15.08.2012, Fussball, 1. BL, Training Eintracht FrankfurtThomas Schaaf musste sich nach den bitteren Auswärtsniederlagen im Jahr 2015 mit einigen kritischen Fragen beschäftigen. Warum wechselt er nicht? Weshalb kommen diverse Spieler nur so selten zum Einsatz? Eines aber darf man dem Coach nicht vorwerfen: Das ihm der Blick für die Jugend der Eintracht fehle. Der 54jährige besucht die Nachwuchsadler häufig, ist ein regelmäßiger Gast auf dem Gelände des Riederwald. Der Familienvater bemüht sich immer wieder, junge Spieler einzubauen und nutzt jede Chance, diese auch zu testen. Beim Testspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden (3:2) durften die drei Gastakteure Tomas Buchmiller (17), Samuel Strong (18) und Geon Hui Shim (16) mitspielen und sich zeigen. Für den 18jährigen US-Amerikaner Strong endete die Partie nach gut einer Stunde allerdings blutig, seine Wunde wurde mit zwei Stichen genäht. Schaaf blieb nach Abpfiff zurückhaltend bei der Bewertung der Leistung des Trios: „Es war okay, was sie gezeigt haben.“ Und trotzdem ist der Weg, den der Übungsleiter der Frankfurter geht, ein neuer, sehr erfrischender. Peter Fischer sagte im Jahr 2011, dass er sich wünsche, wieder möglichst viel Eintracht im Kader zu haben. Erfüllt sich dieser Wunsch dank Schaaf, der die Jugend wirklich fördern und voranbringen möchte?

Marc Stendera ist aktuell das Paradebeispiel für die Arbeit des Trainers. Am 19jährigen hält er derzeit, auch wenn dieser ab und an etwas schwächelt, fest und zeigt damit ganz klar, dass für ihn das Wort „Jugendförderung“ mit Leben gefüllt werden muss. Alexander Schur, aktuell Coach bei der abstiegsgefährdeten U19, freut sich bei hr-sport über dieses Umdenken: „Es tut sich was bei der Eintracht. Das ist ein gutes Zeichen„, lobt der 43jährige. Es habe in der Vergangenheit kaum einen Trainer beim Bundesligateam der Eintracht gegeben, der so auf die Nachwuchsarbeit geachtet habe. Schaaf hingegen habe sich sofort einen Überblick verschafft und könne „detailliert Auskunft über die Stärken einzelner U19-Spieler geben.“ Bei den jungen Adlern sorgt diese Beachtung für einen enormen Motivationsschub: „Das merkt man auch. Sie können sich zeigen und wollen das auch unbedingt.“ Die A-Jugendspieler Nico Rinderknecht (17, Innenverteidigung), Ilias Azouaghi (18, defensives Mittelfeld), Enis Bunjaki (17, Stürmer), Hermann Dörner (18, rechtes Mittelfeld), Yannick Zummack (18, Tor) durften vergangenen Winter bereits mit ins Trainingslager nach Abu Dhabi reisen. Nach der Abmeldung der U23 wurde diese enge Verzahnung zwischen Profi- und Jugendbereich noch wichtiger. Die Verbindung musste gestärkt und die Kommunikation verbessert werden. Das gelang bislang gut, weshalb Schur lobt: „Für uns als Verein ist das ganz außergewöhnlich. Wir sind sehr froh darüber.“

Für das aktuell getestete Trio, so der Ex-Profi, werde es allerdings schwer, sich sofort für den Profiader anzubieten. Während Buchmiller und Shim („Im Testspiel hat man gesehen, dass alles für ihn noch sehr schnell ging„) auch noch für die U19 spielen dürften, ist für Strong (Jahrgang 1996) dieser Zug ab Sommer abgefahren. Er müsste sich also direkt bei den Profis durchsetzen. Was Schur darüber denkt, sei aber zweitrangig: „Das entscheiden Bruno Hübner und Thomas Schaaf. Die Spieler würden ja nicht geholt, um die A-Jugend zu verstärken.“ Der Weg zum Profi ist ein harter und steiniger. Stendera bewegt sich inzwischen stilsicher über das Parkett Bundesliga – man darf gespannt sein, wer ihm dabei folgen wird.
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4 Kommentare

  1. Warum schließt man bei uns mit Talenten immer oft nur 3 Jahresverträge ab, zuletzt bei Joe G.?
    Schließen wir einmal aus, dass die Berater dies so wollen, sind 5-Jahresverträge m. E. besser, da es doch meistens so läuft. Beispiel Joel Gerezgiher Vertrag bis 2018. In dieser Saison wird er nicht mehr viel leisten können. Nehmen wir an 2015/2016 wird seine Saison und auch andere wollen ihn. Dann sagt die Eintracht „wir brauchen keinen Spieler abgeben“! Schön und gut, aber eine Saison später ist er weg ohne Ablöse. Natürlich wird man versuchen den Vertrag zu verlängern, aber dann wird es teuer! Es geht doch darum, auch mal einen für 10 Mio. zu verkaufen. Welches Risiko hat man, wenn man einem Talent 5 Jahre gibt? Das Gehalt kann ja nicht so hoch sein, dass wenn man aufs falsche Pferd gesetzt hat in die Pleite rasselt. Die Aussage von HB „unser Weg ist, dass wir keinen abgeben müssen“, halt ich für okay, aber es muss auch das Ziel sein mal ne riesen Ablöse zu kassieren. Ich würde auch über Stendera nachdenken, wenn eine Riesensumme geboten würde.

