Sie sind im Jahre 2006 für Joschka Fischer in den Bundestag gekommen. Haben
sie mit ihm schon einmal über Fußball gesprochen?
Ja, ich rede mit ihm immer noch über Fußball. Ich darf ihn ja ab und zu sehen, was mir eine große Freude und Ehre ist, allein deshalb schon, weil ich mich mit Außenpolitik beschäftige und Fischer auf diesem Gebiet der Guru ist – fast hätte ich Buddha gesagt (lacht). Das ist spannend, weil – egal über was wir sprechen – es zwei Konstanten gibt: Am Anfang und Ende reden wir immer über die Eintracht.

In welcher Partei ist die Begeisterung über die Eintracht am größten?
Da bin ich als Vorsitzender nicht gewillt und fühle mich auch nicht imstande, das zu beantworten. Mir ist es fast egal, welcher Partei die Leute angehören. Hauptsache sie tragen den Adler im Herzen.

Aber haben Sie denn auch einen CSU-Abgeordneten als Mitglied?
Noch nicht, aber wir arbeiten daran. Ich kann versichern, es gab einen CSU-
Mann, der mir gesagt hat, er würde gerne, traue sich aber nicht.

Wie ist denn das Verhältnis zwischen dem EFC bundesAdler und der Vereinsspitze?
Wichtig ist, wir haben und wollen keine Sonderrechte. Es gab am Anfang Irritationen, weil irgendjemand geschrieben hatte, wir seien ein EFC. Natürlich sind wir kein EFC gewesen im ersten Jahr, weil wir erst einmal beweisen mussten, dass wir wirklich keine Pyros zünden und so. Wir sind den ganz normalen Weg gegangen. Es ist auch nicht so, dass wir Karten geschenkt bekommen vom Verein. Wir versuchen neben der Vereinsspitze auch mit anderen Fanclubs zusammenzuarbeiten, zum Beispiel mit dem EFC Berliner Adler, ohne ihnen Konkurrenz zu machen. Die machen eine tolle Arbeit. Wir haben in der Satzung ganz klar festgelegt, man muss aus dieser Blase (dem Bundestag, Anm. d. Red.) kommen, um Mitglied werden zu können. Nicht jeder Berliner kann bei uns Mitglied werden. Wenn sich Leute von außerhalb der Blase bei uns melden, dann schicken wir sie zu den Adlern.

Der Start in die Saison war sehr verheißungsvoll. Was glauben Sie ist in dieser
Spielzeit möglich?
Ich hatte vor der Saison beim Eintracht-Podcast.de minutiös dargelegt, warum wir 18 Punkte aus sechs Spielen holen werden. Deshalb bin ich eher enttäuscht (grinst). Die Saison ist ganz wirr, wir hatten einen Riesen-Umbruch. Mit 40 Punkten höre ich auf, Panik zu haben. Wir gewinnen gegen Leverkusen, und ich brauche einen Tag, bis ich es glaube. Es sind leider zu viele Ausgeliehene, als dass man sich auf Dauer freuen könnte. Aber ein paar sind schon sehr geil: Von dem Vallejo halte ich sehr viel, von dem Varela auch. Der Mascarell ist ohnehin toll, auch der Hector, wenn er mal länger als zehn Minuten auf dem Platz steht (lacht).

Wenn jetzt sogar der Marco Fabián noch kommt …
Ich bin mir nicht sicher. Man wird ja zur Panik erzogen bei diesem Verein. Ich glaube, die gute Leistung von Fabián lag auch ein bisschen daran, dass das Leverkusen-Spiel ein Riesen-Event in Mexiko war, weil der bekannteste Star gegen den zweitbekanntesten Star spielte. Da musste Fabián einfach dem Chicharito zeigen, wo der Hammer hängt. Wie ich gehört habe, wurde er auch immens gefeiert in Mexiko. Wenn in der nächsten Woche die mexikanischen Kameras wieder nach Leverkusen blicken, hoffe ich, dass er trotzdem die Leistung bringt. Aber wenn der Rebic so weiter macht, wie er in den 30 Minuten gegen Leverkusen gespielt hat, und der Tarashaj so langsam kommt, dann wird das etwas. Das sind alles Leute, die können etwas. Aber wichtig ist vor allem, dass wir hinten dicht stehen. Deshalb will ich auch den Marco Russ zurück, nicht primär, aber auch aus sportlichen Gründen. Wenn es kriselt, ist der Marco der erste, der vor die Kamera tritt und wachrüttelt. Ob der Meier das machen würde, weiß ich nicht. Unser Fußballgott ist der Größte, aber
eher der ruhige.

Russ legt sich sogar mit Jürgen Grabowski an …
(lacht) Ich finde, niemand darf sich mit Grabowski anlegen.

Zum Schluss noch ein paar kurze Fragen. Ihr Lieblingsspieler der Eintracht?
Ever? Das ist fies. Ich habe nämlich einen heimlichen Lieblingsspieler, von dem ich auch ein Trikot besitze, und das ist Mehdi Mahdavikia (32 Spiele für die SGE von 2007-2010, Anm. d. Red.). Als er bei Hamburg war, lief er die 100 Meter in 10 Sekunden, bei uns lief er
insgesamt keine 100 Meter mehr. Deshalb ist mir das ein wenig peinlich, weil bei uns hat er keine Leistung gebracht. Aber er war eine persische Heldenfigur wegen der Länderspielgeschichte. Aktuell ist es Stendera. Bei ihm blüht mir am meisten das Herz auf. Bruchhagen hatte es in der letzten Saison auf den Punkt gebracht: Es kann doch nicht sein, dass die Mannschaft gegen den Abstieg spielt, und der einzige, der in die Kurve geht und sich stellt, ein 19-Jähriger ist. Aber das sagt auch viel über das Holz aus, aus dem der 19-Jährigen ist.

Mahdavikia ist eine überraschende Antwort. Oft hat er ja nicht gespielt …
(lacht) Nein, er hat anderthalb Spiele gemacht, dann kam der zwölfjährige Sebastian Jung und hat ihm zurecht den Arbeitsplatz weggenommen.

Jetzt brauche ich noch einen Tipp, wie die Eintracht in dieser Saison abschneidet, nachdem 18 Punkte aus sechs Spielen nicht mehr realistisch sind.
Sagen wir mal so: Bei Einstelligkeit gebe ich einen aus.

Sehr gut, unsere Redaktion ist ja auch nicht so groß. Abschließend bitte um noch um einen Tipp für das Spiel gegen Hertha.
Die werden hochmütig nach Frankfurt kommen und tief fallen.

Omid Nouripour, vielen Dank für das Gespräch!

1
2
- Werbung -

5 Kommentare

  1. na ja über die Partei kann man sich streiten aber Er scheint in Ordnung zu sein
    noch nie zuvor von diesem Fan Club gehört geile Geschichte gerade das Partei übergreifende 🙂

    0
    0
  2. … immerhin war der Mann gut vorbereitet. Hatte so ziemlich alle Neuzugänge auf dem Zettel.

    0
    0
  3. Klasse Interview Ralf & Omid.
    Sehr erfrischend heute um 6uhr im Zug.
    Und jetzt ist die Hertha „dran“.
    Niko kann über Wasser laufen!
    VG
    Paul

    0
    0
  4. Bleibt nur noch die Frage offen, ob es sich bei der CSU in diesem Fall um ganz normalen Fraktionszwang handelt, oder ob es eine (heimliche) Fan-Obergrenze von NULL für externe Vereine gibt. 🙂

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -