil sie größer werden als der Verein, auch von ihrer Qualität her, das ist doch normal.“ Aber dann, das müsse klar sein, wird es richtig teuer. Und am längeren Hebel sitze man selbst. Schließlich habe man auch bei WM-Fahrer Rebic Nein gesagt und die Muskeln spielen lassen. „Und es lagen schöne Summen auf dem Tisch, die für Eintracht Frankfurt auch Rekord gewesen wären.“ Von Interessenten aus England und Spanien spricht Bobic in diesem Kontext.

Bobic und der Gänsehaut-Moment – Traum vom nächsten Titel

Kein Wunder. Hatte sich der Kroate doch mit einer überragenden Leistung im Pokalfinale in die Notizbücher der Top-Klubs gespielt und danach mit Kroatien die Weltmeisterschaft gerockt. Vor allem das Finale in Bobics Wahlheimat Berlin, seinem weiterhin primären Wohnsitz, war ein Moment für die Ewigkeit. „Der Titel war sehr intensiv.“ Beim Lauf von Gacinovic habe es den ehemaligen Nationalstürmer, der sonst bei den Spielen gerne steht, „zum ersten Mal aus den Sitzen gerissen. Das war ein Moment, der war epochal, für die Ewigkeit. Verdammt nochmal, wie cool ist das denn?“ Außer den Bayern habe sich die gesamte Liga gefreut „wie kleine Kinder“ über den Sieg des Underdogs. „Ein spezielles Spiel, eine spezielle Nacht. Da habe ich heute noch Gänsehaut.“ Bundestrainer Jogi Löw habe ihn gar abgeklatscht, als Felix Zwayer einen vermeintlichen Strafstoß für die Bayern nach Betrachtung der Videobilder nicht gab. Ob die Verantwortlichen bis 2023 noch einen weiteren Titel folgen lassen können? „Es wird spannend, ob ich das noch einmal schaffe“, hofft Bobic und arbeitet weiter auf diesen Moment hin.

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15 Kommentare

  1. Ich schäme mich inzwischen nicht mehr dafür, dass ich ihn damals abgelehnt habe. Hat mich irgendwie demütig gemacht. Werde nicht mehr so schnell Urteile fällen. Man sieht ja, wo es hinführt. 🙂

    Ich hatte damals echt geglaubt, dass die Tabelle betoniert ist. Auch ein HB, den ich nach wie vor schätze, kann sich irren.

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  2. Nur kein Stimmungsboykott morgen beim Heimspiel. Volle Unterstützung unserer SGE. Alles andere würde uns nur schaden. Es wäre absolut kontraproduktiv und widersinnig, wenn wir dadurch unsere SGE, die sensationell spielt und alles gibt, bestrafen würden.
    Um unsere Faninteressen bei DFB/DFL
    besser durchsetzen zu können, müssen die Clubverantwortlichen dafür eintreten.
    Diese finden in den Gremien Gehör und
    und sind medienwirksam wahrnehmbar.
    Nach meiner Erinnerung hat sich Fischer bereits gegen Montagspiele ausgesprochen, gut so. Er sollte die Interessen der Fans auch künftig wahrnehmen und einer weiteren irrrationalen Kommerzialisierung des Fussballs gegen diese im Rahmen seiner
    Möglichkeiten aufrichtig und wirksam entgegen treten.

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  3. Und was wurde Herr Bobic vor der Saison während der Transferperiode von einigen „Möchtegern-Sachkundigen“ dieses Forums angefeindet. Scheisshausparolen und sinnfreies Gelaber (=> gestandene Spieler) und gleichermaßen wenig Vertrauen in die wirklich sachverständigen, handelnden Personen waren da an der Tagesordnung.

    Das Schlimme ist bzw. wird sein, dass genau das Gleiche nach dieser und vor der nächsten Saison von den gleichen „Möchtegern-Sachkundigen“ veranstaltet werden wird.

    Herr Bobic und die Mit-Verantwortlichen leisten aus meiner Sicht eine sehr gute Arbeit. Bitte weiter so !!!

