Kevin-Prince Boateng sieht den Kritikern gelassen entgegen und sieht seine Mannschaft gestärkt.

Der Mann für die spektakulären Tore ist aktuell Sebastien Haller. Kevin-Prince Boateng hingegen verrichtet derzeit Arbeit im Maschinenraum, verteilt im zentralen Mittelfeld die Bälle und überzeugt mit seiner Ballsicherheit. Er stellt sich in den Dienst der Mannschaft und findet sich immer mehr in die Rolle eines Leaders ein – auch ohne die derzeit noch fehlenden brillanten Momente.

Kritiker mundtot machen – Gegen Dortmund weiter punkten

Zwei Spiele, zwei Siege. Zweimal Last-Minute-Erfolge, zuletzt als Höhepunkt einer starken zweiten Hälfte in Hannover. Die Eintracht findet immer mehr ihre Form und weist nach und nach auch die Kritiker in die Schranken. Einen Boateng, der weiß Gott medienerprobt ist und schon so seine Erfahrungen mit Umfeldern von Vereinen gesammelt hat, freut es: „Wir haben die Stimmen natürlich gehört und wahrgenommen. Und natürlich tut es gut, dass wir so manchen Kritikern mal den Mund stopfen können.“ Das Team gehe aus solchen Phasen gestärkt hervor: „Das ist für den Charakter der Mannschaft sehr, sehr wichtig.“ Dennoch solle man die Kritik nicht so nah an sich heranlassen. Und vor allem eins tun: „Weiter Gas geben und Punkte holen, denn es kann ganz schnell auch wieder umschwenken.“ Schließlich sei die Bundesliga immens umkämpft, die Abstände zwischen den Mannschaften kaum spürbar: „Heute bist du vielleicht im Abstiegskampf, drei Wochen später spielst du um Europa.“ Die Ausgeglichenheit mache gerade den Reiz aus: „Das ist das Schöne. Jeder kann jeden schlagen. Das macht Spaß und kribbelt.“

Dennoch gilt es den Aufwind, der aktuell herrscht, zu nutzen: „Natürlich, wenn man die Spiele gewinnt, ist alles ein bisschen einfacher. So ist der Fußball. Man sieht es auch auf dem Platz, im Training. Es sind alle gut drauf und haben Spaß. Das wollen wir beibehalten.“ Am besten schon mit einem weiteren Erfolgserlebnis am Samstag (15:30 Uhr) gegen den Tabellenführer aus Dortmund: „Sie haben in den letzten beiden Spiel nicht ihr ganzes Potenzial gezeigt. Aber sie sind ein der stärksten Mannschaften in Europa. Sie werden voll motiviert hierherkommen und versuchen das Ruder rumzureißen.“ Dennoch wollte man aktuelle Verunsicherung bei den Schwarz-Gelben zu nutzen, ohne dabei übermütig zu werden. Die Spielweise seines Ex-Vereins spiele den Frankfurtern allerdings in die Karten: „Die Dortmunder kommen uns entgegen. Sie spielen einen offensiven Fußball. Da gibt es mehr Platz und Räume.“

Sturm oder Mittelfeld? „Immer Vollgas“ – Boateng will mehr Akzente setzen

Räume, in die auch Boateng stoßen will. In den letzten Spielen rückte er vom Angriff zurück ins Mittelfeld, um dort mit seiner Technik und Erfahrung die Ausfälle der eigentlichen Sechser zu kompensieren. Für den Deutsch-Ghanaen ein Problem? „Ich versuche auf jeder Position Vollgas zu geben. Wenn der Trainer mich als Stürmer braucht, versuche ich Tore zu machen. Wenn er mich als Sechser braucht, versuche ich die Bälle zu verteilen.“ Dennoch ist die Positionsrotation, von der der 30-Jährige aktuell betroffen ist, eine Herausforderung: „Ich muss ehrlich zugeben, dass das für mich nicht immer einfach ist, an jedem Wochenende eine neue Rolle zu spielen.“ Dennoch spielt er sein Spiel runter und gibt sich voll als Teamplayer, wenn Ante Rebic oder Sebastien Haller die Schlagzeilen dominieren. Letzterer habe laut dem ehemaligen Nationalspieler nach seinen Traumtoren eine „breite Brust und ich hoffe, sie wird noch breiter.“