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  2. @Grantler: Weil die Spieler und vor allem deren Berater nicht dumm sind – um es mal ganz platt auszudrücken. Mit einem 5-Jahres-Vertrag wären sie doch auf dem Markt viel unattraktiver. Der einzige Verein in Deutschland, der wirklich Kontrakte über diesen Zeitraum abschließen kann, ist der FC Bayern München. Die können Spieler auch mal 4 Jahre binden und zwischenzeitlich ohne Probleme um ein weiteres Jahr verlängern. In dieser Position sind wir nicht, dass wir junge, talentierte Spieler einfach mal 5 Jahre binden können. Wenn das möglich wäre, würden die Verantwortlichen das schon probieren.

    Zu den Summen: Ich bin inzwischen bei HB – man muss probieren die Spieler zu halten, außer die Ablösesumme ist so unmoralisch hoch, dass man nicht mehr nein sagen kann. Das war bei uns, vermute ich mal, in der Vergangenheit, bedingt durch die Ausstiegsklauseln, nicht der Fall. Nehmen wir mal Marc Stendera – was würden uns z.B. 5-6 Millionen Euro für ihn bringen? Da müssten dann schonmal mindestens 10 rausspringen, dass wir richtig was von hätten und damit auch mal richtig Qualität einkaufen könnten. Für 5-6 Mio z.B. findest du keinen gleichwertigen Ersatz für ihn. Daher kommt es bei sowas immer auf die Definition der „Riesensumme“ an….

    LG
    Christopher

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  3. @Grantler:

    Schließe mich Chris an und will noch einen anderen Punkt anführen:

    „Welches Risiko hat man, wenn man einem Talent 5 Jahre gibt? Das Gehalt kann ja nicht so hoch sein, dass wenn man aufs falsche Pferd gesetzt hat in die Pleite rasselt.“

    Abgesehen von der Tatsache, die Chris oben aufgeführt hat, dass Talente mit einem 5-Jahresvertrag weniger attraktiv sind, sprichst du selbst einen weiteren Punkt an. Würde man einem 18- oder 19 – jährigen einen Vertrag über 5 Jahre geben, bevor er sich durchgesetzt hat, würde die Bezüge entsprechend niedrig sein. Wieso sollte das der Spieler akzeptieren? Die Spieler, um die es hier geht, wissen ja selbst, dass sie das Potenzial haben, sich in der Bundesliga kurz- oder mittelfristig durchzusetzen. Wieso sollten sich sie dann langfristig mit niedrigen Bezügen zufrieden geben? Wenn sie sich (wie etwa Stendera) innerhalb dieser 5 Jahre zum Stammspieler entwickeln, dann wollen sie entsprechende entlohnt werden. Will man die Spieler davon überzeugen, so einen langfristigen Vertrag zu unterschreiben, dann muss man ihnen beim Gehalt soweit entgegen kommen, dass es für sie interessant wird. Man zahlt also gewissermaßen für die MÖGLICHKEIT, dass sich die Spieler durchsetzen mehr Gehalt. Und dann ist es eben nicht mehr so günstig. Momentan hätten wir da mit Kinsombi, Gerezgiher und Waldschmidt drei Spieler, die mehr Gehalt bekommen würden. In der näheren Vergangenheit hatten wir mit Dudda, Hien und Wille drei weitere Nachwuchsspieler, die zu den Profis hochgezogen wurden. Sie haben es nicht geschafft. Und das ist eben das Problem, man weiß nicht, ob die Spieler sich wirklich in der Bundesliga durchsetzen werden. Schaffen sie es nicht, muss man 5 Jahre lang einen (relativ) hochdotierten Vertrag erfüllen. Die Spieler werden in aller Regel nichts wechseln, weil ihnen kein anderer Verein so viel zahlt wie wir. Womöglich sind Kinsombi, Gerezgiher und Waldschmidt größere Talente und bei ihnen lohnt es sich. Aber die anderen drei wurden nicht ohne Grund hochgezogen, auch bei ihnen hat man das Potenzial gesehen, sich durchzusetzen. Und Alvarez war, wenn ich mich recht entsinne durchgängig in den Jugendnationalmannschaften von Deutschland. Er galt auch als Riesentalent. Er hat es trotzdem nicht geschafft. Bundesliga ist eben etwas anderes. Das Tempo, die Belastung, die Zweikampfführung, die taktischen Ansprüche – das sind einfach riesen Unterschiede zwischen Jugend- und erster Bundesliga. Manche schaffen die Umstellung, andere nicht. Sagen wie es so:
    Das Potenzial ist notwendige aber nicht hinreichende Bedingung.

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  4. Verstehe natürlich Eure Argumete, aber das dies nur München kann ist nicht richtig. Selbst Köln kann und macht es und siehe da, man verkauft mal schnell nen Spieler für 8 Mio. Und man hat noch Horn, Hector und Olidingenskirchen der rechte Verteidiger in petto. Gerade das Beispiel des RV zeigt wie es auch gehen kann. Hatte Vertrag bis 2017 den hat man mal schnell bis 2019 verlängert. Sicherlich fließ da auch Geld, aber man kann auch ernten. UND entwickelt sich ein Spieler nicht erwartungsgemäß, grundsätzlich wollen die jungen Spieler alle spielen und werden nicht 5 Jahre den Vertrag absitzen. Da gibt es immer Möglichkeiten Kohle zu retten, wenn z. B. das Gehalt nur noch zum Teil bezahlt werden muss. Klar macht man Verlust, aber besser als 3,5 Mio. auf einen zu setzen + Gehalt. Im übrigen gilt das ja nur für 1, 2 höchstens 3 Talente die kriegen zusammen nicht so viel Gehalt wie eine Ablösesumme kostet und wie gesagt es ist ja nur ein Baustein, natürlich muss auch fertige Spieler holen.

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