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  4. Fredi hatte einen extrem schlechten Ruf, typisch VFB und nicht der erste der dort mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt wird und als Sündenbock auserkoren wird. selbst die Pfeife Dutt (Fredis Nachfolger beim VFB), hat gleich sofort über Bobic hergezogen um von seiner eigenen Unfähigkeit abzulenken. Schon ein komisches Volk dort im Schwabenland. Ich gebe zu, ich war selbst von Fredis Ruf gefangen und dachte mir: Jeden aber bitte nicht Bobic und nun … etwas besseres hätte uns und unserer SGE nicht passieren können. Zusätzlich muss man den Bayern mehr als Dankbar sein, dass Sie uns den Kovac weggekauft haben und somit den Weg frei gemacht haben für unseren Adi. Hätte die Bayernführung nur etwas Weitblick und Fußballfachverstand bewiesen , hätten Sie den Adi eingestellt und nicht den Niko, der meiner Meinung nach ein viel besserer Trainer für die Bayern gewesen wäre als der Niko. Bobic und Hütter das ist absolut genial. Ich bin froh, dass ich diese geile Eintracht Zeit erleben darf.

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  5. Es ist immer schlecht, einen Menschen von vornherein zu verurteilen. Als ich davon hörte, dass Bobic Sportdirektor wird, habe ich mich gefreut, weil ich den Aufbruch gespürt habe. Er und Bruno Hübner haben alles bisher richtig gemacht. Und haben den Abgang von Kovac blendend kompensiert in Form eines Trainers, der ein absoluter Spitzenmann ist. Hut ab vor Bobic !

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  6. Wer ist denn ‚oh-meine-fresse‘? Ah, Entschuldigung, hab mich verlesen, er nennt sich ja ‚oh-esse‘.

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  7. Oh-hesse ist wie ein Wiesel. Luckt immer mal mit dem Kopf ins Licht, schwurbelt kurz, um dann wieder für längere Zeit zu verschwinden. Ein süßes Tierchen auf jeden Fall.

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  8. @ 6 & 7:

    „Betroffene Hunde bellen“. Das war schon immer so.

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    Mein Tagesspruch für alle Angesprochenen und gleichermaßen der Intelligenz abwesenden Forumsteilnehmer lautet:

    „Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz !“

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  9. Für mich war damals seine Verpflichtung ein Fehler. Was man über ihn lesen konnte und in Stuttgart gesehen hatte, war einfach schlecht Gott sei Dank habe ich mich geirrt. Das gebe ich gerne zu. Kann so weitergehen

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  10. @8
    Alle zwei Wochen schreibst du hier immer das Gleiche, da kann man die Uhr nach stellen.Immer der gleiche Käse und das seit Monaten.Traurig das dir sonst nichts produktives einfällt. Aber für dich wiederhole ich es auch noch gerne einmal: Am Ende der Transferphase hat man nämlich sehr wohl auch umgedacht und mit den Dauerbrennerrn Kostic und Trapp dann auch noch GESTANDENE Spieler geholt. GESTANDENE Spieler jawohl. Das Wort magst du echt gerne oder? Ich auch 🙂 Und im Endeffekt haben jetzt eigentlich in den erfolgreichen letzten Spielen außer N’Dicka gar nicht viele von den jungen Neuzugängen von dieser Saison gespielt, also liegt der Erfolg eher am Trainer und das die Jungs von letzter Saison noch um einiges besser geworden sind. Ronnöw, Wiedwald, Geraldes, Allan, Müller, Paciencia (und leider teilweise auch Torro) haben gar keine oder keine entscheidende Rolle bei dem jetzigen Erfolg gespielt, also braucht man auch gar nicht so sehr zu diskutieren ob diese Saison erfolgreich eingekauft wurde oder nicht, da der Effekt Neuzugänge gar nicht so entscheidend war. Wenn doch, dann sind zwei der drei Neuzugänge die immer spielen GESTANDENE Spieler 😉