Dennoch möchte sich Boateng nicht nur auf das Malochern im Mittelfeld beschränken, sondern selbst Akzente setzen und die Mannschaft anführen: „Ich kann noch mehr im Mittelpunkt stehen in den Spielen, mehr entscheidende Aktionen haben. Aber das wird kommen. Ich mach mir keinen Druck.“ Ebenso gibt es noch Verbesserungspotenzial in Sachen Physis und Fitness: „Da arbeite ich dran, einhundert Prozent über 90 Minuten spielen zu können. Da fehlt noch ein bisschen, da bin ich ehrlich. Das kommt aber mit den Spielen.“ Trotzdem loben Mitspieler wie Rebic ihn allein für seine Präsenz auf dem Platz: „Es ehrt mich, wenn meine Mitspieler sowas sagen. Wenn ich so weiter helfen kann, in dem ich nur auf dem Platz stehe, ist das überragend. Aber ich muss arbeiten und vorangehen.“ 

Lob für Kovac und Fans – Vorfreude auf „besonderes Spiel“ gegen BVB

Wie sein Trainer, der laut dem Offensivspieler große Empathie und Menschenkenntnis besitzt: „Niko ist ein Berliner, ein Chamäleon, er kann sich anpassen. Ein Typ, der ganz genau weiß, mit wem er wie reden muss. Das macht er überragend und mit harter Arbeit. Aber er nimmt dich auch mal in den Arm.“ Manche Spieler brauchen eben das Zuckerbrot, andere hingegen die Peitsche: „Viele Spieler im Team müssen mal in den Arm genommen, andere hart angegangen werden.“ Dennoch sei der Kroate in den Gesprächen immer „sehr direkt, damit jeder weiß, woran er ist.“ Und Boateng trägt diese Philosophie mit: „Ich probiere sein verlängerter Arm zu sein“ und dort wo es Konfliktpotenzial gibt „die Wogen zu glätten.“ 

Bei seinem ehemaligen Arbeitgeber müssen keine Wogen mehr geglättet werden. Im Gegenteil: „Ich freue mich darauf. Das wird sehr emotional für mich, weil ich viele Freunde wiedertreffe. Das ist auf jeden Fall ein besonderes Spiel für mich.“ Geschenke werden gegen die Borussen trotzdem nicht verteilt. Vor ausverkaufter Kulisse will man für eine Überraschung sorgen: „Ich hoffe, dass wir Samstag ein gutes Spiel haben und den Fans ein gutes Ergebnis schenken können.“ Für die Anhänger gibt es auch zum Schluss noch ein Extralob: „Wir freuen uns auf jedes Heimspiel. Jeder, der hier mal im Stadion ist, sieht was das für eine Kulisse ist. Die Fans sind überragend. Auch wenn wir nicht immer den schönsten Fußball spielen, sind sie begeistert, wenn wir kämpfen und fighten. Das ist das erste, was man im Fußball machen muss.“ 

 

 

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7 Kommentare

  1. Ohne irgend einem unserer Spieler nahe treten zu wollen und ohne jeglichen Anflug von Arroganz, aber:
    Wir Anhänger der SGE spielen seit Jahren bereits in der Spitzengruppe der Championsleague. Iss so…

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  2. Prince, Du must niemandem das Maul stopfen und auch keine Akzente setzen. Mach einfach so weiter. Deine Ballsicherheit, Deine Routine und Dein Gefühl für das Spieltempo tut uns seeeehr gut !! Das andere kommt von alleine!

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  3. @1
    …und deshalb wird es auch Zeit, daß wir wieder im europäischen Wettbewerb auftreten dürfen, daß mal wieder Stimmung in die euröpäischen Stadien kommt, hihi.

    Wenn ich nur daran denke, was unsere scouting-Abteilung samt BH und FB in den letzten Monaten alles veranstaltet hat: Prince in einer Nacht-und Nebelaktion losgeeist, Rebic 5 Minuten vor Toreschluß mit unendlich viel Geduld und mit einem wohl echtem Superdeal wieder zurück ins Boot geholt hat, u.v.m., dann komme ich aus dem Schwärmen kaum raus.
    Dann bin ich durchaus bereit und ganz entspannt, der Mannschaft die nötige Zeit der Eingewöhnung und Findung zu geben, wohlwissend was da alleine in besagtem Prince an Führungsqualitäten stecken, der jetzt schon im team der Ankerpunkt ist.
    Und auch wenn es immer mal Rückschläge geben wird, so ist doch das ganze Management um Bobic nicht hoch genug zu loben und macht mir für die kommenden Jahren schon mächtig Appetit auf mehr.

    Nicht desto trotz ist schon klar, daß das alles sehr hart erkämpft werden muß und – wie hier immer wieder mahnende „Fingerzeiger“ stets bemüht sind, auf die Bremse zu treten -, wir alle immer auf dem Boden der Tatsachen bleiben müssen. Vor etwas mehr als einem Jahr hat es ganz, ganz finster ausgesehen, und wir wissen alle, wo wir her kommen. Deshalb wird uns ein Platz 5, 6 oder 7 nicht abheben lassen.
    Aber ein optimistisches Nachvorneschauen unter den sich eröffnenden Gegebenheiten schadet der Sache bestimmt auch nicht 🙂

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  4. @4
    Ich teile Deine Euphorie und sehe aber auch, dass die Euphorie-Bremse ganz wichtig ist. Ich glaube, dass Mannschaft und Verein sich in die richtige Richtung bewegen. Aber wären statt der beiden Last-Minute-Siege zwei Unendschieden herausgekommen, stünden wir zwei Punkte vor dem Relegationsplatz. Was das mit der Stimmung macht, braucht man in Frankfurt bei den ach so tollen Championsleague-Fans keinem zu erzählen, denke ich. Mag sein, dass wir hier in den letzten Spielen das Glück des Tüchtigen hatten – aber es war eben auch Glück! Aber für mich bleibt unter dem Strich: strukturell, finanziell, visionär, spielerisch und personell scheint es eine positive Entwicklung zu geben. Mich macht das euphorisch – weiter so!

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  5. @6 ganz genau so ist es, so sehe ich es auc. danke fü den Link.
    und @5 möchte ich in puncto Glück widersprechen.

    Wenn man nach knapp 90 Minuten oder drüber noch die Kondition hat, den Gegner unter Druck zu setzen und Angriffe in dessen Strafraum zu bringen, dann darf da gerne auch mal ein Tor fallen. Es gab in Frankfurt Zeiten, da haben wir ab der 85. Minute die Luft angehalten, weil dann nämlich die Gegner meist getroffen haben.

    Wir hatten in dieser noch jungen Saison ingesamt 5 x das Alu getroffen. Ich frage mal in die Runde, wie oft der Gegner bisher gegen uns die Latte oder den Pfosten getroffen hat?
    Das sehe ich nämlich ganz und gar nicht als Glück an, eher hatten wir in der Anfangsphase dieser Saison sehr viel Pech. Und dass jetzt da mal auch ein spätes Tor für uns fällt, dann ist das nicht mehr als der gerechte Ausgleich. Ich habe derzeit auch überhaupt keine Sorgen, dass wir mal gegen Ende ein Ding fangen. Dafür sind wir zu gefestigt, und das wiederum hat in meinen Augen (wie auch in dem link von @5 aufgezeigt) nichts, aber auch überhaupt nichts mit Glück zu tun.

    Ich finde nach wie vor, dass wir das alles schon richtig gut machen.
    Weiter so ….. SGE

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