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  11. Ich finde das jetzt garnicht dramatisch, daß man die Taktik bei den Transfers anpasst. Manchmal ergeben sich kurzfristig Optionen und darauf reagiert man dann eben. Beispiel Trapp. N‘Dicka und Torro sind für mich auch 2 Stammspieler, die nicht als gestandene Spieler durchgehen. Torro hat leider Pech gehabt. Für den Trainer sind ebenfalls Bobic und Hübner verantwortlich. Einige andere Spieler haben durchaus Potential, daher sehe ich die Transferphase keineswegs als schlecht an. Das durchmischen des Kaders haben wie seit Jahren zu Beginn jeder Saison und begleitend dazu die gleichen Diskussionen. Von Boateng über Wolf bis zu Kovac ist anfangs auch viel Kritik geübt worden. Gepasst hat es immer und Schwund gibt es auch, aber das betrifft eben jeden anderen Verein ebenfalls. Unter dem Strich machen unsere Verantwortlichen einen Bombenjob, auch wenn es stellenweise noch optimierungsbedarf gibt. Ob und welcher Spieler jetzt aktuell hervorsticht, und wann der jetzt genau gekommen ist, erachte ich jetzt als nicht sooo wichtig. Absoluten Fußballfachverstand, das Gefühl für den richtigen Typ und entsprechenden Charakter, haben die Verantwortlichen an erster Stelle aber mal mit Hütter bewiesen.

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  12. Natürlich macht Bobic insgesamt einen super Job. Am Anfang der Saison ging es darum, ob die Abgänge Boateng, Wolf, Mascarell und Hradetzky adequat ersetzt werden können . Demzufolge gab es eine große Diskussion ob die Einkäufe anfangs der Saison geeignet sein könnten um diese Abgänge zu kompensieren. Im Endeffekt hat sich herausgestellt, dass die anfängliche scharf geführte Diskussion gar nicht so entscheidend war und weder die Befürworter noch die Kritiker der Einkäufe für sich in Anspruch nehmen können recht zu haben. Natürlich haben uns N’Dicka,Torro ,Trapp und Kostic weitergeholfen. Die Hauptursache liegt für mich aber im Trainer, seinem Spielsystem , der Aufstellung und der Weiterentwicklung von Spielern. Allein Haller, Jovic und Rebic zusammen einzusetzen ist schon mutig und von den eigentlichen Positionen der drei eigentlich widersinnig gewesen. Trotzdem wurde es versucht , verbunden mit einem frühen Pressing.Auch hat Adi seiner Viererkette revidiert und umgestellt , was uns rechts einen überragenden da Costa und links einen genauso starken Kostic beschert hat. Es hat Zeit gebraucht, aber es ist bewundernswert wie Adi es geschafft hat das vorhandene Spielermaterial bestmöglich einzusetzen. Auch das Experiment mit Willems gegen OM und die Überlegung im Winter trotz Erfolg nochmal tätig zu werden zeigt, dass das man kreativ ist, sich ständig hinterfragt und versucht zu verbessern. Dazu hatte man bereits ein gutes Grundgerüst gehabt. Es ist aber nach wie vor die gelungene Mischung aus Jung und Alt, Talenten und erfahreneren Spielern die uns weitergebracht hat. Hier hat auch Kovac noch sein Anteil daran ( Rebic, Jovic, da Costa) gehabt. Insgesamt passt einfach die Konzeption und die Ideen vom Management bis über den Trainer. Und da ist dann gar nicht so entscheidend welcher Neuzugang es dann gepackt hat oder welcher nicht.

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  13. Hradecky natürlich.
    Bin gespannt wie es weitergeht und wer in der Winterpause kommt und geht. Bis jetzt haben wir doch noch zu viele Spieler und das Problem das der Nachwuchs keine Rolle spielt, wird irgendwann auch wieder aktuell werden. Der Erfolg steht aber über allem und momentan ist es einfach geil Frankfurtfan zu sein. Die Stimmung überall ist grandios.

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  14. @14: Zum Nachwuchs hat Bobic letzte Woche im Doppelpass etwas gesagt. Sie sind im Jugendbereich am umstrukturieren, aber bis guter Nachwuchs aus der Jugend kommt, kann es 5 Jahre dauern. Da wurde einfach zulange geschlafen. Da brauchen wir als Fans einfach Geduld.

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